VICE DE - NOISEYRSS feed for https://www.vice.com/de/topic/noiseyhttps://www.vice.com/de%2Ftopic%2FnoiseydeThu, 09 May 2019 14:18:54 GMT<![CDATA[Was sich bei VICE.com geändert hat]]>https://www.vice.com/de/article/ywywbk/was-sich-bei-vice-geaendert-hatThu, 09 May 2019 14:18:54 GMTWir fassen alle Bereiche unserer Berichterstattung auf einer Seite zusammen. Musik, Feminismus, Tech und Food findet ihr jetzt auf VICE.com. Bald auch auf einer neuen Website. Nur i-D bleibt weiterhin als eigene Seite erhalten.

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Alle Themen haben wir jetzt gebündelt, damit ihr sie schnell und einfach auf einer Seite finden könnt. Wir werden weiterhin über all diese Themen berichten, nur eben auf der gemeinsamen Seite VICE.com. Ebenso, wie ihr Berichte zu Clubkultur bei uns findet, um die sich früher Thump gekümmert hat, und Sport-Themen, die auf VICE Sports liefen.

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<![CDATA[Warum sich Deutschrap dringend von islamistischem Terror distanzieren sollte]]>https://www.vice.com/de/article/mbzd5x/deutschrap-muss-sich-von-islamistischem-terror-distanzieren-is-shirt-bei-rapbattleFri, 22 Mar 2019 15:42:46 GMTStell dir vor, jemand trägt öffentlich ein Shirt der derzeit schlimmsten Terrororganisation der Welt, aber niemand sagt was. Bei der Battlerap-Veranstaltung "TopTierTakeover" in Frankfurt ist Anfang Februar genau das passiert. Dort stand zwischen rappenden Künstlern ein Mann mit Kamera auf der Bühne. Er trug ein T-Shirt mit jenem Symbol als Aufdruck, das auf den Flaggen des sogenannte Islamischen Staats prangt. Man kennt es auch aus Propaganda-Videos der Terroristen.

Im HipHop sollte das unter keinen Umständen einen Platz haben. Aber es ist, leider, nicht das erste Mal, dass man im Deutschrap mit Terror-Referenzen kokettiert.

Einen Tag nach dem Anschlag auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo postete Bushido ein Selfie mit Paris-Sweater und der geschmacklosen Zeile "Bald gehts wieder rund". Der Rapper SadiQ setzte noch einen drauf und veröffentlichte ein Jahr später ein Musikvideo zum Song "Charlie Hebdo", in dem Männer mit Sturmhauben auf Polizisten schießen und auch SadiQ selbst eine Waffe auf den Kopf eines Polizisten richtet. Im Song rappt er: "Komm mit der AK, Al-Qaida-Slang/ Schieße für Gaza, Guantanamo, Mali/ Ich baller mit Arabern – Pariser renn". Der zumindest innerhalb der Berliner Rapszene relevante Denis Cuspert aka Deso Dogg kämpfte schließlich sogar für den Islamischen Staat in Syrien und hatte dort eine höhere Position, half bei Propaganda und "Pressearbeit".


Auch bei VICE: Mit der Goldenen Division gegen den Islamischen Staat


Den aktuellen IS-Shirt-Vorfall machte der Journalist Hubertus Koch auf seinem YouTube-Channel Einigkeit & Rap & Freiheit öffentlich, über einen Monat nach der Show in Frankfurt. Gegenüber VICE sagt er: "Meiner Redaktion wurden Screenshots von einem Mann im IS-Shirt auf der Bühne von TopTierTakeover zugespielt. Einige Tage zuvor gab es unter dem mittlerweile gelöschten Video und auf Facebook schon Diskussionen darüber." Doch erst nachdem Koch sich der Sache annahm, reagierten auch die Veranstalter von TopTierTakeover. Alle Videos, auf denen der Mann zu sehen ist, sind mittlerweile offline. Die Veranstalter meldeten sich in einem Video-Statement zu Wort, distanzierten sich zwar nicht namentlich vom IS, aber von dem Mann mit dem Shirt, den sie nicht gekannt haben wollen, sowie von jeglicher Form von Terror und Diskriminierung.

TopTierTakeover ist eine Battlerap-Liga, die in ganz Deutschland stattfindet. Rapper beleidigen sich auf der Bühne – mal mehr mal weniger kunstvoll, immer bis es einen Gewinner gibt. Battlerap lässt sich als eine Art Kampfsport-Disziplin verstehen, ein Duell mit Worten. Moralisch fragwürdige Beleidigungen sind normal, trotzdem gibt es Regeln, die jeder Veranstalter selbst definiert. Die Teilnehmenden sind sich klar darüber, worauf sie sich einlassen, die Beleidigungen in dem Fall eine Kunstform.

TopTierTakeover ist die Nachfolgeveranstaltung von "Rap am Mittwoch", die vom jüdischen Rapper Ben Salomo geleitet wurde. Ben Salomo zog sich vergangenes Jahr aus der Szene zurück. Er begründete das mit dem großen Antisemitismus-Problem der Rapszene. Er hat auch ein Buch über seine Erfahrungen geschrieben. Es muss für ihn schmerzhaft sein, dass nach seinem Ausstieg bei der Nachfolgeveranstaltung Symbole einer Organisation gezeigt werden, die von extremen Judenhass getrieben ist.

Tierstar und Der Profi, Teil des Veranstalterkollektivs von TopTierTakeover, geben im Gespräch mit VICE Fehler zu: "Niemand aus dem Team hat das Shirt bemerkt", sagt Tierstar. "Ich hätte das Symbol auch nicht erkannt." Auch aus dem Publikum habe es keine Hinweise gegeben.

Doch wer war der Mann mit dem Shirt, der die gesamte Veranstaltung über mit einer Kamera auf der Bühne stand? Ein externer Fotograf, sagen die Veranstalter. Er sei schon bei einer Show in Leipzig dabei gewesen. Anfragen von Fotografen, kostenlos ein paar Bilder zu schießen, gebe es öfter. In Frankfurt wollte er wieder fotografieren. Da ein Kameramann ausgefallen war, durfte er spontan die Bühnenkamera übernehmen. Das sei eine Notsituation gewesen, sagen die Veranstalter. Kontakt habe es zu dem Mann ansonsten keinen gegeben. Und das Shirt sei anfangs von einer Jacke überdeckt gewesen.

Mittlerweile hätten sie den Mann angezeigt, sagen Tierstar und Der Profi. Die Frankfurter Polizei bestätigt das auf Anfrage von VICE. Gerade werde noch ermittelt. Ob Anklage erhoben wird, sei noch unklar. "Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wird die Strafbarkeit abschließend beurteilen. Der Verdacht des Verwendens von verfassungsfeindlichen Organisationen ist aber aufgrund der öffentlichen Darstellung durchaus gegeben", schreibt die Pressestelle.

Die scheinheilige Rechtfertigung des Shirt-Trägers: "Kunstfreiheit"

Der Shirt-Träger selbst rechtfertigt sich in einem Schreiben an die Veranstalter, das VICE vorliegt. Er habe mit dem Shirt auf die Verrohung im Battlerap hinweisen wollen und darauf, dass angeblich niemand mehr über kontroverse Aussagen im Battle-Rap diskutiert. Er rechtfertigt sein Handeln außerdem mit "Kunstfreiheit". Was ein fragwürdiges Statement ist. Denn zum einen ist es keine Kunst, wenn man das Shirt einer Terrororganisation trägt, deren Mitglieder ihre Gegner vor laufender Kamera enthaupten und Minderjährige vergewaltigen. Zum anderen hätte er die Aktion, wenn es ihm wirklich um "Kritik" gegangen wäre, kurz nach der Veranstaltung auflösen müssen. Im Gespräch mit Tierstar und Der Profi wird klar, dass sie das IS-Logo bei ihrer Veranstaltung eigentlich nicht dulden. Und dass es für sie außer Frage steht, dass es ihre Verantwortung ist, das Shirt nicht bemerkt zu haben. Es wird aber auch klar, dass sowohl im Battlerap als auch in Teilen der Rapszene die Sensibilität im Umgang mit islamistischen Terror und seinen Symbolen fehlt.

