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Schnauze, ihr alten Säcke. Das hier sind die Ikonen unserer Generation

Wir haben vielleicht keine Poster, aber Ikonen haben wir trotzdem. Und jetzt Ruhe—ihr alten Säcke!
Ryan Bassil
London, GB

Foto von Marta Parszeniew

Diese pessimistischen Alten, die YouTube mit Kommentaren zuspammen, gehen mir langsam richtig auf den Sack. Sie hacken auf neuartiger Musik rum, weil sie „nicht im Ansatz so ist wie in den (hier das Jahrzehnt ihrer Adoleszenz einfügen)“ und das, auf der wichtigsten Plattform für neue Musik. Sie schreiben „Tupac ist nicht für diesen Scheiß gestorben“, oder „Odd Future ist nichts im Vergleich zu Tha Alkaholics“ und wühlen sich durch dutzende Shredding Videos, nur um festzustellen, das niemals jemand so gut war wie Joe Satriani. Ja, ich weiß, die machen das nur um mich zu ärgern, aber ratet mal: es funktioniert.

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Also anstatt einfach einmal tief ein- und wieder auszuatmen und meinen gewohnten Weg zu gehen, habe ich diesen Artikel geschrieben, um zu beweisen, dass sie falsch liegen. Wir haben vielleicht nicht unsere Schlafzimmer mit Postern tapeziert, aber wir haben unsere eigenen Ikonen und Musikvirtuosen. Wir haben Instrumenten-Nerds, Agenten kultureller Veränderung, Business-Mogule und Badasses.

Der Bassist: Thundercat

Stephen Bruner, besser bekannt als Thundercat, hat dieses Jahr sein zweites Album Apocalypse veröffentlicht. Es ist eine reiche Sammlung abseitiger Kompositionen mit bunten Schattierungen. Den Grundstock bildet sein einzigartiges Bass-Gitarrenspiel. Er legt die 70er Funk Fusion von Herbie Hancock und Roy Ayers neu auf und leiht seine tauben Finger jedem, von Erykah Badu über Snoop Dogg bis hin zu den Punk-Veteranen Suicidal Tendencies. Seine Interpretation von Jazz in Kombination mit Hardcore-Punk-Elementen, erhebt sein Bass-Spiel vom Sidekick zum Star der Show.

Schon klar, die meisten Leute, die selbst Bass spielen, machen schreckliche Musik, die voll ist von leiernden Slap Solos und unnötig umständlichen Bits. Thundercat ist auf eine brillante Art und Weise melodisch. „Oh Sheit it’s X“ ist ganz oben auf meiner Hochzeitsplaylist und es sollte auch auf deiner stehen!

Die Business-Mogule: Christian und Kelly Clancy

Odd Future sind im Moment das größte HipHop-Kollektiv der Welt. Ohne die Clancys, würden Tyler und Co immer noch nach Kleingeld auf dem McDonalds-Parkplatz suchen, und ihre Musik im Hype Beast Forum pushen. Christian Clancy, im Wolf Gang Conglomerat als „Clancy“ bekannt, macht seit den 90er Jahren Musik. Sein Mentor war Paul Rosenburg und er war der Marketing Chef von einem unbekannten Album namens The Marshall Mathers LP. Kelly war Praktikantin in den gleichen Unternehmen und nachdem die beiden mit den Künstlern mit dem größten kulturellen Nachhall—50Cent, G-Unit, The Game—gearbeitet haben, begannen sie sich zu daten, haben letztlich geheiratet und ein Kind bekommen (hier ist ein Video von ihr und Tyler).

2010 sah Clancy Tyler, The Creators „French“ und zeigte sich begeistert. „Es war faszinierend, eine Gruppe Jugendlicher zu sehen, die wirklich eigene Ideen hat,“ sagte Christian in einem Interview mit Buzzfeed. „Sie hatten alles, was ich im Musikbusiness vermisste. Ihre Attitüde sagte nur ‚Fuck You’, aber auf eine selbstbewusste Art und Weise. Sie waren eigenständig und authentisch—der Schmerz einer Handvoll vaterloser Kinder.“ Die beiden waren seither die Mentoren jedes einzelnen Odd Future Mitglieds—als Tour-Väter machten sie Musik wieder zu einem Erlebnis. Sie haben nicht das Talent aufgebaut, aber sie haben das Haus in dem es lebt, in Schuss gehalten. Im Gegenzug hat Tyler eine Viertelmillion mit Socken verdient, die Gruppe hat ihre eigene Fernsehsendung und im vergangenen Monat haben sie ihren eigenen Kirmes in einem Skate Park mit Kanye West organisiert.

