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You Need to Hear This

YNTHT-Mixtape mit DENA

Wir haben Dena mit einem Mixtape-Angebot geködert und sie dann auf ein Interview festgenagelt, in dem sie mit ihrem Slang bewies, dass sie genauso cool ist wie ihr Sound.

Die gebürtige Bulgarin Denitza Todorova ernannte vor sieben Jahren Berlin zu ihrer Wahlheimat und macht seitdem unter dem Namen DENA für uns Musik, die man am treffendsten mit „arschcool“ beschreiben kann und vor allem ziemlich viel Spaß macht. Aber sofern ihr wisst, was YouTube ist, singt ihr bestimmt sowieso seit letztem Sommer an jedem Tag, der einen Sonnenstrahl herauspresst, DENAS unsäglichen Ohrwurm „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ vor euch hin. Mittlerweile kann man ihre catchy Mixtur aus Rap, Anleihen von Spät-90er Dance-Tunes und R'n'B-Girlgroup-Gesang mit einer Prise osteuropäischer Folklore, auch in Form von realen Tonträgern erwerben. Ihr nächste Single und ein Video stehen für September in den Startlöchern und wird uns aller Wahrscheinlichkeit nach schlichtweg umnieten. Ehrlich gesagt, sind wir jetzt schon kollektiv verliebt in DENA und wollen immer in ihrer Nähe sein. Deshalb haben wir sie mit einem Mixtape-Angebot geködert, das sie als Musikjunkie unmöglich ausschlagen konnte. Als wir sie an der Angel hatten, haben wir die Gelegenheit genutzt und sie noch gleich auf ein Interview festgenagelt, indem wir sie unter dem Deckmantel des Journalismus über alles mögliche ausgefragt haben. Um einen Rest Professionalität zu wahren, werden aber nur die Stellen veröffentlicht, in denen sie uns erzählt, wie man in der Berliner Musikszene Fuß fasst, warum sie kein Trendbewusstsein hat und wir keine Angst zu haben brauchen, dass sie ihre Musikkarriere an den Nagel hängt und mal Unterwäschemodel wird.

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YNTHT: Du wirst oft exemplarisch genannt für diesen superangesagten HipHop/R'n'B-Sound aus den späten 90er, frühen 2000er Jahren und stellenweise erinnern mich manche Songs von dir wirklich daran … War das eine bewussten Entscheidung für diesen Sound?
DENA: Das ist sehr interessant. Aber keine Ahnung, ehrlich gesagt! Haha! Diese ganze Sache mit den Äras … Ich versuche eigentlich gar keine Zeitreferenz zu haben bei dem, was ich schreibe. Es gibt zur Zeit auf dem Album nur einen einzigen Track, der sich für meine Ohren so richtig nach 90er anhört und den werde ich auch noch ein wenig verändern. Es gibt echt Bands, die extrem auf irgendwelche Retrotrends hinweisen wie Millenium oder whatever, aber ich versuche dem aus dem Weg zu gehen. Kann sein, dass es eine Zeit lang lustig ist oder hip oder sonst was. Aber diesen Nostalgietrend finde ich irgendwie ein bisschen weird. Auch wenn es gerade voll hip ist, dass jetzt alle wie TLC in „No Scrubs“ aussehen, bin ich immer so „Ähm, okay. Was haben immer alle damit…?“ Aber klar dieser Moment der Nostalgie hat sich schon immer wiederholt, sei es im Jazz oder in den 70er und 80ern. Die Leute haben sich immer an irgendwas Früherem orientiert.

Findest du das komisch, weil du konkret mit der Musik und dem Style nichts anfangen kannst oder ist dir dieses Wiederholen suspekt?
Als ich angefangen habe zu schreiben, hatte ich überhaupt keine Referenz. Das klingt jetzt total merkwürdig, aber es war wirklich so. Im Studio wurde ich ständig gefragt: „Was ist deine Referenz?“ Und ich war immer so: „Was für eine Referenz?“. Es gibt richtig viele Leute, die so arbeiten. Das war für mich so komisch, dass die Leute immer wollten, dass ich ihnen etwas schicke, worauf ich stehe, damit sie sich vorstellen können, wie etwas klingen soll. Ich habe nie verstanden, was der Sound von anderen mit meinem Shit zu tun haben soll. Ich liebe einfach Musik, Kunst und Kultur generell und klar ist man auch unterschwellig beeinflusst von bestimmten Trends und Ästhetiken, aber als ich angefangen habe zu schreiben, hatte ich sicher keine bestimmte Zeitära-Referenz. Songs können ja auch superviele verschiedene Kleider anhaben. Deshalb mache ich auch immer akustische Versionen und versuche immer aus meiner eigenen Box heraus zu denken. Ich glaube—ich bin mir nicht hundert Prozent sicher—aber ich glaube, ich will auch gar nicht Songs für immer in eine Box schließen. Sie sind fertig und das war's!

