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Clubkultur

Mit dem SUB muss der nächste Wiener Club wegen Anrainerbeschwerden schließen

Wir haben mit den Betreibern und einem Anrainer gesprochen, weshalb es nun zur Umsiedelung des SUB kommen muss.
Foto von Mani Froh

Mitte Oktober haben wir euch hier das SUB – kurz für Super Unusual Beings – vorgestellt. Ein Undergroundclub mit viel Potential. Vor allem, weil es Wien an mittelgroßen Locations mit guter Anlage sowieso mangelt. In der kurzen Zeit, in der das SUB offen hatte, machte es sich bereits einen guten Namen und es wurde von Veranstaltern sowie Besuchern mit offenen Armen empfangen. BLVZE, Wolkenvorhang und Fluxuskompensator (die Veranstaltungsreihe von Cid Rim) waren dort bereits mit hochrangigen Bookings vertreten. Einen Limiter musste man der Anlage trotzdem noch aufzwängen, wie sich nun zeigt – aber ohne den gewünschten Effekt.

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Denn mit 1. Jänner wird das SUB seine Location im 5. Bezirk verlassen müssen. Wegen – welch Überraschung – Anrainerbeschwerden. Das größte Problem für Clubbetrieb in Wien hat also ihr nächstes Opfer gefunden. Es ist in Wien nach wie vor so gut wie unmöglich einen Club zu eröffnen, ohne gröbere Probleme mit Anrainern ausfechten zu müssen. Lest euch hier das Statement des Clubs durch:

Wir hatten die Möglichkeit mit einem Anrainer zu sprechen, um beide Seiten darstellen zu können, jedoch hat dieser unsere erste Frage mit folgender Aussage recht schnell im Keim erstickt: "Sie wissen, dass hier 15 Parteien gegen ihn vorgehen, weil er sich wirklich wild benimmt. Es ist nicht nur die Musik laut, er kann sich auch selber nicht kontrollieren. Ein Beispiel: Letztes Mal war die Polizei da, ich hatte keine Ahnung, wer die Polizei angerufen hat und auf einmal schlägt er auf meine Tür." Weiters fände er es komisch, dass "der Mann nicht selber nachdenkt, worum es geht. Sondern sie am Ende dort sind, wo es nicht notwendig ist." In weiterer Folge haben wir bei David, dem Betreiber des SUB angerufen, um mit ihm über die Vorwürfe, seine Sicht der Dinge und die Zukunft des SUB zu reden.

Noisey: Hi David, weißt du schon, wo es jetzt hingehen soll?
David: Noch nicht fix. Ich hab ein paar Ideen und rede heute auch schon mit Leuten. Am liebsten wäre mir ein Platz, wo wir das Soundsystem reinstellen können samt Gastro. Die beiden Locations, die ich mir jetzt ansehe sind nicht mehr ganz so zentral, haben aber viel Platz.

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Also müsst ihr mit 1. Jänner fix raus?
Wir müssen nicht raus, aber den Clubbetrieb einstellen, sonst kündigen sie uns und dann würden wir den Anspruch auf Weitergaberecht verlieren. Wir haben ja renoviert, einen Notausgang und Schalldämmung verbaut.

Und die verbaute Schalldämmung hat nichts gebracht?
Es wäre noch bei einer anderen Wand etwas zu machen gewesen, sind wir dann draufgekommen. Das war alles ein Learning-by-doing-Projekt. Aber wenn du einen Nachbarn hast, der sich aufregt, wenn die Nachbarin in der Nacht duscht, dann wirst du den Club nicht so leise kriegen, dass es für ihn passt.

Gab es hauptsächlich von dem einen Herren beschwerden oder waren es mehrere Anrainer?
Es waren drei Parteien, die wirklich massiv gegen uns vorgegangen sind. Es gab auch vier, fünf Leute im Haus, die für uns sind. Die haben aber logischerweise weniger Effekt, als die mit den Beschwerden.

