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Dieser illustrierte Guide, wie du Frauen im Club aufreißt, ist herzzerreißend lächerlich

Dieser Guide erklärt dir Schritt für Schritt, wie du effektiv ein Arschloch sein kannst.

Liebe zu finden – oder genau genommen jemanden, der mit dir schlafen möchte – kann schwierig sein. Andererseits steht es seit jeher in den Verheißungen einer Clubnacht geschrieben, dass dein Abend auf der Tanzfläche dein goldenes Ticket für einen Stich ist. Und das ist auch nicht totaler Bullshit. In einer Umgebung, in der jeder entspannt, berauscht und in Kommunikationslaune ist, landen natürlich regelmäßig Menschen in- und aufeinander. Ein betrunkenes Gefummel ist nur eine Taxifahrt entfernt.

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Die Idee, dass Clubs der ideale Ort zum Abschleppen wären, ist natürlich auch profitabel. Damit machen alle Clubs Promo, implizit oder explizit. Sie findet sich auch in Musikvideos, Filmen und TV Shows wieder, so dass aus einer Ausnahme – ich gehe nicht alleine nachhause – eine Erwartungshaltung wurde, die die Nacht und du gefälligst zu erfüllen haben. Wenn das nicht eintritt, bist du enttäuscht. Männer denken oft, dass eine Frau (es ist übrigens immer so, nie anders herum) in jedem Fall mit ihnen nachhause gehen würde, wenn sie nur die richtigen Tricks anwenden würden. Im Englischen nennt man das "the art of pulling": Regeln, Taktiken und Methoden, die enttäuschten, unterfickten und selbstsüchtigen Männern helfen sollen, jemanden auf der Rückbank eines Nachtbusses zu fingern.

Das soll natürlich nicht heißen, dass es grundsätzlich schlecht wäre, einen attraktiven Menschen zu treffen, ihm einen Drink zu kaufen und so zu tun, als würde dich interessieren, was er von seinem langweiligen Bürojob erzählt. Das ist genau genommen meistens ziemlich OK. Die Probleme beginnen damit, dass viele Männer glauben, es gäbe dafür so etwas wie eine Check-Liste. Dass man die Reaktionen und die Gefühle von Menschen voraussagen könnte, die man nie zuvor getroffen hat – nur aufgrund der Tatsache, dass sie weiblich und betrunken sind.

Das ist lächerlich. Aber wie so vieles Lächerliche in der Welt ist es irgendwie auch lustig. Dieser Satz trifft auf wenig Dinge so sehr zu wie auf den "illustrated guide to picking up girls in a club" von WikiHow. Das ist auf jeden Fall das Opus Magnum dieser lächerlichen Seite mit Tipps, die niemand gebrauchen kann. Solltest du WikiHow nicht kennen: Es ist eine Crowd-Webseite mit aktuell knapp 200.000 Artikeln, die von tausenden Autoren befüllt wird und jeden mit Internetanschluss Dinge beibringen möchte. Leider beinhaltet das auch "Bros" zu lehren, wie man angeblich Frauen abschleppt. Praktischerweise kommt jeder Tipp mit einer Illustration, die ästhetisch an eine Broschüre über Erektionsstörungen erinnert. Also, WikiHow, du alte misogyne Online-Community. Lass uns mal schauen, was du so zu bieten hast.

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Die Tatsache, dass hier das Wort "coalesced" benutzt wird, ist bereits alarmierend, weil es so klingt, als wär eine Frau ein See. Außerdem sind große Gruppen in der Tat schwerer anzusprechen, was daran liegt, dass sie sich untereinander kennen und keine Ahnung haben wer du bist.

"Ist das hier das Event, nach dem ich suche?"
"Ich habe keine Ahnung, nach welchem Event du suchst."
"Das mit den Frauen."

