Der "schönste Rapper Österreichs" von einem Model interviewt
Alle Fotos: Christoph Liebentritt

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Naive Interviewing

Der "schönste Rapper Österreichs" von einem Model interviewt

"Was ich mache, hat einen größeren Mehrwert als jemand, der sich die neue MAC-Kollektion ins Gesicht schmiert."

Im letzten Jahr hat der Rapper und Produzent Jugo Ürdens ein Dutzend Interviews gegeben und wurde unter anderem im Splash Mag, im Indie Magazine oder bei FM4 gefeatured. Wenn er nicht gerade mit der Presse reden musste, hat er auf Festivals wie dem Frequency Festival, dem Fridge Festival, dem Waves Vienna oder dem Poolbar Festival gespielt. Andere Medien bezeichnen ihn sehr gerne als “pretty boy” oder schlimmer: Wenn das mit der Musik nicht klappt, könne er immer noch zu Heidi Klum gehen. Das Wiener Magazin goodnight.at hat Jugo Ürdens zu einem der 18 schönsten Männer Wiens gekürt: "Die HipHop-Schnitte mit den krassen Augen und den vollen Lippen ist so sweet wie seine Family-Packung Mannerschnitten". Und selbst er rappt davon, als Model durchzugehen: "Wird das mit dem Rappen nichts, werd ich Model".

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Vor dem Jahreswechsel wollten wir noch einmal mit dem schönen Jugo reden und ihn unter anderem fragen, wie es ihm damit geht, zu einem der schönsten Männer Wiens gekürt zu werden. Und da wir nicht unbedingt von uns behaupten würden, Experten im Bereich Augenbrauen-Extensions und Laufsteg-Etiquette zu sein, baten wir das Model Julian, den Model-Rapper zu befragen. Julian hat keinen Schimmer von HipHop oder davon, wie man ein Interview führt. Sein Job beinhaltet Runways, Shootings, Photoshop und nebenbei macht er noch einen Blog. Kurz: Interviewer und Interviewter verbindet abgesehen von einem schönen Gesicht nicht viel. Statt: "Was sind deine nächsten Projekte?" oder "Was um Himmels Willen hat dich inspiriert", wurde dieses Mal gefragt, wessen Job härter ist, besprochen, wer das bessere Outfit trägt oder ob Jugo Ürdens von seiner Musik überhaupt leben kann.

Julian: Bist du aufgeregter als sonst bei Interviews, schließlich könnte ich dich wirklich alles fragen?
Jugo Ürdens: Nein, ist eigentlich eh viel chilliger. Das kommt viel näher an ein echtes Gespräch ran, wenn du keine Ahnung hast.

Du bezeichnest dich selbst auch als Model?
Ja, aber das ist eher ein Gag.

Willst du damit aussagen, dass du sehr schön bist?
Ich will aussagen, dass alles nur Fassade ist.

Ist Authentizität für dich wichtig?
Finde ich überbewertet.

Denkst du nicht, dass es dazugehört?
Wenn sich Leute beschweren, dass man von Red Bull gesponsert wird, dann denke ich mir schon "Hey, du trägst auch deine Nikes, warum soll ich nicht auch Geld dafür bekommen, dass ich etwas vermarkte." Verkaufen muss man sich und am Ende macht man das auch.

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Wenn ich dich als Influencer bezeichne, siehst du das als Diss?
Ein Unwort! Die haben 50.000 Follower, weil sie mit Schminke umgehen können – fick dich, Mann. Was ist das? Was ich mache, hat einen größeren Mehrwert als jemand, der sich die neue MAC-Kollektion ins Gesicht schmiert. Aber diese Leute haben begriffen, dass sie damit Kohle machen können und das respektiere ich.

Ist dein oder mein Job härter?
Deiner. Ich kann entscheiden, was ich mache und wie es auszusehen hat. Du bist ein Kleiderständer.

Aber du stehst direkter in der Öffentlichkeit als ich. Von mir gibt es Bilder, Spots oder ich bin am Laufsteg – du bist als Person medial viel präsenter.
Schon. Das schränkt auch ein. Letztens wurde ich in einer Bar angestarrt, als wäre ich ein Zirkusäffchen. Ich stelle es mir beengend vor, wirklich berühmt zu sein.

Bin ich oder bist du besser angezogen heute?
Ich. Du bist mir zu casual. Das ist mir zu Zara.

Du bist nicht schlecht angezogen, aber ich verstehe dein Shirt nicht. Du bist mir zu urban. Wie groß bist du?
179.

Dann wird das mit dem Modeln nichts. Es gibt leider einen Substandard und naja…
Aber Testimonial könnte ich werden.

Da kannst du noch so gut aussehen, gewisse Dinge sind Standard. Wobei du es vermutlich leichter hast, weil du auf andere Art in der Öffentlichkeit stehst.
Wenn du mit 179 Model werden willst, hast du ein Problem, ja. Was war dein bester Job bisher?

Für den Life Ball mache ich gerne Jobs. Ich mag Charity-Sachen.
Bist du auch bei einer Agentur?

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Ja und das Bloggen interessiert mich gerade sehr.
Wenn ich Rapper-rich bin, baller ich alles in ein Restaurant.

Kannst mich dann ja buchen und ich pose mit Spaghetti.
Eher mit Cevapcici.

OK, dann beschreibe deine Musik mal näher.
Ich mache mal besseren, mal schlechteren HipHop. Ich mache alle Beats, produziere sie zu 90 Prozent selbst und würde es zwischen Battle-HipHop und Hipster-Rap mit Balkaneinflüssen ansiedeln.

Wieso Balkaneinflüsse?
Weil ich ursprünglich aus Mazedonien bin.

Und das willst du einfließen lassen?
Ich will es den Leuten schmackhaft machen.

