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Trailerpark hinterlassen uns schockiert und betroffen

Die Fans der Berliner Band Trailerpark stehen auf Pisse, schimmliges Essen und Tamponblut. Lies die grässliche Wahrheit über ihre Konzerte.

Nichts geht über Fanliebe. Die meisten fanatischen Fans geben sich schon mit einem Autogramm oder mit einem kurzen Lächeln zufrieden. Nicht so bei bei der Berliner Band Trailerpark, die aus den Rappern Pimpulsiv, DNP, Sudden und Alligatoah besteht. Deren Fans stehen mehr auf Pisse, schimmliges Essen und Tamponblut. Und die Band steht ganz offensichtlich auf das Dschungelcamp und liebt es, die Gelüste ihrer Fans zu befriedigen. Wer also auf ein Konzert von Trailerpark geht, kann sich auf kotzende Securitys, heulende Bandmitglieder und einen höhnisch lachenden Rapper einstellen. Wer das alles nicht wissen möchte, kann jetzt aufhören zu lesen, das Radio einschalten und sich das neue Album von Cro anhören. Wir haben uns zwar auf kein Konzert von ihnen getraut, aber dafür in ihr Studio, wo DNP und Alligatoah uns die grässliche Wahrheit über ihre Konzerte unterbreiteten. VICE: Ihr lasst eure Fans also Pisse, Kotze und diverse andere Sachen trinken?
DNP: Ja, das tun wir. Bitte mehr Details. Was war denn schon alles dabei?
Urin, mehrere Cocktails aus diversen Inhalten. Es fing alles mal so an, dass wir ganz viel Essensmüll im Tourbus hatten. Was eben so anfällt, wenn neun Leute ein Wochenende unterwegs sind, nicht aufessen und es stattdessen auf den Boden werfen. Cheeseburger, Bockwürste und ein halber Salat, bei dem das Dressing schon anfing zu gären. Im Bus ist es ja auch warm. Das lag alles herum, keiner hat den Müll weggebracht. Dann meinte ich irgendwann: Hey, lass uns das doch einfach mal zusammenmixen und dem Fan, der es trinkt, ein T-Shirt schenken. Und dann haben wir bei einem Konzert angefragt, ob das jemand machen möchte. Was war dann in dem ersten Cocktail?
Unsere Fotografin hat noch Eier von zu Hause mitgebracht, die schon so drei bis vier Monate ungekühlt in der Ecke standen, und verschimmeltes Obst. Alles, was so in einem WG-Kühlschrank ganz hinten steht. Im ersten Cocktail waren dann zwölf Bockwürste, eine Flasche Bier, bisschen Cola, Asche, eine Packung Eier.
Alligatoah: Ja, es wurde sehr viel reingeascht und das Bier war auch nur zum Verdünnen drin. Ein Freund von uns war erkältet und hat noch ein paar Spezialitäten aus der Nase hinzugefügt.

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Wie war die Resonanz beim Publikum?
Die Resonanz war erstaunlich gut. Es gab ziemlich viele Leute, die das machen wollten. Wir wollten eigentlich nur, dass es einer macht. Auf einmal standen fünf Leute auf der Bühne, die das alle unbedingt trinken wollten. Es hätten auch fünfzig gemacht. Die haben das dann auch sehr genossen.
Alligatoah: Und auch geteilt.
DNP: Das war auf jeden Fall sehr romantisch. Sind eure Fans krank im Kopf?
Ach, es geht. Da ist echt alles dabei, von Akademikern bis zum Bodensatz der Menschheit. Aber selbst, wenn man ein kleines Konzert spielt, findet man immer jemanden, der unbedingt Pisse trinken will. Letztens wieder, der eine Type war übrigens Informatiker, also kein Idiot. Wir hatten vorher die K.I.Z.-Tour gespielt und ich hab die Nacht mit sämtlichen Drogen, die man sich vorstellen kann, durchgemacht. Wir haben auf der Bühne dem Publikum auch ein Drogentest gezeigt. Ich hatte volle Punktzahl. Und den ersten Urin am nächsten Morgen, der kastanienbraun war, habe ich dann in eine Flasche gefüllt und mir gedacht: „Den lasse ich heute jemanden trinken, der so hardcore ist und die Chemieabfälle trinkt.“ Der hat ja auch so megaätzend gerochen.

