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YNTHT-Mixtape mit Terror Danjah

Wir haben mit Terror Danjah, einem der Ziehvater des Grimes, darüber gesprochen, wie der Mainstream und der Untergrund verschmolzen sind.

Terror Danjah ist so etwas wie der Ziehvater von Grime. Er hat nicht nur geholfen, die zwei der einflussreichsten Grime-Label Aftershock und Butterz aufzuziehen, er ist auch einer der Wenigen, die sich nie vom Londoner 140BPM Kerub abgewendet haben. Verdammt, ich erinnere mich sogar noch daran, als ich für meinen Realschulabschluss büffelte und „Zumpi Huntah“ aus meinem Sony Ericcson w320i dröhnte. Eine Grime-Apokalypse später und Terror ist immer noch mit seinem eigenen Label, Harddrive, am Start, der mittlerweile seit drei Jahren den Sound-Eintopf des des Genres abfeiert. Während das Label sein erstes Sammelwerk veröffentlicht, haben wir uns mit ihm über Londoner Lieblingshassobjekte, das Instrumental-Grime Comeback und die Vor-„Pass Out“-Tinie Tempah-Ära, die von East Londoner Schulmädchen gejagt wird, unterhalten.

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YNTHT: Akkachar hat dich letztens gelobt, weil du der „Hood Music“ treu geblieben bist. Was hältst du davon, dass Grime-Künstler immer mehr ins Mainstream-Territorium eindringen?
Terror Danjah: Ich bin nicht dafür und auch nicht dagegen. Es kommt darauf an, ob du der Musik treu bleiben kannst, was die perfekte Formel ist. Es wäre großartig einen nationalen Hit zu landen, aber es wäre noch schöner, wenn ich das mit dem schaffe, was ich derzeit mache. Ich weiß, dass es eine breitere und weniger komplizierte Sicht auf die Dinge benötigt, aber zur gleichen Zeit geht es auch um das Timing, denn du kannst das machen, was die Wileys, Tinies und Skeptas machen; Musik für den Markt und Musik für sich selbst machen. Jetzt, wo die Zeit vorangeschritten ist, akzeptieren die Menschen die Underground-Kultur immer mehr, weil es zur Norm geworden ist. Vor zehn oder 15 Jahren gab es einen riesigen Graben, mittlerweile verschmelzen beide in einem riesigen Topf.

Woher ziehst du deine Inspiration?
Ich weiß nicht, ob ich etwas Konkretes habe, man kann sagen, das Leben an sich. Aber was die Musik angeht, variiert es von Old School Drum‘n‘Bass-Zeug zu langsameren Jams und frühem HipHop. Heutzutage höre ich mir immer noch HipHop an, aber es ist nicht mehr das gleiche. Vielleicht werde ich älter…

Würdest du sagen, dass du dich vom heutigen HipHop entliebt hast?
Ich mag es immer noch, ich glaube einfach, dass der Sound sich vieles von anderen Genres leiht und die Zeiten haben sich natürlich geändert. Es ist viel elektronischer, viel mehr 808s, wohingegen es damals viel mehr East Coast und West Coast war.

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Tupac oder Biggie?

Ich sage Biggie. Ich denke, sie sind beide genauso gut, aber ich konnte mich für Tupac erst viel später begeistern. Biggie war eher der Storyteller, wohingegen Tupac vielmehr die unbequeme Wahrheit ansprach. Biggie hat aber beide Seiten glücklich gemacht, weil er auch die Partyklassiker gemacht hat, zu denen ich aufgewachsen bin.

Was war euer Gedankengang, um die Harddrive Compilation zusammenzustellen?
Es begann 2011, als ich schon ein paar Tunes hatte und sie auf Vinyl rausbringen wollte. Es war nicht so, dass sie nicht gut genug wären, aber die Leute kannten die Tunes zu der Zeit nicht, also war es eine schwierige Aufgabe, eine Vinyl-Platte rauszubringen. Jemand wie ich, Champion oder Swindle werden Vinyls verkaufen, weil wir in diesem Umfeld agieren. Teddy oder P Jam sind eher auf der digitalen Seite. Statt dieses Risiko einzugehen, habe ich alle Tunes eingepackt, die ich die letzten 18 Monate gespielt habe, und sie den Leuten gegeben. Das einzige Grime-Sammelwerk kam bisher von außerhalb der Grime-Bruderschaft. Ich bin einer der ersten, der seit Jahren ein Grime-Sammelwerk rausbringt. Mittlerweile hast du Big Dada, der eine Compilation an den Start bringt und ich habe das Gefühl, dass die Leute wieder auf die Welle springen, was gut ist.

Welche Songs hörst du dir am Liebsten an?

Es sind zwei: „Arizona Skyz VIP“ und „Insomnia" von P Jam. Ich habe „Arizona Skyz“ zwei Jahre lang gespielt, also wusste keiner damals, worum es in dem Track geht, aber ich habe ihn die ganze Zeit gepumpt und die Leute haben angefangen, ihn zu mögen. Er ist fast wie ein verlangsamter Jungle-Track mit diesen Grime-Twists. Er ist krank.

