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Crowd & Rüben

Beats, Bizeps und ein tanzendes Pferd – Was passiert, wenn ein Techno-Rave ein ganzes Dorf zum Beben bringt

Schräge Dinge passieren, wenn sich Typen mit Jesus-Look auf Bühnen stellen und dort Seelen mit krasser Musik heilen.
Crowd&Rüben feiert mit Wolfram und Bicep
Foto: Lichterwaldt

Dieser Artikel wird präsentiert von T-Mobile Austria und ist unabhängig in der Noisey-Redaktion entstanden.

Punkt zwei vor einem Parkhaus in der Spittelauer Lände in Wien. Kleine Gruppen von Menschen, die auf Busse warten, vermitteln das Gefühl von einem Schulausflug – nur: Anstatt schalen Softdrinks schlürfen die Ersten lauwarmes Bier. Wenig später öffnen sich die Bustüren und die Crowd darf einsteigen. Wohin es geht? Zur Technoparty im Nirgendwo.

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In Unterwaltersdorf, einem von vielen fünfsilbigen verschlafenen Orten in Niederösterreich, hämmern an diesem Abend Beats an die Trommelfelle der angereisten Technoheads. Diejenigen, die hier die Beats fabrizieren, sind Weltstars: Wolfram, ein österreichischer DJ, der bei Moby zuhause feiert, und Bicep, ein Duo, das in einem Atemzug mit Acts wie Mount Kimbie erwähnt wird. Sie und weitere heimische DJs sind das Line-Up des Finales der Party- und Technoevent-Reihe "Crowd & Rüben".

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Foto: Lichterwaldt

40 Minuten Fahrt von Wien taucht, umgeben von Feldern mit kleinen Straßen wie Asphaltnähten dazwischen, eine kleine Ortschaft auf – aus der Luft ein Kaff auf einer natürlichen Patchworkdecke. Vor einem Haus, das mit seinen abblätternden Fensterrahmen aussieht wie die Mordvilla des Brettspiels Cluedo, stapeln sich Lautsprecher und Alugestänge zu einer rosa beleuchteten Bühne, die so gar nicht in die Einöde passt. Hier drehen sich schon um drei Uhr Nachmittag die Plattenteller vor Jax’n’Tate.

Hätte man unter der Crowd wirklich Rüben gepflanzt, würden die stampfenden Beats sie wohl zügig aus dem Boden treiben. Ein paar Tanzwütige springen auf die Bühne; allen voran zwei Frauen, die mit bunten Lederjacken und Sonnenbrillen so aussehen, als wären sie bei einem Formel 1-Grand-Prix in den 80ern in eine Raum-Zeit-Maschine gestiegen und in Unterwaltersdorf anno 2018 gelandet.

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Foto: Lichterwaldt

Als es draußen kälter wird, besteigt Anemona die Bühne und hält mit klopfenden Beats die Tanzbeine warm. Der Mann, der die Party schließlich in einen Druckkochtopf verwandelt, ist Wolfram – ein Typ, von dem man sich richtig vorstellen kann, wie seine Haare riechen.

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Mit Fiat-Totebag und einer Vokuhila-artigen Mähne, die sich irgendwo zwischen Rimini-Stranddisco und der aufgebrauchten Haarspray-Sammlung deiner Oma einordnen lässt, ist Wolfram cooler als Moby. Ja, DER Moby. Und das mit der Coolness hat der Star-Producer in einem Interview selbst gesagt. Deswegen darf Wolfram Eckert, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, bei Moby sogar auf der Couch schlafen. Der Italo-Look kommt auch nicht von ungefähr: Als Kärntner ist für ihn Italien nicht weit entfernt, und mit Cosmic-Erfinder Daniele Baldelli war er natürlich auch schon essen.

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Foto: Lichterwaldt

Als die Eminenz mit der popkulturell gerechtfertigten Lässigkeit sein Set anstimmt, strömt die Crowd fast andächtig nach vorne. Der Messias legt auf. Nach einem Intro, das so lange dauert, dass selbst der Burger-Wender im Foodtruck direkt gegenüber des Platten-Wenders auf der Bühne ungeduldig das Fett zischen lässt, kracht es am Pult und der Beat nimmt für die nächsten zwei Stunden Fahrt auf wie eine Retro-Diesellok der Trenitalia.