Ihr verwöhnt eure Fans ja richtig.
Ich finde es halt einfach nur lustig. Und der Typ hat wirklich danach gefragt.
Alligatoah: Was mich daran fasziniert, ist, dass man denkt, diese Leute sind total betrunken oder auf irgendwelchen chemischen Drogen. Dann redet man nach dem Konzert mit diesen Menschen am Merchstand und die sind vollkommen klar und stolz darauf, was sie getan haben. Und holen sich dann ihr T-Shirt ab. Die bekommen dann auch nur ein T-Shirt, nicht mal eine Gastrolle im Video oder ein Meet&Greet mit euch?
Nein, ein T-Shirt. Das kostet 2,99 im Einkauf. Das ist schon hart.

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Meint ihr, die machen das, weil sie es geil finden oder weil sie euch so vergöttern?
Die machen das aus Fanatismus und weil sie uns imponieren möchten. Wir nutzen das eben aus und machen uns darüber lustig. Aber die Fans sind doch das Wichtigste für Musiker … zu denen ist man doch nett.
Wir zwingen ja niemanden. Wir fragen ja nur. Wir mögen unsere Fans auch, weil wir ja von unseren Fans leben. Es gibt mittlerweile auch Leute, die mich anschreiben und mir Vorschläge machen, was man noch machen kann. Vorgestern hat mir dieser Informatiker vorgeschlagen, einen Contest zu machen unter allen Leuten, die schon mal auf den Konzerten was Ekliges gemacht haben. Und er meinte, wir könnten mal irgendwas mit Tamponblut machen, weil er da voll Bock drauf hätte. Ich bin teilweise auch schockiert und betroffen. Das ist doch nicht normal.
Ne, aber die Musik ist ja auch nicht so normal. Das sind die Geister, die man gerufen hat. OK, du feierst das ja richtig ab. Wie sieht das mit dem Rest der Band aus?
Alligatoah: Es ist eine Mischung aus Faszination und Schock. Man kuckt sich das an, manchmal muss man aber auch von der Bühne gehen, wenn es zu eklig wird. Also ich muss auf jeden Fall von der Bühne gehen. Ich kann mir das nicht anschauen, wie auch manche Securitys.
DNP: In Münster musste einer der Securitys kotzen. Das war auch sehr lustig. Wochen danach haben die immer noch davon gesprochen. Casper hat danach dort gespielt und er wurde darauf angesprochen. „Kennst du Trailerpark?“ „Ja, das sind Freunde von mir.“ In Münster war aber auch so richtig Armageddon. Die ganze Bühne war voller Leute und auch Frauen, denen die Rotze den Ausschnitt runtergelaufen ist. Was ist die Trailerpark-Pizza?
Wir waren im Backstage und keiner konnte was essen, weil wir alle verkatert waren. Dort lag ein Kilo Butter herum. Das habe ich genommen, mit der Faust klein gemacht und als Pizzaboden benutzt. Den haben wir dann mit allem, was herumlag, belegt und am Ende noch ordentlich oben drauf gerotzt. Und das haben die Fans dann gegessen. Es war auch ziemlich heiß und die Butter war dann schon so sahnig. Alleine da reinzufassen, war schon eklig.

