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Gegen die Getrifizierung

Am Wochenende haben zwei Helden besoffen vor dem Hiltl demonstriert

Das Vegirestaurant und sein Club wurden mit dem konfrontiert, wofür die Langstrasse steht: Betrunkene Menschen.

Dieses Wochenende eröffnete das Hiltl sein neues Restaurant und den dazugehörigen Club Perle an der Langstrasse. Dass das einigen Kulturschaffenden und Quartierstammgästen ein Dorn im Auge sein wird, zeigte sich nochmal deutlich am Tag der Eröffnung. Ein Tages-Anzeiger-Artikel mit dem Titel "Die Szene fühlt sich von Hiltl provoziert" machte die Runde auf Facebook und Twitter. Darin sorgt besonders die Namensgebung des Clubs für Unmut: "Rolf Hiltl schmückt sich mit etwas [die Referenz auf die Perla Mode], womit er nichts zu tun hat", sagt Esther Eppstein, die ehemalige Betreiberin des Kunstraums Perla Mode, der dem Neubau des Hiltls weichen musste, dem Tages Anzeiger. Und bei diesem medialen Rundumschlag soll es nicht bleiben. Die ersten Langstrassen-Verfechter machten am Wochenende mobil.

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In der Nacht auf Samstag legten sich zwei Helden besoffen vor den Eingang des Hiltls. Das Motto: Direkte Konfrontation mit der Quartierkultur. Das schillernde, fein polierte Restaurant, sein Club und die aufgebrezelten Gäste sollen das wahre betrunkene Gesicht der Langstrasse kennenlernen. "Sie waren definitiv Demonstranten und keine zufälligen Alkoholleichen. Vom Typ her sahen sie alternativ bis schwarzer Block aus", berichtet ein durchaus seriöser Augenzeuge mit weniger als einem Promille im Blut Noisey. Ob das jetzt eine spontane Schnapsidee, eine geplante Aktion ohne Teilnehmer oder doch nur zwei Alkleichen waren, ist zwar sowieso egal: Die Polizei sah sich zu einer Kontrolle ermutigt. "Bald waren dann aber zwei Stadtpolizisten da, die mit den Liegenden das Gespräch suchten", erzählt der Augenzeuge weiter. Dass es zu kleineren Tumulten kam, ist zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt – vielleicht war es auch eine komplett friedliche Demonstration. Sie wurde aber auf alle Fälle von der Polizei aufgelöst. "Ich habe die Demonstranten dann wenig später in einer Bar wieder getroffen", sagt der Augenzeuge.

Die zwei Demonstranten vor dem Hiltl. Foto: Igor Zilincan

Ob dieses mutige Zeichen der Auflehnung gegen die Gentrifizierung der Langstrasse Wirkung zeigen wird, bleibt abzuwarten. Wichtig ist, dass diese "Demonstranten" irgendwie öffentliches Ärgernis erregt und sich mit ihrer Aktion DEM Thema angenommen haben, das die Stadt bewegt. Dafür gebührt ihnen ein wenig Respekt und wir werden sicher nächstes Wochenende einen Toast auf sie aussprechen. Rolf Hiltl selbst, der dein Problem mit der Gentrifizierung nicht versteht (auf VICE nachzulesen), wird aber höchstwahrscheinlich keinen Fick auf die "Demonstation" geben und ungestört weiter Kreis-1-Kids – die wir sehr ungern zum ersten Mal in Scharen vor der Perle zu sehen bekommen haben – in den Kreis 4 locken.

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