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Eine Klagenfurterin hat das „Klagenfurt“-Video auf seine Realness überprüft

Ist meine Mutter wirklich zu fett für den Wörthersee?

Die meisten Klagenfurter—beziehungsweise Kärntner—werden es schon kennen: Das Beste, was seit einer langen, sehr langen Zeit aus dem südlichsten Bundesland Österreichs kommt: „Klagenfurt“. Das Video, das am Dienstag online ging, hat mittlerweile schon mehr Aufrufe, als Klagenfurt gefühlt Jugendliche hat. Und es löst bei mir fast ein bisschen Heimweh aus. Koko Tai und Young Range Rover haben eine lang vergessene Hauptstadt portraitiert und der Song zeigt uns, dass man in Klagenfurt schon weiß, was Cloud Rap ist. Ich bin ob dieser Zeitgeistigkeit fast ein bisschen stolz auf meine ehemalige Heimat.

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Nun, anstatt sich wie jeder andere Jugendliche in Klagifornia beim McDonald´s in der Rosentalerstraße eine Bikinifigur fürs Strandbad anzufressen, hat dieser junge Mensch tatsächlich etwas mit seiner Zeit angefangen. Das ist schon fast außergewöhnlich. Dieser Track wird meinen Kopf leider so schnell nicht mehr verlassen und anstatt das einfach so hinzunehmen, habe ich die Ungunst der Stunde genützt und den Text des Songs auf seine Realness geprüft:

„Klagenfurt, so fresh“

Auf meine Google-Suche „Klagenfurt ist fresh“ habe ich nichts gefunden, was diese Behauptung belegen würde. Lediglich irgendwas mit Kindermode und so viel steht fest: Kindermode ist um einiges fresher als Klagenfurt. De facto ist es nämlich so, dass die Kärntner Hauptstadt so fresh ist, dass in der Innenstadt ständig neue Sachen aufsperren. Und am nächsten Tag wieder zu. Wenn du an einem Samstag Abend über den Neuen Platz gehst, dann kannst du dir sicher sein, dass du den gesamten Platz für dich alleine hast. Es ist sogar möglich, mitten in der Nacht auf einer Litfaßsäule Sex zu haben (Ich sage jetzt nicht, dass ich aus Erfahrung spreche, sage aber auch nicht, dass es gelogen wäre, wenn ich es sagen würde. Vastehts?).

„Am Heiligen um dreie in da Fruah, steht a Gangster und gibt a Ruah.“

In Klagenfurt gibt es keine Gangster, sondern Proleten. Die haben sogar einen eigenen Namen: Heiligen-Proleten. Die rauchen noch immer Pink Elephant und fragen dich, obwohl du sie keines Blickes würdigst, warum du denn so deppat schaust. Prinzipiell beginnt jeder Satz mit „Olta“ und endet mit „ga“. Der Heiligen-Prolet verwechselt sich aber zugegeben gern mit einem realen Gangster. Erst wenn er wieder im STW-Bus Richtung Fischl-Siedlung sitzt, merkt er, dass er immer noch Eminem hört und seine Turnschuhe, die ihm seine Mama im Jello Schuhpark in der Völkermarkterstraße gekauft hat, die Sohle verlieren. Tja, oft laft bled, ga?

„Dei Mama passt net in den Wörthersee“

He, schen aufpassn do. Meine Mama passt sehr wohl in den Wörthersee. Jede Mama passt in den Wörthersee. Auf 19,39 Quadratkilometer passen sogar vier Mamas aus den U.S.A. Definitiv falsch.

„Alle Bitches werden feicht“

Ja, im Gesicht. Weil sie weinen. Oder weil ihnen ein Heiligen-Prolo ins Gesicht gespuckt hat. Wobei ich zugeben muss, dass Klagenfurt doch eine Stadt ist, in der durchaus viele schöne Menschen rumlaufen. Leider verfügen diese Leute auch über einen sehr ausgeprägten Slang. Wenn dir ein Engelsgesicht „OLTA, DA HUND HE, GEMMA BOLLWERK“ ins Gesicht schreit, dann verwandelt sich der Zauber sehr schnell in den Wunsch, dem Kind doch einen Sprachkus zu schenken. Und das obwohl die Kärntner, wenn du nach der Schrift redest, gerne fragen, ob du denn verlernt hast, ordentlich Deutsch zu reden. Tante Herta, ich habe es nicht verlernt, ich habe es gelernt.

„Da Christian von da HTL-Mössingerstroßn, schiabt hinterm Bollwerk supafesche Håsn“

Seems legit. Die Jungs aus der HTL haben auf „supafesche Håsn“ nämlich eine ganz besondere Ausstrahlung. Weil sie nämlich etwas so männliches lernen. Die Håsn gehen dann in 93,2 Prozent der Fälle in die Wimo und lernen gerade für ihre Kochprüfung. Nachdem er die werten Damen hinter dem Bollwerk geschoben hat, musste Christian übrigens speiben. Ihr seht also: Hinter dem Bollwerk Klagenfurt riecht es urgut nach Vodka-Bull-Sperma, Parfum von Yves Rocher und Kotze. A Traum.

„Die City Arkaden sind fetta wie da Lindwurm“

Also erstens: Es heißt „fetter als“. Und ja, Koko Tai und Young Range Rover , leider sind sie fetter als der Lindwurm. Die City Arkaden—auch liebevoll Shitty Arkaden oder KZ (das steht für Kaufzentrum) genannt—stehen fett vor der Innenstadt und lachen sich eins. Sie saugen jegliches Leben aus der Stadt und passen darauf auf, dass die Bahnhofstraße schön leer bleibt und nichts, was dort wachsen möchte, fruchtbaren Boden findet. Danke für nichts, du scheiß Komplex. Bussi aus Wien, der Stadt, in der keiner Deutsch spricht.

P.S.: Der einzig wahre Song über Kärnten kommt immer noch von Beat Sampras und John MacEnflow:

Isabella is auf Twitta, Olta, ga?: @isaykah