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Ich war auf der Fête Blanche

Unsere Autorin hat bei der Fête Blanche Markus Kavka genervt, fünf Stunden zu HipHop getanzt und eine erschreckende Zeit gehabt.
So sieht Angst aus. Alle Fotos von Gersin Livia.

Es gibt eine Party rund um den Wörthersee in Kärnten, von der ich mir geschworen habe, meinen Arsch nie wieder in die Nähe davon zu bringen. Die Fête Blanche. Für diejenigen, die noch nie davon gehört haben: Seit den 70ern findet die Fête Blanche jährlich in Velden und in der Fabrik in Pörtschach statt. Auch wenn ihr keine Französisch-Kenntnisse habt, werdet ihr schon erkannt haben, dass sich bei der Party alles um Weiß dreht. Also weiße Deko, weiße Kleidung, weiße Drogen. Das erste Mal, als ich bei der Fete Blanche war, war ich 17. Wenn ich behaupten würde, dass ich mich an Vieles von damals erinnern kann, dann würde ich lügen. Eigentlich hat mich Kiffen bis damals immer nur müde gemacht. Ein paar vereinzelte Lachflashs waren das höchste meiner Joint-Gefühle. Was damals passiert ist, kann ich nicht erklären. Bevor wir uns ins weiße Nichts geschmissen haben, wurde uns von dem Freund einer Freundin was zu Rauchen angeboten. Auf der Autobahn sah ich dann fliegende Penisse, Autos, die Schildkröten waren. Und die Karawanken waren Diskomauern. Es war weird. Von Velden dachte ich, dass es ein Filmset wäre und dass ich mit einem Schaufensterglas verschmelze. In der Fabrik war es dann furchtbar—was sicher nicht nur an mir lag. Nun, weil diese Erinnerungen der Fête Blanche unrecht tun, habe ich mich noch einmal dorthin gewagt.

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Glawischnig hat ein Fax bekommen.

Erstes Problem: Ich besitze nichts Weißes. OK, ein Oberteil, das ich aber letzte Woche wegen der verdammten Scheißhitze getragen und angepatzt habe. Also habe ich mich in die City Arkaden in Klagenfurt—einer der schlimmsten Orte der Welt—begeben. Zweites Problem: Klagenfurt hat ein Stilproblem. Es gab zwar überall weiße Kleidung, aber a) war der Restbestand durch die Bank hässlich und b) war jedes einzelne Kleid mit Make-Up, Wimperntusche angeschmiert. Danke dafür, ihr Clowns. Ich hab dann von der Mutter einer Freundin ein weißes Hippie-Kleid bekommen, Strapse (die ich nicht getragen habe) und Schuhe von der Freundin. Drittes Problem: Ich habe mich lange daran gewöhnen müssen, nicht jeden Typ für einen Arzt zu halten. Das ist wirklich furchtbar. Man kommt sich so unglaublich blöd vor, wenn man durch die Stadt geht und 80% weiß rumlaufen. Die anderen 20% (zu denen ich mich eigentlich zähle) starren einen mit einer Fresse an, die sagt „Ich weiß, was du heute tun wirst, du dummer, weißer Idiot.“ Ich habe mich durch und durch schrecklich gefühlt. Was tut man in so einem Fall? Korrekt. Man betrinkt sich. Möglichst schnell. Mit einer Flasche Prosecco, zwei Dosen Bier und einem Mädchen, von dem ich lange dachte, dass es keine Unterhose trug (sie war nude, ich sehe schlecht) habe ich mich an den Lendkanal gesetzt.

Das Model wurde gefingert.

Irgendwann kam Dennis. Dennis war ein Typ aus Oberösterreich, der jetzt in Klagenfurt lebt und in einem Puff arbeitet—er passt dort auf die Mädchen auf. Und er wollte mit uns in die Fabrik fahren. Nach einer Minute, die er bei uns saß, meinte er gleich, dass er uns Drogen besorgt. Uns war nicht nach Drogen. Uns war auch nicht nach dem Typen. Mit dem Taxi sind wir dann schon viel zu betrunken zur Fabrik gefahren. Die Fabrik umfasst vier Floors. Zunächst ist da mal das Hauptgebäude mit dem VIP Floor und dem Ibiza Island. Ibiza Island lässt es eh schon vermuten, aber: Gespielt wurde dort EDM, über den ich am liebsten kein Wort verlieren möchte, es aber wohl tun werde: WARUM VERBIETET DAS NIEMAND? Der Lärm wurde mit einer Lasershow unterstrichen und Seven Sins-Hostessen haben sich aufmerksam um die VIPs gekümmert. Ihr könnt euch ein Bild malen. Wenn man dafür nicht bereit ist—und ich persönlich bin das selbst mit einem beachtlichen Damenspitz nicht—geht man auf einen der beiden anderen Floors. Drop In und Black Box.

