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Interviews

SSION will jeden Tag einen 1.000-Dollar-Salat essen

Wie das? Mit Crystal Power!

Als ich das erste Mal Musik von SSION hörte, war ich auf einer May-Day-Party, umringt von Champagner, Feuerwerk und schwulen Männern, die mit Heterofrauen rumknutschten. Wie passend. Denn das ist in etwa die Partystimmung, die der Lead-Singer Cody Critcheloe zu jeder Show mitbringt, seit er die Band 1996 in Kansas City gegründet hat.

Mit ihrer neuen Platte Bent, die sie 2011 erstmals abseits des Labels Sleazetone Records selbst releasten, spielte dieses punkgewordene Pop-Projekt (oft als Darstellende Kunst angepriesen) vor Kurzem im Festsaal Kreuzberg, Berlin. Unser 15-minütiges Interview nach der Show wurde mindestens fünfmal unterbrochen von Fans, Groupies oder Freunden, die es gar nicht erwarten konnten, Critcheloe zu gratulieren. Der New Yorker hat bereits das Albumcover der Yeah Yeah Yeahs entworfen, mit 'Peaches' kollaboriert und in 2010 mit der Berliner Kunstgalerie Peres Ausstellungen organisiert.

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Nach der Show im Festsaal Kreuzberg, nahm Cody sich die Zeit ein paar unserer Fragen zu beantworten, wo wir uns über den feuchten Traum seines kommenden Spielfilms, seine tiefsten Wünsche, die Berliner Kunstszene und die Kraft von Kristallen gesprochen haben.

NOISEY: Cody, wie hat sich die Show heute von der letzten 2009 unterschieden?
Es war ganz anders, denn letztes Mal waren wir noch die Vorband von Gossip. Ein Konzert zu eröffnen kann manchmal besonders schrecklich sein. Die Leute haben dich noch nie gehört und vielleicht auch keinerlei Interesse. Man dreht dich für gewöhnlich noch leiser als den Hauptact. Dazu ist Beth Ditto ein großer Star in Europa. Sie sind so berühmt geworden, dass auch ihr Publikum sich zum Mainstream entwickelt hat. Einige von denen wussten gar nicht, wie sie auf uns reagieren sollten. Aber wir haben jetzt schon vor so vielen Bands gespielt. So langsam mag ich diesen Prozess auch, Leute, die noch nicht ganz dabei sind, einzufangen und für mich zu gewinnen. Am ungewöhnlichsten für mich ist die heutige Stimmung, wie auch die ganze Tour. Es ist komisch, aber natürlich auch cool, auf eine Bühne zu gehen und jeder kennt und feiert dich und was auch immer du gleich tun wirst. Es ist großartig in dieser Atmosphäre zu spielen, auch wenn es mich manchmal durcheinanderbringt, ein ganz anderes Gefühl.

Kann ich dich nach den Kristallen fragen, die du um den Hals trägst?
Die hat mir mein Freund gemacht. Sein Name ist Raul de Nieves, er ist sowohl Künstler als auch Darstellender Künstler. Er verkauft sie sogar in New York. Meine fällt fast auseinander, weil ich sie immer auf der Bühne trage. Türkis und alles ist mit drin in diesem Rosenkranz. So sehen auch seine Skulpturen aus - eine große, perlenbesetzte Form. Er bekommt Rosenkränze und dekoriert sie. Schuhe macht er auch. Karl Lagerfeld hat kürzlich seine Schuhe in Harper's Bazaar verwendet.

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Du bist zur Kunstschule gegangen. Fühlst du dich manchmal, als hättest du die Kunstschule nie verlassen?
Ich fühle mich als hätte ich sie verlassen und bin absolut froh darüber. Ich glaube es ist nicht gut, zu lang in diesen Kreisen abzuhängen. Es war hart den Sprung in eine Umwelt zu machen, in der ein Haufen Freaks alles machen, was du willst. Selbst wenn sie deine Sachen nicht feiern, schenken sie dir Aufmerksamkeit. Es wird alles von dir kritisiert und du fühlst dich wichtig, selbst wenn die Leute nicht mögen, was du tust. So ist es nicht, wenn du deinen Abschluss machst.

Du hast die Show mit einem Geburtstagsständchen eröffnet, doch selbst Geburtstag hast du nicht?
Nein, mein Geburtstag ist der 19. Februar, ich bin etwas zwischen Wassermann und Fisch. Ich wollte den Song spielen, weil es der bekannteste englische Song ist und jeder die Melodie kennt. Ich dachte, es passt ganz gut, damit in Europa den Anfang zu machen. Und es ist etwas ungewöhnlich, es hat mich entschädigt. Heute ist der Geburtstag meines Managers, und ich hab mir live den Arsch abgefeiert.

Ich habe erwartet, dass du auf der Bühne mehr erzählst.
Das Publikum war voll dabei und gut drauf, da brauchte ich nicht noch etwas sagen.

Auf der Bühne hast du die Masse das Wort Javier schreien lassen. Hast du dabei an den Berliner Galeristen Javier Peres von Peres Projects gedacht?
Ja, der ist großartig. Ich liebe Javier, weil er einer der ersten in der Kunstszene war, die an mich und mein Schaffen geglaubt haben. Er hat mir eine richtig große Show ermöglicht. Ich halte ihn für einen der nettesten Kerle in Berlin und er hat mich so stark unterstützt, dass ich eine Zeit lang nur noch mit ihm unterwegs war. Ich mochte ihn so sehr, dass ich mich fast in ihn verknallt habe. Er hat einfach diese ganz besondere Aura.

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Stellst du bald wieder Kunst von dir aus?
Ich habe alle Videos für dieses Album gedreht. Ursprünglich wollte ich zu jedem Song ein anderes Video drehen. Wir haben schließlich drei Jahre an dem Album gearbeitet. Die neuen Musikvideos sind um einiges filmischer geworden als einfache Green-Screen-Animationen und gewöhnliche Musikvideos. Ich möchte einen Spielfilm in voller Länge machen, nicht in der Art der Rocky Horror Picture Show, aber Ich will Dialoge, gute Schauspieler, das ganze Paket.

Und wirst du es machen?
Ja. Ich möchte jedoch nichts überstürzen, um das Beste aus der Geschichte rauszuholen. Das nächste SSION-Album soll weniger ein Popalbum als ein Soundtrack sein, der vielleicht während oder sogar nach der Filmproduktion erst entsteht.

Kennst du das Thema des Films bereits?
Alles, was ich weiß, ist, dass es um ein echtes Verbrechen gehen soll. Das wäre eine schwierige, aber auch verrückte Sache. Es soll keine beliebige Gewalttat, sondern etwas düsteres und dabei immernoch SSION sein.

Ich habe heute meine Wunschbox mitgebracht. In der sammle ich von jedem Wünsche und sie werden wahr. Hast du einen unerfüllten Wunsch?
Ich weiß genau, was ich mir wünsche: Ich will einen Academy Award gewinnen, einen Mainstream-Spielfilm drehen, der die Welt verändert, eine Collabo mit Moschino, eine eigene Modelinie, ein Freund von Mark Jacobs werden, ein Top-40-Hits-Album, eine Welttournee und reich genug sein, um alles zu machen was ich will, unglaubliche Kunst und jeden Tag einen 1.000-Dollar-Salat essen. Haha!

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