Wart ihr mit denen auch im Dialog oder fand das alles nur über Anzeigen statt?
Der eine Herr hat mit uns geredet und von Anfang angesagt, falls wir Musik spielen, schaut er, dass wir rausfliegen. Wir haben uns ausgemacht, dass er uns anruft, wenn es ihm zu laut ist. Ich habe auch meistens darauf reagiert. Wenn ich dann gesagt habe, dass ich zu ihm in die Wohnung raufkomme, hat er aufgehört sich zu beschweren, weil es ihm wahrscheinlich zu peinlich war. Die anderen haben uns schon reingelassen.

"Ich will lieber erhobenen Hauptes gehen und nicht monatelang einen Kampf kämpfen, den ich nicht gewinnen kann."

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Gab es also auch Anzeigen?
Ja, tausende. An manchen Abenden gab es drei oder vier Mal Probleme. Es kam dann auch oft die Polizei, die oft sehr nett war, aber wenn sie öfter kommen musste, haben sie dann die dann die strengeren geschickt. Wir haben dann auch oft abdrehen müssen. Wegen den Beschwerden haben wir dann auch die 04:00 Uhr Öffnungszeiten nicht bekommen, obwohl uns das Magistrat diese anfangs zugesagt hatte. Wir haben jetzt mit den Anrainern ausgemacht bis 1. Jänner bitte nicht mehr die Polizei zu schicken. Jetzt machen wir noch Vollgas. Ich will lieber erhobenen Hauptes gehen und nicht monatelang einen Kampf kämpfen, den ich nicht gewinnen kann.

Was wollt ihr in der neuen Location anders machen?
Es hängt von der Location ab, aber wenn es eine größere wird, möchten wir uns mehr auf die Wochenenden konzentrieren. Es war für mich jetzt so auch zu viel. Wir sind so schnell gewachsen und sind mit anderen Arbeiten nicht mehr nachgekommen, wenn man auch noch diese Kämpfe mit den Nachbarn austragen muss. Idealerweise wäre es eine Location, wo wir dann keine Anrainer mehr haben. Ich habe die Hoffnung auf den 12. oder 10. Bezirk. Also ein bisschen am Rand aber nicht total ab vom Schuss. Es ist einfach so schwierig, etwas zu machen, wenn du Anrainer hast.

Laut Anrainer gehen 15 Parteien im Haus gegen euch vor. Nicht nur, weil es laut ist, sondern weil du dich "wild benimmst". Ich erzähle das Beispiel mit der Polizei.
David: Ich hab bei ihm angeklopft, er hat aber vorher angerufen und ich hab leiser gedreht. Dann ist aber die Polizei dagestanden. Ich kann mich natürlich getäuscht haben.

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Du wusstest aber oft nicht, ob es von ihm ausgegangen ist oder von jemand anderem?
In manchen Situationen wusste ich es, weil er dann bei der Polizei unten gestanden ist. Dass es andere gibt, die nicht mit uns reden, ist mir auch bewusst. Wobei wir schon öfter rausgegangen sind und sie eingeladen haben. Es ist nur dann nie wer gekommen.

Er meinte, dass nicht nur die Musik laut ist, sondern dass ihr euch nicht kontrollieren könnt. Ist es auch mal emotional geworden?
Zwischen mir und dem Typen schon ein, zwei Mal, ja. Er hat mich auch vor der Polizei als Arschloch bezeichnet. Also es hat sich auf beiden Seiten hochgeschaukelt. Dann hab ich mich bemüht, mit ihm einen besseren Kontakt zu haben. Es war aber dann eher frustrierend. Es gibt auch eine andere Anrainerin, die anfangs auf unserer Seite war, dann aber nicht mehr.

Weißt du warum?
Für sie waren wahrscheinlich die Leute auf der Straße nervig. Die hatten wir aber dann viel besser im Griff, weil wir Türsteher eingestellt haben. Nur einmal hab ich die Türsteher eingespart, dann haben irgendwelche Leute Graffiti aufs Haus gemalt und das war für die Anrainerin dann zu viel. Aber gut, wir können auch nicht immer kontrollieren, was während des Betriebs passiert. Für die Leute zieht der Club halt Probleme an.

Bis 1. Jänner könnt ihr also noch das "alte" SUB besuchen, was ihr unbedingt tun solltet. Wenn wir wissen, wo ihr das SUB in Zukunft finden werdet, könnt ihr das hier nachlesen.

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