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YNTHT-Mixtape mit Pedestrian

Wir haben mit Pedestrian über sein Leben in Bahrain, Parties und Spaziergänge gesprochen. Schließlich heißt Pedestrian übersetzt Fußgänger.

Wusstest ihr, dass die Idee für die öffentliche Verkehrskarte in London, die Oyster Card, in Hong Kong erfunden wurde? Bevor ich mit Pedestrian gesprochen habe, wusste ich das auch nicht. Ehe ich meine weltliche Allgemeinbildung erweitern konnte, hat Pedestrian schon haufenweise Musik für Leute wie Push & Run, 2nd Drop, Brownswood und Metalheadz releast. Wir haben mit dem Globetrotter über sein Leben in Bahrain, Hausparties und natürlich über's Spazierengehen gesprochen, schließlich heißt Pedestrian übersetzt Fußgänger.

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YNTHT: Hey Pedestrian, was gibt es neues bei dir?
Pedetstrian: Ich chille gerade im Studio von Maribou State, weil wir an neuen Projekten schrauben. Wir arbeiten an einem vollen Live-Set mit Schlagzeuger. Wir sind also fast bereit im Sommer loszulegen. Ich war schon immer ziemlich misstrauisch gegnüber Ableton-Live-Sets. Deswegen habe ich es schon lange ins Auge gefasst, mit anderen Leuten auf die Bühne zu gehen. Es ist gut, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, unsere Solotracks und unsere Kollaborationen zu machen. Für das Publikum ist das viel verlockender, als einfach nur drei Typen mit Synthesizern und Samplern zu sehen. Wir machen kein Kraftwerk-Ding.

Ich habe gelesen, dass du ein imaginäres Haustier hast. Wie geht es Jim Bob?
Ihm geht es geht. Er war ein bisschen angeschlagen.

Die erste April-Hälfte hat nicht wirklich geholfen…
Er kommt auch nicht wirklich mit Sonnenschein klar. Wir haben auch einen Papagei und einige Kätzchen im Studio.

Du bist ein ziemlicher Tierfreund, oder?
Schon, ich mag Tiere.

Solange es Hunde und nicht Katzen sind… Du bist in Bahrain aufgewachsen. Wie lebt es sich am Persischen Golf?
Es war eine ziemlich ausländische Community, also war es wie ein sieben Jahre andauernder Urlaub. Ich hatte schon einen Zugang zu arabischer Musik und Kultur, aber es waren auch viele Briten, Amerikaner und Australier dort. Ich hatte die gleiche Schulbildung wie die Leute hier.

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Hast du es geschafft, einiges vom arabischen Lebensstil zu übernehmen?
Ja, wir haben einige Moscheen besucht, weil meine Eltern nicht wollten, dass wir in einer westlichen Lifestyle-Blase leben. Wir sind nach Saudi-Arabien und in andere benachbarte Länder gefahren, was sehr cool war.

Hast du dich ins Reisen verliebt?
Ja, ich liebe es. Mein Lieblingsort bis jetzt ist wahrscheinlich Indien. Vor etwa einem Jahr war ich da für ein paar Monate, ich will auch Südamerika besuchen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Indien ist ein wundervoller Ort mit unfassbar vielen schönen Landschaften und wunderbaren Menschen. Im Januar war ich in Hong Kong, weil meine Schwester dort studiert. Ich habe einen viel größeren kulturellen Schock erwartet, wie im Zentralen China, aber eigentlich ist es ziemlich verwestlicht. Sie fahren auf der linken Seite und haben so etwas, dass sich Octopus Card nennt, was das Äquivalent zur Oyster Card ist. Genau genommen haben sie es dort getestet, bevor sie es nach London gebracht haben. Sie haben eine Metro, die genauso aussieht wie die Tube. Sie haben auch ein echt gutes Nachtleben, ich kann es empfehlen.