An dieser Stelle möchte ich selbst einen Tipp ergänzen. Geh nicht in einen Club und starre jede Frau an, um sie dann zu fragen, ob das hier das Event ist, das du suchst. Du kommst creepy rüber. Andererseits liest du Online-Pick-Up-Guides, also ist das eventuell eh der Look, den du suchst.

Ich frage mich wirklich, ob WikiHow die arme Sau in der lila Jacke bewusst wie einen Soziopathen dastehen lassen möchte. Wenn du einen Menschen mit dem Satz "Bist du alleine hier?" ansprichst, wirkst du sinisterer als Anton Chigurh. Der Handschlag des Typen im braunen Polo sagt übrigens "Nett dich kennenzulernen", während sein Blick "Bleib bloß 20 Meter weg" sagt.

Keine Zeit für Smalltalk. Schließlich gibt es was zu tun. Um genau zu sein auf der Klobrille zu sitzen und versuchen, genug Empfang zu bekommen, damit du Schritt 6 lesen kannst.

Fuck off. Namen aufschreiben? Auf einem Notizblock? Das ist nicht Vogelbeobachtung. Warum nicht gleich ein paar Notizen über ihr Auftreten machen? Damit du dich daran erinnern kannst, hmm? Ein paar Skizzen zu ihrer ungefähren Größe? Schauen, ob du nicht ihre Sozialversicherungsnummer auftreiben kannst, nur um das Ganze zu vervollständigen?

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Noch besser: Sei kein Idiot, der einen Step-By-Step-Guide mit in einen Club bringt, wie du Frauen aufreißt.

Das blonde Mädchen sitzt an der Bar und es spürt, dass sie jemand anblickt. Es dreht sich langsam um, nur um einen verschwitzten, rot-bäckigen Typen in einer lila Jacke zu erblicken. Er starrt sie an, als würde er sie gleich in Brand stecken. "Und, was machst du so?"

Leider hat der Typ in der lila Jacke vergessen, wie Schritt 9 nochmal genau geht. Also ist er in Panik geraten und hat in eine weiße Plastikschüssel geschissen. Jemand sollte ihm eine Serviette bringen.

An diesem Punkt liest du einen "how to"-Guide, der dir gerade den Ratschlag gegeben hat, jemandem zu begrüßen, den du kennst. Das bedeutet, dass die letzten hundert Jahre technologischen Fortschritts, die uns international aufrufbare Online-Selbsthilfe Seiten geschenkt haben, komplett und völlig sinnlos gewesen sind.

Die Securtitys sind in der Hierarchie dieses Guides einen Schritt über den Frauen. "These people" werden oftmals gelangweilt sein. Also werden sie mehr als glücklich sein, neben einem Weirdo mit lila Jacke zu stehen, der sie zutextet. Und das nur, um sein Selbstbewusstsein ein bisschen anzukurbeln. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass das die Zeichnung eines 9-jährigen Buben ist. Deshalb wird die erste Konversation mit dem Security mit "Hast du nen Ausweis?" anfangen und mit "Lass uns deine Mutter anrufen" aufhören.

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Beginne deine Freunde als deine "Entourage" zu bezeichnen. Damit lernst du keine neuen Menschen kennen, verscheuchst aber immerhin auch die, die du schon kennst.

Wichtig: Deine Wing-Woman muss atttraktiv sein. Fang also bloß nicht an, dir Freunde nach Persönlichkeit oder gemeinsamen Interessen auszusuchen.

Weil hier eine ältere Frau "ideal" ist, solltest du dir vielleicht die Suche sparen und einfach mit deiner Oma feiern gehen. Die Ladys werden über dich herfallen, Bro!

Such nach den weniger attraktiven Frauen. Die hübschen weiblichen Wesen im Club werden deinen Einsatz, sogar mit diesen zu reden, in jedem Fall zu schätzen wissen.

Sag zum Barkeeper: "Kann ich etwas Großes haben, das cool ausschaut?" Er wird dich fragen, wie alt du bist und wer zur Hölle dich reingelassen hat.

