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Wir haben Pensionisten moderne, österreichische Musik vorgespielt

Sie waren nicht begeistert. Ok, sie mögen Gabalier.

Foto: The U.S. National Archives

Ich habe ein Wohnheim für ältere Mitbürger in Wien besucht, um sie zu fragen, wie neue österreichische Musik so bei ihnen ankommt. Das kann man sich so vorstellen: Ich klopfe, mit meinem Lapotp in der Hand, an jede Türe. Meine Erwartungshaltung: Nette Omas und Opas, die mir Kekse anbieten und von der guten alten Zeit erzählen. Daraufhin lachen wir, essen das süße Zeug und ich zeige ihnen ein bisschen neue Musik. Im Endeffekt öffneten sich mir vier Türen von zehn, und weiter war es mir eh auch aus nervlichen und moralischen Gründen nicht möglich mehr zu befragen. Frau Gerda, Herr Franz, Frau Johanna und das Ehepaar Willibald und Maria, sind junge Herrschaften zwischen 73 und 87. Und sie haben eine klare Vorstellung davon, was Musik ist und was nicht. Nachdem Frau Gerda sich zwei Mal bekreuzigt hat, Willibald Nazar anzeigen möchte und Frau Johanna findet, dass Soap & Skin sehr schönes Deutsch singt, bin ich zurück in die Redaktion gefahren, um die zensierten Ausschnitte ihrer Meinungen niederzutippen.

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„Maschin“—Bilderbuch

Frau Maria (76): Zum Erschrecken. Das hat ja gar keine Melodie und keinen Sinn.

Herr Willibald (81 und der Gatte von Frau Maria): Na, für mich ist das gar nix. Aber ich mag Autos—gelb ist trotzdem zu knallig.

Frau Johanna (77): Ich finde der Bub hat Elan und sehr schöne Augen. Gefällt mir gut, aber ich verstehe den Text nicht. Ist das ein Liebeslied?

Herr Franz (73): Na, das ist ja ein Blödsinn. Dazu sag ich gar nix. Ist das die Musik von heute?

Frau Gerda (87): Muss wirklich nicht sein. Ich glaube mein Enkel hört sowas, Rock und so. Aber ich mag das nicht.

„Streetfighter Part 2“—Nazar

Herr Willibald: Na, den muss man ja anzeigen. Das hat mit österreichischer Musik absolut nichts zu tun. Eine Schande ist das.

Frau Maria: Ich kann meinem Gatten nur beipflichten. Schrecklich. Das passiert mit und in unserem Land. Schrecklich.

Frau Johanna: Ich verstehe kein Wort, ist das Deutsch? Um was geht es da? Aber die Musik passt.

Herr Franz: Wieder ein Blödsinn. Warum zeigen Sie mir so einen Blödsinn?

Frau Gerda: Bisschen besser als das vorherige, aber gut ist das auch nicht.

„Zuckerpuppen“—Andreas Gabalier

Herr Willibald: Symapthisch, auch die Frauen. Sehr schön! Sehr liebe Damen.

Frau Maria: Zumindest können wir verstehen was er sagt. Das ist unsere österreichische Musik!

Frau Johanna: (fängt an zum Rythmus zu wippen). Sehr fescher Bua! Gefällt mir sehr gut.

Herr Franz: Wie eine Mischung aus, na wie hieß der, der Amerikaner (Anm. d. Red.: Elvis?) und österreichischer Volksmusik. Das hört sich gut an. Die Damen sind fesch.

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Frau Gerda: War nicht schlecht, wieder besser als das vorherige. Am Ende kommen wir noch zur erträglichen Musik.

4.„Tahantos“—Soap&Skin

Frau Gerda: Das hat Elemente von klassischer Musik. Das Klavier gefällt mir sehr gut.

Frau Maria: Zum Erschrecken. Schrecklich auch das Video. Will ich nicht hören, ich sterbe noch nicht.

Herr Willibald: Naja. Muss das sein? Wirklich zum Sterben.

Frau Johanna: Interessant, aber das vorherige war besser. Ich verstehe den Dialekt nicht.

Herr Franz: Das ist ja gar kein Deutsch. Wie soll das österreichische Musik sein? Gehen Sie weg mit dem Blödsinn.

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Fredi mag irgendwie nur Menschen zwischen 21 und 60: @schla_wienerin.

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