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Feature

6 Welthits aus eurer Party-Playlist, für die die Künstler Millionen blechen mussten

The Verve ahnten nicht, wie bittersüß ihr größer Erfolg werden sollte, Vanilla Ice leistete sich die offensichtlichste Lüge überhaupt und der Schöpfer des wichtigsten Samples aller Zeiten starb als Obdachloser.
Titelbild: Screenshot aus "Blurred Lines" von Robin Thicke & Foto von imago

Es gibt Lieder, die jeder kennt. Lieder, die so erfolgreich waren, dass sie allein dafür gesorgt haben sollten, dass die Künstler hinter ihnen nie wieder arbeiten müssen. Doch manchmal kommt es anders als man denkt und weil man einen kleinen Anruf vergessen hat, fehlen später Millionen auf dem Konto. Wir haben sechs Beispiele herausgesucht, die zeigen, wie verdammt teuer es werden kann, die benutzten Samples nicht genehmigen zu lassen. Allerdings ärgert sich nicht jeder Musiker darüber, Einnahmen mit anderen Teilen zu müssen. Um Bonez MC von 187 Straßenbande, die 70 Prozent der GEMA-Einnahmen ihres Songs "Millionär" wegen des Samples von "Zombie" an die Cranberries zahlen müssen, zu zitieren:

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"Dann haben wir geguckt, wie es mit Cranberries mit den Rechten aussieht. Die wollten nur 70 Prozent von der GEMA-Einnahme haben, also gib ihm, Bruder. Was soll's? 70 Prozent bitteschön. Die Leute haben ein schönes Lied zum Hören und ich feier' es auch sehr."

The Verve – "Bitter Sweet Symphony"

Das einzige Lied der Britpop-Band, das heute noch alle kennen, ist gleichzeitig das Lied, an dem die Gruppe nichts verdiente. Dass The Verve 100 Prozent der Tantiemen des Liedes verloren, dürfte "Bitter Sweet Symphony" zum härtesten Fall für verwendete Samples machen. Das markante Geigen-Sample, um das sich ein Großteil des Liedes dreht, stammt aus "The Last Time" des Andrew Oldham Orchesters. Dieses Lied wiederum ist eine Adaption des gleichnamigen Songs der Rolling Stones. Obwohl The Verve sich Rechte an dem Sample sicherten, klagte Rechteinhaber Allen Klein (ein ehemaliger Manager der Stones, der die Rechte an ihren Songs vor 1970 hielt), dass die Verwendung über die vereinbarten Rechte hinausging. Die Klage wurde schließlich außergerichtlich niedergelegt und alle Tantiemen gingen an ABKCO Record, dem Label von Klein. Außerdem wurden Mick Jagger und Keith Richards neben The Verve-Frontmann Richard Ashcroft als Songwriter angegeben, was Ashcroft nur kommentierte mit: "['Bitter Sweet Symphony'] ist der beste Song, den Jagger und Richards in den letzten 20 Jahren geschrieben haben."

Und so klingt das Original:

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Robin Thicke ft. T.I., Pharrell – "Blurred Lines"

Wenn ihr mal wieder einen schlechten Tag habt, dann tröstet euch damit, dass ihr nie im Leben so in Scheiße getreten seid wie Robin Thicke mit "Blurred Lines". Nicht nur, dass er im größten Ohrwurm von 2013 darüber singt, gegenüber einer Frau sexuell übergriffig zu werden (wie zur Hölle konnte dieser Text jemals veröffentlicht werden?!). Er, T.I. und Pharrell mussten sich zudem mit Vorwürfen der Hinterbliebenen Marvin Gayes auseinandersetzen. Daraufhin verklagten die drei die Familie von Gaye, obwohl Thicke öffentlich zugegeben hatte, dass "Got to Give It Up" eine Inspiration für "Blurred Lines" war. Außerdem schob Thicke den Schwarzen Peter in einer Aussage unter Eid von sich, weil er bei der Produktion des Songs auf Vicodin und Alkohol gewesen sei und Pharrell damit für "Blurred Lines" quasi alleine verantwortlich wäre. Später befanden die Geschworenen vor Gericht Thicke und Pharrell für schuldig und sprachen Marvin Gayes Familie 7,4 Millionen Dollar zu.

