Klick-Rekord, Kanye-Verarsche & Neonazi-Liebe – Das neue Taylor Swift-Video zerstört gerade alles
Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "Taylor Swift - Look What You Made Me Do" von TaylorSwiftVEVO

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Klick-Rekord, Kanye-Verarsche & Neonazi-Liebe – Das neue Taylor Swift-Video zerstört gerade alles

Taylor Swifts Wiedergeburt ist laut und unangenehm für alle Beteiligten.

Taylor Swift hat sich mit einem Musikvideo zum Song "Look What You Made Me Do" zurückgemeldet, das gerade zum kollektiven Durchdrehen lädt. Es ist ihr Abschied von der "alten" Taylor, die seit dem letzten Album 1989 unter den wachsamen Augen der Öffentlichkeit ziemlich gelitten hat. Zum Beispiel, als sich Nicki Minaj vor zwei Jahren über strukturellen Rassismus in der Musikindustrie beschwerte, Taylor das als Angriff auf ihre Person fehlinterpretierte und ihr auf Twitter vorwarf, Frauen gegeneinander aufzuhetzen. Oder als sie Kanye West für dessen berüchtigte "Famous"-Line ("I feel like me and Taylor might still have sex / I made that bitch famous") öffentlich angriff. Später veröffentlichte dessen Frau Kim Kardashian jedoch ein Telefonat, in welchem Taylor der Line zuzustimmen schien – nur das "bitch" sei nicht abgesprochen gewesen. Und auch Swifts Schweigen zu Trump wurde ihr von unseren Noisey-US-Kollegen als Schachzug vorgeworfen, ihre Hörerschaft nicht durch eine deutliche Positionierung zu vergraulen. Die Wiedergeburt schien also bitter nötig und wurde nun dementsprechend im Video überlebensgroß inszeniert.

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Im Video zu "Look What You Made Me Do" wird mit derart vielen Symbolen und Wallpaper-fähigen Bildern um sich geschleudert, dass wir danach erstmal kurz durchschnaufen mussten – und nochmal auf den Replay-Button klickten. So scheint es den meisten gegangen zu sein, denn Swift hat mal eben einen neuen YouTube-Rekord aufgestellt und Adele vom Thron gestoßen. Innerhalb der ersten 24 Stunden wurde ihr am Sonntag veröffentlichtes Video unfassbare 28 Millionen Mal geklickt. Ja, du hast es geschafft, die Leute reden wieder über dich (*Savas-Voice*). Aber wie das so ist, wenn die Meute quasselt, kommt dabei nicht unbedingt nur Gutes raus.

Während sich die Musik-Blogs damit überbieten wollen, den neuen Song möglichst unterhaltsam zu zerreißen, werfen die Kollegen von Complex die Frage auf, ob sich Swift nicht im Video über den Raubüberfall von Kanye Wests Frau Kim Kardashian in Paris 2016 lustig macht. In einer Szene sitzt sie nämlich in einer mit Diamanten gefüllten Badewanne, formt zu den Worten "I don't like your perfect crime" mit den Fingern eine Pistole und beißt dann auf ein mit Diamanten besetztes Armband. Bei dem Überfall wurde Kim Diamantschmuck im Wert mehrerer Millionen geklaut. Sie wurde geknebelt und musste sich in eine Badewanne setzen. Zufall? Weder Kanye West, noch Kim Kardashian und auch nicht Taylor Swift haben dazu bisher irgendwas zu sagen.


VICE-Video: "Aufstand der Rechten: Unterwegs bei Europas größtem Nationalisten-Treffen"

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Dank der extremen Rechten wird es jetzt jedoch richtig absurd. Wie schon Broadly im Mai berichtete, wird sie von der Neonazi-Szene als arische Gottheit stilisiert. Ihre Musik soll "die Welt mit ihrem konservativen, rassistischen Gedankengut infiltrieren". Es gab sogar eine Facebookseite mit dem illustren Namen Taylor Swift for Fascist Europe, die munter politische Taylor-Memes teilt. Als jetzt der neue Song veröffentlicht wurde, tweetete die rechtspopulistische Nachrichtenseite Breitbart News wie besessen Songzitate. Teilweise wurden sogar Artikel mit den Textzeilen beworben. Etwa wurde ein Text über Nord-Koreas Führer Kim Jon-Un, der seinen Onkel getötet hat, mit dem Zitat "I've got a list of names and yours is in red, underlined" geteilt.

In einem Donald Trump-freundlichen Thread auf Reddit wird mit blinder Liebe jede einzelne Textzeile analysiert und interpretiert. Was dabei rauskommt? Dass Taylor Swift angeblich gegen die Mainstream-Presse wettert und den Wahlsieg Trumps feiert. Was auch sonst. Was wir uns aber alle viel eher fragen sollten: Womit haben wir verdient, dass uns Taylor mit dem Refrain ihres Songs einen unbarmherzigen Ohrwurm von "I'm too sexy" von Right Said Fred ins Gehirn jagt!?

Das neue Album Reputation erscheint am 10. November.

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