Der YouTube-Channel von TopTierTakeover hat knapp 475 000 Abonnenten. Hunderttausende Menschen gucken ihre Videos. Auch im Falle von SadiQ oder Bushido verfolgen Hunderttausende junge Menschen alles, was ihre Idole in Social Media posten. Je öfter Terror-Symbole im deutschen HipHop auftauchen, desto mehr wird islamistischer Terror normalisiert, desto eher wird islamistische Metaphorik als etwas akzeptiert, das im Sinne der Provokation in Ordnung ist. Aber es ist nicht in Ordnung. Niemals.

Es ist wichtig, dass alle Menschen, die sich mit Rap beschäftigen, ob Journalisten, Manager oder Musiker, solche Fälle thematisieren und kritisieren. Und zwar sofort. In Zukunft sollten mehr Menschen so konsequent handeln wie Hubertus Koch.

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<![CDATA[Warum es keine gute Idee ist, die Neunziger-Sendung 'Yo! MTV Raps' wiederzubeleben]]>https://www.vice.com/de/article/8xy3ap/hip-hop-warum-es-keine-gute-idee-ist-die-neunziger-sendung-yo-mtv-raps-wiederzubelebenMon, 18 Mar 2019 12:59:42 GMTOhne Rap keine Zuschauer, dachten sich die Verantwortlichen vom (ehemals relevanten) Musiksender MTV wohl. Also haben sie die US-Kult-Sendung Yo! MTV Raps aus den 90ern wiederbelebt und auf Deutsch produziert. Sie soll, das steht zumindest auf der Website des Senders, die Rap-Elite Deutschlands und alle spannenden Newcomer der Hip Hop-Szene abbilden. Palina Rojinski und der Rapper MC Bogy moderieren. Die Sendung soll also nah dran sein, an der sogenannten Rapszene. Die erste Folge lief am 16. März, sieben weitere werden folgen. Immer samstags um 22 Uhr wird Yo! MTV Raps ausgestrahlt, so richtig, im Fernsehen. Schon die erste Sendung hat gezeigt, dass das keine gute Idee ist.

Vorsicht, es folgen drei goldenen Regeln, die wichtig sind, um die Relevanz von Yo! MTV Raps im Jahr 2019 zu verstehen. Erstens: Capital Bra ist nicht Tupac. Zweitens: Musikfernsehen ist ein Wort, das bei Menschen zwischen 25 und 35 Pubertäts-Flashbacks hervorruft, Erinnerungen an pöbelnde Rapper, Knutschen zu Musikvideos von Britney Spears, und getunte Autos, in deren Kofferraum jemand eine Spielekonsole eingebaut hat. Bei Jüngeren ruft das Wort "Musikfernsehen" gar nichts mehr hervor. Musikfernsehen und damit auch der Sender MTV spielen für "Die Kids™" keine Rolle mehr. Es gibt ja YouTube und gleichzeitig spielt der Fernseher in Kinderzimmern neben dem Smartphone eine eher untergeordnete Rolle. Drittens: Die eine Rapszene gibt es in Deutschland nicht mehr. Sie hat sich längst in unzählige Subszenen aufgesplittet, die nebeneinander existieren. Manchmal sogar ohne voneinander zu wissen. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen den Fantastischen Vier, Yung Hurn und Mero ist, dass alle gerne Mikrofone in der Hand haben und rappen oder singen. Das war's.

Diese goldenen Regeln hat MTV ignoriert.

In den 90ern war Yo! MTV Raps legendär. Die Sendung zeigte zwischen 1988 bis 1995 den schnellen Aufstieg von HipHop in den USA zu einer der wichtigsten Jugendkulturen des Landes und später der ganzen Welt. Afroamerikanische Moderatoren aus der Szene führten durch die Sendung. Alle großen Rapper von Tupac bis The Notorious B.I.G waren vertreten. Künstler also, die nicht nur für die Jugend wichtig waren, sondern damals für eine breite Masse zu den wichtigen Pop-Stars der USA zählten. Yo! MTV Raps war Pop. Wer etwas über HipHop wissen wollte, der musste die Sendung sehen. Und heute?


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Heute sind alle Infos im Internet abrufbar. Was im HipHop wichtig ist und was nicht, hat sich immer wieder verändert. Bei Yo! MTV Raps wird scheinbar versucht, alle Phasen zu vereinen. In der ersten Folge wird zusammengeworfen, was nicht zusammenpasst. Der Berliner Sprayer Roger hat eine Folie besprüht und sie auf eine Nachbildung eines Berliner U-Bahnwaggongs geklebt. KC Rebell, Summer Cem und Capital Bra spielen knapp vier Minuten lang ihren Song "DNA". Halbplayback. Manchmal ist Capital Bra neben dem Takt. MC Bogy, einer der Moderierenden, fragt den Rapper OG Keemo, ob er außer Rap noch ein anderes der vier "HipHop-Elemente" (Breakdance, DJing, Graffiti und Rap) ausprobiert habe. Ein orangefarbener Lamborghini steht im Raum. Palina Rojinski, die zweite Moderatorin der Sendung, die seltsam unauffällig bleibt, nimmt mit Summer Cem den Refrain eines Songs auf. Sie singt mit Autotune-Alien-Stimme irgendwas von einem Smaragd. Na dann.

Nichts passt zusammen

Ein Beitrag versucht schließlich das schwammige Thema "Hypes" im Deutschrap aufzuarbeiten und bietet einen oberflächlichen Abriss über die Deutsch-Rap-Geschichte der letzten Jahrzehnte. Bei Yo! MTV Raps treffen das Klischee von dicken Autos und aktuelle Hype-Rapper, die vor allem im Internet stattfinden. auf ein HipHop-Verständnis, das in den 90ern aktuell war, als Rapfans noch mit dem Zug von Stadt zu Stadt fuhren, um auf Jams "die Kultur" zu zelebrieren, zu freestylen, zu sprühen und zu breakdancen.

Zumindest sieht das Unpassende sehr schön aus. Die Produktionsfirma Easy Does It, die wichtige Musikvideos für Haftbefehl und SXTN gedreht hat, hat alles durchgestylt. Die Bilder sind sauber, alles wirkt seltsam steril, obwohl das Studio doch nach "HipHop" aussehen soll. Die Frage ist nur: Wen interessiert das noch? Wir leben in einer Zeit, in der YouTube Channels wie "Alpha Kenan" dilettantisch ein paar Screenshots von Instagram-Posts und Bruchstücke aus Musikvideos zusammenschneiden und in schlechter Tonqualität etwas über den neuesten Beef zwischen Capital Bra und Dieter Bohlen erzählen. In einer Zeit, in der das öffentlich-rechtliche Fernsehen hochwertige Dokumentationen und Podcasts zum Thema Rap produziert, die sich journalistisch tiefergehend mit dem Thema auseinandersetzen. In der es ausreicht, wenn Rooz zusammen mit Rappern in einen Selfie-Stick spricht, um hunderttausende YouTube-Aufrufe in wenigen Tagen zu generieren. Die Rapszene hat sich ausdifferenziert und ihre Medien haben es auch. Wer Alpha Kenan beim Kommentieren von Instagram-Posts zuguckt, hört vielleicht nicht den vom WDR produzierten "Machiavelli - Der Podcast über Rap & Politik" mit Martin Schulz. Wer sich anschaut, wie Rooz mit Arafat Abou Chaker über Bushido spricht, liest vermutlich nicht das Juice Magazin.