Wollen eure Fans auch manchmal, dass ihr mitmacht?
Ja. In Hamburg wollte mir ein Typ den Pissehelm geben. Zu dem habe ich gesagt: „Verpiss dich, sonst hau ich dir auf die Fresse.“ Dann hat er ihn in die Ecke geworfen. Da liegt er wahrscheinlich heute noch. Ihr habt also extra einen Pissehelm?
Das war auch so ein Zufallsding. Sudden hatte für seine Show so einen rosa Bierhelm besorgt. Den habe ich ihm gleich weggenommen. Im Backstage habe ich dann meinen Urin gesammelt, was man auch an den Farbunterschieden erkennt. Man sieht dann schon an der Urinfarbe, wie dehydriert ich war.
Alligatoah: War nicht auf einer Seite Bier?
DNP: Ne, das war Pisse. Ein Bier? Was ist los mit dir? Bier verschenken? Ja, den Fans schenkt man doch kein Bier.
Das können sie kaufen. (lacht) Das klingt ein bisschen wie ein Fetisch bei dir.
Ich finde das überhaupt nicht geil. Mich erregt es gar nicht. Was sind so deine wildesten Fantasien?
DNP: Es gibt ein Brechmittel namens Ipecac. Das sollte jemand nehmen. Ich hatte die Idee, dass wir einen Trailerpark-Kotzeimer haben, den derjenige um den Hals tragen muss. Das Mittel wirkt innerhalb von drei bis fünfzehn Minuten. Danach kotzt man in Fontänen. Derjenige muss dann in den Eimer kotzen, aber die ganze Zeit in der Crowd bleiben und feiern, vollgekotzt. Das ist die Grundvoraussetzung, um das Shirt zu bekommen. Es würde natürlich ein T-Shirt geben. Wir lassen uns ja nicht lumpen.
Alligatoah: Manchmal gibt es sogar einen Hoodie, wenn wir beeindruckt sind. Auf dem neuen Album gibt es jetzt auch ein Lied namens „Alles für ein Shirt“. Darauf fantasieren wir ein bisschen, was man alles für ein T-Shirt machen könnte.
DNP: Das ist ab jetzt die Hymne für diese Aktionen. Der Song kommt auf das neue Album, mit dem wir fast fertig sind. Der Rest des Albums dreht sich aber nicht um Pissetrinken. Es ist ein bunter Mix aus Unsinn und Satire. Was ist aus der Brechmittel-Aktion geworden?
Das wollte der Rest nicht.
Alligatoah: Das macht ja auch keinen Sinn. Kuckt ihr eigentlich gerne Dschungelcamp?
DNP: Ja! Das kommt, wie aus der Pistole geschossen. Ich finde es großartig.
Alligatoah: Ich nicht. Das merkt man.
DNP: Aber das Dschungelcamp hat mich nicht zu den Aktionen inspiriert. Jetzt inspiriert es mich aber für die Trailerpark-Dschungelprüfung, die es auf der nächsten Tour geben wird. Es wird ein Plexiglasrohr mit Klappen geben, in das sich Leute reinlegen müssen. Mal kucken, was wir dann damit machen.
Alligatoah: Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir Musik machen. Nachher kommen die Leute nur noch, um jemanden kotzen zu sehen.
DNP: Solange die Eintritt zahlen, ist mir scheißegal, warum die kommen. Die können auch zum Masturbieren kommen. Hauptsache, wir verdienen Geld.
Alligatoah: Da scheiden sich die Geister. Habt ihr nicht Angst, dass es auch ein Grund für ein paar Fans ist, nicht zu kommen.
DNP: Uns haben schon ein paar Fans geschrieben, dass sie deswegen nicht kommen. Aber die sind dann einfach nicht hart genug. Die sollen Cro hören. Wenn ihr auch mal Bock habt, Pisse zu trinken oder einen anderen Fetisch auszuleben, könnt ihr auf der nächsten Tour vorbeischauen. Die Daten seht ihr hier:

16.11. Bremen
17.11. Dresden
22.11. Nürnberg
23.11. Weinheim
24.11. Kassel
29.11. Köln
30.11. Münster
01.12. Leer
06.12. Braunschweig
07.12. Augsburg
08.12. Kaiserslautern
13.12. Frankfurt
14.12. München
15.12. Freiburg

Fotos: Antonia Sturma