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Eine Typologie betrunkener Menschen

Jeder lebt seinen Rausch anders aus.

In viel zu absehbarer Zeit fängt das Uni-Leben wieder einmal von vorne an. Oder es fängt überhaupt zum ersten Mal an. So oder so wird sich nicht viel im Vergleich zu deinen Ferien ändern. Du wirst weiterhin unter der Woche dieses "eine Bier" trinken gehen, aus dem dann zehn werden. Du wirst weiterhin viel zu oft doch noch raus gehen und am Wochenende steht es sowieso nicht zur Diskussion, ob du dich ins Eck stellen wirst oder nicht. Wirst du.

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Wenn du dann mit deinen Freunden in einem Club stehst, in einer dunklen Kaschemme zu Kate Bush Bier trinkst oder bei einem Konzert bist, wirst du feststellen, dass sich Alkohol bei jedem anders auswirkt. Das ist wenig überraschend. So wie jeder Mensch—abgesehen von Emo-Kids, aber gibt es die noch?—individuell ist, so ist auch sein Rausch individuell. Bei jedem haben steigende Promille eine andere Auswirkung und lassen ihn zu einer abgewandelten Version seines eigentlichen Ichs werden. Hier sind die Gängigsten:

Der Introvertierte

Foto via Flickr | Nguyen Hung Vu | CC BY 2.0

Während dein gesamter Squad erst so richtig in Gang kommt, wird der Blick des Introvertierten immer durchsichtiger. Auch nüchtern ist er nicht so gesprächig wie deine Oma einen Tag nach der Starnacht am Wörthersee, aber nach jedem alkoholischen Getränk wird es leiser um den Menschen. Er sitzt da, als würde ihm gleich jemand eine mit dem Pracker überziehen und die auf das Leben und den Alkohol anstoßenden Gesten prallen ignorant an ihm ab. Er könnte einem ehrlich Leid tun. Aber dabei muss er das gar nicht, denn als Beobachter fühlt sich der Introvertierte eh ganz wohl und während er vor sich hin schweigt, analysiert er eure Mittelmäßigkeit.

So erkennst du ihn: Am nächsten Tag fällt dir auf, dass da doch noch jemand war.

Typischer Satz: Irgendwas mit nuscheln.

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Sorry, name shame, aber wie heißt du noch gleich?

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Der, der exzessiv mit dem Gedanken spielt, jemanden zu ficken

Mit Abstand der schrecklichste und gleichzeitig der weit verbreiteste Typus. Warst du schon jemals aus, ohne nicht mindestens zwei Mal von irgendwem angegraben zu werden? Eben. Obwohl niemand mehr einen hoch bekommt und Mumus trocken bleiben wie ein Wasserloch im Death Vallley, zwingt der Alkoholpegel gewisse Kandidaten dazu, einen meist sehr peinlichen Balztanz aufzuführen. Ihre Gesichter kommen einem dabei meist so nahe, dass du riechen kannst, was sie den ganzen Tag über so konsumiert haben. Deshalb freue ich mich aufs Alter. Da muss man sich mit diesen Dingen nicht mehr auseinandersetzen.

So erkennst du ihn: Dein Gesicht fühlt sich plötzlich wie eine angelaufene Windschutzscheibe an.

Typischer Satz: :****

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Ja.

Der komplett Normale (Der Alkoholiker)

Foto via Flickr | JoeInQueens | CC BY 2.0

Der Laden, in dem ihr seid, ist abgerockt, du weißt nicht mehr wie ihr hier überhaupt hergekommen seid. Es ist 3 Uhr morgens. Die Kellnerin mit der rauchigen Stimme und der Klipp-Frisur kann kaum mehr gerade ausschauen und redet mit einem pensionierten Polizisten darüber, dass Landwein sowieso besser ist als der ganze überteuerte Fusel. Um die Musik kümmert sich ein Gast, der ein Handtuch mit einer Palme drauf um die Hüfte gewickelt hat, indem er zufällige Videos auf Youtube anklickt. Du spürst dich kaum noch, aber als du nach links schielst und dabei ein bisschen sabberst, merkst du, dass dein Freund erschreckend normal aussieht. Obwohl er drei Bier mehr als du hatte, ist er auch tatsächlich normal. Er lallt weniger als du, benimmt sich nicht daneben und sagt noch Sätze, die Sinn ergeben. Das liegt daran, dass er es gewohnt ist Bier so zu konsumieren wie Hugh Hefner Pussy konsumiert (hat). Er ist ein geeichter Alki, dem du so schnell nichts vor- und nachmachen kannst und dich unter den Tisch zu saufen ist Kindergarten-Material für ihn. Während du schon seit einer halben Stunde mit dem Gedanken spielst, einen Moralischen vorzutäuschen, damit du endlich heim zu deinem Kakao kannst, fängt seine Nacht erst an richig Spaß zu machen.

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So erkennst du ihn: Ihm ist das "Achtung Stufe"-Zeichen am Weg zur Toilette auch nach 13 Bier aufgefallen.

Typischer Satz: Hey, soll ich uns noch ein Bier holen?

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Ich will heim.

