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Dieses Album musst du hacken, damit du es dir anhören kannst

Eine Band namens Netcat hat mit der Matrix gespielt.

Sonic Innovation #6-Dieses Album musst du hacken um es dir anhören zu können

Wenn du nicht gerade nach einer raren B-Seite eines Boards of Canada-Albums oder der Deluxe-Japan-Edition einer Flying Lotus-Platte suchst, ist die Welt der Musik mittlerweile immer und überall zur Hand. Google, Spotify, iTunes und Soundcloud erlauben uns Musik in wenigen Sekunden zu finden. Wenn du dann mal wirklich nach etwas suchen must, ist das eigentlich ziemlich cool: du rufst deine Freunde an, um herauszufinden was das nochmal war, was sie dir auf YouTube gezeigt haben. Oder googlest die Lyrics eines Balearischen Songs, den du in einem versteckten Café im Radio gehört hast.

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Eine Band aus Seattle, genannt Netcat, hat das berücksichtigt und ein Album kreiert, dass extrem schwer zu finden ist. Sie haben ihr Album auf eine Tech-Website namens Github geladen, ein Paradies für Hacker, in das Computer Programme upgeloaded und in ein modifiziertes Format umgewandelt werden können. Eine Kopie ihres Albums zu bekommen ist nicht einfach; dafür musst du das Linux Operating System und wissen, was ein Kernel ist.

Auf dem Album vermischen sich Cello Samples mit komplexes Rauschen—es erinnert an ein Mathcore-Album. Mittlerweile hat die Band wohl begriffen, dass das Verständis für Computer für manche Leute beim Ändern der Farbe ihrer Tumblr-Seite zu Ende ist, denn letztendlich haben sie einen Stream auf Bandcamp veröffentlicht. Aber für Leute mit unstillbarer Neugierde ist es noch zum Hacken verfügbar.

Wir haben mit Brandon von der Band eine Mail-Konversation geführt, um herauszufinden warum Technologie Hand in Hand mit ihren Songs geht und warum Leute diese kleine Herausforderung genießen sollten.

Noisey: Warum habt ihr euch dafür entschieden ein Album zu machen, dass Leute hacken können?

Brandon: Sowohl Leute, als auch Musiker sind sehr technologiebasiert. Es ist schon cool darüber nachzudenken, dass wir heute Geräte, die in den 90ern Super-Computer gewesen wären, im Taschenformat mit uns herumtragen. Warum sollte man diese Technologie-Verliebtheit nicht mit dem Musikhören verbinden und das Ganze komplex machen?

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So wie die Musik die ihr macht? Das klingt auch alles sehr komplex.

Ja, diese Idee hat sich auch in unseren Kompositionen durchgesetzt. Wir benützen ein sorgfältig durchkonstruiertes System mit acht bis zehn Laptops, ein instrumentiertes Wi-Fi Netzwerk, statistische Language Models, Sprach-Synthesen-Software und einen Synthesizer, der auf visuellen Computer Algorithmen basiert. Damit wir die Technologie unserer Musik noch zusätzlich unterstreichen, haben wir uns dazu entschieden, unser Album in der gleichen Komplexität zu releasen.

Mit welcher Reaktion habt ihr gerechnet?

Es gibt Leute, die einen Hang zu Musik haben, die nicht leicht verfügbar ist. Wir dachten uns, dass wir den Release dazu nützen könnten mit Leuten der Software Welt zu connecten, die sowohl auf Technologie als auch auf unsere Musik stehen. Die Rückmeldungen waren enorm, positiv und großartig. Wir finden es schön zu sehen, dass so viele Leute in der Tech- und Musikwelt unser Zeug mögen.

Ich bin nicht so technologie-affin. Kannst du mir erklären was ein Linux Kernel Modul ist?

Linux ist ein „operating system kernel", wie Windows, oder das Betriebssystem für Mac OSX. Der Betriebskern ist für all die kleinen Belange deines Computers verantwortlich. Er lässt dich Programme und deine Hard Drive benützen, schickt Zeug ins Internet und verbindet sich mit deinem Drucker.

Aha.

Ein „Kernel Modul" ist ein Stück Software, dass du zur Erweiterung des Betriebssystems benützen kannst, um etwas neues zu machen. Am besten ist, wenn du es als eine Arte Gerätetreiber siehst, wie wenn du möchtest, dass dein Computer mit deinem Drucker oder deinem iPod kommuniziert. Linux bringt sein Betriebssystem nicht mit Treibersystemen für alles raus, was du möglicherweise mit deinem Computer verbinden möchtest. Die Firma die das Ding herstellt, dass du mit deinem Computer verbinden möchtest, macht ein „Kernel Modul", was ein Treiber für alles ist, was du connecten möchtest.

