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Interviews

Farewell Dear Ghost stehen uns Rede und Antwort

Farewell Dear Ghost veröffentlichen nach ihrem tollen Debutalbum ihre neue EP ‚Skin‘. Sie standen uns Rede und Antwort zu ihrer Tour durch China und allem anderen.

Foto: Christoph Liebentritt

Wir erinnern uns an das bittersüße Debütalbum We Colour The Night von Farewell Dear Ghost. Weil die Band aber beschlossen hat, nicht als One-Album-Wonder in die österreichische Musikgeschichte einzugehen, wird jetzt mit der EP Skin nachgelegt. Philipp, Philipp, Alex und Andreas sind halt einfach mal im Frühjahr 2015 durch China getourt—und haben sich dort nicht nur von Hello Kitty, tragbaren Straßenküchen und Reisfeldern inspirieren lassen. „We were wild once“, die erste Single, ist so ein bisschen die Hommage ans Erwachsen werden. Alt sind sie noch nicht, so schmunzeln die Boys. Aber halt auch keine Teenies mehr.

Im Rahmen des FM4-Geburtstagsfests sind sie endlich mal wieder vor Wiener Publikum gestanden—und ich hatte die Freude, sie gleich nach der Show backstage zu treffen. Wegen Philipp (singt ganz gut) und Alex (kann Gitarre spielen) hätte ich beinahe Bloc Party verpasst, aber das ist schon ganz ok so. Weshalb ich so lange sitzen geblieben bin, lest ihr hier.

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Noisey: Congrats zu eurem Auftritt. Abgesehen von den Luftballonen im Publikum habt ihr das auch sonst ziemlich gut gemacht.
Philipp: Dankeschön. Es ist schon immer cool, die neuen Songs dann auch auf der Bühne zu präsentieren.

Und die alten eher weniger?
Philipp: Nein, das würde ich gar nicht so sagen. Es liegt schon eine Spannung darin, die Klassiker live so auszureizen, dass sie einem selbst nicht zu blöd werden.
Alex: Mir ist das wurscht. Ich hab live überhaupt keinen künstlerischen Anspruch! Ich will da eine gute Zeit haben und natürlich auch, dass die Leute, die zuhören, eine gute Zeit haben. Ob das jetzt alte oder neue Lieder sind, pfff.

Habt ihr das Gefühl, ihr werdet besser mit jeder Liveshow—oder schlechter, weil ihr die vorigen übertrumpfen wollt?
Philipp: Ich glaub schon, dass es nach oben geht. Immer. Ich bin eh der Überzeugung, dass man nie dort ankommt, wo man hin will. Beziehungsweise wenn man wirklich dort ist, kann man aufhören. Kein Drive mehr.

Ah, auch nochmal congrats. Ihr wart mit eurer Nummer „We were wild once“ Nummer eins der FM4 Charts. Das schafft sonst nur Kevin Parker.
Alex: Eben! Kevin Parker. Das ist schon ziemlich gut.

Aber auf den Lorbeeren ausruhen ist nicht?
Alex: Naja, man steckt sich immer ein Ziel, dann hat man es erreicht—und es ist genau zehn Minuten lang cool. Ich glaub aber, das ist wie mit eben dem Anspruch, den Philipp vorher gemeint hat. Hätten wir keinen Goals mehr, die wir erreichen wollen würden, würden wirs eh nicht mehr machen Das ist schon OK so.

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Next goal to go?
Philipp: Nächste Single Nummer eins!

Haha.
Philipp: Na gut, eine internationale Stadiontour wär schon auch gut. Ich hab da als Motivator einen Screenshot als Bildschirmschoner am Laptop. Nämlich von der damaligen Coldplay-Tour 2012, als sie in Paris im Stadion gespielt haben. Egal, wie man zu den neueren Songs steht, diese Bild- und Soundgewalt, die man da sieht—das ist genau das, wo ich sein will. Aber ein Schritt nach dem anderen.

(Wir ersparen euch an dieser Stelle die Diskussion, die wir über Coldplay geführt haben. Nur so viel: Philipp verteidigt Stadionpop à la Mylo Xyloto, Alex hat schon bei Violet Hill zu weinen begonnen. Also: Alex kriegt einen Bonuspunkt.)

Ihr wart in China. Was war das Wichtigste, was ihr von dort für euch—als Band—mitgenommen habt?
Philipp: Ich glaube, das fasst die Idee der EP ganz gut zusammen. „Skin“ auch irgendwie als Metapher für etwas Überspannendes, etwas Zusammenfassendes. Es hat sich dort einfach noch stärker, oder zumindest noch intensiver als zuvor unser Bandgedanke—weg von Solo- oder Einzelprojekt, Einzelkämpfer so to say—weg, hin zum Kollektiv entwickelt.
Alex: Die Arbeit an der EP war auch eine andere als zuvor am Album. Da ist Philipp quasi mit der fertigen Platte dagestanden, wir haben sie dann gemeinsam live umgesetzt. Diesmal hat Philipp Demos, Ideen entwickelt und wir haben dann gemeinsam überlegt, wie wir sie ausarbeiten.
Philipp: Das war schon auch ein bisschen schwierig. Das erste Farewell Dear Ghost Album, an dem ich zwei Jahre gearbeitet habe, war irgendwie genau das, was ich sagen wollte. Die Gefahr war halt dann, künstlerisch auf der Stelle zu treten—und es war total befreiend, die anderen drei ins Boot zu holen und zu sagen: OK, hey, das ist meine Idee, was machen wir draus. Weil sonst wäre es einfach ein „We colour the night 2.0“ geworden.

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Du zeichnest dich ja auch für die Lyrics verantwortlich, Philipp. Was hat sich da für dich—im Rahmen der Arbeit an den neuen Songs –verändert?
Philipp: Es ist schon mehr Autobiographisches drin als zuvor. Das muss aber nicht mal heißen, dass sich ganze Songs auf eine Begebenheit beziehen—oft sind das eher einzelne Zeilen, vielleicht sogar nur Wörter. Und ich finde auch den Gedanken schön, dass ein Song—oder sein Text—durch denjenigen, der ihn anhört, durch dessen Interpretation, seinen Sinn bekommt. Nicht nur durch meinen Input.

Raus mit eurem iPod. Was ist da grade drauf?
Philipp: The National. Ganz viel, nach wie vor. Ryan Adams. Und, ja gut, jetzt kann ich es ja zugeben. Ich bin bei Justin Bieber reingekippt.

Es war schön, euch kennenzulernen.
Philipp: Na ohne Schmäh, wenn man die Texte weglässt, das ist musikalisch der Hammer! Das Album ist einfach wirklich mega. Unglaublich.

Alex, du kannst jetzt noch eure Ehre retten.
Alex: Das Best of Album von Fleetwood Mac. Oder das Swift-Coveralbum von Ryan Adams. Und seit zwei Wochen Songbook Volume 2 von Randy Newman.
Philipp: Also, Alex ist so der ernste Dude bei uns. Jetzt ist’s raus.

Kele, ich komme. Merci beaucoup.

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