Yo! MTV Raps versucht alle Auffassungen von HipHop in einer Sendung zusammenzubringen, ist aber in der ersten Folge weder trashig, noch tiefgehend, noch lustig genug, um dem vorhandenen YouTube-Rapcontent Konkurrenz zu machen. Eine allumfassende Fernsehsendung zum Thema Deutschrap zu produzieren, funktioniert 2019 nicht mehr. Alle haben ihre Nische gefunden. Es ergibt keinen Sinn, diese Nischen wieder zu verbinden. Capital Bra-Fans gucken kein MTV mehr, daran wird auch Yo MTV Raps nicht ändern. Und fürs MTV-Retro-Feel ist die Sendung zu weit weg vom Original aus den 90ern.

Gut ist, dass Yo! MTV Raps emphatisch mit HipHop umgeht. Komische YoYoYos und vermeintliche HipHop-Handbewegungen (cc Markus Lanz) gibt es nicht mehr. Alle haben Ahnung vom Thema und zum Glück sorgt der strahlende MC Bogy, der, so sehr das auch nach Plattitüde klingen mag, HipHop wirklich lebt, mit Sprüche à la "Ab 40 macht das Kacken mehr Spaß als das Ficken, wa" für eine Auflockerung in der ansonsten verkrampften Sendung.

Doch auch Bogy funktioniert in seinen Interviews, die er für TV Strassensound oft kiffend in seiner Wohnung führt, besser, als in einer auf knapp zwanzig Minuten komprimierten Hochglanz-Studio-Produktion. Die hätte es vor 15 Jahren gebraucht, als MTV und das Fernsehen noch wichtig, die deutsche Rapszene noch überschaubarer und YouTube noch nicht existent war. Heute wirkt das Konzept veraltet. Bei YouTube, wo es die Sendung seit eineinhalb Tagen komplett zu sehen gibt, hat sie knapp 20.000 Klicks. Alpha Kenans vorletztes Video "🔴 RAPPER rastet wegen MERO komplett aus! 🔴" steht momentan bei 150.000 Klicks.

Update vom 18. März, 16 Uhr: In einer ersten Version des Artikels schrieben wir fälschlicherweise, dass das Graffiti in der ersten Sendung nicht von Roger, sondern von 1UP stammt. 1UP steuern das Graffiti für die nächste Sendung bei.

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<![CDATA[K-Pop Bands wie BTS haben einen Hype ums Koreanisch Lernen ausgelöst]]>https://www.vice.com/de/article/vbwq4d/hype-auf-koreanisch-bts-exo-und-blackpink-sind-schuldMon, 11 Mar 2019 14:50:28 GMTValerie liebt Musik auch dann, wenn sie den Songtext nicht komplett versteht. Die 25-Jährige aus den Niederlanden ist ein glühender K-Pop-Fan, genauer gesagt lassen die Boybands BTS und EXO sowie die Girlgroup Blackpink Valeries sim-jang höher schlagen. Wie so viele kam sie zum K-Pop, ohne ein Wort Koreanisch zu können – und wie unzählige andere will Valerie das ändern.

"Ich denke nicht, dass es wirklich ein Sprachbarriere gibt", sagt sie. "Aber die Songtexte liefern noch mal mehr kulturelle Bedeutung." Zwar genieße sie die Songs auch ohne Text, doch bei ihren Lieblingstracks lese sie sich Übersetzungen durch. "Vor allem, wenn es in dem Song um etwas geht, womit ich mich identifiziere."

Wer schon länger als ein paar Stunden K-Pop-Fan ist, kann irgendwann automatisch ein paar Fetzen Koreanisch. Die Sprache zieht sich durch alles: die Insider-Witze; die großen Fernsehauftritte, für die es noch keine Untertitel gibt; die vielen Fan-Websites, wie das "Fancafé" von BTS auf der koreanischen Plattform "Daum".

Die koreanische Boyband BTS
Die koreanische Boyband BTS || Foto: imago | Future Image

In westlichen Medien werfen Radiomoderatoren allerdings gerne mal alle koreanischen Idols in einen Topf, vermutlich weil für sie alles gleich klingt und aussieht. Dahinter steckt oft eine rassistische und xenophobe Sichtweise. Oder Musikkritiker schreiben über die europäischen Fans von BTS, sie hätten keine Ahnung von ihrer eigenen Lieblingsmusik – als wäre es heutzutage schwer, im Netz eine Song-Übersetzung zu finden. Oder ein Gefühl zu verstehen, das größer ist als Worte.


Auch bei VICE: Die schwierige Karriere der wohl kontroversesten K-Pop-Band der Welt


Sprachschulen und diverse Medien haben längst bemerkt, dass K-Pop das Interesse am Koreanischen vorantreibt. In den USA stiegen die Teilnehmerzahlen bei Koreanischkursen zwischen 2013 und 2016 um fast 14 Prozent, berichtet der US-Berufsverband der Sprachwissenschaftler. Und das in einer Zeit, in der sich Menschen in den USA immer seltener für Sprachkurse anmelden. Die deutsche Seite Annyeong South Korea nennt K-Pop-Songs als Grund, die Sprache zu lernen. Portale wie gutefrage.net quillen über vor jungen Ratsuchenden, die Mama von ihrer Leidenschaft für Koreanisch überzeugen wollen oder Gratis-Onlinekurse suchen. Südkorea werde wirtschaftlich und kulturell immer wichtiger, schreiben auch deutsche Universitäten, die steigendes Interesse an ihren Koreanischkursen verzeichnen.

Hyunwoo Sun betreibt die preisgekrönte Lernplattform "Talk To Me In Korean" auf mehreren Kanälen. Auch bei K-Pop-Fans ist sein Angebot beliebt. "Das Interesse an Koreanisch ist schon immer da", betont er. "BTS und andere berühmte Gruppen sind nicht der einzige Grund, warum Leute die Sprache lernen." Allerdings erleichtere die Popmusik das Lernen. "Heutzutage kannst du dich zum Beispiel online mit anderen Fans aus der 'BTS ARMY' verknüpfen, das erhöht die Motivation. Auf einmal ist es nicht mehr so seltsam, dass du Koreanisch lernst."

Die Britin Katy ist 25, liebt verschiedene K-Pop-Gruppen und studiert Koreanisch an der Uni. "Ich wollte verstehen, was die Idols singen und was sie in den Entertainment-Shows erzählen", sagt sie. "Ich habe angefangen, hier und da ein Wort zu lernen, und bin daran hängengeblieben." Nach ein paar Monaten habe sie das erste Lehrbuch gekauft.

Bei genug Leidenschaft für K-Pop bleiben zwar ein paar Wörter auch von allein hängen, viele Hörerinnen betonen aber, wie wichtig Fan-Übersetzungen für sie sind. Die Freiwilligen verbringen Stunden damit, Tweets, Videos und Musik global verständlich zu machen. Eine dieser Übersetzerinnen heißt auf Twitter @alittlefreakey, als "echten" Namen nennt sie uns lediglich "S". Sie ist ein Fan der Boygroup Shinee, vor allem Sänger Key hat es ihr angetan.

"Ich bin koreanisch-amerikanisch, aber da meine Eltern beide Englisch konnten, lernte ich als Kind kaum Koreanisch", erzählt S. "Deshalb konnte ich nicht so gut mit meinen Verwandten kommunizieren." Sie habe es lernen wollen, und da seien Übersetzungen zu Shinee unterhaltsamer gewesen als ein Sprachkurs. "Ich bin seit dem Debüt der Band eine Shawol, so heißen Shinee-Fans. Videos zu untertiteln brachte ich mir extra bei, um ihnen bei ihrem internationalen Durchbruch zu helfen."

S übersetzt seit 2009, zwischendrin gab es eine lange Pause, doch nun ist sie zurück, um Key bei seinen neuen Solo-Releases zu unterstützen. Der Aufwand lohnt sich aus ihrer Sicht. Sie sieht, wie das Fandom weltweit wächst. Gleichzeitig betont sie, wie viel Verantwortung auf einer Fan-Übersetzerin lastet – und beklagt, dass nicht alle die Aufgabe so ernst nehmen wie sie. "Ich würde mir wünschen, dass Fans, die Übersetzungen posten, besser aufpassen. Fans, die kein Koreanisch können, verlassen sich auf uns." Man müsse extrem sorgsam vorgehen, um Aussagen nicht zu verzerren. "Schlechte Übersetzungen schaden mehr als gar keine Übersetzungen", meint S.

