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You Need to Hear This

Watchlist: Yumi Zouma

Das interkontinentale Trio war gerade eben mit Lorde auf Tour, verpasst dem Dream Pop einen pastellfarbenen Neuanstrich und tritt in die Fußstapfen von den abgetretenen Genre-Helden Air France.

Foto: Cascine Records

In unserer neuen Rubrik ,Watchlist‘ stellt unser Autor Jan Wehn junge Produzenten vor, die viel zu schade für das Sammelbecken der „To Watch“-Listen sind.

Künstlername: Yumi Zouma
Echte Namen: Charlie Ryder, Kim Pflaum, Josh Burgess
Alter: ?
Herkunft: Paris, New York, Christchurch.
Größte Hits: „Alena“
Bester Song: „It Feels Good To Be Around You“ feat. Air France
Darum sollte man sie kennen: Machen Dream Pop wieder cool.
Random Fact: Alle drei Mitglieder der Band wohnen auf unterschiedlichen Kontinenten und schicken sich die Spuren ihrer Songs per Mail so lange hin und her, bis ein fertiger Song entstanden ist.

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Uah, nicht schon wieder Dream Pop! Nach einem kleinen Hoch der hingehauchten Sounds vor gut vier Jahren kann man das Gros der Pop-Auskenner dieser Tage mit seicht-süffigem Chillwave jagen. Das schwedische Duo Air France war eine der wenigen Bands, die es damals verstanden, diese, zugegebenermaßen recht schluffige, Musik mit Substanz zu füllen. Als Air France 2012 nach nur zwei EPs ihre Trennung bekanntgaben, war das für viele Anhänger der Band ein Schock. Aber zum Glück gibt es Yumi Zouma. Das Trio, ursprünglich aus Neuseeland und mittlerweile über den ganzen Globus verstreut, hat es geschafft, der ätherischen Electronica von Joel Karlsson und Henrik Markstedt ein Update zu verschaffen und sich somit als mehr als würdiger Nachfolger zu positionieren.

Zumal Yumi Zouma mit „It Feels Good To Be Around You“ im letzten Jahr zur sich jährenden Air France-Trennung auch noch ein Cover eines der besten Songs der Schweden angefertigt haben—mit Genehmigung und neu aufgenommenen Vocalsamples des Duos. „Joel hatte uns aus dem Nichts eine Mail geschrieben, dass er unsere Musik mochte. Wenig später wurden wir vom Best Fit-Blog angefragt, ob wir nicht Lust auf eine Cover-Version hätten“, erinnert sich Charlie Ryder. „Air France haben uns dann die Originalspuren des Tracks und eine Skizze geschickt mit der wir arbeiten konnten und die uns gleichzeitig einen spannenden Einblick darein gegeben hat, wie die beiden Musik gemacht haben. Ihre Songs klingen normalerweise relaxed und wie Valium—aber die Skizze hat mich eher an UK Garage erinnert.“

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Yumi Zouma sprechen mit einem Gemisch aus Begeisterung und Bewunderung von ihrer Zusammenarbeit mit Air France. Dabei haben die drei keinen Grund, sich klein zu machen. Ihre selbstbetitelte Debüt-EP aus dem Frühjahr ist eine Melange aus Dream- und Balearic-Pop-Versatzstücken so wie einem kleinem Jazz-Lounge-Ausflug („A Long Walk Home For Parted Lovers“), die untenrum sogar mal in Housegefilde abdriftet. „Ich mag die Melancholie neuer House-Musik und habe die letzten Alben von Axel Boman und Caribou total gerne gehört“, erklärt Charlie, der—genau wie der Rest der Band—im übrigen gar kein Problem mit dem oft zur Beschreibung der Band hinzugezogenen Begriff des Dream Pop hat.

Womit er hingegen schon eines hat, ist der inflationäre Retro-Bezug, der das Trio in beinahe jeder Rezension oder Einleitungstexten zu Portraits und Interviews begleitet. Und auch wenn der ob des astreinen 80er-Referenzcovers der ersten EP sehr nahe liegt, wäre Charlie und Co ein anderer Begriff lieber. „Klar haben wir alle einen Bezug zu den 80er- und 90er-Jahren und der Musik, die damals angesagt war. Aber was uns viel mehr ausmacht, ist unsere Vorliebe für Pastelliges. Und damit meine ich nicht nur Dinge, die diese ausgeblichenen Farbtöne haben, sondern auch unsere Sounds. Es ist mehr diese Farbe als ein nostalgisches oder retroistisches Gefühl, dass die Musik und ihre Macher eint.“ Und in der Tat passt das mit dem Pastell-Pop enorm gut zur mint- und rosafarbenen Musik der neuen Single „Alena“ aus der anstehenden zweiten EP von Yumi Zouma.

Zuletzt ging es mit Lorde auf Tour. So geschmackssicher und unbeirrt die neuseeländische Überfliegerin alternative Popmusik salonfähig gemacht hat, hat sie scheinbar auch ihre Fans in Sachen Musikgeschmack missioniert: „Wir müssen uns nichts vormachen. Das Publikum kommt in den meisten Fällen ja, um jemanden mit großem Namen zu sehen—aber die Fans von Lorde kannten uns zum Teil waren total begeisterungsfähig“, erinnert sich Sängerin Kim an die Gigs vor ein paar Tausend Leuten. Und Charlie ergänzt: „Das lag sicherlich auch daran, dass sie noch sehr jung sind und viele haben wohl das erste Mal Livemusik auf einem Mainstreamlevel gesehen.“ Aber wenn eine derart eigene und geschmackssichere Band wie Yumi Zouma im Vorprogramm frenetisch gefeiert wird, scheint irgendetwas richtig zu laufen.

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