Der Vandale

Foto via Flickr | hdzimmermann | CC BY-SA 2.0

Bis sein zerstörerischer Trieb durchgeht, braucht es einige Biere, Schnäpse und einiges an Zeit, in der er sich seinen Größenwahnsinn und seine zerstörerische Unnahbarkeit züchten kann. Wir kennen ihn alle. Entweder sind wir nachts einen großen Bogen um ihn gegangen, während er gerade einen "Mist für mich. Lob für dich."-MA48-Kübel ausreisst, nachdem er manisch und mit geplatzen Adern in den Augen dagegen getreten hat. Oder weil du am nächsten Morgen an ungeschmissenen Straßenschildern oder zerbrochenen Bierflaschen vorbeigehst. Es gibt nur zwei Versionen, die schlimmer sind als die gerade genannten. Entweder, weil dein Freund ein Vandale ist oder weil du einer bist. Wenn ersteres der Fall ist, würde ich dir raten, deinen Freund in einer ruhigen Minute zur Seite zu nehmen und ihn zu streicheln. Schick ihn zum Psychologen und schenke ihm einen Stressball zum Geburtstag. Wenn zweiteres der Fall ist, dann reiß dich zusammen. Geh heim und zerleg deine Wohnung, aber lass die Stadt in Ruhe.

So erkennst du ihn: Wenn er ein Objekt entdeckt, das Potential dazu hat, zu zerbrechen, umzufallen oder zu zersplittern, verwandelt sich sein Gesicht in eine Art Reliefkarte.

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Typischer Satz: (Schaut die Straßenlaterne an) Willst du Stress, Alter?

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Irgendetwas, das mit Worten zu tun hat.

Der Extrovertierte

Ja, ihr wusstet, dass der kommt. Um es kurz zu fassen und euch vor Überraschung nicht umzuhauen: Er ist das komplette Gegenteil des Introvertierten. Ein sonst eher stilles Wässerchen, das urplötzlich Emotionen-Tennis spielt.

So erkennst du ihn: Du glaubst, ihm wurde etwas ins Getränk getan.

Typischer Satz: A werma Party oda nix, ha?

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Party hab ich schon gestern gemacht. Mir ist heute eher auf gemütlich.

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Der Thekenphilosoph

Jeder kennt ihn, viele meiden ihn. Thekenphilosophie ist nicht so ur fad wie ihr Ruf. Wer dem Thekenphilosoph schon einmal ernsthaft seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, der wird wissen, dass da oft quality time dahinter steckt. Oft auch eine Untergattung des Introvertierten. Die Thekenphilosophen unterscheiden sich natürlich in Güte. Und wenn du den fatalen Fehler machst und nicht nach zwei Minuten mit einer schlechten Ausrede abhaust, kann es passieren, dass dich deine Höflichkeit in einem Vier-Stunden-Gespräch über "die umfassende Geschichte von Allem" festhält. Andererseits kann es dir passieren, dass die eine Person, die du seit Jahren irgendwie kennst—man hat sich ein paar Mal auf Partys gesehen und die ganze Beziehung besteht nur daraus, dass man sich gegenseitig grüßt—einen horizonterweiternden Vortrag über "Fuck, yeah, Rock 'n' Roll" hält.

So erkennst du ihn: Sie taxieren den Raum auf der Suche nach Gesprächspartnern.

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Typischer Satz: Hast du gewusst, dass…

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Bitte erzähl mir mehr.

Der Pole (wahlweise auch der Franzose)

Es ist nicht viel über diesen Typus bekannt, er definiert sich ja auch dadurch, dass er einfach abhaut. Nach zwanzig verzweifelten Nachrichten gibst du es auf ihn zu erreichen und nimmst hin, dass er einfach wieder mal einen polnischen Abgang gemacht hat.

So erkennst du ihn: Dort, wo gerade noch dein Kumpel stand, ist jetzt ein Nichts.

Typischer Satz: Ich komm gleich wieder.

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Kannst du mir ein Bier mitbringen?

Der Love-Peace-Happiness-Hippie

Nicht zu verwechseln mit dem offensichtlichen Hippie, der besser Hacky Sack spielen als sich waschen kann. Er ist unscheinbar. Wenn er nüchtern ist, wird er von allen gemocht, er wird nicht wegen mit dir Kleinigkeiten streiten, und wenn du Rat brauchst oder deine eigene Meinung aus einem anderen Mund hören willst, dann gehst du zu ihm und lässt dich bestätigen. Lieb, unauffällig, harmoniebedürftig sind Wörter, die ihn durchaus beschreiben. Irgendwann ist die Grenze dann überschritten und du wirst merken, dass irgendjemand ständig nach deiner Hand sucht, dich von der Seite anlächelt, als wärst du die Erscheinung des Jesuskindes und er wird dich mit Aussagen á la "Weißt du eigentlich, wie schön du bist?", "Ach, du bist wirklich der großartigste Mensch den ich kenne." oder "Du fehlst mir, jetzt, wo wir uns nur noch drei Mal die Woche sehen." überhäufen.

So erkennst du ihn: Hat irgendwann Tränen in den Augen.

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Typischer Satz: Ich liebe dich. Das sage ich nicht, weil ich betrunken bin.

Was du niemals zu ihm sagen solltest: Beruhig dich, Alter.

Header: Foto via Flickr | icanteachyouhowtodoit CC BY 2.0 | Isabella auf Twitter: @isaykah__

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