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Eine völlig wahllos zusammengestellte Liste von Musikvideos in Kurzfilm-Länge

In Sachen Musikvideos geht der Trend ganz klar in Richtung Überlänge—Celo & Abdi, Drake, Jon Hopkins und viele mehr geben eine neue Ästhetik vor.

Dieser Trend greift vor allem im Rap schon länger um sich: Statt der klassischen dreiminütigen Musikvideos veröffentlichen immer mehr Musiker kurze Filme, die teilweise lässig die 10-Minuten-Grenze knacken.

Am Ostersonntag haben Celo & Abdi diesem Trend ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Das Video zu ihrem Song „Nur noch 60 Sekunden“ hat eine Länge von 9 Minuten und 7 Sekunden und featured neben einem Mörderbeat eine feine Strophe von Ssio und die Schauspielkünste von Moritz Bleibtreu. Nehmt euch die Zeit und seht euch diese Musikvideo gewordene Hommage an den Film Gone in 60 Seconds mit Nicolas Cage an:

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Durchaus bemerkenswert ist, dass in diesem Fall erst die Idee zum Video da war, danach ein passender Beat und zum Skript passende Strophen geschrieben wurden und so das Pferd von hinten aufgesattelt wurde. Noch bemerkenswerter ist, dass dabei nicht nur der Film wie zu erwarten ziemlich gelungen ist, sondern vor allem auch der Song, der sich in seiner 3:46 Minuten-Version auf dem neuen Album Akupunktur befindet. https://itunes.apple.com/de/album/akupunktur-deluxe-version/id845228395

Doch Celo & Abdi sind nur die neuesten Beispiele in einer langen Reihe von Musikern, die Videos in Kurzfilmlänge veröffentlicht haben. Wir können hier jetzt nicht alle vorstellen, weil wirklich viele Musiker, die was auf sich und ihre Kunst halten, bereits Videos in Überlänge veröffentlicht haben (e.g. Michael Jackson), aber wir beobachten einen Trend. Machen wir ihn doch mal an ein paar Beispielen fest:

Drake: „Worst Behaviour“

Drakes Videos werden immer länger. Man muss sich nur mal die Videos zu Singles vom letzten Album ansehen, da wären das vorab veröffentlichte Video zu „Started from the Bottom“ mit 5:14 Minuten Länge, dann „Hold On We’re Going Home“ mit einer Länge von knapp über sieben Minuten (großartiges Video feat. A$AP Rocky), und zuletzt das Video zu „Worst Behaviour“ mit 10 Minuten 17 Sekunden. Wahrscheinlich hat Drake deshalb nur drei Videos zu NWTS veröffentlicht—die Produktion wurde einfach zu teuer.

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James Vincent McMorrow: Trilogie

James Vincent McMorrow hat zu seinem hervorragenden aktuellen Album eine Trilogie geplant, von der bisher zwei Videos veröffentlicht sind. Sie sind einzeln durchschnittlich kurz mit etwa 5 Minuten Länge, bauen aber inhaltlich aufeinander auf, was sie am Ende zu einem fast 15-minütigen Kurzfilm machen wird. Der erste Teil war die Leadsingle „Cavalier“ denzweiten Teil zum Song „Red Dust“ seht ihr hier.

Jon Hopkins: „Open Eye Signal“

Jon Hopkins hat nicht nur eins der interessantesten Alben im Bereich des elektronischen Musik veröffentlicht, sondern mit dem Video/Kurzfilm zu „Open Eye Signal“ auch noch ein filmisches Meisterwerk mitgeliefert. Und beides komplett ohne Vocals. Man kann eben auch ohne Worte Geschichten erzählen. Übrigens führte sowohl für James Vincent McMorrows (bisher zweiteilige) Trilogie als auch für Jon Hopkins Aoife McArdle Regie und Steven Annis bediente die Kamera—was man der Ästhetik der Videos durchaus ansieht.

Lady Gaga: „G.U.Y. - An Artpop Film“

Wie irgendwie alles im Gaga-Kosmos wirkt der Kurzfilm zur Single „G.U.Y.“ mit seinen knapp 12 Minuten ziemlich bemüht. Schon dass sie in den Titel die Beschreibung „An Artpop Film“ mit aufnimmt, um einerseits zu erklären, warum das Ding so ewig lang ist und zu entschulden, warum es inhaltlich so wirr ist (—> Art!). Das schlimmste an „G.U.Y.“ ist aber definitiv die Musik. Und schon haben wir genug darüber gesprochen.

Kanye West feat. Pusha T: „Runaway“

Als Kanye noch Popsongs gemacht hat, hat er den Trend zum langen Video schon längt vorausgesehen—wie so viele Trends. Ihr werdet euch noch wundern, wenn die Popmusik in drei bis vier Jahren so klingt, wie Kanyes letztes Album Yeezus. Das Video zu „Runaway“ jedenfalls zeigt, dass man nicht unbedingt viel erzählen muss, um über 8 Minuten Länge zu kommen. Manchmal genügen Gefühle und Ballett.

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M.I.A.: „Born Free“

Das Video von M.I.A. hat zu Recht bei seiner Veröffentlichung ziemlich hohe Wellen geschlagen, denn die hier in 9 Minuten erzählte Story ist einfach nur krass, es geht um einen Genozid an Rothaarigen, der auch äußerst anschaulich gezeigt wird. Die Musik verschwindet bei diesen Bildern weit im Hintergrund, aber das war es M.I.A. wohl wert—mehr Kurzfilm als Musikvideo.

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