Damit könnte sie Recht haben: Im K-Pop verbreiten sich häufig Falschinformationen aufgrund eines fehlerhaft übersetzten Tweets. Das kann der Karriere des Idols schaden. Zitate müssen aber nicht nur im Wortlaut stimmen, oft müssen die Übersetzerinnen und Übersetzer Aspekte der koreanischen Kultur erklären, damit die Aussagen global verständlich werden. Die YouTuber Danny und David Kim haben dieser Aufgabe eine ganze Video-Reihe namens "Explained by a Korean" gewidmet. In den Clips gehen sie gründlich auf Anspielungen und Wortspiele ein, die internationale Fans sonst nicht mitbekämen.

Das Phänomen, dass Fans durch ihre Lieblingsmusik Sprachen lernen, ist nicht auf K-Pop und Koreanisch beschränkt. Fast alle, die gern Musik mit Gesang hören und eine andere Muttersprache als Englisch haben, haben das wohl schon zu einem gewissen Grad selbst getan. Ich bin Brasilianerin, meine Muttersprache ist also Portugiesisch, und den Großteil meiner Englischkenntnisse verdanke ich den kalifornischen Punkbands, die ich als Teenager feierte. Damals, in meiner Ära des grauenhaften Eyeliners, verbrachte ich Stunden damit, Übersetzungen nachzuschlagen und untertitelte Dokus zu schauen. Diese Hingabe erschien mir nur natürlich: Ich mochte diese Bands und ihre Musik, also wollte ich mehr über sie wissen. Warum sollte es uns also verwundern, wenn westliche K-Pop-Fans Koreanisch lernen wollen?

"Ich denke, es gibt Vorurteile gegen K-Pop-Fans, die sexistische Gründe haben", sagt Yady, ein 24-jähriger Fan von BTS und den Girlgroups EXID und Twice. Sie lebt in den USA, ihre Muttersprache ist Spanisch. "Ich weiß, dass auch andere fremdsprachige Medien in den USA ihre Fan-Subkulturen haben – internationale Filme, sogenannte Weltmusik. Aber diese Szenen sind eben männlich dominiert." Yady meint, da es sich bei K-Pop-Fans oft um Mädchen und junge Frauen handelt, würden viele davon ausgehen, dass sie nicht clever genug seien, sich zu informieren und ihr eigenes Fandom zu verstehen.

Innerhalb des K-Pop-Fantums gibt es eine ungeheure Vielfalt an Nationalitäten. Das wissen die Fans, sie sind stolz darauf und helfen einander. Nicht nur beim Verständnis der Texte, die häufig einige Fetzen Englisch enthalten – "oh my god", "baby, whussup", "get ya hands up" –, sondern auch, wenn es um Infos zu den liebsten Stylingprodukten der Idols geht, oder um komplexe politische Zusammenhänge.

Es ist aber auch unter Fans nicht alles Friede, Freude, Pajeon (ein koreanischer Pfannkuchen). Nicht-koreanische Fans entwickeln manchmal regelrechte Fetische für die Sprache, oder verlangen englischsprachige Songs von koreanischen Bands. Yady sieht in solchen Anfragen eher Unwissenheit als Respektlosigkeit: "Es ist eben befriedigend, wenn man seine Lieblingsstimmen in einer Sprache hört, die man versteht. Die westliche Entertainment-Branche will vermutlich auch Ausländer in die Assimilierung drängen." So erhoffe man sich wohl mehr Zugänglichkeit für Fans im eigenen Land und damit mehr Gewinn.

Dabei kann Musik Sprachbarrieren völlig sprengen. Der pulsierende Beat auf "내가 제일 잘 나가 (I Am the Best)" von 2NE1 versprüht reines Selbstbewusstsein. Wenn Kim Taehyung aka V von BTS in "Singularity" ruhig und hauchig auf den zurückhaltenden Beat singt, verstehen alle die Melancholie darin, auch wenn sie kein Wort Koreanisch können. In ein hochwertiges Musikvideo verpackt können diese Messages ganz ohne Sprachkurs in alle Ecken der Welt vordringen.

"Auch wenn es keine Übersetzungen und Untertitel gäbe: Die Musik ist selbst schon eine Sprache", sagt Tássia, eine 28-jährige K-Pop-Anhängerin aus Brasilien. "Du weißt, ob ein Song traurig oder happy ist, auch wenn es ein Instrumental ist." Mit der Mimik, der Choreografie und den Szenen im Video werde die Message nur noch deutlicher. "Alles ist Sprache", sagt Tássia. "Aber nicht jede Sprache hat Wörter."

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<![CDATA[Waving the Guns erzählen, wie man Rechten ihrer Meinung nach entgegentreten sollte]]>https://www.vice.com/de/article/d3mkya/waving-the-guns-erzahlen-wie-man-rechten-ihrer-meinung-nach-entgegentreten-sollteSun, 10 Mar 2019 10:30:00 GMTZwei Stockwerke über dem lauten Treiben am Kottbusser Tor in Berlin treffe ich Waving the Guns, zumindest zwei von ihnen: Milli Dance und Dub Dylan warten in der "Paloma Bar". Am Wochenende ravt man hier in Wohnzimmeratmosphäre mit direktem Blick auf die U-Bahnstation, heute sitzen die zwei Rostocker in einer verlassenen Sitzecke. Beide drehen sich Zigaretten, trinken Club Mate und Cola. Milli Dance trägt einen grauen Crewneck-Pullover, Dub Dylan eine rote Sportjacke. Bevor ich die Aufnahmetaste des Diktiergerätes drücke, tauschen wir uns noch über aktuelle Kinofilme aus. Jemand schlägt Bohemian Rhapsody vor. Den möchte aber keiner von beiden gucken. Die Atmosphäre ist entspannt, wenn nicht gar ein bisschen heimisch.

VICE: Euer neues Album heißt Das muss eine Demokratie aushalten können. Was genau muss sie aushalten können?
Milli Dance: Die Definition lautet: Eine Demokratie muss aushalten können, dass die Leute, die in ihr leben, nicht alle dieselbe Meinung haben. Den Titel ist aber auch ein Angriff auf die Phrase. Den Spruch haben wir oft in Bezug auf Naziaufmärsche gehört. Selbsternannte Demokraten sagen, man müsse die Nazis und ihre Haltung aushalten können. Muss man das?

Außerdem ist der Titel eine sarkastische Umkehrung: Ihr müsst auch aushalten können, was wir euch erzählen. Und am Ende ging es vor allem darum, einen schmissigen Titel für ein Album zu finden, seien wir mal ehrlich.

Wollt ihr mit eurer Musik politische Verantwortung übernehmen?
Milli Dance: Nein, eigentlich nicht.

"Nur weil wir Musik machen, sind wir nicht mehr in der Verantwortung als jeder andere Mensch. Musikmachen ist in unseren Augen erstmal was Egoistisches." – Milli Dance

Nicht? Euer Albumtitel ist doch sehr politisch?
Milli Dance: Musik muss nicht zwingend etwas mit Politik zu tun haben. Aber ich denke schon, dass es gut und förderlich sein kann, wenn Künstler, sofern sie die Möglichkeit dazu haben, ihre Reichweite nutzen. Manchmal geht es eben um mehr, als um den Künstler. Ich sehe aber niemanden in der Pflicht. Bei uns entsteht die politische Komponente, weil wir das so wollen, weil die Auseinandersetzung mit solchen Inhalten zu unserem Leben dazu gehört. Wir hatten von Anfang an diese Komponente drin, deswegen ist das bei uns so. Wir sind politisch, aber nicht zwingend in der Verantwortung. Jedenfalls nicht mehr als jeder andere Mensch, nur weil wir Musik machen. Musikmachen ist in unseren Augen erstmal was Egoistisches.
Dub Dylan: Jeder Künstler hat die Wahl: Lässt man alles so wie es ist, oder sagt man etwas dazu?