Hätte man unter der Crowd wirklich Rüben gepflanzt, würden die erschütternden Beats sie wohl zügig aus dem Boden treiben.

Schräge Dinge passieren, wenn sich Typen mit Jesus-Look auf Bühnen stellen und dort Seelen mit krasser Musik heilen. Doch nicht alle glauben an die kathartische Funktion der Musik, denn es ist noch nicht mal zehn, als die Polizei an die Pforten des Schlosses klopft und Wolfram den Sound zumindest ein bisschen runterdreht. Zu einer richtig gelungenen Partys gehört eine Lärmbeschwerde aber auch einfach dazu.

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Foto: Lichterwaldt

Die letzte halbe Stunde plätschert also etwas leiser dahin; als Wolfram von der Bühne kraxelt, wird er trotzdem von seinen Jüngerinnen und Jüngern umringt. Einer will ein Foto für seinen Instagram-Account, ein anderer einfach ein Busserl auf die Wange drücken. Backstage nimmt sich Wolfram geduldig Zeit, blöde Fragen zu beantworten. "Hey Wolfram, ist es nicht hart, so cool zu sein?" – "Moby wollte einfach nur höflich sein", gibt sich der DJ bescheiden. Und um Coolness gehe es ja sowieso nicht, sondern um die Freude an dem, was man tut.

Eine andere Art der Coolness bringen die Jungs von Bicep auf die Bühne. Die coole Coolness. Mit eiskaltem Blick und ungerührter Miene tragen die Wahl-Londoner mit Belfaster Wurzeln ihr Set vor. Andy Ferguson und Matt McBriar sind Multitalente. Sie sind Gründer des Szene-Blogs "feelmybicep", haben ein eigenes Label und letztes Jahr ein Album gedroppt, das die Musikpresse wohlgesinnt aufnahm.

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Foto: Lichterwaldt

Die letzte halbe Stunde plätschert also etwas leiser dahin; als Wolfram von der Bühne kraxelt, wird er trotzdem von seinen Jüngerinnen und Jüngern umringt. Einer will ein Foto für seinen Instagram-Account, ein anderer einfach ein Busserl auf die Wange drücken. Backstage nimmt sich Wolfram geduldig Zeit, blöde Fragen zu beantworten. "Hey Wolfram, ist es nicht hart, so cool zu sein?" – "Moby wollte einfach nur höflich sein", gibt sich der DJ bescheiden. Und um Coolness gehe es ja sowieso nicht, sondern um die Freude an dem, was man tut.

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Eine andere Art der Coolness bringen die Jungs von Bicep auf die Bühne. Die coole Coolness. Mit eiskaltem Blick und ungerührter Miene tragen die Wahl-Londoner mit Belfaster Wurzeln ihr Set vor und bringen dabei die Crowd zum Schwitzen. Andy Ferguson und Matt McBriar sind Multitalente. Sie sind Gründer des Szene-Blogs "feelmybicep", haben ein eigenes Label und letztes Jahr ein Album gedroppt, das von der Musikpresse wohlgesinnt aufgenommen wurde.

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Foto: Lichterwaldt

Ein Set, das nahtlos zu fließen scheint, versetzt die Zuhörenden in einen Trancezustand. Gegen Ende des Sets klettern Menschen in Tierkostümen auf die Bühne, was zur Musik von Bicep ungefähr so gut passt, als würden Placebo am Weltlachtag in einer Hüpfburg auftreten. Doch all das prallt von Bicep einfach ab.

Zum Schluss erklingt dann noch "Glue", jene Single des Duos, die am ehesten im Gehörgang kleben bleibt. Gäbe es die Möglichkeit, diesem Text ein Fade-Out zu geben, wäre der Track die ideale Wahl – mystisch, treibend, geduldig, und leicht neblig klingt der Song, während sich seine Schallwellen über Unterwaltersdorf ausbreiten und das Event langsam leiser wird…

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