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Aber gerade in einer Stadt wie Berlin, wo in der Musikszene so wahnsinnig viel geht und ständig Trends aus der Taufe gehoben werden, hast du doch sicher Input?
Das Ding ist, dass ich dazu neige, alles mit ein bisschen delay zu checken. Das neue Kanye West-Album ist zum Beispiel draußen und ich bin sicher nicht die erste, die das hört. Irgendwie bekomme ich fast sogar eine Blockade, wenn alle über irgendwas reden und alle von mir erwarten, dass ich weiß, was es ist. Ich sehe ja, dass alle darüber reden, aber das dauert immer recht lange, bis ich mich dann mit sowas beschäftigen will. Klar hab ich auch Input, aber ich bin jetzt nicht auf der Suche nach neuen Trends oder so.

Haha, du wehrst dich ja richtig dagegen, Trends wahrzunehmen.
Ja, irgendwie schon ein bisschen. In dem Moment, wo ich etwas gesehen habe, denke ich mir „Ah ja cool, das gibt es jetzt also schon.“. Aber was ich in letzter Zeit bei mir feststelle, ist, dass ich wirklich anfange, für Video-oder Musikproduktionen nach Sachen zu suchen, die so klingen oder aussehen, wie ich es gerne haben möchte. Einfach weil es viel praktischer und schneller für die Arbeit ist. Aber ich wusste lange überhaupt nicht, dass die Sachen so funktionieren.

Bei der Produktion deines Albums und deiner Videos, hast du da jemals gedacht: „Ok, ich bin eine Frau in der krassen Männerdomäne HipHop und R'n'B—und das merkt man“?
Ja, das stimmt zum einen, dass es eine Männerdomäne ist. Ich bin aber auch gar keine HipHop-Künstlerin.

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Ja, das meinte ich auch nicht. Nur in jedem Artikel, den man über dich liest, heißt es: Schublade auf: HipHop-Künstlerin. Schublade zu. Irgendwie schwingt bei dir doch so ein HipHop-Gestus mit.
Haha, ja ich weiß! Ich kann es deshalb auch gar nicht erwarten, mein Album zu droppen, damit das endlich aufhört. Na ja, nicht dass es nicht stimmt. Es gibt darauf schon auch HipHop-Tracks oder hiphop-inspirierte Tracks. Aber ich bin kein MC. Ich liebe HipHop, es ist aber eher der Vibe, der mich bewegt, und nicht das eigentliche, roughe Leben, das dahinter steckt. Aber um nochmal auf die Sache mit meiner Rolle als Frau im Business zurückzukommen. Das ist eine interessante Frage: ob ich mir benachteiligt vorkomme?

Nicht unbedingt benachteiligt. Anders behandelt, dass du besonders auffällst oder eben in eine der wenigen Schablonen gedrückt wirst, die es für Frauen—wie natürlich genauso für Männer—in diesem Genre gibt.
Ja, das stimmt schon. Aber zum Glück sind in meiner Welt, meine Freunde und auch die Leute, mit denen ich arbeite, ziemlich gender-free, so dass ich eigentlich nicht darüber nachdenke.

Und wenn es jetzt in Richtung Vermarktung geht und der Fokus darauf liegt, dich als Künstlerin zu promoten, das ist ja nicht mehr gender-free.
Ja, ja! Es ist schon so, dass ich mich manchmal frage, wie das genau auf der Vermarktungsebene funktioniert, aber ehrlich gesagt, will ich oft gar nicht erst darüber nachdenken, wie es außerhalb der kreativen Ebene in dem ganzen Geschäft aussieht. Manchmal frage ich mich schon, wie die das alles wohl kommunizieren, was ich mache.

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Irgendwann musst du ich damit wohl oder übel auseinandersetzen, DENA.
Haha, ja klar. Hm … (denkt nach). Also ich habe schon immer Zeichen bemerkt, dass ich als Frau heraussteche und das sehr betont wird, aber generell bewege ich mich in dieser Indie-Left-Scene, auf die man das nicht wirklich beziehen kann. Ich fühle mich gerade sehr sicher, wenn es darum geht, wie meine Sachen kommuniziert werden und wer meine Musik hört. Es ist ja nicht so, dass ich einen Major-Deal unterzeichnet habe, mich um 180° drehe und jetzt Victoria's Secret-Model werde. Ich fühle mich total safe, weil alle Entscheidungen darüber, wie meine Musik klingt, wie meine Videos aussehen und überhaupt das gesamte Audiovisuelle kommuniziert wird, in meiner Hand liegt. Auf der nächsten Ebene, habe ich dann natürlich nicht mehr so viel Kontrolle darüber und wahrscheinlich gibt es wirklich einen Punkt im Musikbusiness, wo alles nach männlichen und weiblichen Künstlern unterteilt wird.

