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Warten auf ein „Uhrensohn“—Das Electric Spring im MQ

Wir waren gestern im MQ. Wie ungefähr 700.000 andere auch.

Gestern wollte ich—genauso wie 700.000 andere Wiener—unbedingt ins MQ, um mir die Eröffnung des Electric Spring anzuhören. Also sind meine Kolleginnen und ich nach Redaktionsschluss zuerst zu Mc Donald´s (Hunger, Cheesburger, 1 Euro, hallo?) spaziert und haben uns danach den Weg ins Museumsquartier geschlagen. Als wir angekommen sind, war noch nicht wirklich viel los. Wir platzierten uns zwischen Bühne (die zukünftige Nazar-Plattform) und Leopold, setzten uns auf den Boden und tranken Wein. Ja, es war sehr hippie-esk. Unsere Gespräche im Vorfeld klangen ungefähr so: „Ich will, dass Nazar irgendwas mit Hurensohn sagt!“. „Ja, ich auch, deshalb bin ich hier!“ Gut, dazwischen wurden die Vor- und Nachteile von Beziehungs-Dasein vs Yolo abgewogen und sich über die zahlreichen Selfie-Sticks(!) aufgeregt. Selfie-Sticks sind wirklich der größte Scheiß—schämt ihr euch denn nicht? Habt ihr gar keine Selbstachtung mehr? Aber zurück zum Wesentlichen: Ich bin kein Fan von Nazar. Ich habe aber auch nichts gegen ihn. Ich höre ihn einfach nicht und finde ihn einzig und alleine wegen seiner Meinung bemerkenswert.

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Obwohl alle auf Nazar gewartet haben, hat sich während dem Konzert irgendwie kaum jemand für ihn interessiert. Zumindest die Leute nicht, mit denen ich darüber geredet habe. Wie die anderen Millionen Menschen darüber denken weiß ich nicht. Und ich schreibe „Millionen“ weil es sich dann doch irgendwann so angefühlt hat, als wäre man in einem überbevolkerten Land. Vermutlich liegt meine Unaufmerksamkeit daran, dass das Konzert fucking leise war und den Meschen, die in meiner Nähe gestanden sind, eher nach Reden als nach Zuhören war. Vielleicht solte ich mir aber auch nur eingestehen, dass es Zeit für einen Besuch beim HNO-Arzt wird. Egal, Nazar, du warst sicher super. Aber irgendwie hat es gestern zwischen uns nicht gefunkt. Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.

Aber Nazar war nicht die eigentliche Message des Abends. Die eigentliche Message war mehr, dass Wien mit dem Electric Spring nun ein neues Festival hat, das man sich gratis ansehen kann. Ich glaube nicht, dass weniger Menschen dort gewesen wären, hätten sie etwas für ihr Ticket bezahlen müssen. Viel mehr will ich hervorheben, dass Wien uns wirklich verwöhnt. Da kann ein Nazar noch so leise sein—immerhin haben wir die Möglichkeit zu sagen, dass es so war. Dafür war der restliche Abend sehr laut. Ich weiß gar nicht, ob ich bei Etepetete anfangen soll, oder gleich zu Konea Ra übergehen soll. Eines hatte aber jeder Act gemeinsam: Sie alle hatten viel Publikum, überall war eine wunderbare Stimmung und überall gab es Menschen, die nicht wollten, dass diese Nacht endet. Naja, es geht ja eh noch das ganze Wochenende.

Was das Electric Spring tatsächlich geschafft hat, war, dass ich seit langem wieder einmal das Gefühl hatte, in einer Stadt zu wohnen. Ich habe die Wien/Berlin-Vergleiche auch satt und finde sie einfach dämlich, aber: Berlin ist eben eine Stadt, die man mit Freiheit verbindet. Und gestern bin ich diesem Gefühl von Freiheit im MQ ziemlich nahe gekommen. Ich hab auch viel zu lange gefeiert. Deshalb lest ihr auch jetzt erst von gestern. Wenn man draußen Musik hören kann, dann sollte man das ausnützen.

Isabella ist noch sehr betrunken und geht heute trotzdem ins MQ. Was dort passiert erzählt sie euch auf Twitter: @isaykah

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