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Interviews

Tindern mit den Beth Edges

„Ich tindere gern, wenn ich mir am Abend einen Whiskey hineinbetoniere und über das Leben und die Liebe sinniere.“

Foto: Andreas Födinger

Quentin Tarantino kann sich schon wieder in den Arsch beißen. Die Beth Edges drehen das bessere Pulp Fiction. Das neue Video zu „You’ll never know“ wurde letzte Woche veröffentlicht und ist großartig. John Travo, äh, wie noch gleich? Nachdem man das männliche Model unter der Dusche gesehen hat, zeigen sich da erste Erinnerungsdefizite. Aber auch die Mädels sind ganz schön heiß, die Farben bunt, es gibt Cocktails und alles ist irgendwie in regenbogenfarbiger Mischung Altwestern und Plastikpop. Sie sind endlich wieder da.

Da wir glauben, die Beth Edges sind nicht nur schön und spielen supergut Gitarre, sondern auch, dass sie einigermaßen clever sind, kann man ins Video gern auch ein bisschen Kritik an diversen Dating-Apps herauslesen. Ja, die Models tindern da. Und ja, wir versuchen uns mit neuen Verbformen. Und das am Anfang der Woche.

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Zu Social Media und insbesondere Datingplattformen kann man ja stehen, wie man will. Auch die Beth Edges ziehen keinen endgültigen Schluss—sagen dir also nicht, dass du Scheiße bist, wenn du nur 50 Matches vorweisen kannst. Weil ich eben wissen wollte, wie sie selbst zu Tinder stehen, hab ich das zwei der Jungs, Fö und Flo, einfach mal gefragt. Vorab: Ihr solltet euch auf Tinder anmelden. Zumindest einer der Boys macht da (noch) mit.

Lieber Fö, lieber Flo—Hosen runter: Tindert ihr?
Fö: Ich bin ungefähr seitdem ich denken kann in einer Beziehung. Ich tindere also nicht, habe es lediglich aus Recherchezwecken ein, zwei Tage lang ausprobiert. Ich hatte nur immer das Gefühl, dass bei denen, denen ich den Daumen gegeben habe, nichts zurückgekommen ist. Obwohl ich unfassbar fotogen bin.
Flo: Tindern ist ja ein formidabler Zeitvertreib. Ich mach das gern, wenn ich mir am Abend einen Whiskey hineinbetoniere und über das Leben und die Liebe sinniere.
Fö: Wir kennen aber durchaus Leute, die Tindern wie Hochleistungssport betreiben. Ich habe mir sagen lassen, man kann sich dabei sogar ein Abo gönnen, bei dem dann das iPhone glüht. Tindern ist wahrscheinlich eh ein bisschen wie Stabhochspringen. Du läufst an, setzt die Latte ganz niedrig, und fliegst trotzdem unten durch. Bei einem Match hingegen landest du sanft auf der Matte, hinein ins wohlig warme Bettchen der Selbstbestätigung.

Hattet ihr schon mal ein Tinderdate?
Fö: Nein, noch nicht. Ich empfinde es als ungemein leicht, über die Virtualität beziehungsweise scheinbare Anonymität Interesse zu heucheln. Andererseits gibt es aber ja auch Leute—hab ich mir sagen lassen—die ihren Gelüsten und Vorhaben ohne Umschweife kompromisslos Ausdruck verschaffen. Und dabei entwaffnend ehrlich sind und halt gleich zum Geschlechtsverkehr übergehen wollen. Das ist ja so ein bisschen ein Phänomen unserer Generation. Jeder ist seine eigene Firma, eine Ich-AG quasi. Je besser du dich fotografierst und dein virtuelles Image pflegst, desto besser läuft deine Marke bzw. desto
öfters wirst du konsumiert. Dass du in Wahrheit ein bissi ein Waschlappen bist, ist dann eigentlich eh egal.
Flo: Also so offiziell hatte ich noch keins. Ihr müsst wissen, ich liebe es auszugehen. Abgesehen davon, dass man dadurch ohnehin viele kennt, enden neue zufällige Begegnungen im Real Life meist in einer peinlichen Stille beiderseits. So: „Hmmm ich glaub,wir haben uns eh neulich auf Tinder gematched.“ Schlussendlich verliert aber keiner ein Wort darüber. Also to sum up: Tinder macht die ganze Dating-Sache nur komplizierter und peinlicher. Ein einziges Mal meinte ich, ich muss das jetzt mit einem offiziellen Tinderdate ausprobieren. Ganz spontan nach ein paar Bier, nach dem Wiener Popfest, beim Opern-Würstler. Ähhhm…not. Die Gegend zuckt halt auch nicht vor Glamour.

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Was ist das ultimative Tinder No-Go?
Fö: In der Anonymität des World Wide Webs gibt es kein No-Go. Sexismus oder Rassissmus haben natürlich aber auch dort nichts verloren. Wenn du jemanden um Geld oder Drogen anschnorrst, ist das hingegen ok. Auch bei Tinder. Aber ich glaube, wenn du bei Tinder Tabubrüche begehst, lernst du die große Liebe sowieso nicht kennen. Und wenn doch, dann seid ihr beide wahrscheinlich zu abgefahren für die reale, zwischenmenschliche Welt.

Und wie sieht eure eigene Beschreibung und eure Fotos auf Tinder aus—was wollt ihr damit ausdrücken?
Fö: Ausdrücken will ich das, was die Leute in meinen wunderschönen Augen sehen—die Weite und Sanftheit des Ozeans, die Treue und Verlässlichkeit eines Dackels und die fragile Seele eines Künstlers. Also all meine Vorzüge.
Flo: Ich tu mir schwer, mich selbst zu beschreiben. Wichtig ist mir, dass meine Locken in voller Pracht erstrahlen. Der Schwiegersohn von nebenan. Aber die meisten kennen mich ja dann sowieso von einer peinlichen Begegnung am letzten Wochenende.

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