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Meine Oma hat LGoony-Videos per WhatsApp bewertet

LGoony wird anscheinend nicht von allen gefeiert, die in der Generation Smartphone angekommen sind.

Nachdem er Crack Ignaz in der Arena schon mal sehr bemerkenswert unterstützt hat, war es damals für mich klar, dass auch ich ihn mir mal Live geben werde. Aber bevor ich das eben tun wollte, habe ich mir noch eine objektive Quelle zu Rate ziehen, damit ich mich nicht umsonst zwischen Buckethats und Vogelgezwitscher drängen werde. Und wer ist die zuverlässigste Quelle für Musikreviews und Konzerttipps? Richtig, meine Oma Erika, die mittlerweile völlig in der Generation Smartphone angekommen ist und sogar ein moderneres Gerät besitzt als ich. Die Tatsache, dass sie zuletzt gestern um 21:17 online war, beweist aber, dass sie noch nicht so süchtig nach der Onlinewelt ist wie ich es bin.

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Also habe ich meine liebe Großmutter auf WhatsApp angeschrieben (ihr Status ist: Im Fitnessstudio *angespannter Bizeps-Emoji*) und sie nach ihrer Expertenmeinung gefragt.

Der Anfang machte "Millionen Euro", einer der ersten Hits von LGoony. Um Missverständnissen vorzubeugen, habe ich vorsichtshalber angekündigt, dass es um Geld gehen wird. Gespannt schaute ich auf meinen Bildschirm, während eine Zeit lang "schreibt…" aufscheint.

Nach nur zehn Minuten Geschreibe kam dann auch schon die Antwort. Und offensichtlich haben ihr die Satzzeichen einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht – verständlich ist ihre Grundaussage trotzdem: Meine Oma gönnt dem jungen Boy den Erfolg, rügt ihn aber direkt auch. Omas übernehmen ja bekanntlich oft einen gar nicht so geringen Teil der Erziehungsarbeit von ihren Enkeln und meine Oma sieht in LGoony wohl mein jüngeres Ich. Und auch, wenn sich LGoony anders verhalten müsste, glaube ich, dass sie das ganz gut hinbekommen hat. Immerhin habe ich noch nie Geld verbrannt oder auf den Boden geschmissen – zumindest nicht absichtlich.

Kurz vor unserer Review-Session hat Oma Erika angekündigt, dass sie mich in Wien besuchen kommt. Weil ich ein lieber Enkelsohn bin, wollte ich sie darauf auch anständig einstimmen, deshalb habe ich es mit "Oida WOW" versucht, bei dem auch Homie Crack Ignaz am Start ist.

Oha, jetzt geht's los. Die Ich-Form ist dahin und Oma schreibt plötzlich von einem "uns". Da hat sich wohl mein Opa auch noch eingeschalten, als er den melodischen Sprechgesang von LGoony vernommen hat. Leider trifft der Song nicht ganz den Geschmack meiner Großeltern und der Ton wird etwas ruppiger. Aus Angst, von der Familie verstoßen zu werden, und aus Rücksicht auf den Blutdruck von den beiden schieße ich schnell "Utopia" nach. Das sollte sie wieder ein bisschen runterholen.

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Wow, jetzt wird es poetisch. Und sogar Emojis kommen ins Spiel. Sie können wohl mit den Gedankengängen vom Flyboy nicht viel anfangen oder sie nicht ganz nachvollziehen. Dann spielen sie auch noch die "früher war alles besser"-Karte, oder wollen sie mir einfach mitteilen, dass sie die zwei Nummern von vorher doch besser fanden? Ich weiß es nicht. Was genau sie als Utopie bezeichnen, habe ich leider auch noch nicht ganz entschlüsselt. Die Antwort ist aber so schön, dass ich sie einfach so stehen lasse. Immerhin die Emojis sind verständlich: LGoony rappt für die Welt und meine Oma sucht vergeblich mit einem Teleskop nach der Musik, repräsentiert durch ein Funkmikrofon – oder so ähnlich.

LGoony ist also – wow, wirklich überraschend – nicht jedermanns Sache. Ich werde mir die Show in der Grellen Forelle aber auf jeden Fall anschauen und meinen Großeltern ein Video davon schicken, vielleicht bringe ich sie ja noch auf meine Seite. (Hunderter-Emoji, Feuer-Emoji, Cooler-Typ-mit-Sonnenbrille-Emoji)

Sandro auf Twitter: @voriboy

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