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You Need to Hear This

Wie verhalte ich mich 2013 auf einem Ärzte-Konzert?

Konzerte von Belafarinrod sind 31 Jahre nach Bandgründung immernoch sehr unterhaltsam, aber zunehmend paradox. Um nicht weiter aufzufallen, hast du bestimmte Regeln einzuhalten.

Ein Ärzte-Konzert ist im Jahr 2013 eine leicht paradoxe Veranstaltung. Versteh mich nicht falsch, es macht definitiv Spaß, die Beste Band der Welt live zu sehen, aber es ist eben doch ziemlich komisch, wenn die drei Männer auf der Bühne zwischen den Songs fast ausschließlich davon reden, wie alt sie doch inzwischen sind und das Publikum—ähnlichen Alters—bei der Sitz-Laola gar nicht mehr so richtig in die Hocke gehen will. Aua, aua, die Knie. So geht Punkrock.

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Wenn dann der bald 50-jährige Farin Urlaub den Song „Der Rebell“ anstimmt, und 15.000 Ärzte-Fans Zeilen wie „Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung, mit der ich euch gegenüber stehe“ nicht nur mitsingen, sondern dazu im Takt mitklatschen, wird es fast schon absurd. So geht rebellisch.

Nur eins ist noch absurder: Dass ich im hohen Alter von 29 Jahren und zehn Monaten am vergangenen Freitag zum allerersten Mal die Ärzte live gesehen habe, obwohl ich meine gesamte Jugend die volle DÄ-Breitseite abbekommen habe.

Ich stehe also auf dem Ferropolis-Gelände bei Gräfenhainichen und komme mir etwas seltsam vor—obwohl ich so ziemlich alle Texte von Die Bestie in Menschengestalt bis 13 auswendig kenne und bei einigen von davor auch noch relativ textsicher bin und damit eigentlich über ein Fachwissen verfüge, mit dem ich bei jeder anderen Band ein A-Liga-Fan wäre. Bei den Ärzten bin ich damit ein Nichts. Also beobachte ich die restlichen 14.999, um herauszufinden, wie man sich im Jahr 31 nach Bandgründung auf einem Ärzte-Konzert so zu benehmen hat. Hier ein das Ergebnis als kleiner Guide:

Mit dem eigenen Auto kommen

Als guter, alter Ärzte-Fan solltest du es im Jahr 2013 zu mindestens zwei Autos in deiner heimischen Garage geschafft haben. Und wenn der A4 Variant, der Touran oder die C-Klasse T-Modell eh schon zuhause rumstehen, dann wollen sie auch benutzt werden. Warum auch mit den benachbarten Freunden zusammentun, die haben ja zwei eigene Autos, mit denen sie fahren können. Lieber allein oder höchstens zu zweit fahren (es sei denn, du hast die Kinder dabei, dann ist die Karre voll). Machen hier alle so. Ist dann auch der Grund, warum man nach dem Konzert mehr als eine Stunde nicht vom Parkplatz kommt.

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Gesund ernähren

Du bist keine 25 mehr, du wirst mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent im eigenen Auto nach Hause fahren (s.o.) und deine Kinder sind auch dabei. Die Zeiten von fettigen Pommes, Calzone aus der Fritteuse und literweise Bier sind ein für alle Mal vorbei. Zum Glück wissen das auch die Caterer und servieren Apfelschorle und Chili Non Carne.

Die Pommesgabel

Diese Geste wird niemals aussterben. Selbst wenn du keine Pommes mehr isst (s.o.), die Gabel aus der Praxis also gar nicht mehr kennst, hier kannst du sie in Fingerform wieder auspacken. Rock‘n‘Roll, yeah!

Bring Your Kids

Mal ehrlich, wenn du im Jahr 2013 als Fan von Belafarinrod noch keinen Nachwuchs hast, solltest du dir ernsthaft Gedanken um deine Fertilität machen. Falls du allerdings erfolgreich deinen Samen gespreaded hast, solltest du deine Kinder einfach mitbringen. So schubst du sie musikalisch schon mal in die richtige Richtung und letztlich sind deine Kinder ja auch näher an den durchschnittlichen Problemen aus Ärzte-Songs als du.