Zur Musik: Dein Remix zu Maribou States „Olivia“ war eines meiner Lieblingsreleases im letzten Jahr, aber wie war das in der Mache? Kannst du dich noch an das Szenario erinnern?
Danke. Wenn ich ein Remix mache, produziere ich eigentlich immer etwa fünf verschiedene Versionen. Selbst wenn du denkst, dass du beim ersten Mal etwas richtig Gutes hast, wirst du beim nächsten Versuch vielleicht was Besonderes schaffen. Mit dem Song, weil ich das Original so liebe, habe ich so viel Verschiedenes versucht, aber es hat einfach nicht funktioniert und es gab eine ziemlich harte Deadline. Ich erinnere mich, wie ich das staubige, Rhodes-ähnliche Sample bekam und es in eine der Versionen packte. Es hat nicht wirklich gepasst, aber ich mochte den Sound davon, also habe ich alles verworfen und habe eine neue Version gestartet und bis zum Ende der Deadline nicht mehr geschlafen. Ich wollte, dass es ein sonniger fröhlich-tapsender Song wird, der ein bisschen nostalgische Gefühle hervorruft. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht an alles erinnern, weil ich so wenig Schlaf hatte. Eine meiner Lieblingsstellen kommt irgendwann in der Mitte, als ein paar harte Snare-Drums aus dem Ether hervorstechen. Ich glaube, da habe ich einfach auf den Tisch geklopft. Tatsächlich mache ich einige organische Aufnahmen. Ich habe diesen einen Stapel, den ich und ein Freund aus Cambridge gemacht haben, als wir ein bisschen besoffen waren. Wir haben eine Soundernte in seiner Wohnung gemacht. Ich bin also mit meinem iPhone durch seine Wohnung gelaufen und habe alles aufgenommen, was ein Geräusch macht. Am Ende haben wir Sprühdosen auf seiner Decke rumgerollt, haben Tassen und Besteck in die Waschmaschine gesteckt und haben etwa eine Stunde lang Material aufgenommen, das wir aufteilten und in Ordnern sortierten. Ich benutze viel davon in meiner Musik. Organisch ist schon ein ziemlich beschissenes Wort, aber es hat was Echtes an sich.

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Pedestrian, gehst du gerne spazieren?
Also, ich durfte nach meiner Fahrprüfung ein halbes Jahr nicht fahren. Um ehrlich zu sein, bin ich froh darüber, weil es verdammt teuer ist, und jeder irgendwo hingefahren werden will. Ich hatte auch ein richtig beschissenes Auto. Als ich in Cambridge gewohnt habe, hat es keinen Sinn gemacht, dort rum zufahren und jetzt, wo ich in London lebe, benutzte nur die öffentlichen Verkehrsmittel.

Wie viele Fehlpunkte hattest du bei deiner Fahrprüfung?
Ich glaube, so etwa 11. Es ist besser für die Allgemeinheit, wenn ich nicht fahre.

Gehst du auch im gleichen Tempo wie die Musik aus deinen Kopfhörern?
Ja, das ist einer der Gründe, warum ich den Namen gewählt habe, weil ich ein großer HipHop-Head war und mich irgendwann sehr für Drum and Bass begeistert habe. All das House-Zeug, was ich früher gehört habe, kam nicht wirklich aus guten Quellen, also war alles sehr generisch. Ich wurde zum ersten Mal an bessere Sachen geführt, als ich in Cambridge war und in der Nähe der Uni gearbeitet habe. 120 BPM ist die perfekte Geschwindigkeit, zu der man gehen kann. Mein Geschmack hat sich damals ziemlich verändert—das soll der Name repräsentieren.

Drum and Bass ist eher was für Power-Walken, oder?
Ja, eher so Schlag-jemandem-ins-Gesicht-Geschwindigkeit.