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Gerade gibt es ein Revival von durch Intrumentals getragenen Grime. Warum sind MCs dem Beispiel nicht gefolgt?
Ich kann nicht sagen, dass ich dem zustimme, aber da gibt es keinen Spielplatz für sie mehr. Geh mal zehn Jahre zurück, da hat man sie im Radio jede Woche gehört und haben darum gekämpft einen Spot zu bekommen, damit die Leute sie erkennen würden, wenn sie zu den Raves gehen. Jetzt spul bis heute vor, Piratensender wurden von Hoodvideo abgelöst. Es ist fast so, als ob die Kultur des Dances übersprungen wird. Der Tune wird aufgenommen und geht direkt an Hoodvideo mit der Hoffnung, dass er viel geklickt wird und die DJs es so in ihre Setlist aufnehmen müssen. Wenn du es so aufbaust, dann machst du als MC nicht wirklich einen Song oder denkst an das Danceelement, du denkst wie viele Punchlines du in eine Zeile kriegst. Ich glaube, jeder will so lyrisch sein, dass sie das Musikalische und den Spaß daran vergessen. Deswegen ist Wiley immer noch da, weil er die Balance dahinter versteht. Heutzutage hören sich alle MCs gleich an, sie versuchen zu multitasken und alles in einer Bar zu machen. Ich denke, das ist zu viel. Da ist keine Seele drin.

Denkst du, dass man da wieder hinkommen kann?

Leute wie JME beweisen das. Er macht viel Geld und beweist trotzdem, dass er sich selbst treu bleibt. Wie man zurückgeht hängt davon ab, wie wir auf etwas draufschauen. Ich denke, wir müssen von vorne anfangen, die Danceelemente hochfahren. Das ist ein langer Weg. Viele Leute jagen dem Glitz und Glamour nach, aber wenn sich die Tür verschließt und die Leute von dem Style gelangweilt werden, realisieren die Leute, dass alles hier stattfindet. Das Instrumentale von Grime führt zurück zu seinen Wurzeln, sobald die MCs wieder auf diesen Sound aufsteigen, bin ich mir sicher, das der Rest folgen wird.

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Die Sache mit Grime ist, dass er irregeführt wurde. Jessie J und N Dubz wurden als Grime bezeichnet. Es ist so, als ob die ganze urbane Musik als Grime bezeichnet wird. Für jemanden wie mich, der mit ihnen verbunden ist, ist das gut, aber es gibt keine wirklich Verbindung zwischen dem, was sie machen und dem, was wir machen. Wenn du „Grime“ bei Google eingibst, wirst du all diese Informationen bekommen, aber keinen wirklichen Konsens, was es wirklich ist, außer du bist wirklich mit dieser Musik verbunden und kennst die Unterschiede. Das Internet ist Fluch und Segen zugleich, aber es sind die Leute, die den Inhalt reinstellen und es zu eigenen Zwecken manipulieren.

Was machst du so, wenn du nicht im Studio bist?

Ich schaue mir viele Fernsehserien wie

Game of Thrones

oder

The Wire

an. Solche Dinge halten das Gehirn im Fluss. Sonst bin ich unterwegs, shoppe, besuche Leute, chatte vielleicht mit ein paar Frauen und sage Hallo. Wenn mich Musik stresst, mache ich sie einfach aus und schaue fern, und wenn ich Hummeln im Hintern habe, dann setze ich mich wieder an den Rechner.

Was ist dein Londoner Lieblingshassobjekt?
Wenn ich als DJ gebookt werde, kann ich danach zwei Wochen oder einen ganzen Monat nicht mehr auflegen. Das ist Politik, aber es stört mich nicht, ich liebe diese Stadt. Aber ich hasse die Busse in London, ich gehe lieber zu Fuß. Ich wohne in der Nähe von Stratford in Forest Gate, also spaziere ich dahin und zurück.

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Ich bin da zur Schule gegangen, ich sehe immer, wie die Kids in Schuluniform in den Bus so gegen 15:30 einfallen…

Da hast du‘s! Ich weiß noch, als Tinie Tempah zu mir nach Hause kommen wollte, so zu der Zeit, als „

Wifey Riddim

“ gerade groß wurde. Ich habe ihm gesagt, dass er bis halb drei kommen sollte, NICHT danach. Er hat trotzdem versucht nach drei Uhr zu kommen, und wurde von einem Haufen St. Angela-Schulmädchen die Straße hinunter gejagt. Kennst du das, wenn jemand noch nicht realisiert hat, wie groß er ist? Diese Mädels wissen alles, natürlich jagen sie ihn. Lektion gelernt, komm vor der Schulzeit!

Zum Schluss, was hält die Zukunft für Harddrive bereit?
Es wird definitiv eine weitere Compilation im nächsten Frühjahr geben und es sind zwei, drei Sachen in der Pipeline, die ich noch nicht verraten kann. Wir werden einfach mit den digitalen Veröffentlichungen weitermachen und hoffentlich eine Vinyl rausbringen.

TRACKLIST

Terror Danjah & Ruby Lee Ryder - Full Attention (Soundboy mix) Terror Danjah - Jacks Teller

PJam vs Terror Danjah - Anger Management vs Morph (Tempa T vocals)

Terror Danjah vs Buju Banton - Jekyll vs Champion

Terror Danjah - Morph 2 (D Double E special)

Zed Bias & Terror Danjah - Iceberg History

Ruby Lee Ryder & Terror Danjah - Let Me Be The One

Terror Danjah - Glide

D.O.K - Jumble Sale

Dr Jeep - Spinx (Champion Remix)

TRC - Oo Aa Ee VIP

D.O.K. - Cardio

Champion - Bowser Castle

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Terror Danjah - Breakdance

Terror Danjah - Fruit Punch

Terror Danjah & Champion - Explode

Roska - Without It (Terror Danjah Remix)

Terror Danjah & Champion - Stone Island

D.O.K - Sidedok VIP