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Ein einsamer Mosher rastet auf dem Oktoberfest zu Blasmusik aus

Zum Ende der Wiesn wurde doch noch einmal richtig ausgeflippt

Oktoberfeste sind das Symbol der bayrischen Hochkultur: aus riesigen Krügen Verstand-ertänkend starkes Bier trinken, schamlos unter die Tische pissen, traditionell-hässliche Klamotten tragen und zu lauter Blasmusik rumgrölen—könnte man behaupten, wenn man das globalen Export-Phänomen ein wenig zynisch zusammenfassen möchte. Oder noch nie dabei gewesen und dem Zauber des Zünftigen erlegen ist. So oder so ist es der perfekte Ort, um jegliche Subkulturen mit der Lederhose zu erwürgen. Hier wird nicht aufbegehrt, hier wird mitgemacht. Individuell ist, wer den längsten Kotz-Strahl hat.

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Umso mutiger, was der Gitarrist kalifornischen Hardcore-Band Capsize, Nicolas Lopez, gewagt hat: zu der nervtötenden Musik moshen. Er beginnt mit einem beherzten Two-Step, lässt eine kurze Picking-Up-Pennies-Kombo folgen, macht nach einem schnell nach hinten geschleuderten Rückschlag einen Sprung von der nächsten Bank, klatscht sich selbst dreimal ab und das Wunder ist vollbracht: Geschichte wurde geschrieben und vielleicht in den nächsten Jahren noch tausendfach kopiert.

Hardcore Dancing an Orten, die einem Moshpit nicht ferner sein könnten—das Ganze erinnert an die alten Drive-by Mosh-Videos. Damals, als Moshen noch etwas so unschuldig Faszinierendes war, die ganze Welt an dem Ausdruckstanz teilhaben wollte und Heaven Shall Burns Video zu „The Weapon They Fear" mittanzen konnte. Bevor irgendwann gelangweiltes Kopfnicken als angemessene Reaktion auf aggressive Musik allgemein anerkannt wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Aktion vom Capsize-Gitarristen den Mosh wieder dahinbringt, wo er einst so sehr zuhause war—vor der Bühne.

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