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JVA Frankfurt erstattet Anzeige gegen Schwesta Ewa

"Warum tut man jetzt so, als ob ich Scheiße erzählen würde?" Schwesta Ewa wehrt sich gegen die Anschuldigungen und wittert Beamtenschikane.
imago | Future Press

Der Dauerbrenner "Die deutsche Justiz gegen Schwesta Ewa" geht in die nächste Runde: Es liegen zwei neue Strafanzeigen gegen die Rapperin vor. Im November 2016 war Ewa für insgesamt acht Monate in Untersuchungshaft genommen worden. Grund: Verdacht auf Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Verdacht auf Zuhälterei, Körperverletzung und Steuerhinterziehung. Im Juni 2017 fiel das Urteil: zwei Jahre und sechs Monate Gefängnis für Steuerhinterziehung in 18 Fällen, Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger in zwei Fällen und Körperverletzung in 35 Fällen. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig – sowohl Staatsanwaltschaft als auch Ewas Verteidigung haben Revision eingelegt.

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Nun wird sie von der JVA Frankfurt lll verklagt, in der Ewa ihre Untersuchungshaft absaß. Der Grund für die Klage dürfte für viele bizarr wirken, vor allem im Zuge der #metoo-Kampagne. In einem 40-minütigen Live-Video auf Instagram bezog Schwesta Ewa im letzten November Stellung zu den Vorwürfen, die gegen sie vorlagen, erzählte die Geschichte hinter ihrer Verhaftung aus ihrer Perspektive und eben auch, wie ihre Zeit in Untersuchungshaft ablief. Gefängniswärter sollen demnach sie, aber auch andere Insassinnen, sexuell belästigt und schikaniert haben.

"Wisst ihr, dass Wärter zu mir gekommen sind, um 11 Uhr, 10 Uhr, 12 Uhr nachts, bei mir an der Glocke geklingelt haben und mich bumsen wollten?", schilderte sie ihre eigenen Erfahrungen in dem Video aufgebracht. Sie habe kein Vertrauen in die deutsche Justiz, sagt sie. In einem

Interview mit dem Stern

berichtete sie im Dezember erneut von sexuellen Übergriffen (die ihrer Aussage nach im Gefängnis gang und gäbe seien), vor allem aber auch von Schikane. "Ein Wärter wollte mir an die Wäsche, ich habe den abblitzen lassen, dann hat er im Wäschekeller mit einer anderen gefickt". Ewas Schilderungen, ob im Interview oder ihren eigenen Videos, sind stets detailsreich.


VICE-Video: Der Vergewaltigungs-Prediger


Aufgrund dieser Anschuldigungen zog die JVA nun Konsequenzen, wie unter anderem der Stern berichtet. Allerdings andere, als man vielleicht erwarten würde. Statt die schwerwiegenden Vorwürfe gegen das eigene Personal juristisch zu überprüfen, stellte die Anstaltsleitung der JVA Frankfurt III Strafanzeige gegen Ewa wegen Verleumdung und übler Nachrede.

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Die hat sich jetzt in ihrer aktuellen Instagram-Story zu der Anzeige geäußert und ist wütend. "Warum tut man jetzt so, als ob ich Scheiße erzählen würde?", fragt sie. Eine Frage, die sich auch viele Opfer sexueller Gewalt stellen, die dank der #meetoo-Kamapgne endlich eine Stimme im öffentlichen Diskurs erlangt haben und gehört werden. Noch während Ewa in ihrer Instagram-Story ihrem Frust Luft macht, erhält sie weitere Nachrichten von ehemaligen Insassinnen, die von ähnlichen Erlebnissen berichten. Einige screenshottet sie und fügt sie ihrer Story hinzu.

Ihr Anwalt Alexander Stevens äußerte in einem Beitrag des Sat1-Frühstücksfernsehens seine eigene Theorie, warum die Staatsanwaltschaft Ewa als Beschuldigte und nicht vielmehr als Zeugin zur Vernehmung vorgeladen hat: "Entweder man will tatsächlich persönlich gegen Schwesta Ewa hier vorgehen oder aber – das halte ich für überwiegend wahrscheinlich – will die Staatsanwaltschaft Frankfurt hier tatsächlich einen Justizskandal verhindern oder vertuschen, dass es in JVAs zu sexuellen Übergriffen kommt."

Ewa wurde bereits am 14. Dezember letzten Jahres im Zuge der Anzeigen zur Vernehmung vorgeladen. Wie der Stern berichtet, habe sie damals ihre Aussage verweigert und nun ihrerseits Anzeige wegen sexueller Belästigung erstattet.

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