Und so klingt das Original:

Vanilla Ice – "Ice Ice Baby"

Dun dun dun dun da da dum dum – der vermutlich bekannteste Basslauf der Musikgeschichte. Wobei. Halt. Da ist doch ein dun zu viel! Queen und David Bowies "Under Pressure" geht doch dun dun dun da da dum dum? Wenn ihr den Unterschied nicht hört – macht euch nichts draus. Doch genau dieses eine dun war die Verteidigung, die Vanilla Ice anführte, als ihm vorgeworfen wurde, den Basslauf aus "Under Pressure" für seinen größten Erfolg "Ice Ice Baby" kopiert zu haben. 2006 sagte Vanilla Ice, dass die Behauptung nur ein Scherz gewesen sei und dass es sich natürlich nur um ein Sample handelte. David Bowie und Freddy Mercury erhielten später Songwriting-Credits und verdienten an "Ice Ice Baby" laut Vanilla Ice 4 Millionen Dollar.

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Und so klingt das Original:

Black Eyed Peas – "My Humps"

Bleiben wir doch beim Thema Ice: Black Eyed Peas-Sängerin Fergie erklärt euch in "My Humps" nämlich, dass ihr schon Diamanten auffahren müsst, wenn ihr mit ihr schlafen wollt. Und weil Diamanten verdammt teuer sind, ist es viel besser, wenn man sein Geld nicht mit anderen teilen muss. Das dachte scheinbar ein Mitglied der Band Sexual Harrassment, als die Black Eyed Peas fragten, ob sie den Song "I need a Freak" samplen dürfen. Denn James McCant gab die Erlaubnis, erkundigte sich aber nicht bei seinem Bandkollegen Lynn Tolliver, ob er mit der Lizensierung einverstanden war. Das zeigt gut, wie heikel es ist, die Rechte hinter Samples zu klären. Ein Gericht sprach Tolliver 75 Prozent von McCants Einnahmen zu – 1,2 Millionen Dollar.

Und so klingt das Original:

Baauer – "Harlem Shake"

Harry Bauer Rodrigues (besser bekannt als Baauer) ist für das Meme verantwortlich, das seinerseits dafür verantwortlich ist, dass auch deine Eltern das Wort Meme kennen: den Harlem Shake. Als noch unbekannter Produzent kümmerte Rodrigues sich nicht um eine Erlaubnis für die Samples, die unter anderem von Héctor El Father stammen, der inzwischen als Pastor arbeitet. In einem Interview sagte Baauer: "Ich habe mich nicht um die Rechte für die Samples gekümmert, weil ich in meinem verdammten Schlafzimmer in der Grand Street hockte." Obwohl Baauers Labelchef Diplo ein knappes Jahr nach Veröffentlichung von "Harlem Shake" sagte, dass die Rechtssituation endlich gelöst sei, erklärte Baauer ein paar Monate später, dass er immer noch kein Geld für seinen Viralhit gesehen habe.

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Und so klingt das Original:

MC Hammer – "U Can't Touch This"

Dass Sample-Fragen auch zivilisiert geklärt werden können, beweist der eine Hit, der auf keiner 90er-Party fehlen darf. Rick James reichte Klage ein, weil der Song eindeutig auf einem Sample aus "Super Freak" besteht. Ohne großen Streit einigten die beiden sich außergerichtlich. James bekam Songwriter-Credits, die ihm Millionen eingebracht haben dürften und die Sache war geklärt.

Und so klingt das Original:

Der Erfinder des vermutlich meist gesampelten Stücks Musik überhaupt starb obdachlos

Wenige haben den Namen "Amen Break" je gehört, aber alle kennen ihn. Gregory Sylvester "G. C." Coleman spielte das etwas über sechs Sekunden dauernde Drumsolo 1960 für das Stück "Amen, Brother" seiner Band The Winstons und vermutlich dürfte dieses Solo das meist gesampelte Stück Musik aller Zeiten sein. Bekannte Künstler, die den "Amen Break" nutzen, sind unter anderem: N.W.A., David Bowie, Skrillex, Oasis, Tyler, The Creator und The Prodigy. Die Seite whosampled.com, listet 2.643 Songs, die den "Amen Break" benutzen und vermutlich gibt es noch viele mehr. Doch keiner dieser Künstler beteiligte Coleman an seinem Erfolg. Coleman starb 2006 obdachlos im Alter von 61 Jahren. Sein Vermächtnis, der "Amen Break", lebt jedoch weiter und die BBC widmete diesen legendären sechs Sekunden Musik eine einstündige Dokumentation.

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