Findet ihr, dass Rap eine größere politische Verantwortung zukommt als anderen Musikrichtungen?
Milli Dance: An sich nicht. Aber natürlich ist HipHop beziehungsweise Rap in all seinen Spielarten gerade eine der wichtigsten Jugendkulturen. Insofern wäre es auch hier wünschenswert, progressive Inhalte zu vermitteln. Was für mich selbstverständlich ist: dass wenn man sich HipHop zu eigen macht und Interpretationen dieser Kultur erschafft, man auch ein Bewusstsein dafür haben sollte, wo der ganze Kram überhaupt herkommt, was für Wurzeln das hat und das es natürlich komplett lächerlich ist, irgendeinen rassistischen Müll im Kontext von HipHop abzulassen.


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Der Track "Ich werde mich verteidigen" drückt nicht nur Misstrauen, sondern auch Frust gegenüber dem Staat und seiner ausführenden Gewalt aus. Wie und wann habt ihr euch politisiert?
Milli Dance: Der Ursprung lag darin, dass ich von Nazis umgeben war und da auf gar keinen Fall zugehören wollte. Ich weiß noch, dass ich ziemlich früh gelernt und auch gefühlt habe: Nazis sind scheiße. Meine Erziehung hat da mit reingespielt und ich habe vernünftige Leute kennengelernt Wir wollten uns von den Nazis abgrenzen. Mit organisierten antifaschistischen Gruppen bin ich erst später in Kontakt gekommen. Dadurch habe ich mich auch inhaltlich weiterentwickelt, weg von "Fuck the System", hin zu: Wie funktioniert Kapitalismus eigentlich? Und warum ist es total sinnlos, einen McDonald's zu zerkloppen? Da habe ich also eine tiefergehende politische Bildung erfahren und mich wiederum natürlich auch mit linken, antifaschistischen Selbstverständnissen kritisch auseinandergesetzt.
Dub Dylan: Im Alter von sieben Jahren habe ich das Pogrom von Lichtenhagen im Fernsehen gesehen. Das war der früheste Moment, an den ich mich erinnern kann, in dem ich dachte, dass das auf jeden Fall keine coolen Menschen sind. Ich bin in einem vorpommerschen Dorf aufgewachsen, wo man als Dorfpunk auch das ein oder andere Erlebnis mit Nazis hat. Damals dachte ich schon: So geht das einfach nicht.

"Ich war 14, als mir Nazis den Strick gezeigt haben, mit dem sie mich am Baum aufknüpfen wollten." – Dub Dylan

Welche Erfahrungen habt ihr denn privat schon mit Nazis gemacht?
Dub Dylan: Ich war 14, als ich noch als Punker auf dem Dorf unterwegs war, da haben mir Nazis den Strick gezeigt, mit dem sie mich am Baum aufknüpfen wollten.
Milli Dance: Es gab verschiedene Erlebnisse. Freunde, die angegriffen wurden, eine zeitlang sehr konkrete Bedrohungslagen, aber eben auch immer wieder eine gewisse Gegenwehr. Ich denke, die meisten Jugendlichen, die eher nicht rechts, oder klar dagegen waren, und aus der Provinz Mecklenburg-Vorpommerns kommen, können davon berichten

Waren schon einmal Rechte auf euren Konzerten?
Milli Dance: So viel ich weiß, stand einer mal vor der Tür des "Uebel & Gefährlich" in Hamburg. Der wollte mit Thor Steinar Klamotten rein, hat nach uns gefragt, und meinte dass er oben feiern wolle. Der Türsteher hat ihm natürlich den Zutritt verweigert. Also nein, es waren noch keine klar erkennbaren Rechte auf unseren Konzerten. Ob er nun ein wirklich rechter, überzeugter Typ war oder klamottentechnisch, ich sag mal, unbedarft, ist dabei ja auch noch so eine Frage. Die richtige Veranstaltung ist das dann in dem Augenblick trotzdem nicht für ihn.

Und angenommen es würden Rechte zu euren Konzerten kommen wollen?
Milli Dance: Die kommen nicht rein. Ganz einfach.

Was, wenn sie schon drin sind?
Milli Dance: Würden wir das mitbekommen, würden sie vom Konzert entfernt werden.
Dub Dylan: Im besten Fall durch den Clubbetreiber oder die Betreiberin.
Milli Dance: Nazis und überzeugten Rechten wird bei uns kein Raum geboten, schon gar nicht bei einem Konzert. Im Endeffekt hat es auch etwas damit zu tun, unsere Gäste zu schützen.
Dub Dylan: Genau das muss eine Demokratie nämlich nicht aushalten können.
Milli Dance: Das stößt dann an dieses perfide "Ihr seid allen so tolerant gegenüber, nur uns gegenüber nicht". Aber du kannst vertieft intoleranten Menschen keinen Raum lassen, weil sie allen anderen diesen Raum nehmen werden, sobald sie die Möglichkeit dazu haben. Das ist dann dieses Dilemma: Auch Toleranz stößt irgendwo an ihre Grenze.

Wie kann man Neonazis und rechtem Populismus eurer Meinung nach entgegentreten?
Milli Dance: Wir müssen ein solidarisches Miteinander leben, niemanden auf Herkunft, Nation, Hautfarbe oder Sexualität beschränken, und jedem Menschen gegenüber offen sein. Nazis schaffen es momentan, sich allen möglichen Protest zu eigen zu machen, weil das vermeintlich Etablierte eher links ist – was aber auch meistens irgendein wirtschaftsliberaler Scheiß ist. Jeder kann protestieren und Rechten nach seinen oder ihren Möglichkeiten Einhalt gebieten. Wo man Rassismus nicht nur bei Nazis sondern beispielsweise auch beim Racial Profiling wahrnimmt, sollte man einschreiten.

"Nutzt die Möglichkeit, dass ihr Weiße Deutsche seid und nicht abgeschoben werden könnt." – Milli Dance

Wie genau sieht dieses Einschreiten für dich aus?
Milli Dance: Stellt euch bei Polizeikontrollen dazu und guckt, ob etwas Unrechtes passiert. Nutzt die Möglichkeit, dass ihr Weiße Deutsche seid und nicht abgeschoben werden könnt. Euch drohen nicht dieselben Konsequenzen wie anderen Personen. Außerdem muss akzeptiert werden, dass nicht alle Leute krass aufgeklärte Linke sind. Ihnen gilt es etwas vorzuleben, Gespräche zu suchen oder kritisch nachzufragen. Und sich vielleicht auch erstmal anzuhören, was diese Leute bewegt, statt von vornherein alle als dumme Idioten abzustempeln. Diese sozialchauvinistische Verachtung weniger gebildeter Menschen ist nämlich auch alles andere als progressiv.
Dub Dylan: Plus: Eine Kritik am Bestehenden zu entwickeln und diese vernünftig vermitteln. Und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger von oben herab, sondern die richtigen Fragen zu stellen.
Milli Dance: Und dabei nicht auf jedes Reizwort direkt cholerisch reagieren.

Milli Dance, du hast mal über deine eigenen Texte gesagt: "Texte ohne Übertreibung, an denen man sich nicht mal reiben kann, finde ich stinklangweilig." An welchen Texten reibst du dich und an welchen sollen sich eure Hörer und Hörerinnen reiben?
Milli Dance: Mich berühren grundsätzlich Texte mit einem doppeltem Boden. Die dürfen auch mal eine Unentschiedenheit in sich tragen oder mich vor den Kopf stoßen. Es geht mir nicht darum, Texte geliefert zu bekommen, die mich in allem bestätigten. Was ich mit Reibung meine, ist dass es etwas in mir auslöst. Dass etwas mich aufwühlt, weil es so krass formuliert ist, weil es brutal ehrlich emotional ist, einfach sehr klug argumentiert oder einen Humor benutzt, der mich anspricht. Was ich nicht mag, ist das Herunterspulen von Parolen.

