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Bring Me The Horizon verabschieden sich mit ihrem neuen Song "Medicine" endgültig vom Metal

"Von Deathcore-Daddys zu Bieber-Boys" – Alte Fans schütteln fassungslos den Kopf. Der Rest feiert die mutige Weiterentwicklung.

Mit "Medicine" veröffentlichen Bring Me The Horizon jetzt schon die dritte Single aus dem Album Amo, das am 25. Januar erscheint. Während alte Fans bei den ersten beiden Songs noch gnädig mitnickten, schleudern sie jetzt angesichts der radiotauglichen Poprock-Nummer frustriert das Handy gegen die Wand oder moshen weinend in ihren Zimmern zu alten Songs.

Statt zu keifen und zu grunzen, singt Frontmann Oli Sykes also nur noch clean und fühlt sich hörbar wohl damit. Die Gitarren spielen keine wuchtigen Riffs mehr, sondern ordnen sich brav dem poppigen Sound unter. Treibende Blastbeats und stumpfe Breakdowns sind Vergangenheit, dafür klingen die Drums jetzt verspielt elektronisch. Kurz: Selten hat eine Band ihren Sound so radikal weiterentwickelt wie Bring Me The Horizon.

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Ihr Debüt Count Your Blessings von 2006 war der purste Deathcore-Hassbolzen. Packt man davon den Song "Pray For Plagues" nach "Medicine" in die Playlist, würde außer Kennerinnen und Kennern niemand vermuten, dass die Songs von derselben Band stammen.

Trotzdem verwundert es, dass sich in den Kommentaren unter dem neuen Video so viele enttäuschte Fans tummeln. "Ich bin froh, dass sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind", bemerkt einer sarkastisch, "Er kann jetzt bei Linkin Park einsteigen", "Ich hab erst gedacht, dass es One Direction wieder gibt" und "Von Deathcore-Daddys zu Bieber-Boys" schreiben andere.

Zwar zeigt der Like-Dislike-Balken, dass die überwältigende Mehrheit die Single feiert, trotzdem müssen wir die konservativen Kritiker fragen: Habt ihr euch die letzten 13 Jahre ohne Internetanschluss im Jugendzimmer verschanzt?


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Die Band aus dem englischen Sheffield hat sich schließlich mit jedem Album konsequent vom Extreme Metal in Richtung Pop entwickelt. Und dabei nie die eigene DNA in den Biotonne gekloppt, sondern sie in neue Körper verpflanzt. So liest sich der Text von "Medicine" nicht unbedingt wie ein Popsong, sondern hat ziemlich metalige Passagen. "I cut my teeth and bit my tongue / 'Til my mouth was dripping blood", würde ein Justin Bieber wohl nie singen. Das, was die Fans schon immer an der Band geliebt haben, ist immer noch da. Man muss nur genauer hinhören.

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Bring Me The Horizon können sich der Kritik stellen, überhaupt nicht mehr wie früher zu klingen. Solange sie ihrer Fanbase keinen seelenlosen Müll vorsetzen, müssen sie das aber nicht. Die Alternative wäre, ähnlich wie Slipknot wieder härter zu werden und ein bisschen mehr wie früher zu klingen. So ein reines Fan-Pleasing ist aber wesentlich unspannender.

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