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Wen werden die Wanda-Fans am Sonntag wählen?

Wir haben die Fans beim gestrigen Konzert in der Wiener Stadthalle gefragt, wen sie morgen wählen werden. So viel steht fest: Wanda ist eine Demokratie.

Gestern haben Wanda ein ausverkauftes Konzert in der Wiener Stadthalle gespielt. Das ging schon ziemlich steil: Vor zwei Jahren gerade noch zwischen drei Mistkübel in der Garage gespielt, hat Stefan Redelsteiner frecherweise im Zuge der Veröffentlichung des neuen Albums gleich mal die Stadthalle gebucht.

Im Vorfeld wurde schon viel gelästert. Es gehört ja nicht mehr wirklich zum Coolheitsfaktor 1.000, sich jetzt noch als Wanda-Fan zu outen, immerhin ist nur der hip, der nicht auf Mainstream steht. Großer Erfolg bringt das halt mal mit sich, ist den Jungs von Wanda aber sowieso komplett egal. Mehr Ruhm heißt mehr Schnaps, heißt mehr Amore oder so?

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Zu Wanda kann man ja stehen, wie man will. Wenn einem aber 12.000 Menschen „Amore“ entgegenplärren, ist das schon irgendwie ein denkwürdiger Moment. Was aber vor allem aufgefallen ist, war die komplette Durchmischung des Publikums. Da steht die Tussi aus dem 19. Bezirk mit echtem (!) Louis Vuitton-Tascherl neben dem KFZ-Mechaniker, der mal eben gerade nach seiner Schicht im östlichen Burgenland noch schnell vorbeigekommen ist. Der Spritzer vereint sie dann eh alle. „Auf a Halbe, bitte“. Da zündet ein Anzugaffe der 50ies-Mom die eigentlich verbotene Zigarette an, 17-jährige Schulverweigerer teilen sich mit einer Runde Hipster-Kunstgeschichtestudenten noch schnell eine Runde Flügerl (Wodka & Red Bull).

Wen wählen jetzt also Wanda-Fans? Spoiler: So durchwachsen wie das Publikum, waren auch die Antworten. Vielen konnten mir, weil schon bisschen Schnaps im Spiel war, leider nur mehr den Namen ihres Auserwählten nennen, aber nicht die Begründung. Macht nichts, hier das Resumee. Leider ist uns der Akku gleich am Anfang ausgegangen, deshalb müssen wir ohne Fotos zurechtkommen. Auch egal.

Julia (28)

Van der Bellen. FPÖ geht sich für mich nicht aus und ich glaube, dass er der einzige ist, der auch wirklich eine Chance hat, gegen Hofer aufzutreten. „Deine Heimat braucht dich jetzt?“, ein Schmarrn, dein Hirn braucht dich jetzt, würde ich eher sagen.

Fabian, Lukas (22, 24)

Puh, ehrlich gesagt, wir haben uns da nicht wirklich damit befasst. Willst a Stamperl?

Susanne (46)

Irmgard Griss. Ich wünsche mir, einmal eine Frau in dieser Position zu sehen. Auch, wenn man ihr vorwerfen könnte, sie habe vielleicht am politischen Sektor noch zu wenig Erfahrung gesammelt. Viel mehr falsch machen als Hofer wird sie deshalb auch nicht.

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Heidi (35)

Schwierig, aber ich glaube, ich werde Khol wählen. Er hat etwas Beruhigendes, Erdiges, was ich für diesen Job für extrem wichtig halte. Er soll immerhin das Land repräsentieren.

Lisi, Marlene (19)

Cool, wir dürfen wählen gehen. Ich glaub, der Lugner sollte es werden. Das wär doch ur lustig!

Hannah (25)

Ich frag mich schon, was die Bundespräsidentenwahl eigentlich bringt. In Wirklichkeit hat der ja nichts zu tun und kriegt eine Menge Kohle für den Posten. Wählen geh ich schon, allein, damit nicht Richard Lugner in der Hofburg sitzt. Ich entscheide das dann spontan, tendiere aber doch zu Van der Bellen.

Dominik (24)

Oida, es is mir eigentlich voll egal, wenn ich ehrlich sein darf. Tut mir Leid, bin ich zu direkt?

Babsi (27)

Nach den Nazi-Sagern und der Aufregung rund um Irmgard Griss war ich auch ein bisschen verunsichert, obwohl ich mir gut hätte vorstellen können, sie im Amt zu sehen. Es ist halt schwer, zu unterscheiden zwischen dem, was wahr ist und dem, was die Presse aufbauscht. Mal sehen, vielleicht geb ich ihr die Stimme trotzdem.

Michi (47)

Ich wähle Van der Bellen, weil er für mich repräsentativen Charakter und politische (Lebens-)Erfahrung hat. Das Einzige, was mich ein bisschen abgeschreckt hat, war seine Meinung zur FPÖ—nicht, dass ich die FPÖ wählen würde, aber er meinte ja in einem Interview, dass er die Partei nicht angeloben würde. Immerhin ist Österreich eine Demokratie. Er hätte sagen müssen, als Privatperson würde ich sie nicht angeloben. Alles andere muss offen bleiben, sonst wär’s ja einer Diktatur ähnlicher.

Lorenz (27)

Hofer. Ich finde, dass er wie ein ehrlicher Kerl wirkt, der das Land auf Vordermann bringen will.

Miriam (33)

Ich glaube, ich gebe Hundstorfer meine Stimme. Van der Bellen finde ich einfach nicht so sympathisch, auch wenn er ähnliche Werte vertritt.

Philipp (27)

Thunderbellen.

Anthropologie-Studenten wären sich weinend um den Hals gefallen, so eine schöne Sozialschau konnte man gestern in der Wiener Stadthalle betreiben. Wie gesagt, da war alles dabei. Das ist schon auch irgendwie sehr ok, wenn eine Band es in diesem Ausmaß schafft, alle zusammenzubringen. Die Wanda-Jungs waren aber ohnehin ein bisschen von sich selbst überwältigt, da wischt sich Sänger Marco, nachdem alle minutenlang „1, 2, 3, 4—es ist so schön bei dir“ gebrüllt haben, schon mal eine Träne aus den Augen. Obs jetzt am Spritzer oder an der wirklichen Rührung lag, ist voll egal. Das war ein gelungener Auftritt.