Achtest du darauf auch bei deinen eigenen Texten?
Milli Dance: Ich achte natürlich darauf, dass ich Dinge so formuliere, dass es nicht platt klingt – außer es ist gewollt, und insgesamt so geschrieben, dass ich glaube es löst etwas in Menschen aus. Grundlage dafür ist, dass es in mir etwas auslöst. Ich doktor' schon viel an meinen Texten rum und mach mir über viele Details Gedanken.

In eurem Wikipedia-Artikel steht, ihr wurdet musikalisch beeinflusst von Audio 88 & Yassin, Zugezogen Maskulin, Morlockk Dilemma und Disarstar. Stimmt das?
Dub Dylan: Das stimmt so nicht. Wir wurden in einem Interview mal gefragt, wen wir gut finden oder in letzter Zeit mal gehört haben. Daraus wurde dann wohl Einfluss gemacht.

In der Singleauskopplung "Perlen vor die Säue" singt ihr "Du wirst in Stadien bejubelt, mir egal, macht mir nichts. Ich mach die kleinen Läden voll und alle dort hassen dich". Seid ihr stolz, noch immer eher Untergrund als breite Masse zu sein, oder wollt ihr damit eine Anti-Haltung gegenüber dem Mainstream ausdrücken?
Milli Dance: Was ist denn Hype? Wenn ich sehe, was bei anderen durch die Decke geht, dann ist das Hype. Bei uns ist alles organisch gewachsen. Wir haben uns unsere Basis durch extrem viele Live-Auftritte erspielt. Darauf sind wir natürlich stolz. Ein gewisser Stolz auf die Untergrund-Haltung ist natürlich vorhanden. Aber ja, es spiegelt auch eine gewisse gesunde Anti-Haltung wider.

Anti-Haltung gegenüber was?
Milli Dance: Eine Anti-Haltung gegenüber der unkritischen Übernahme von Trends und dem, was gerade so populär ist, oder was eben so als erstrebenswert verkauft wird. Was gleichzeitig nicht heißt, dass wir sämtlichen Mainstreamproduktionen grundsätzlich abgeneigt sind. Es ist so eine Mischung aus Stolz auf das Geschaffte und Trotz beziehungsweise Gleichgültigkeit gegenüber dem Fakt, eben kein Riesenact zu sein. Müssen wir nicht. Musikalisch ist es auch besser so.
Dub Dylan: Aber kein Neid! Wenn coole Acts es schaffen, Stadien zu füllen, ist das geil.
Milli Dance: Es ist ja auch total OK, bespielen wir eben die kleineren Läden. Weil wir eben das machen, was mir machen, ohne grundlegend etwas zu ändern. Und damit sind wir doch recht weit gekommen. Darauf sind wir recht stolz.

Angenommen der große Hype kommt aber doch, ihr macht die Stadien voll, und die Major-Labels stehen Schlange. Würdet ihr AUDIOLITH, euer jetziges Label, verlassen?
Dub Dylan: Ich habe noch nie so einen Major-Vertrag gesehen.
Milli Dance: Ich kann nicht behaupten, dass es mich nicht reizen würde, wenn irgendein großes Label mit einem dicken Vorschuss ankommen würde, bei dem man sich sicher sein könnte, für die nächsten Jahre abgesichert zu sein. Aber ein Major-Deal wäre trotzdem keine Option. Das hat nicht primär mit der politischen Bindung zu Audiolith zu tun, sondern damit, dass wir uns über dreieinhalb Jahre gemeinsam etwas aufgebaut haben. Es geht um die Atmosphäre, die im Team herrscht. Trotz des freundschaftlichen, wenn nicht schon familiären Charakters vergessen wir nicht, dass es ein Geschäft ist und jeder seine Interesse hat. Wir treffen uns immer irgendwie in der Mitte, aber auf jeden Fall in der Mitte. Bei einem Major-Deal bist du erstmal gebunden – was, wenn das schief geht? Wir haben die Möglichkeit mitzubestimmen, was wir machen und wieviel und was nicht.
Dub Dylan: Außerdem quatscht uns künstlerisch niemand rein, was total wertvoll ist. Wovon ich mir nicht vorstellen könnte, dass es beim Major-Label genauso wäre.

Was bei eurem Outro etwas stutzig macht, ist die Line "Bis zum nächsten Mal ihr Lieben, hoffen wir, dass es ein nächstes Mal gibt". Warum sollte es kein nächstes Mal geben?
Milli Dance: Mit dem Track stellen wir die Freiheiten in Frage, die jetzt noch selbstverständlich sind – aber es vielleicht nicht bleiben. Wir drücken damit aus, dass wir Angst davor haben, dass wir unsere Musik beziehungsweise die Lebensweisen, die für uns selbstverständlich sind, in Zukunft vielleicht gar nicht mehr so frei machen können. Überall in Europa sind rechte Bewegungen im Aufwinde, gegenwärtig gibt es total viele Leute, die unsere Freiheiten gar nicht wollen. Aber ich sage auch, dass ich hoffe, dass es ein nächstes Mal gibt. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben.

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<![CDATA[Warum Keith Flint von The Prodigy der einzig wahre Rockstar der elektronischen Musik war]]>https://www.vice.com/de/article/zmagjj/warum-keith-flint-von-the-prodigy-der-einzig-wahre-rockstar-der-elektronischen-musik-warWed, 06 Mar 2019 15:05:12 GMTIn aller Welt verschlug es Fans elektronischer Musik am 4. März die Sprache: Am frühen Morgen fanden Polizeibeamte Keith Flint, Frontmann von The Prodigy, tot in seiner Wohnung in der englischen Grafschaft Essex. Er wurde 49 Jahre alt.

Keith Flint hatte immer wie eine Naturgewalt auf zwei Beinen gewirkt, unaufhaltsam. Für viele Kinder der 90er Jahre war und ist Keith eine überlebensgroße Figur, eine Ikone der Ausgelassenheit und des Selbstausdrucks. Er lockte Raver-Kids an, als sei er der Rattenfänger von Hameln mit Septum-Piercing. Wir konnten nicht anders, als ihm in den Tanz zu folgen.

Wie wichtig The Prodigy für die Musikgeschichte war, lässt sich am besten aus der 90er-Perspektive verstehen. Die Band gründete sich 1990 und hätte auch als seltsames One-Hit- oder Two-Hit-Wonder in der Versenkung verschwinden können, doch stattdessen traf sie den Zeitgeist und wurde zur Verkörperung der Wut und Wildheit, des Lebenshungers einer ganzen Generation. Der "Second Summer of Love" Ende der 80er Jahre hatte der britischen Jugend mit Acid House und MDMA Hoffnung auf eine neue Freiheit gemacht, die nie kam. Ein absurdes neues Gesetz zerstörte 1994 die freien Raves der Insel: Die Polizei durfte nun gegen Partys vorgehen, bei der "repetitive Beats" gespielt wurden – es ging eindeutig darum, die DIY-Rave-Szene zu sprengen.

Keith Flint beschrieb die damalige Szene, in der Gratis-Raves üblich waren, 2014 in einem Interview: "Die Regierung wusste nicht, was das ist. Die Polizei hatte keine Ahnung, wie man das kontrolliert. Die Kids hatten das Sagen." Diese Kids trugen seltsame Kleidung, hatten noch seltsamere Frisuren und eine rebellische Attitüde, wie sie Großbritannien – und der Rest der Welt – seit den Sex Pistols nicht gesehen hatte.

