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Interviews

Maloon TheBoom: "Die Musik der Zukunft geht zurück zu den Wurzeln"

Am Samstag präsentiert Maloon TheBoom im Dynamo für Noisey seine Vorstellung der Musik der Zukunft. Welche Rolle dabei Sampling spielen könnte, sagt er im Interview.
Foto: Facebook

​Am Samstag 19. November verwandelt sich das Jugendkulturhaus Dynamo​ in ein Multiplex Kino und in eine Spielwiese für futuristische Kunst. In drei Räumen werden verschiedenste cinematographische Arbeiten zum Thema "Maximum Future​" gespielt. VICE im Rahmen des Cinamo Multiplex zeigt in einem dieser Räume futuristische Dokus und auf der Noisey Stage werden Pablo Nouvelle​, Dave Eleanor und Maloon TheBoom​​​ in je genau 15 Minuten langen Sets ihre Vorstellung des Sounds der Zukunft präsentieren.

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Ich habe mich mit dem Beat-Producer Maloon theBoom​ zusammengesetzt und über die Kunst und das Handwerk des Samplings unterhalten. Dabei sind wir selbstverständlich nicht darum herumgekommen, über Recycling und Bezugnahme im künstlerischen Sinn zu sprechen und uns Gedanken darüber zu machen, wie das Samplen​ von Musik in Zukunft aussehen könnte.

Noisey: Das Sampling ist ein fester Bestandteil—oder besser ausgedrückt—ein wichtiger Eckpfeiler der HipHop-Kultur. Kannst du kurz erläutern, was beim Sampling genau gemacht wird und was für dich besonders reizvoll ist?
Maloon TheBoom: Das ist ganz einfach: Bestehende Musik wird quasi recycelt und neu kontextualisiert. Dabei stehen einem Produzenten verschiedene Geräte und Techniken zur Verfügung. Das Spannende am Sampling ist unter anderem die Bezugnahme, das Referenzielle an sich. Ich kann Referenzen machen, die klar ersichtlich sind, oder aber auch solche, die schwer oder fast gar nicht zu rekonstruieren sind. Aber das Zentrale ist: Man nimmt bestehende Musik und setzt sie mit neuen technischen Möglichkeiten in einen neuen Kontext.

Wie sieht dieser Kontext denn aus—wie produzierst du deine Musik?
Generell arbeite ich mit einem Sampler. Mit ihm kann ich Sounds aufnehmen, die ich auf verschiedenste Weise bearbeiten kann. Im Vergleich zu einem Computer-Programm sind die Möglichkeiten dieser Maschine eher beschränkt, aber der Sampler ist für mich auch viel mehr ein Instrument, auf dem ich jammen kann. Ich befülle also in einem ersten Schritt mein Instrument mit verschiedenen Sounds, welche ich bearbeite und ready mache, um darauf einfach mal zu improvisieren und zu schauen, was sich in diesem Moment gerade ergibt. Diese Jamsessions nehme ich live als eine einzelne Spur auf meinen Computer auf. Meistens gibt es aus dieser Session eine oder mehrere Stellen, die mir vom Groove her am ehesten zusagen. Ich wähle diese Passagen aus und mache sie zu meinem Referenz-Loop. Danach spiele ich die Sounds anhand dieses Referenz-Loops einzeln nochmals in das Programm ein und stelle damit sicher, dass mein eigener Groove, mein eigenes Raster beibehalten wird. Trotzdem habe ich danach die Möglichkeit, von den Bearbeitungsmöglichkeiten des Programms zu profitieren.

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Was macht euer Kollektiv Boyoom Connectiv zu dem, was es ist, und wie stellt ihr euch eure Zukunft vor?
Wir wollen wieder zurück zu den Roots, ohne dabei Altes zu wiederholen. Heutzutage ist technisch praktisch alles möglich: Ein einziger Mensch kann auf dem Computer ein ganzes Orchester simulieren, wenn er sich genug reinhängt, Zeit investiert und einigermassen Skills hat. Aber einen eigenen Groove kann man nicht simulieren und vor allem ist dieser Groove von Mensch zu Mensch, von Moment zu Moment verschieden und einzigartig. Ich glaube, dass unsere Musik auch deswegen auf positives Feedback stösst: Wir spielen live, da schleichen sich auch mal "Fehler" ein, die das Ganze menschlich und natürlich machen. Das ist meiner Meinung nach auch für die Musik der Zukunft wegweisend. Ausserdem stelle ich fest, dass dieser menschliche, manchmal auch unvollkommene Faktor einen Reiz auf das Publikum hat, und sich die Leute fast schon danach sehnen.

Kannst du diesen Gedanken noch ein wenig ausführen? Nach was sehnt sich das Publikum deiner Meinung nach?
Wie gesagt: Ich glaube vor allem sehnt man sich nach Natürlichem und Menschlichem. Man will wieder was Handfestes und das widerspiegelt sich zum Beispiel im grossen Revival des Vinyls. Der Akt des Musikhörens über Vinyl ist halt ganz konkret etwas anderes, als wenn man einfach einen Song über ein Portal streamt. Man nimmt die Platte aus der Hülle, legt sie auf den Plattenspieler, setzt die Nadel auf die Platte und hört sich die Musik an, ohne zu skippen—einfach an einem Stück. Dieser ganze Prozess ist entschleunigend und ich glaube, genau danach sehnen wir uns alle ein wenig. Das sind traditionelle Werte. Wir wollen sie in einem neuen Kontext einbetten.

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Wie wird dein 15-minütiges Set im Dynamo aussehen? Was hast du dir vorgenommen?
Ich werde all dies, was wir gerade besprochen haben, in mein Set einfliessen lassen. Ich glaube, die Musik der Zukunft geht mit einer Bewegung zum Menschlichen einher. Ich werde darum ein ganz natürliches und organisches Set spielen. Es soll entschleunigt sein und im Moment entstehen. Ich werde mit einem sehr reduzierten Set-up arbeiten und den Entstehungsprozess und das Momentum des Musikmachens in den Mittelpunkt stellen. Dabei spielen Feinheiten wie die aktuelle Stimmung an diesem Tag eine Rolle, die Interaktion mit dem Publikum und die Energie die sich daraus im Raum entwickelt.

Maloon theBoom spielt am Samstag um 21 Uhr sein Set und wir werden es auf Facebook​ live übertragen, falls du es nicht ins Dynamo schaffst.

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Zur Facebook-Veranstaltung des Cinamo Multiplex gehts hierlang​.​

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Teaserbild: zvg​