Hardware oder Software?
Ich benutze einiges an Software, aber ich bin im Hardware-Lager. Ich stehe hinter der Aussage, dass sich Hardware naturgemäß besser anhört. Du kannst zwar einen guten, soften Synthesizer bekommen, weil es aber alles binär ist, kommt nicht die knisternde und harmonische Verzerrung rüber. Du kannst Jahre damit verbringen, Effekte auf diese soften Synthesizer zu packen, um sie gehaltvoll klingen zu lassen, aber ein guter Hardware-Synthesizer braucht eigentlich nichts. Ich mag auch das Erlebnis, wenn man Hardware benutzt, einfach mit Sachen herumzuspielen und deine Ohren zu benutzen, statt auf einen Bildschirm zu gucken. Es ist eine viel greifbarere Erfahrung.

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Was machst du abseits der Musik?
Ich gehe gerne ins Kino und schaue mir Independent Filme an. Ich habe auch ein paar Kameras. Ich benutze die Olympus OM10, um bei dem ganzen Hardware-Thema zu bleiben. Du bekommst diese schöne Körnung, die du digital nicht hast.

Hast du Memento gesehen?
Der Typ, der Polaroids überall hinklebt? Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Hast du Sightseers gesehen?

Leider noch nicht…
Echt guter, dunkler, britischer Humor. Er ist ziemlich langsam, aber subtil sehr witzig, den empfehle ich definitiv.

Cool, ich muss ihn mir mal anschauen. Dein letzter Release „Hoyle Road“ vermittelt ein wunderbares Gefühl für die freie Natur, genauso wie deine Musik. Ist die „Hoyle Road“ ein bestimmter Ort?
Es ist ein Haus in Tooting in London. Es geht darum, wie die Maribou State-Jungs und ich auf eine Hausparty am Freitag gehen, dann wachen wir am nächsten Tag auf und fühlen uns ziemlich mitgenommen, aber dann sind da so viele Leute um uns herum, also wollen wir bleiben und dann verschwimmt es in ein ganzes Wochenende. Es war eine dieser Partys, wenn man gerade anfängt, Freunde zu werden, aber eigentlich fühlt es sich an, als ob man sich viel länger kennt.

Und du experimentierst mit Gesang…
Ich habe immer mehr meine Stimme genutzt, aber mehr auf eine abstrakte Art, weil ich davon gelangweilt war, immer die gleichen R’n’B-Samples zu nehmen, die man eh schon tausend Mal gehört hat. Normalerweise summe ich einfach etwas, und versuche es so hinzukriegen, dass alles Sinn macht. Ich mag den Leadsinger von den Black Keys wirklich. Seine Stimme ist sehr schroff und würde nicht bei X Factor weiterkommen, aber er muss nicht besser sein. Witzigerweise höre ich mir Sachen an, die auf Instrumentals basieren.

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Ich habe gesehen, dass du Reggie Watts auch sehr verehrst…
Ja, voll! Ich bin ein Fan von Humor, der einfach keinen Sinn macht, und so ist er auch. Er freestylt alles und sein Afro ist großartig.

Welchen Vibe hattest du bei dem Mix im Sinn?
Ich wollte ein bisschen HipHop reintun, jetzt wo das Wetter besser wird. Und ich liebe HipHop in der Sonne. Es gibt ein paar Klassiker aus meiner Teenagerzeit und auch paar neue Sachen. Ich habe auch eine Live-Cover-Version von Nas‘ „The World Is Yours“ von Will Sessions reingetan und noch ein Akapella von KRS-One oben drauf. Und da sind auch noch ein paar neue Tracks von mir.

Was kommt jetzt nach „Hoyle Road“?
Es wird ein Release bei Second Drop Records geben, dass das Gegenteil zu „Hoyle Road“ sein wird mit dunklen Afrobeat-Rhythmen. Dann gibt es noch die EP, die ich mit Maribou State im Moment fertig mache. Der Fokus wird da auf die Songs gelegt. Ich habe nie wirklich solche Art von Tracks geschrieben, aber wenn man bedenkt, dass es fürs Livepublikum ist, dann geht man von einem anderen Blickwinkel ran. Danach kommt eine EP für Born Electric, was nach dem Sommer kommen sollte.


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