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Der Gitarrist: King Krule

Auch wenn alle sehnsüchtig ihren Tod erwarten, die Gitarrenmusik lebt noch. Ja, die Kings (of Leon) sind alte, müde Männer, die immer und immer wieder das gleiche Album herausbringen. Aber es gibt sie noch, diese aufrührerischen Außenseiter, die immernoch versuchen, irgendetwas von Belang mit den sechs Saiten anzustellen. Ihr Anführer ist King Krule. Sein Debütalbum, das dieses Jahr herauskam, war eines der besten Britischen Debütalben seit Jahren.

Nein, ich versuche gar nicht erst ihn mit Hendrix, J Masics oder Keith Richards gleichzusetzten. Er ist noch jung und seine Musik ist auch ganz anders. Aber genauso wie Massics aggressiv auf die B-Saite hauen kann und dir dabei das Gefühl verschafft, mit hocherhobenen Kopf aus einer zweijährigen Beziehung zu marschieren, kann King Krule Jazz Akkorde schreiben, die sich anfühlen, als würdest du gerade mit dem Nachtbus durch ein Industrie-und-Rotlichtviertel fahren. Das ist eine Soundqualität, die viele Künstler schlichtweg nicht haben, und das unterscheidet ihn auch von tausend anderen Idioten, die sich einen Telecaster gekauft haben, und nicht wissen, wo sie mit dem Erklären anfangen sollen, wenn es um den C-M-6 Griff geht. Im vergangen Monat hat er bei Letterman und Conan gespielt, mit dem Ergebnis, dass Beyoncé ihn liebt (!!!1!1!). Er hat im Grunde alles erreicht, wovon Künstler von The Kooks bis hin zu Drenge immer geträumt haben: einen Durchbruch in Amerika, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

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Der Drummer: Zach Hill

Die Death Grips haben einen Schwanz auf ihr Albumcover gepackt und jeder dachte, sie wären verdammt coole und anti-autoritäre Typen, die den Kommerz in den Arsch ficken. Ein Jahr später, sind sie zu keiner Show aufgetaucht und die gleichen Leute hielten sie nun für Arschlöcher. Die Leute sind komisch.

Aber abgesehen von diesem Scheiß ist Zach Hill ein begnadeter Drummer. Angefangen hat er mit Hella, einer Rockband aus Sacramento in Kalifornien, wo er Schlagzeug-Muster spielte, die mich glauben machten, dass er mindestens fünf Arme hat. Seither spielt er mit Bands wie Wavves, Marnie Stern und eine Millionen anderen. Ich kenne mich nicht so gut mit dem Schlagzeugspielen aus, als dass ich sagen könnte, was es mehr braucht, als sich absolut geil anzuhören, also befragte ich das Internet, um herauszufinden, warum Zachs Style cooler ist, als jeder andere. Ich habe gelernt, dass „ein einzigartiger Aspekt von Zach’s Style sein freier Gebrauch von unkonventionellen Becken, die auch oft „Trash“ Becken genannt werden, ist. Einer seiner am häufigsten und charakteristischsten Trash Becken besteht aus kaputten Becken (normalerweise 3 oder 4), die so auf einander gestapelt sind, dass sie auf gleicher Höhe mit seinen Toms sind.“ Klar, Rick Allen könnte mit einer Hand Schlagzeug spielen, Keith Moon könnte auf irgendeiner Haut herumschlagen und die Leute würden es immer noch legendär nennen, aber Zach Hill spielt auf kaputten Becken, in zwei verschiedenen Bands und lässt sie dabei klingen, wie eine apokalyptische Lösung für die Welt, neben der alle anderen Schlagzeuger, die in diesem Jahr ihr Ding machen, alt aussehen.

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Die Stimme: Willis Earl Beal

Tom Waits hat sich seine ungewöhnliche Stimme nicht erarbeitet, sie kommt einfach aus ihm heraus, wenn er seinen Mund öffnet. Das, und der Genuss an so viel roten Marlboros, Kokain und Schnaps, dass es ein Baby-Nashorn umbringen würde. Willis Earl Beal hört sich nicht im geringsten an wie Tom Waits, aber er hat die gleiche Art rauen Soul, der sich anhört, als ob er zu jemandem gehört, dem es scheißegal ist, ob seine Hose mit Öl befleckt oder seine Shirts mit Löchern übersäht sind, solange es genügend harten Alkohol gibt, um eine gute Zeit zu haben.

