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YNTHT-Mixtape mit Figub Brazlevic

Der Berliner Beatbastler Figub Brazlevič spricht mit uns über seine Techno-Vergangenheit, seine HipHop-Gegenwart und seine potentielle Pop-Zukunft und liefert euch dazu das YNTHT-Mixtape der Woche.

Das YNTHT-Mixtape kommt dieses Mal von dem Beatbastler Figub Brazlevic. Seit 17 Jahren schraubt er schon an Beats für sich, aber auch für diverse Rapper aus der ganzen Welt. Im Moment finden seine Beats einen großen Anklang in der Straßenrapszene, besonders das Alles-oder-Nix-Camp streitet sich intern regelrecht um seine Beats. Die Produktionen stehen für sich, wie er letztes Jahr mit dem Release seiner Vinyl Oldschool Future bewiesen hat.

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Was war denn dein erster Kontakt mit HipHop?
Ich habe mit Sicherheit Vanilla Ice wahrgenommen und Snow mit „Informer”. Das haben viele gepumpt. Durch die Zeit im Fußball habe ich relativ früh schon Sachen wie Snoop Dogg und Tupac gehört. Und durch meine Cousinen und Cousins kam ich zu Fresh Prince und Jazzy Jeff.

Und mit Deutschem HipHop?
Da muss ich jetzt echt mal ein bisschen überlegen. (Denkpause) Ich weiß, dass ich die Fantastischen Vier mit „Die da” wahrgenommen habe, war aber nicht ganz so meins. Schwesta S und Rödelheim Hartreim hab ich auch mitbekommen, aber nicht ganz so gefeiert. Hmm… Jetzt weiß ich es! Fettes Brot mit „Nordisch by Nature”. Ich habe damals das Video dazu gesehen und fand es cool.

Was hat dich denn selbst zum Produzieren animiert?
Mein Bruder hat sich einen Hoodie von Fettes Brot über Yo Mama bestellt. Da muss der noch voll jung gewesen sein, vielleicht 12 Jahre. Als der Pulli angekommen ist, waren da CDs mit dabei, unter anderem mit Der Tobi & Das Bo und da war der Song „Is mir egal” drauf. Wegen diesem Song haben wir auch angefangen so Blödsinn-Rap zu machen und ein Freund hat mich gefragt: Kannst du mal einen HipHop-Beat produzieren? Damals war ich 13 und davor habe ich schon zwei Jahre so Hardcore-Techno-Thunderdome-Sound gemacht. Dann habe ich es einfach mal probiert.

Was hat dich denn an Techno gereizt?
Damals war Techno überall im Fernsehen und mich hat das irgendwie geflasht. Als ich dann „Wonderful Days” von Charly Lownoise and Mental Theo und „Somebody Scream” von Ravers Nature gehört habe, war ich geflasht. In dem Song gab es so ein Drei-Töne-Akkord und ich wollte so was auch spielen können. Ich habe also meine Eltern genervt, dass sie mir ein Keyboard schenken. Die haben mich dann in den Keyboard-Unterricht geschickt. In der Schule haben Kumpels von mir mit einem Programm angefangen, so Hardcore-Techno zu machen und ich habe auch damit angefangen. Einer der Kumpels hat dann mal „Cold as Ice” gesampelt und ich war so begeistert davon und wollte das auch können.

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Warum hast du dich denn gegen Techno entschieden?
Hauptsächlich wegen der Leute, die Techno gehört haben. Die fand ich irgendwie ein bisschen seltsam. Ich habe dann auch angefangen zu skaten und durch das Skaten kam noch Punkrock dazu. Alle Jungs, die ein bisschen älter waren als ich, haben Punkrock gehört. NOFX, Pennywise, das hat mich dann auch schnell gepackt. Dann kamen relativ schnell schon die HipHop-Sachen. Die erste CD, die ich hatte, war von Mobb Deep—Hell on Earth. Ich hab mich auch echt viel von den anderen Skatern beeinflussen lassen. Die meinten immer: Techno ist doch voll die Poser-Musik.

