Wir reviewen 'The Message' und 'The Message' reviewt uns

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Birthdaybash

Wir reviewen 'The Message' und 'The Message' reviewt uns

The Message wird 20. Nur weil wir 17 Jahre jünger sind, heißt das nicht, dass wir uns nicht auch bei Rap auskennen. Zumindest glauben wir das.

20 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. In Internetzeit, wo ein Tag reicht, um als veraltet zu gelten, ist 1997 quasi das Altpaläolithikum. Diesem antiken Zeitalter ist das HipHop-Magazin The Message entsprungen. Damals noch in analoger Magazinform, die einige Zeit später der digitalen weichen musste. Das sagt allerdings weniger über den Zustand von HipHop in Österreich als über die Medienbranche aus.

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Denn ihr habt es eventuell mitbekommen: HipHop ist fucking big. In Amerika, in Deutschland und auch bei uns schon ein bisschen. Und einem Magazin, das eines der interessantesten Musikgenres unserer Zeit schon so lange behandelt, gebührt auch unsere Ehre. Wir ziehen unser digitales Snapback vor dir Message, ihr seid uns ein paar Jährchen voraus. Persönlich machen wir das am 10. Juni bei eurer Geburtstagsfeier in der Forelle irgendwann zwischen den Auftritten von Trettmann, Haiyiti, T-Ser, Def Ill, Juicy Gay und Kreiml & Samurai (dat LineUp).

Aber jetzt mal ehrlich: Wir haben schon auch viel Ahnung von HipHop, auch abseits von Money Boy. Darum wird's Zeit, ein für alle Mal zu klären, wer die baggieren Hosen an hat. Darum haben wir die lieben Leute vom Message-Magazin gebeten, unsere Rap-Berichterstattung zu bewerten, während wir das selbe mit ihrer machen.

Noisey reviewt The Message

Disclaimer: Ich habe bei The Message meine Anfänge als Musikjourno gemacht. Soweit ich mich erinnern kann, gab's von mir eine viel zu kurze Review über Cro und irgendein Konzert. Es hielt mich leider nicht sehr lange dort, obwohl die Kollegen sehr nett waren. Indie war halt doch mehr mein Gebiet. Das hält mich nicht davon ab, jetzt eiskalt über sie zu richten. Wir sind ja immerhin Konkurrenz!

Ein Blick auf ihre Facebook-Seite zeigt gleich ein erstes, großes Problem. Sie posten ihre Artikel nicht im Stundentakt. Wir bei Noisey Austria™ sind der Meinung, es gibt nur eine richtige Methode und die heißt "Content, Content, Content". Quasi Content, was wolle. Das erklärt auch den Like-Unterschied, aber gut, mehr Likes bedeuten ja nicht unbedingt bessere Artikel. Die meisten Reactions gab es in letzter Zeit für den Artikel über Farid Bangs Instagram-Post, in dem er sich über die Anti-Häusliche-Gewalt-Kampagne von Elena Carrière lustig macht. Beschissener Move von ihm, super Artikel von The Message. Das können wir schon zugeben. Einzig, dass ihr uns am Ende des Artikels nicht erwähnt und rap.de und hiphop.de schon, macht mich ein bisschen traurig. Denn uns hättet ihr loben können. Aber OK, wir waren auch einen Tag später dran, als ihr.

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Gleich danach folgt eine Review von der Jugo Ürdens-Releaseshow zu seiner DiesDas-EP. Die Fotos von Alex Gott-er fangen die Stimmung wie immer sehr gut ein. Der Mann macht halt sein Ding schon lange genug. Pluspunkte also für die verschwitzten Fotos vom Oben-Ohne-Jugo. Ein leichter Formatierungsfehler gleich zu Beginn des Textes trübt aber meine Euphorie ungemein.

Wie wirklich jeder weiß, kommen solche Fehler bei Noisey Austria ® niemals vor, darum leider 100 Punkte Abzug für Schlampigkeit. Dem Aufwärm-DJ einen ganzen Absatz zu widmen, würde ich als interessante Methode bezeichnen, den Artikel etwas länger zu machen. Alle Liebe für edhardygirl14, aber eigentlich geht es um den Jugo. Nochmal 1000 Punkte Abzug.

Dann geht Adriana Juric in ihrem Text über zum Auftritt von EDWIN. Einer der spannenderen österreichischen Künstler, den noch kaum jemand kennt. Die "Lebensrealität der Wiener Untergrundartists" ist aber doch ein bisschen übertrieben, weil der Untergrund vom Internet ermordet worden ist. Das wird aber alles sofort vergessen, als die schöne Wortschöpfung "kreislaufzamprackend" aus dem Nichts erscheint. So ein Wortkonglomerat hätte eigentlich von der artikelraushauenden Noisey Austria-Redaktion kommen können. Ich bin stolz auf dich, Ariana.

Schließlich kommen wir zum Kern des Artikels: Jugo Ürdens' Auftritt, unterstützt von Begriffen, die wahrscheinlich nur den HipHop-Kennern etwas sagen. "Ajde-Mentality", "Pa", "Zigo-Esprit", "FIFA", "PLZ". Man merkt, ihr seid ein beinhartes Szene-Magazin und nichts für Laien. Für mich als Experte für eh alles (s/o Günther Paal, wir waren mal Nachbarn), ist das natürlich kein Problem. Für Leute, die mit solchen Begrifflichkeiten allerdings nichts anfangen können, wäre hier die Zeit, um sich aus dem Artikel rauszuklicken und wieder in die Grausamkeit der Realität zurückzukehren oder lustige YouTube-Videos zu schauen. Ich will beides nicht, also lese ich weiter. "Es ist beeindruckend, wie viel Publikum Jugo Ürdens bereits bei seiner ersten Liveshow angezogen hat", schreibt Ariana, direkt unter einem Foto von halbnackten Menschen. Text-Bild-Schere!!!!!1!