Die Phrase "A lone woman" klingt unglaublich creepy und könnte den bisherigen Sieger "Bist du allein hier?" als effektivste Bedrohung dieses Guides ablösen.

Ein guter Tipp. Wenn sie sagt, dass sie auch keine Email-Adresse hat, versuche es mit Fax-, Pager- oder Brieftaubennummer.

Die meisten Frauen werden einen Typen, den sie im Club getroffen haben, nicht zurückrufen. Deine beste Chance ist also, möglichst viele Nummern zu sammeln. Masse statt Klasse. Dreistellig sollte es schon sein. Fuck it, bleib einfach daheim und arbeite dich durch das Telefonbuch.

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"Bewege dich im Kreis." Das soll wohl so klingen als wärst du ein Hai, der seine Beute einkreist. Das tust du nicht, du klingst wie eine Puch Maxi mit eingerostetem Lenker.

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Schau dir seine Augen an. Niemand sollte jemals beim Versenden von Emails so aussehen. Die Jacke ist ausgezogen und hängt wahrscheinlich auf der Lehne seines Ikea-Stuhls, während er sich mit lüsternen Augen an den Emails aufgeilt, die er an die armen, nichtsahnenden Seelen geschickt hat, die ihm letzte Nacht ihre Adressen überlassen haben.

Das sagt ihr mir jetzt? Nachdem ich es den ganzen Abend mit "Bist du alleine?" und "Ist das das Event, das ich suche?" versucht habe?

Das ist wahrscheinlich der einzige gute Ratschlag auf dieser Liste. Wenn du nur über dich redest, kommt nämlich irgendwann auch der unheimliche Shit zu Tage, der dich dazu gebracht hat, mit ihr überhaupt ein Gespräch anzufangen. Man beachte die Anführungszeichen bei "good chemistry", weil ernsthafte zwischenmenschliche Beziehungen natürlich ein Konstrukt sind, das von Chicks erfunden wurde.

Hier sind wir, Schritt 24. Das letzte Puzzleteil, um deine Traumfrau zu finden. Wenn du alle 23 Schritte bisher verfolgt hast, ist es so weit: Du bist mit ihr in einem Gespräch. Alles was du jetzt noch tun musst, ist dich wie ein Arschloch zu benehmen und sie dazu zu bringen, sich scheiße zu fühlen. Wieso? Weil du Frauen spüren lassen musst, dass du einen höheren sozialen Status als sie hast. Herablassend behandelt zu werden ist fucking sexy. Awwww yeah.

Alles oben Geschriebene ist offensichtlich völliger Mist. Es will eine Liste von Dating-Tipps für den angehenden Charmeuer sein, wirkt aber wie ein schlecht geschriebenes Handbuch für menschliches Verhalten, das sich irgendein Alien aus den Fingern gesaugt hat. Außerdem ist es eine traurige (aber nicht überraschende) Bestätigung der modernen Geisteshaltung. Die schlimmste davon ist, dass Frauen eine große homogene Gruppe bilden, die auf die gleiche Weise manipuliert werden kann wie du ein Computerprogramm schreibst oder einen Hund abrichtest. Der einzig wahre Ratschlag, um Frauen aufzureißen ist: Hör auf, dir solche Leitfäden durchzulesen. Noch besser: Streich "Frauen aufreißen" aus deinem Wortschatz. Hör auf, in einer Welt zu leben, in der Sex etwas ist, das du dir verdienst. Hör auf, in Clubs wie ein vorpubertärer Gameshowhost herumzustolzieren, während du Namen in deinen Notizblock schreibst und Leute fragst, ob sie alleine sind. Wenn du die Ratschläge in diesem Wiki-How-Artikel befolgst, dann ist es garantiert, dass du deine Nacht versunken in einem Stuhl verbringst, während du in deinen großen, cool aussehenden Drink heulst.

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