Bechersammeln zur Tickets-Refinanzierung

So ein DÄ-Ticket kostet gutes Geld. Regulärer VVK-Preis bei einem durchschnittlichen Ärztival-Ticket: 46 Euro plus Gebühren. Zum Glück verdienen die meisten Ärzte-Fans inzwischen ganz gut in ihrem Beruf als Lehrer, Psychologe, Zahnarzt oder Kommunalpolitiker. Diejenigen, die noch immer auf dem finanziellen Stand von Planet Punk sind, sammeln einfach Becher. Auf jedem Becher sind 2 Euro Pfand, 23 Becher und du hast dein Ticket raus. Jeder weitere kann dann direkt in neues Bier investiert werden.

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Mitklatschen

Ich erwähnte es bereits, mitklatschen ist ein Muss, was auch deutlich von den drei älteren Herren auf der Bühne eingefordert wird. Du befindest dich hier schließlich auf einem Konzert in Stadiongröße, also verhalte dich auch wie im Stadion.

Buy your new Ärzte-T-Shirt

Du MUSST dir ein T-Shirt deiner Lieblingsband kaufen. Alle hier tragen eins. Und die meisten tragen sogar eins von der aktuellen Tour, das sie erst an diesem Abend gekauft haben können. Kommen diese Menschen mit nacktem Oberkörper an? Tragen sie zwei Shirts übereinander? Oder schmeißen sie das weg, mit dem sie gekommen sind? Die Antwort auf all diese Fragen ist: ja.

Wedel your Ärzte-Shirt

Allein dafür musst du dir schon vor Beginn des Konzerts ein Shirt kaufen: Es kommt der Moment, in dem Farin dich zwingen wird, dein Shirt überm Kopf zu „wedeln“. Du hast das gefälligst zu machen. Bela wird noch sagen, dass die Menschen in Köln besser gewedelt haben, damit du wirklich mitmachst. Und es wird funktionieren. (Ich bin mir allerdings aus verschiedenen Gründen trotzdem sicher, dass die Menschen in Köln besser gewedelt haben.)

Ist das noch Punkrock?

Ich glaube kaum. Macht trotzdem Bock.

Die Ärztival-Tour geht weiter. Hier alle Termine, hier bekommt ihr Tickets. 29.06. (A) Wien - Krieau, mit euren neuen Lieblingsbands NOFX, Donots
12.07. Bocholt - Stadion Am Hünting, mit eurer neuen Lieblingsband Sator, Side Effect
14.07. Bietigheim-Bissingen - Festplatz am Viadukt, mit eurer neuen Lieblingsband Sator, Side Effect
10.08. Berlin - Ehemaliger Flughafen Tempelhof (Rollfeld), mit eurer neuen Lieblingsband NOFX, Danko Jones
11.08. Berlin - Ehemaliger Flughafen Tempelhof (Rollfeld), mit euren neuen Lieblingsbands LaBrassBanda, Danko Jones
17.08. Uelzen - Almased Arena, mit euren neuen Lieblingsbands Kraftklub, Bonaparte, Desorden Público
22.08. Coburg - Schlossplatz Coburg, mit euren neuen Lieblingsbands Bonaparte, U.K. Subs
24.08. Bremen - Bürgerweide, mit euren neuen Lieblingsbands Katzenjammer, U.K. Subs, Pascow
31.08. Losheim - Strandbad Open Air, mit euren neuen Lieblingsbands NOFX, Frau Potz

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Ayke hat die halbe Freitagnacht auf dem Ferropolis-Parkplatz verbracht und ist dann mit 160 Sachen in seiner C-Klasse Richtung funktionierendes Handynetz gerast, um endlich seine Meinung zum Konzert zu twittern: @tamidemusic

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