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OK, The Message, Zeit für ein finales Urteil. Ihr habt mit eurem sehr fortgeschrittenen Alter Durchhaltevermögen bewiesen. Und das, obwohl ihr auf ehrenamtlichen Beiträgen eurer Autoren vertraut. Das bedeutet, dass da ziemlich viel Leidenschaft dahinter stecken muss, sonst hättet ihr schon lange zusperren müssen. Sowas merkt man an euren Meinungsartikeln, die immer sehr stark sind und die überschaubare Musikjournalisten-Szene in Österreich immer wieder mal aufwirbelt. Sowas könnt ihr euch ruhig mehr trauen. Aber ihr könnt auch manchmal sehr fad sein. Aber kein Problem, dafür sind ja wir da. Ich und die restliche Redaktion wünschen euch jedenfalls einen schönen Geburtstag und ich freu mich schon auf die Party. Auf weitere 20 Jahre Ananas!

The Message reviewt Noisey

Von Heinrich Matis

Vorab: Während wir tagsüber beim Billa an der Kasse oder im 13A hinterm Steuer sitzen, ist Redakteur für Noisey ein echter Job. Also können wir es ja wohl kaum besser machen, der Erfolg gibt jedem recht, der ihn hat. Aber vielen Dank an euch, dass ihr mit dem Klischee, eine Bande gut situierter Publizistikstudenten auf LSD zu sein, von unserer madigen Existenz abgelenkt habt.

Also, ran an die Buletten. Noisey rollt mit seinem internationalen Content-Netzwerk wie eine Dampfwalze durch die sozialen Medien. Während wir Amateure zufrieden sind, wenn wir am Tag ein bis zwei Storys online stellen, lächeln die Profis aus der Lothringerstraße nur müde über solche mickrigen Schlagzahlen. Denn ihnen ist klar: Mehr ist mehr.

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Natürlich begehen die KollegInnen von Noisey auch keine stümperhaften Anfängerfehler, wie sich etwa auf eine kulturelle Strömung zu fokussieren oder über Platten und Konzerte zu schreiben – Musik ist ja auch zum Anhören da. Unsere halbseidenen Versuche, etwa die Releaseparty von Jugo Ürdens in Worte zu fassen, sehen gegen Noisey virale Streubomben wie‚"'Baum' von Cro ist heute das allerbeste Musikvideo der Welt" einfach alt aus.


Es ist aber auch ein gutes Video.


Generation Y bis Z schert sich nicht darum, wie die Party war. Ein Blick auf Noisey genügt, um zu wissen, welche Musikgeschmäcker die fünf nervigsten sind. Ist auch klar, mit einem Fidget Spinner in der linken und dem Smartphone in der rechten Hand lässt es sich nur schwer durch die Plattensammlung der älteren Geschwister diggen, daher scheiß auf eigenen Geschmack, schau auf Noisey.

Unser Dilettantismus in Sachen Musikjournalismus kennt scheinbar keine Grenzen: Während wir uns über Kollegahs fragwürdige Promovideos in Palästina den Kopf zerbrechen, zeigt uns Noisey, worum's wirklich geht: Handyvideos vom Stiernacken-Staredown zwischen Kollegah und Arafat plus X Kampfmaschinen auf beiden Seiten. Das ist HipHop, wir Backpackjournalisten!

Weiter geht's mit Recherchemethoden und Artikelformaten: Während wir Dullis mit Formaten wie Just For The Record oder Beatshizzle SCHON WIEDER über Musik reden, betreiben die Kollegen von Noisey knallharten Investigativjournalismus. In dieser Disziplin steckt eine Redakteurin ALLE in die Tasche. Sie gilt als Günter Wallraff des Musikjournalismus, ist sich keinen Strapazen zu schade, um so tief in das Milieu der Künstler einzutauchen, dass man sie zum Teil erst zwei Wochen später auf einem Slayer-Konzert im U4 ausfindig machen kann.

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"Jede Schulklasse braucht unaufhaltsame, laute Entertainer, die einem den Tag versüßen, genauso wie die Nerds in der Ecke, die man fragen kann, wenn man den Faden verloren hat."

Um ihre aktuellen Recherchen nicht zu gefährden, nennen wir keine Namen, Journalistenkodex. Während wir unsere Zeit – dreimal dürft ihr raten – damit verschwenden, Ansas musikalischen Werdegang mit ihm zu besprechen, geht sie der Sache auf den Grund und füllt sich und die Vamummtn kurzerhand ab. Resultat: Die Jungs sind redseliger als Trump, wenn die Russen zu Gast sind. Während wir drei Tage auf dem Frequency im Schlamm stehen und Reviews ins Handy tippen, steht sie an der Tanke in Floridsdorf, hat den Abend ihres Lebens und ballert dazu einen Artikel raus, der jede soziale Langzeitstudie verblassen lässt. Da müssen wir uns noch einiges abschauen.

Nur starke Konkurrenz motiviert einen dazu, sich zu verbessern. Gerade deswegen sind wir ernsthaft dankbar dafür, dass es euch gibt, liebe Noisey-Kollegen. Jede Schulklasse braucht unaufhaltsame, laute Entertainer, die einem den Tag versüßen, genauso wie die Nerds in der Ecke, die man fragen kann, wenn man den Faden verloren hat. Ganz ohne Sarkasmus: Wir freuen uns auf euch und alle, die am Samstag mit uns in der Forelle Geburtstag feiern wollen. Vortrinken ab sieben an der Tanke, passt?

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