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Was hat das mit eurem Album zu tun?

Das Modul, das wir geschrieben haben, gibt dem Betriebssystemkern keine Anweisungen wie der Computer mit einem neuem Drucker kommunizieren soll. Unseres beeinhaltet den Content unseres Albums und lässt dich unsere Tracks hören, indem er die Daten zuerst durch den Betriebskern schickt.

Haben alle in der Band einen technischen Hintergrund?

Wir sind alle sehr in Technologie interessiert. Brandon hat einen Doktor in Computer Wissenschaften und ist Forscher. David arbeitet als Programmierer und Andrew ist ein Ingenieur in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Technologie ist ein großer Teil unseres Lebens. Wir sind von dem Gedanken begeistert, dass sie unumgänglich ist und sie von allen andauernd benützt wird. Unsere Affinität für Technologie beeinflusst unsere Art und Weise Musik zu machen. Brandon hat ein computer-basierendes Instrument namens Chango gebaut, das visuelle Algorithmen verwendet und eine handgefertigte Sound Synthese, die Video-Material in Harmonien umwandelt. Als Band erstellen wir Software, die die Kommunikation zwischen Computer und dem Wi-Fi Netzwerk beleuchtet und Sound erzeugt, der dieser Kommunikation entspricht.

Hast du das Gefühl, dass das ein großer Teil eures Lebens geworden ist?

Technologie gibt uns die Möglichkeit Dinge zu tun, die wir ohne sie nicht tun könnten. Wir nützen das in unserer Musik um interessante Sounds herzustellen und im Fall unseres „Kernel-Modul"-Releases, um Leuten einen interessanten Weg zu geben, unsere Musik zu erleben.

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Wir gut muss man sich mit Computern auskennen, um euer Modul benützen zu können ?

Wir haben ein sehr genaues Tutorial online gestellt, dass jedem helfen wird das Modul herzustellen und unser Album anzuhören— auch wenn man sich nicht so gut mit Technik auskennt. Zusätzlich dazu, muss man Linux laufen haben damit es funktioniert. Das ist für manche zwar schwer zugänglich, aber den Aufwand ist es wert. Wir bekamen großartige Rückmeldungen von Leuten aus dem Netz und besonders auf Github. Die Leute wollten uns helfen unsere Version des „Kernel-Moduls" zu verbessern und zu dokumentieren, damit andere Leute es nachbauen können. Greg Kroah-Hartman, eine zentrale Figur in der Linux-Welt, hat uns ein bisschen geholfen und uns gute Tips gegeben. Das war eine ziemlich coole Erfahrung.

Habt ihr das Gefühl, dass Musik mehr Wert bekommt, wenn man dafür arbeiten muss wenn man sie hören will?

Wenn du ein Programmierer, Hacker, Bastler oder was auch immer bist, gehört es dazu, dass du eine Art Rausch bekommst, wenn du lange Zeit an etwas rumbastelst und versuchst etwas zum Laufen bekommen und es dann endlich funktioniert. Genau diese Erfahrung wollten wir in unseren Release packen. Wenn es stundenlange Arbeit erfordert, herauszufinden wie Linux richtig funktioniert, wie du unsere Software erstellst und welche Befehle du brauchst um unser Album abspielen zu können, ist das Anhören am Ende eine wohlverdiente Belohnung. Ich hoffe, dass unsere Hörer nach dem Prozess auch so empfunden haben.

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Warum sollten Leute eher den Kernel benützen, als es normal anzuhören?

Heutzutage ist Musik so leicht zugänglich, dass es oft dazu führt, dass die Leute sie nicht wertschätzen können. Es ist wirklich einfach einen Song oder ein Album auf Spotify zu skippen. Es in einem aufwandsverbundenen Format zu releasen, verlangt vorab ein bisschen Arbeit und somit wird die Erfahrung den Leuten viel eher in Erinnerung bleiben und ihre Aufmerksamkeit erwecken. Aufmerksam zu sein ist sowohl für den Hörer als auch für den Musiker eine positive Erfahrung.

Ist das etwas was der modernen Musik fehlt?

Technologie ist allgegenwärtig. Mit dieser Komplexität umzugehen ist in unserer modernen Welt ein zentrales Thema und ebenso in der Musik.

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