Warum?
Irgendwann entwickelst du ein Bewusstsein dafür, wo du herkommst. Ich mag auch die Musik von dort. Diese alten pathetischen Sachen.

Ich kann mir jetzt noch nicht viel vorstellen. Gibt es einen Künstler, mit dem du dich vergleichst oder der musikalisch in deine Richtung geht? HipHop sagt mir schon was, aber…
Zur Orientierung ist sie mit Yung Hurn oder Crack Ignaz vergleichbar – mit diesen New Wave-Rappern. Persönlich würde ich das aber nicht so sehen. Das ist die Schublade, in die ich gesteckt wurde.

Willst du mit deiner Musik etwas Konkretes erreichen? Abgesehen von Geld.
Ich will langsam aber sicher weg von diesem Fassaden-HipHop. Es dauert, bis man sich findet. Langfristig ist Musik eine Zwischenlösung zu etwas anderem, aber gerade macht es Spaß und funktioniert besser als gedacht.

Du willst gar nicht bei der Musik bleiben?
Schon, aber ich will kein manifestiertes Rapper-Dasein. Ich find es gerade lustig, aber eigentlich mache ich lieber Beats und fühle mich in der zweiten, dritten Reihe wohler.

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Du machst deine Musik immer selbst, oder hilft dir da jemand?
Ich haben einen Sound-Engineer, mit dem ich den Feinschliff mache. Und ich hab Einfachso, wir wohnen zusammen und machen gemeinsam Musik und tauschen uns aus.

Kannst du von der Musik leben, die du gerade machst oder machst du nebenbei noch etwas anderes?
Es geht sich aus. Im Sommer haben wir gelebt wie die Könige. Jetzt leben wir wie ärmere Bauern, aber wir kommen über die Runden.

Was hältst du von der Musikbranche?
Die Leute sind eh ur nett, aber es ist wie Lobbyismus. Jeder kennt jeden und das ist mega ekelhaft. Entweder, du spielst mit oder nicht. Mitspielen macht finanziell gesehen mehr Sinn.

Bist du erfolgreich geworden, weil du gut connecten kannst oder wegen deiner Musik?
Connecten spielt eine große Rolle. Wenn diese Ebene funktioniert, muss man zeigen, was man kann und dass es dir um Musik geht.

Was hat es eigentlich mit deinem Künstlernamen auf sich?
Mein ehemaliger Bandkollege hat mich als Gag so getauft. Als ich dann selbst Musik gemacht habe, habe ich den Namen behalten.

Gibt es irgendeine Verbindung zwischen dir und Udo Jürgens?
Nein. Das ist wirklich nur ein dummes Wortspiel – ein schlechter Mario Barth-Witz.

Jugo Ürdens beschwert sich über die Gewand-Auswahl von Julian

Was hältst du von Noisey?
Die haben mich von Anfang an voll gepusht und das hat geholfen, das muss man ihnen lassen. Dadurch habe ich viele Leute kennengelernt. Die haben mich langsam in diese Welt aufgenommen. Ich lese sie ja auch – das ist unsere Bibel. Manchmal ist es natürlich Guilty Pleasure, aber ich habe so ziemlich jeden Noisey Austria- und VICE Austria-Artikel gelesen in den letzten zwei Jahren.

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Woran misst du das, ob du gut bist oder nicht, in dem was du machst?
Ich habe das Problem, dass ich Sachen nur in dem Moment gut finde, in dem ich sie mache, aber ich kann ja nicht alles löschen. Wenn es den Leuten gefällt, wie beispielsweise ein 13-jähriger Junge einmal nach einem Konzert zu mir kam, der das Internat geschwänzt hat, nur damit er mich ansehen kann. Der hatte so ne Manner-Kappe auf und hat gesagt, ich sei sein größtes Idol. Bei Hate fühle ich mich auch bestätigt.

Was ist das Lustigste/Schrägste, was du über dich gelesen hast?
Gelacht habe ich, als wir in Linz gespielt haben und Linz ist ja für alteingesessene HipHopper bekannt. Da ist der Funke nicht ganz übergesprungen. Am nächsten Tag war da so ne Review "Jugo Ürdens: Wir verstehen den Hype nicht." Ich finde Gefallen daran, gehatet zu werden. Mein Lieblings-Hate-Kommentar war letztes Jahr vom Schweizer Tilllate: Appenzeller Inzest-Sohn.

Hast du das kommentiert?
Ich hab ein Like drauf gegeben. Das ist schon kreativ.

Dass du das negative Feedback annimmst, finde ich gut. Wie lange machst du schon Musik?
Seitdem ich 15, 16 bin. Jugo Ürdens mache ich seit zwei Jahren.

Wie hat das angefangen?
Meine damalige Freundin hatte ein Keyboard – wenn ich bei ihr war, habe ich ständig darauf gespielt und ihr keine Beachtung geschenkt, dann hat sie mir eines gekauft.

Und dann warst du gar nicht mehr bei ihr?
Genau, ich hatte keinen Grund mehr, zu ihr zu fahren. Da war sie ja selbst schuld. Ich habe dann begonnen, ganz schlimme Liebestexte zu schreiben.

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Hattest du schon mal Sex aufgrund deines Künstlerdaseins?
Ich habe das einmal gemacht und ich mach es kein zweites Mal mehr. Es war nicht schlecht, aber ich habe mich danach gefühlt, als hätte jemand mein Instagram-Profil gefickt. Nie wieder, es lohnt sich nicht.

Worum geht es in deinen Texten eigentlich?
Keine Ahnung. Ich tue mir sehr schwer mit weinerlicher Musik, ich mache nicht Musik, damit es einem dann noch schlechter geht. Musik ist für mich Unterhaltung.

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