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Thump

Internet-Idioten stellen mit Sexismus und Rassismus den Boiler Room auf den Kopf

Das Livestream-Format hat bereits angekündigt, nun endlich gegen den Hass vorzugehen.

Screenshot von dailymotion.com "Boiler Room Paris x Dailymotion with DJ Deeon"

Weil sich sexistische und rassistische Kommentare in den letzten Wochen gehäuft haben, hat das Team des Boiler Rooms nun in aller Deutlichkeit angekündigt, in Zukunft gegen solches Verhalten vorzugehen und es nicht weiter zu akzeptieren. Rassistische, frauenfeindlich oder transphobe Äußerungen sollen laut Gabriel Szatan, Redakteur beim Boiler Room, unterbunden werden. Dazu will die seit Jahren erfolgreiche Plattform nun offenbar endlich Leute einstellen, die den Kommentarbereich moderieren.

@cleoslaptra had talks today, hiring new ppl to permanently monitor/resolve situ

not a single one of us endorses this shit. on the case

— BOILER ROOM (@boilerroomtv) 29. Juni 2016

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Was war konkret passiert? Fast immer, wenn in den letzten Jahren weibliche DJs im Boiler Room oder anderswo aufgelegt haben, gab es unter den Videos eine Diskussion. Über Technik, Skills und Realness. Hauptsächlich geführt von Männern. Von wem auch sonst.

Macker reden gerne von ihren technischen Fähigkeiten und noch lieber kritisieren sie die von anderen, besonders von Frauen. Gar nicht geredet wird dabei über das zentrale Kriterium eines DJ-Sets: den Spannungsbogen beziehungsweise den Flow. Erst gestern konnte man das wieder beim Boiler-Room-Set der schottischen DJ Nightwave beobachten. Diverse Nutzer (auch weibliche) regten sich über das Mixing im Set auf.

Derlei Kommentare werden in Zukunft allerdings wohl nicht gelöscht, wie Gabriel Szatan vom Boiler Room in seinem Statement gegenüber Factmag anmerkte. Vermutlich weil sie nicht offen sexistisch sind, obwohl es auffällig ist, dass sich zum Beispiel niemand negativ zu den Mixing-Skills des nachfolgenden DJs Deeon geäußert hat, obwohl auch der des Öfteren auf rough cuts zurückgriff. Aber DJ Deeon ist eine Legende und vor allem: ein Mann. Den Geschlechtsgenossen haut man offenbar weniger gern ein Auge aus. Und ihm traut man auch eher zu, dass diese Art zu spielen, eine stilistische Entscheidung ist. Oder anders: Die Leute sind vielleicht auch einfach zu blöd, um Nightwave's Mischung aus Footwork und diversen europäischen Beats zu verstehen.

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Zu den Kommentaren, die in Zukunft vermutlich gelöscht werden, gehören jedoch viele, die während des Sets von mobilegirl vor wenigen Tagen gepostet wurden. Die Deutschvietnamesin wurden mit übelsten rassistischen und auch wieder sexistischen Bemerkungen bedacht, die klischeehafter kaum hätten sein können.

Das Problem mit der Community betrifft allerdings nicht nur Boiler Room: Als beispielsweise Barely Legal, jüngst für das Mixmag bei einem ähnlichen Format auflegte, wurde ebenfalls ordentlich in die Tasten gefetzt. Nightwave hat übrigens auf die zahlreichen Kommentare zu ihren Mixing-Skills entspannt und witzig reagiert:

Good to see all the experts in the Boiler Room chat! Thanks! Come clean my flat sometime

— Nightwave (@iamnightwave) 29. Juni 2016

Der Hass zielt dabei bei Weitem nicht nur auf die DJs selbst: Immer wieder geifern die Zuschauer auch über vermeintliche hot girls, deren Aussehen und Bewegungen in die Tasten. Hoffentlich nicht mehr lange.

So, und wer die Sets von gestern bzw. Dienstag verpasst hat, schnappt sich jetzt eine Cola und holt das nach. Oder, wenn du in Berlin lebst, dann gehst heute ins Berghain, wo mobilegirl erneut mit ihren Staycore-Kollegen wie Toxe, Dinamarca und Ghazal spielt. Leider (oder erfreulicherweise?) ohne Livestream ins Netz.

Nightwave:

Boiler Room Paris x Dailymotion with DJ Deeon

von brtvofficial

mobilegirl:

Boiler Room Berlin Studio: Staycore

von brtvofficial