FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Mein Chef hat mich gezwungen, Shindys Buch in 4 Stunden durchzulesen

Ich habe versucht, Shindys Buch so selten wie möglich aus der Hand zu legen, aber besonders unter der Dusche erwies sich dieses Vorhaben als schwierig.

Am 9. Mai hat Shindy mit nur 27 Jahren seine Autobiografie veröffentlicht. Einen Tag später hat er auf Twitter verkündet, dass die Erstauflage von

Der Schöne & die Beats

restlos ausverkauft sei. Anscheinend ist ganz Rap-Deutschland gerade am Lesen. Verrückt. Wir fragen uns, was es mit dem Hype um den Bestseller auf sich hat.

Nachdem mir im Büro Der Schöne & die Beats digital zugeschickt wurde, habe ich erstmal gefeiert. Als mein Chef dann aber meinte, ich hätte nur vier Stunden Zeit, um das Buch zu lesen und auch noch etwas darüber zu schreiben, wieder weniger. Vier Stunden klingt vielleicht machbar, aber versucht mal nebenbei euren normalen Alltag zu bestreiten. Zeitmanagement ist in dieser Situation alles. Hatte ich allerdings nie wirklich drauf. Wird bestimmt super.

Anzeige

Stunde 1 bis 2

Es ist früh morgens, ich wache neben Shindys Buch auf meinem Kopfkissen auf. Jetzt beginnt der Wettlauf gegen die Zeit. Normalerweise mache ich mir morgens erst mal einen Kaffee, aber das wäre nur verschwendete Lesezeit, die ich mir nicht leisten kann. Das Vorwort und das erste Kapitel habe ich geschafft, während ich mich irgendwie für die Arbeit fertig gemacht habe. Man hat ja immerhin nicht grundlos zwei Hände. Unter Druck zu lesen, ist allerdings wirklich nervig und anstrengend. Ich habe versucht, Der Schöne & die Beats so selten wie möglich aus der Hand zu legen, aber besonders unter der Dusche erwies sich dieses Vorhaben als schwierig. Immer, wenn in dem Buch irgendeine Erläuterung oder Situation in die Länge gezogen wird, ertappe ich mich dabei, wie ich die Augen rolle.

Vom Anfang bis zur Mitte des Buches (welches ich jetzt in der Bahn zur Arbeit lese), erzählt Shindy von seiner Familie und ich finde das alles sehr süß beschrieben. Es ist aber leider einfach viel zu früh am Morgen für überschwängliche Emotionen und ich habe nur noch um die 3 Stunden Zeit, das Buch fertig zu lesen. Nichts gegen ihn, aber ich finde, Shindy sollte mal so langsam zur Sache kommen.

Mir fällt nebenbei auf, dass Shindy bereits mit 14 Jahren fleißiger war, als ich in meinem ganzen Leben. Er hat Fußball gespielt, Musik gemacht, war auf einer Kunstschule und sogar schwimmen. Damit regt er mich irgendwie auf, weil er es schafft, dass ich mich wie der faulste Mensch der Welt fühle. (Während ich seine 27 Lebensjahre hier in 4 Stunden durcharbeite—aber naja.)

Anzeige

Ich sitze im Büro und konzentriere mich komplett auf dieses Buch. Menschen unterhalten sich um mich herum, aber ich bin völlig abgeschottet. Ich fokussiere mich auf mein Ziel und das ist heute nichts anderes als dieses Buch zu beenden. Meine Augen sind wie Laserstrahlen, die jeden Satz in mein Gehirn katapultieren. Shindy erzählt im Buch immer wieder, dass er nie aufgegeben hat und unter anderem deshalb so erfolgreich ist. Ich werde auch nicht aufgeben, Shindy! Noch liegen wir super in der Zeit!

Stunde 2 bis 4

Drei Stunden sind vergangen, ich lese unermüdlich weiter und habe nicht mal Zeit, Mittagessen zu gehen. Meine Augen brennen und ich sehe die Sätze teilweise nur noch verschwommen, aber es ist okay. Mittlerweile will ich auch wirklich wissen, wie die Geschichte weitergeht. Habe schon drei Viertel des Buches durch und spüre einen Anflug von Stolz.
Ich habe zwischendurch die Erlaubnis bekommen, mich draußen in den Hof zu setzen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ein bisschen Sauerstoff mir mit der Konzentration helfen wird. Nebenbei setze ich mich irgendwann zwangsläufig mit der Persönlichkeit von Kay One auseinander, da er immer wieder thematisiert wird, und schüttele hier und da erschüttert den Kopf.

Ich habe es geschafft! Das Buch ist durch, das Nachwort von Arafat war unverhofft lang und hat mich noch einige Extraminuten gekostet, aber die Mission ist erfüllt. Mir ist ein bisschen schwindelig, ich befinde mich gedanklich noch in einer Parallelwelt zwischen Waldorf Astoria und Bürokomplex. Aber Shindy hatte insofern recht, dass dieses Buch nicht nur eine Biografie, sondern auch ein Motivationsbuch ist. Wenn wir uns wirklich dahinter klemmen, können wir alles schaffen. Wir können von einem McDonalds-Mitarbeiter zum Rapstar werden oder Der Schöne & die Beats in 4 Stunden (3,5 Stunden sogar!) durchlesen und einen Artikel dazu verfassen. Danke, Shindy.

Esra hat auch Twitter: @Frau_Vagant