Also demnach zu urteilen, wie viel Aufmerksamkeit allein bisher schon der Tatsache gewidmet wurde, dass du ein „female HipHop-Artist“ bist. Das gilt doch als Rarität.
Ja, aber ich glaube, noch bin ich in so einer krassen Seifenblase, dass ich mir denke: „Whatever.“. Ich versuche mich einfach auf den kreativen Bereich zu konzentrieren. Ich weiß, dass auf jeden Fall diese Vermarktungsebene noch kommen wird, aber…

Du setzt dich damit auseinander, wenn es soweit ist.
Ja, frag mich in einem Jahr nochmal, haha! Dann hänge ich wahrscheinlich voll abgefuckt in der Ecke.

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Mit blondierten Haaren und in Latex-Hotpants. Dann sprechen wir uns nochmal.
Haha, ja genau! Scheiße.

Na gut, reden wir über die angenehmen Seiten des Musikbusiness. Du hast schon mit dem wunderbaren Erlend Øye zusammengearbeitet. Gibt es noch andere Künstler oder Produzenten, die du hier in Berlin getroffen hast, von denen du nicht gedacht hättest, dass du mal mit so großen Nummern was machen würdest?
Es hat sich ergeben, dass ich mit Leuten wie Robot Koch zusammengearbeitet habe und wir darüber voll die Homies wurden. Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut. Erlend habe ich auch hier kennengelernt. Ich glaube, Berlin ist da schon eine gute Stadt. Mocky hatte zum Beispiel auch sein Studio hier um die Ecke und irgendwann war es das verbindende Element, nach Studioräumen zu suchen und dann sind alle in Kreuzberg gelandet. Irgendwann hat Mocky mal eine Akustik-Session gemacht vor so einem Shop, und da habe ich für einen Track mitgejamt mit meinem Road-Piano. Das war wirklich so ein Starstruck-Moment. Ich konnte nicht glauben, dass ich gerade wirklich mit ihm auf der Straße stehe und jame, das war so: „Woahhh!“ Dann habe ich mehrere Jahre später einen Track für Robot Koch geschrieben und Mocky hat das geremixt, ohne zu wissen, dass ich das geschrieben habe! Das war schon cool: Der Kreis schließt sich. Haha!

Du arbeitest auch mit uns zusammen! Wir sind auch cool. Erzähl doch mal was, über das Mixtape, dass du für NOISEY gemacht hast.
Ich bin so happy, ich wollte das schon seit Monaten machen und jetzt letzte Woche hat es endlich geklappt. Ich habe ein richtiges Best-of von allem gemacht, was mir in den letzten Monaten so vorschwebte. Und ich bin sehr glücklich, dass ich ein paar Tracks drin habe, die für mich die krassesten Hymnen des Lebens sind. Haha! Musik, die echt das ganze Universum zusammenbringt und die Schlussfolgerung für alles ist.

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Ja, das ist auch der Anspruch an ein Mixtape für uns. Hast du auch ein paar guilty pleasures mit rein genommen?
Nee, eigentlich nicht. Ich habe keine guilty pleasures. Gut, Aquas „I'm a Barbie Girl“ habe ich jetzt mal rausgelassen. Aber ich bin wirklich schon ganz aufgeregt. Ich fliege ja jetzt nach Bulgarien, lege mich an den Strand und hoffe, dass ich das nicht wieder mit zu großer Verspätung checke, dass es online ist und wie die Leute das finden.

Dein nächstes Musikvideo machst du auch mit uns. Wie sieht es damit aus?
Oh ja, ich bin so gespannt! Ich kann echt nicht mehr, weil mich das so fertig macht. Deswegen fliege ich eigentlich an den Strand, um mich davon zu entspannen, haha! Ich bin megaaufgeregt, wir haben das Video zu meiner neuen Single gemacht und es ist gerade erst fertig geworden. Es ist ein crazy, sick Video geworden. Aber ich will nicht zu viele Insider verraten.

TRACKLIST

1. Just What I Am (feat. King Chip) - Kid Cudi
2. SpottieOttieDopaliscious - OutKast
3. Stakes Is High (feat. Talib Kweli and Posdnuos) - Miguel Atwood Ferguson
4. La Pinata (prod.by Amaze88) - Kool A.D.
5. Dem Thangs (feat. Q Tip) - Angie Martinez
6. The Motion (feat. Sampha) - Drake
7. Summertime Sadness (Ryan Hemsworth Remix) - Lana Del Rey
8. Ache - Twigs
9. Light As A Feather - Katy B x Diplo x Iggy Azaelia
10. Thin Rope (Stefan Goldmann Remix) - DENA

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