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Heiß begehrt: Die Cheerleader.

Zuerst waren wir auch hauptsächlich im Drop In. Was früher der VIP-Floor war, stand letztes Wochenende auch für das niedere Volk offen. Hier wurde hauptsächlich Deep House und Electronic gespielt. Richtig voll wurde das Drop In als Etepetete aufgelegt haben. Vor dem DJ-Pult standen haufenweise notgeile Jungs, die dem Wort „anhimmeln“ eine neue Bedeutung gegeben haben. Danach war Kavka dran.

Wollte nicht mit Kavka gestört werden.

Noch bevor er spielen konnte, habe ich ihn genervt und ihm hundert Fragen über sein Leben gestellt. Er ist ein sehr umgänglicher Typ, der—soweit ich mich erinnere—ziemlich gut aufgelegt hat und gar nicht so klein war, wie immer alle tun. Ich glaube, das habe ich ihm auch gesagt. Als ich mit einer Freundin zu seinem Set abging, kam ein Typ her und gab uns ein ziemlich weirdes Kompliment: „Ihr seid die guten Courtney Loves. Das ist was Positives.“ Ähm, OK, Typ, den ich nicht kenne. Ich glaube, ich habe ihn im Rausch trotzdem umarmt und ihm ein „Danke“ ins Ohr gelallt.

Um Mitternacht wollte ich eigentlich heim. Ich konnte nicht mehr, wollte mich in Eistee baden und ins Bett. Dann bin ich durch Zufall in der Black Box gelandet. Die Black Box, und somit auch den HipHop-Floor, gab es heuer zum ersten Mal und war das Beste, was mir dort passiert ist. DJ Paul Blaze, der auch gerade mit Nazar auf Tour ist, hat zwar drei Mal „Bitch better Have my Money“ gespielt, das hat aber niemanden weiter gestört. Der Boden war voller Bier, die Stimmung am Zenit und ich wusste bis dato nicht, das ich fünf Stunden zu HipHop „tanzen“ kann. Große Bemängelung: Als ich mir was Vegetarisches zu essen holen wollte, hatten sie nichts. Dafür hat mir der nette Herr hinter der Budel eine Semmel aufgeschnitten, Ketchup reingeklatscht und sie mir für 50 Cent angedreht.

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Danke für die Ketchupsemmel.

Fazit: Dafür, dass ich echt kein Mensch bin, für den die Fête Blanche zu einem Fixtermin zählt, war sie erschreckend lustig. Sogar die Kärntner Prolo-Mädchen und -Jungs waren nett und wollten niemanden von uns verprügeln. Jeder war freundlich, und wenn dir ein Floor nicht gepasst hat, dann hattest du Ausweichmöglichkeiten. Mein Gewand habe ich leider verbrennen müssen, weil ich von oben bis unten voller Dreck, vielleicht Pisse und ganz sicher Vodka Bull war. Macht aber nichts, weil Weiß sowieso furchtbar ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich das schreibe, aber: Ich hatte eine großartige Zeit. Bei Sonnenlicht, Blick auf den Wörthersee und stinkendem Gewand am Körper, haben wir uns irgendwann ins Taxi gesetzt und sind grindig wie noch nie ins Bett gefallen. Über den nächsten Tag reden wir jetzt lieber nicht.

Unsere Fotografin war dann auch irgendwann schon etwas, nunja, vom Alkohol der Anderen überwältigt.

Destroy!

Das beschreibt die Stimmung ganz gut.

Ist Sekunden später abgehoben.

Kavka trug übrigens schwarz. Ich liebe ihn.

Klar, warum sollen sie nicht auf dem Dach stehen? Halbnackt?

Isabella ist auf Twitter: @isaykah

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