Nach ihrem 92er-Debüt Experience schafften es The Prodigy mit jedem ihrer Alben auf Platz 1 der britischen Charts. Auch in Deutschland, Australien, den Niederlanden und vielen anderen Ländern schnellten sie mit ihren Releases in die Top Ten. Die Platten erreichten stets Platin- und Goldstatus, allen voran The Fat of the Land von 1997, das mit Vierfach-Platin ausgezeichnet wurde.

Keith Flints eigener Weg an die Spitze der Dance-Musik war von Zufällen geprägt. "Ich fand zur Rave-Kultur, nachdem ich auf Reisen gewesen war", sagte er 2014. "Ich war damals ein wenig verloren." Er habe keine Wohnung gehabt und in Braintree, Essex, auf dem Sofa von Liam Howletts damaliger Freundin geschlafen. "Ein Kumpel von ihr erzählte mir von den Raves im Barn, einem örtlichen Club." Er habe so leidenschaftlich gesprochen, dass Keith sich gedacht habe: "Ich muss Teil davon werden." Am Freitag darauf ging er mit ins Barn. "Ich nahm etwas Acid, etwas Ecstasy, danach war es um mich geschehen." 1989 lernte Keith in der legendären Location Liam kennen, beide waren noch Teenager.

Ein Jahr später war The Prodigy geboren. Ursprünglich war für Keith nur die Rolle eines Tänzers vorgesehen. Wir wissen alle, wofür er stattdessen berühmt wurde.

Ich lernte Keith Flint so kennen wie der Großteil seiner Fans: als stachelhaarige, geradezu übernatürliche Erscheinung, die im Schwarz-Weiß-Video zu "Firestarter" in einem düsteren Tunnel die Zähne fletscht. Als The Prodigy das Video 1997 auf die Welt losließen, war ich erst acht Jahre alt. Im selben Jahr starb Lady Diana, außerdem machte das Klon-Schaf Dolly Schlagzeilen, doch an nichts davon erinnere ich mich wirklich. Die 3 Minuten und 46 Sekunden von "Firestarter" brannten sich dagegen für immer in mein Bewusstsein. Diese seltsame, furchteinflößende Gestalt, halb Clown, halb Buhmann, die in einem verstörenden Tanz durch ihre persönliche Unterwelt springt und zuckt. Ich hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.

Damals gab es kein YouTube, viele hatten zu Hause noch gar keinen Internetanschluss. Es sollte also noch lange dauern, bis ich wieder in den Genuss kam, Keith Flint zu sehen. Die BBC verbot das "Firestarter"-Video, weil die Performance des Songs in der Musik-Show Top of the Pops angeblich Kinder verängstigt hatte. Außerdem deute der Songtext darauf hin, dass die Mitglieder von The Prodigy eine "Fixierung auf Brandstiftung" hätten.

Keith hatte die Songs nicht geschrieben, aber für die Öffentlichkeit war er gleichbedeutend mit der Band The Prodigy. Liam hatte das erste Prodigy-Mixtape erstellt, nachdem Keith ihn ermutigte. Es waren Keith Flints Vocals auf "Firestarter" und "Breathe", die die Band auch auf Platz 1 der US-Charts katapultierten und ihrem Big-Beat-Sound dort den Weg ebneten. Das britische Musikmagazin The Face packte 1996 für eine Coverstory nicht die ganze Band aufs Titelbild, sondern lediglich Keith.

Doch es war seine Arbeit auf der Bühne, die den größten Impact hatte. The Prodigy live zu sehen war, als würde man miterleben, wie einem Weißen Hai Beine wachsen und er damit losmosht. Keith tobte über die Bühne; schlug und trat; schnitt Grimassen; kaute auf dem Mikro. Von ihm ging eine unvergleichliche, wahnhafte Energie aus. 2006 erlebte ich mit, wie er die Crowd mit "Firestarter" in solche Ekstase peitschte, dass hinterher eine Gruppe den Song sang, während sie auf dem Campingplatz Zelte in Brand steckte – darunter meins. Ich musste reinpreschen, um meine Autoschlüssel und meinen Schlafsack zu retten. Selbst als mir vom verschmorten Plastik die Augen tränten, konnte ich nur denken: "Das hier ist fantastisch!"

Keith Flint war nicht nur die Band, ein Stück weit war es auch umgekehrt. Auf The Fat of the Land folgte eine fünfjährige Pause, 2004 erschien Always Outnumbered, Never Outgunned. Bandleader Liam entschied sich diesmal für Gastsänger. Das schadete nicht nur dem Album – die Kritiken fielen lauwarm aus – sondern auch Keith. Er verfiel in Depressionen und wurde abhängig von verschreibungspflichtigen Medikamenten, wie er später erzählte. Nach Invaders Must Die (2009) übernahm er eine größere Rolle, viele der jüngeren Prodigy-Tracks stammen mit aus seiner Feder.

Die Bühne war Keiths angestammter Platz, weil er die Subkultur verkörperte, die er mit erschaffen hat. Er tat, was vor und auch nach ihm kaum jemandem gelungen ist: Er verwandelte elektronische Beats in eine ergreifende, elektrisierende Live-Erfahrung, mit dem Spektakel des Stadionrocks und der unbändigen Energie eines Drum-n-Bass-Raves. Dazu brauchte er keine Daft-Punk-Pyramide und keinen Mau5head, sondern nur seine übermenschliche, wilde Präsenz.

Ende der 90er, als The Prodigy auf dem Höhepunkt ihres Weltruhms waren, hatten Musikmedien die faule Angewohnheit, DJs zu den neuen Rockstars zu erklären. Sie hatten Unrecht. Es gab nur einen elektronischen Rockstar, und er war kein DJ. Er war ein Firestarter.

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<![CDATA['We Call It Skweee': Diese Doku zeigt Schwedens freakigsten Sound der 2000er]]>https://www.vice.com/de/article/bjq7n3/we-call-it-skweee-diese-doku-zeigt-schwedens-freakigsten-sound-der-2000erThu, 14 Feb 2019 15:25:20 GMT

Detroit hatte seinen Techno, Chicago seinen House – und Stockholm? Die schwedische Hauptstadt spuckte in den späten 2000er-Jahren einen elektronischen Musikstil aus, der sich anhört, als hätte Super Mario zwei Dutzend verhaltensauffällige Kinder mit ein paar furzenden Chipmunks in die Welt gesetzt. "Skweee" – auf diesen Namen haben die Urväter den freakigen Sound aus Schweden getauft. Die Filmemacher Iacopo Patierno und David Giese hatten die Protagonisten damals im Jahr 2008 in Stockholm aufgespürt, sie ein Jahr begleitet und mit We call it Skweee eine ziemlich interessante Doku über dieses Underground-Phänomen gedreht.

"Masturbieren lernst du nicht aus einem Buch, die Natur hilft dir dabei, es zu entdecken. Irgendwann fangen alle damit an", erklärt Randy Barracuda, der so etwas wie Skweees Urgroßvater ist, in den ersten Minuten von We call it Skweee. Der schwedische Musiker hatte eigentlich Techno produzieren wollen, doch dann überkam ihn das Gefühl, den monotonen Viervierteltakt gegen langsamere Funk-Beats tauschen zu müssen. Skweee soll aus diesem "Unfall" entstanden sein. Ein dubbiges Subgenre, das dir, sprichst du den Namen Skweee aus, einen Gesichtsausdruck verpasst, als hättest du in eine Zitrone gebissen.

Als "skelletierten Funk mit Punk- und Hiphop-Attitüde, produziert auf analogen Synthesizern" bezeichnete das Magazin Groove einst die quietschenden und kratzenden Töne aus Skandinaviens Underground. Und, fuck ja: Hörst du Skweee-Tracks, beamt dich der Sound zurück in unbekümmerte Kindertage, die von bunten Gameboys und verpixelten Retro-Spiele-Grafiken versüßt waren. Alles an Skweee schreit nach Low-Fi, oder wie es Barracuda im Film ausdrückt: "Wir wollten mit dem Sound die größtmögliche Energie mit dem geringsten Aufwand erreichen."

