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New music

Die Young Fathers sind auch nach dem Mercury noch super

Das neue Album der Young Fathers ist endlich da und erinnert an eine soulige Funkdisco der 70er Jahre, in die ein HipHop-Dj der 90er stolpert.

Ihr kennt das ja. Der Hangover-Tag kommt gekrochen (ja, da kann’s verdammt nochmal noch so schön, sonnig und verlockend sein draußen) und ihr sucht nach Ablenkung. Meine hat sich in Form eines Trios ergeben—zwei Schwarze, ein Weißbrot. Jetzt mal ganz salopp formuliert. Richtig erkannt, es muss um das obskure schottische Trio gehen, das zurzeit in aller Munde ist. Lasst uns also auch über die Young Fathers sprechen.

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Die haben sich 2014 halt mal einfach so den Mercury Preis gekrallt. Gut, Auszeichnungen sind ja so eine Sache. Wir halten alle Augen zu, wenn es um hochdotierte Verleihungen geht. Ist ja immerhin uncool, viel Kohle für was einzustecken, in das man sein Leben, Liebe und viel Blut gesteckt hat. Right? Man windet sich am Sessel, um ja keinen Amadeus entgegen nehmen zu müssen. Und schon gar nicht will man zum Songcontest fahren. Als junge, moderne österreichische Band schon gar nicht. Nein, nein.
Und jetzt Schluss mit den Lügen.

Die Young Fathers waren immerhin uncool genug, den Mercury entgegen zu nehmen. Zwar mit einer dahingeschnarrten Ansage wie „na geh, ist doch nur ein Preis, Mann“— aber den Zaster können sie ganz gut brauchen. Immerhin sind sie nicht für ihre kommerziell erfolgreiche Musik (selbst wenn das Beginneralbum Dead schon ganz gut im Kurs lag) ausgezeichnet worden, sondern dafür, dass sie halt einfach super sind. Und super Musik machen. Und noch dazu: sogar noch ein bisserl den politischen Anspruch erheben, etwas sagen zu wollen. Sie geben zwar keine glorreichen Antworten, aber wie war das noch gleich? Philosophie stellt die Fragen eben einfach nur?

Das neue Album, soeben erschienen, nennt sich dann ganz kritisch White men are black men too. Ich finde das natürlich toll. Abgesehen davon, dass sie ein bisschen die Szene aufrühren, passt es auch einfach zu ihrem Auftreten. Nicht nur kulturübergreifend, auch musikalisch genreübergreifend arbeiten die Young Fathers: Irgendwie kommt es einem vor, man säße in einer souligen Funkdisco der 70er Jahre, da stolperte ganz plötzlich ein HipHop-DJ der emerging 90ies durch die Tür herein. Und die Bardame mixt noch schnell ein bisschen industrial beats dazu. Da haben wir, was wir die Young Fathers schimpfen mögen: eine schottische „HipHop-Truppe mit einem Hauch von Heimelektronik und Garagenpunk“. Und so super smooth und unverfroren sie sein mögen, die Lieder hüpfen dann doch so schön in einer Linie, dass sie fast schon als Hits durchgehen könnten. Finde ich wiederum ausgesprochen gut.

Die kürzlich erschienene Single mit dazugehörigem Video—„Shame“—beweist das alles noch einmal. Ich will da noch dazu unbedingt TV on the Radio zwischen den Zeilen heraushören. Zu allerbesten Zeiten, da wird mitgeheult: Wolf like me und so. Um das zweite Album aufzunehmen, sind die Young Fathers nach Berlin gegangen. Was auch immer sie da getrieben haben, es hat ihnen gut getan. Sie sitzen jetzt aber wieder in Schottland und schmunzeln selbst über die Einordnung, der sie gerecht werden sollen. Hört da jemand Schotten? Da denkt man gleichmal an schöne Gingermen. Die finde ich ja auch sehr super, aber nichts da. Untypischer schottisch als die Young Fathers geht’s musikalisch sowie optisch eigentlich nicht. Sie könnten auch in New York, eben gleich neben TV on the Radio, großgeworden sein. Das macht sie aber eigentlich nur noch besser.

Also: Ein ganz, ganz, ganz heißer Tipp für die begonnene Woche. Young Fathers. Merken. Und jetzt wieder ab an den Strand. Oder nach Tel Aviv, wie wir das in Wien nennen. Wenn mich der Hangover schon so schön inspiriert, nehme ich gern mehr davon in Kauf.

Mehr Infos findest du auf ihrer Homepage und Facebook.