Beals Musik ist roh und aggressiv und gleichzeitig von Fallen und Einsamkeit durchzogen. Vor kurzer Zeit, war Willis Earl noch obdachlos und das nicht auf diese Couch-surfende Art und Weise, bei der man in den Wohnungen schläft, die die eigenen Freunde, von ihren Eltern bezahlt bekommen. Er war im wahrsten Sinne des Wortes obdachlos. Während er in den Straßen Albuquerques geschlafen hat, arbeitete Willis in verschiedenen Einstiegsjobs und fing an, CDs aufzunehmen, die er, zusammen mit seinen Illustrationen an öffentlichen Plätzen hinterließ. Später signte er beim Label XL, brachte ein Album heraus und noch im selben Jahr folgte seine Neo-Soul-Fantasia Nobody Knows. Es ist eine leidenschaftliche CD und seine Stimme transportiert karge Songs in deinen Kopf, welche dir dann direkt wieder aus den Augen herauskommen.

Der Songwriter: Dev Hynes

Schau dir all diese Videos an, dann verstehst du, warum Devonte Hynes der vielseitigste Songwriter unserer Generation ist.

Die Künstlerin, mit dem komischsten Sinn für Selbstdarstellung : Azelia Banks

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Die Brücke zwischen Musik und Mode: M.I.A

Viele, sehr viele, Musiker sing eng mit Mode verbunden. Madonna war mehrmals auf dem Vogue Cover, Bowie bewahrt sein Kate Moss Ziggy Stardust Cover in einer hölzernen Schachtel unter seinem Bett auf, zusammen mit einigen Musik-Awards, die er in der Kategorie „Best Dressed“ gewonnen hat. Künstler wie Kanye, A$AP Rocky und der Typ von One Night Only (Burberry Model, Hallo!) zeigen ein starkes Interesse an Mode. Yeezy verkauft weiße T-Shirts für 120$, was sonst nur ein Modedesigner machen würde. Keiner von diesen Künstlern schafft es jedoch, die Trennlinie zwischen akustischen Kompositionen und der Herbst/Winterkollektion besser zu verwischen als M.I.A. Sie hat bildende Kunst an der Akademie St. Martins studiert, ihr Onkel war „der erste Dunkelhäutige mit einer Bude auf dem Petticoat Lane Flohmarkt“, und sie brachte gerade eine Kollaboration mit Versace heraus. Maya ist 38, sieht in allem was sie trägt gut aus, und ich wünschte, ich wäre mit ihr befreundet. Vor ein paar Wochen, hat sie beim Launch von i-D mitgewirkt und wenn das keine Zeichen für einen Künstler ist, der tatsächlich die Mode verkörpert, dann muss ich mich mal kurz entschuldigen und mich nochmal in die Umkleidekabine von C&A zurückziehen…

Der Kopf eines jungen Labels: Solange Knowles

![](https://images.vice.com/noisey/content-images/contentimage/20947/Solange Knowles - Losing You (Video).jpg) Sean Combs hat im Alter von 24 Jahren Bad Boy Records gegründet, eine der besten HipHop-Releases aller Zeiten (Ready To Die) veröffentlicht, und war in jedem Video seiner Künstler um ‚Unterstützung zu zeigen’. Zwanzig Jahre später—und Diddy macht nicht viel, außer seinen eigenen Fernsehsender Revolt TV (und andere Dinge, die ihn reich machen) zu pushen—zeigt er sich gerne selbst mit Künstlern, während Solange Knowles, 27, lieber hinter den Kulissen bleibt. Letzten Monat hat sie auf ihrem eigenen Label Saint Records eine Compilation herausgebracht. Mit dabei sind viele Features, zum Beispiel von Jhene Aiko, oder Kelela—eine Huldigung an tolle, aber übersehene R&B-Künstler. Diese Vorlage wird, mit dem Knaller „Loosing You“ und Solanges kürzlich unterschriebenen Fashion Deals multipliziert, in einem florierenden, zurückhaltenden Palast erblühen.

Der Pianist: Austin Peralta

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