Neben Randy Barracuda, der 2018 bei einem Autounfall ums Leben kam, werkelten unter anderem auch Eero Johannes, Daniel Savio, Joxaren und Pavan am Grundgerüst des Skweee-Monuments. In der Doku treffen wir sie immer dort, wo sie ihre leuchtenden Gerätschaften gerade aufgebaut haben. Denn die Idee von Skweee war ziemlich einfach: Aus billigen Synthesizern sollten Töne gequetscht werden wie Zahnpasta aus der Tube.

Skweee begann in modrigen Kellern, die als Studios dienten und schaffte es, sich mit Labels wie Harmönia Records und Flogsta Danshall eine Fanbase außerhalb Skandinaviens aufzubauen. Der Sound schwappte für einen kurzen Moment über die undergroundigen Tanzflächen Europas, ohne jemals den kleinen Zeh in den Mainstream-Teich zu dippen. Heute ist Skweee eine nerdige Randnotiz im großen Buch der elektronischen Musik. Aber 2008 brachten es Protagonisten wie Barracuda, Savio und Johannes sogar bis aufs Sónar Festival nach Barcelona. Und weil die Filmemacher mit dabei waren, sehen wir in der Doku auch, wie es aussieht, wenn viele, viele Körper zum Skweee-Sound abgehen.

Throwback to 2008 gefällig? Zieh dir We Call It Sweee hier rein.

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<![CDATA[Unsere Deutschrap-Valentinskarten sind besser als Liebe, Sex und Hundewelpen]]>https://www.vice.com/de/article/43znd3/valentinstag-spruche-von-rappern-wie-dendemann-trettmann-motrip-nuraThu, 14 Feb 2019 13:43:45 GMTAlle Illustrationen von Sabrina Schrödl und Yasmin Nickel

Es ist eine Herzensangelegenheit von Noisey, Liebe zu verbreiten, wo wir nur können. Das hat schon wunderbare Formate wie "Ein Liebesbrief an ..." oder "Das erste Date mit ..." und Traditionen wie unsere Deutschrap-Valentinskarten hervorgebracht. Und heute ist es mal wieder so weit, dass wir unser Bedürfnis, Liebe zu spreaden, so richtig ausleben können.

Wie in den vorigen Jahren schon haben wir euch auch dieses Mal die romantischsten Punchlines der letzten Monate herausgesucht und illustriert, damit ihr sie an diesem besonderen Tag screenshotten und verschicken könnt – wie man das im Jahr 2019 halt so macht. An euer Bae oder auch einfach an euch selbst, eure Mama, eure Follower oder den besten Freund. Liebe und Punchlines sind schließlich für alle da, vor allem am Valentinstag.

Wir haben euch lieb.

Trettmann Valentinskarte
Motrip Valentinskarte
Nura Valentinskarte
Dendemann Valentinskarte

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Mehr Valentinskarten gibt's hier:

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<![CDATA['Obststand 2': Hört hier die erste Kostprobe von LX' und Maxwells neuem Album]]>https://www.vice.com/de/article/xwbaqn/obststand-2-album-neues-snippet-von-lx-und-maxwell-auf-youtubeThu, 14 Feb 2019 09:32:16 GMT"Hast du Kohldampf? Komm zum Obststand!" brüllte Gzuz auf dem 2015er-Album Obststand von LX und Maxwell. Fast vier Jahre später kracht Obststand 2, das lang erwartete zweite Kollabo-Album der Hamburger von der 187 Strassenbande, in eure Gehörgänge. Also bald. Denn so genau wissen wir das noch nicht. Maxwell und LX haben am 13. Februar jeweils Instagram-Storys gepostet, die ein Snippet für 00.00 Uhr ankündigten. Und dieses Snippet ist jetzt online. Klingt böse. Oder wie ein User auf YouTube schreibt: "Hab das snipped [sic!] meiner kleinen Schwester gezeigt ... Jetzt ist sie mein großer Bruder ."

Hört euch den fünfminütigen Ausschnitt des neuen Albums hier an:

Obststand von LX und Maxwell erschien im Juni 2015. Das Album stieg direkt auf Platz fünf der deutschen Album-Charts ein – gerade als der 187-Hype so richtig Form annahm. Seitdem warten Fans auf einen Nachfolger. Doch da war Geduld gefragt, denn seit dem Release des ersten Teils ist einiges passiert. LX saß länger im Gefängnis, Maxwell brachte sein Soloalbum Kohldampf raus, es ging auf Tour mit Bonez' und Raf Camoras Palmen aus Plastik. Jetzt scheint aber endlich genug Zeit für Obststand 2 da zu sein. Und schon bald könnt ihr wieder im Chor “Einsachtsieböööön” aus dem Schulbus oder dem CL brüllen!

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<![CDATA[Robert Geiss reißt lahmen Witz über Moschee und zieht Hass von Rappern auf sich]]>https://www.vice.com/de/article/mbz7w3/robert-geiss-reisst-witz-uber-moschee-shitstorm-von-farid-bang-manuellsen-moisWed, 13 Feb 2019 12:26:43 GMTUnternehmer Robert Geiss prahlt nicht nur gerne mit seinem Luxusleben, sondern liebt es offensichtlich auch, uns mit dem ein oder anderen Scherz zu beglücken. Wie viele Menschen einen durchschnittlichen Geiss-Joke feiern, sei mal dahingestellt, aber über den neuesten Witz konnten nur wenige lachen: Der Millionär postete vor Kurzem auf Instagram ein Video, das ihn in Abu Dhabi vor der berühmten Scheich-Zayid-Moschee zeigt. Er erzählt, dass er nun endlich eine Immobilie in Abu Dhabi mit Live-Musik gefunden habe. Darauf brach auf Instagram ein ordentlicher Shitstorm los, vor allem Farid Bang und YouTuber Mois teilten aus. Das Video sei respektlos gegenüber dem Islam.

Farid Bang re-postete dafür sogar Pietro Lombardis Instagram-Story, in der Lombardi die ganze Aktion als "respektlos" und "schwach" betitelt. Manuellsen ließ es sich auch nicht nehmen, mal kurz eine Ansage gegen Roooobääärt zu machen: "Wir haben schon The Dome gefickt, dann schaffen wir Robert Geiss auch". Die Community rund um den YouTuber Mois schoss auch fleißig gegen Geiss. Mois selbst postete daraufhin ein knapp fünfminütiges Video auf YouTube, in dem er gegen Geiss austeilt.

Und Robert Geiss? Der löschte kommentarlos das Video und versuchte, die Aktion mit einer lauwarmen Liebeserklärung an "eines der beeindruckendsten Gebäude der Welt" wegzuwischen. Ohne Erfolg – denn wie wir alle wissen, vergisst das Internet nicht. Animus urteilt trocken: "Einer der größten Heuchler der Welt, den ich bisher auf meiner Lebensreise gesehen habe."

Der Gegenwind aus dem Rap-Lager kommt nicht überraschend, immerhin sind Geiss und seine Frau Carmen schon früher mit Kollegah und Farid Bang aneinandergeraten. Rund um den Echo-Skandal der Rapper kritisierte Carmen Geiss im April 2018 Farid Bang und Kollegah auf Instagram, vor allem Farid sei eine "kranke Person" und ein "Frauenverachter". Es hagelte Disse gegen Carmen, Gatte Robert stieg – mit unzähligen Ausrufezeichen bewaffnet – in den Ring, der Beef wurde immer größer.

Robert Geiss' Post über die Scheich-Zayid-Moschee ist in etwa so bescheuert wie Farid Bangs erhobener Zeigefinger: Der eine kennt nur Sparwitze, der andere ist der denkbar schlechteste Respekt-Prediger. Da könnte man alle Beteiligten mal zusammen in einen Kurs stecken – "Selbstdarstellung ohne Dad-Jokes oder Genozid-Verharmlosung" oder so.

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