Gibt es denn aktuelle Sachen, die dich inspirieren oder dich vielleicht sogar anspornen, weiter an dir zu arbeiten?
Grundsätzlich ist es die gesamte Beatmaker-Szene, die es im Moment gibt. Ich mache ja schon seit 17 Jahren Beats und eigentlich ging das für mich erst so in den letzten drei Jahren los. Ich finde aber, erst jetzt zeigt es sich so richtig, wie viele talentierte Leute es gibt.

Was ist das Ziel für dich mit deiner Musik?
Früher wollte man alle begeistern. Von dieser Vorstellung habe ich mich dann aber irgendwann gelöst. Natürlich wäre es geil, davon zu leben, es ist ja auch Arbeit und kostet viel Kraft. Ich will einfach wieder ein bisschen mahr Flavour an den Start bringen. Wenn der Sound einfach noch ein bisschen mehr angenommen wird und nicht immer mit diesem Begriff BoomBap um sich wirft.

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Was ist denn das markanteste Merkmal, das deine Beats von anderen unterscheidet?
Ich möchte da niemandem auf die Füße treten, ich halte mich auch nicht für den Besten. Ich weiß aber, dass ich durch diese 17 Jahre ein gewisses Qualitätsmerkmal habe. Ich habe halt sehr krass auf den Sound beharrt, den ich höre, und den Sound auch einfach in der Zeit, in der es diesen Sound nicht mehr so wirklich gab, für mich selbst gemacht. Ich glaube, es liegt ein bisschen daran, wie ich meine Drums mache und dass ich keine Sample-Drums verwende und genau weiß, wie ich sie zu bearbeiten habe.

Welche Leute würdest du denn gerne mal auf deinen Beats hören?
Ich würde gern mal ein Album mit einer Popgröße wie David Bowie machen.

Wie soll das denn aussehen?
Ich glaube, wenn die Leute Interesse an meiner Musik hätten, würden wir einen gemeinsamen Vibe finden. Aber das wäre krass interessant.

Was reizt dich denn daran, mit Popgrößen zu arbeiten?
Ich würde einfach gern mal wissen, was einem David Bowie auf einen Jazz-Piano-Beat von mir einfallen würde.

Gibt es eigentlich einen bosnischen Einfluss in deiner Musik?
Wahrscheinlich mein Temperament.

An was arbeitest du gerade?
Als erstes mache ich ein Produzenten-Album, auf dem ich gerne einige Rapper versammeln würde, auf die ich Bock habe und die Bock auf meine Beats haben. Es ist auch geplant, dass ich einen Teil vom Hi-Hat-Club mache. Es wird noch eine EP mit Mortis One und mir geben. Dann ist geplant, noch ein Schwesta-Ewa-Remix-Album zu machen von ihrem Mixtape-Realität und einige andere Sache über die ich zum jetzigen Zeitpunkt besser noch nicht spreche.

TRACKLIST
1. Pete Rock & Deda - Blah Uno
2. O.C. - Evaridae
3. Kankick - Kanstrumental 3
4. Sendemast - Bibelkurs feat. Maulheld
5. Scientifik - Downlo Ho
6. Cypress Hill - Illusions
7. Sean Price - Boom Bye Yeah
8. Sham & The Professor - Who's at the Door
9. Figub Brazlevic - Aw Yeah!
10. Main Concept - Das Bildnis
11. The Roots - It just don't stop
12. The Juggaknots - Luvamaxin
13. Busta Rhymes - Get high tonight
14. Cali Agents - The Anthem
15. Figub Brazlevic - Der beste Marder im Parkhaus
16. Lil' Dap - World Peace
17. Pete Rock & Deda - Too close

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Sascha auf Twitter: @DeutscheWorte