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Warum London Grammar mehr sind als ein langweiliger Hype

London Grammar sind kein 08 15-Hype. Mit ihrem Debütalbum haben sie bewiesen, dass sie viel mehr als nur das sind.

Ziemlich häufig werden Bands als „next big thing“ betitelt, weil sie mit einem online gestellten Track durch die Decke gehen, alle dann darüber bloggen und die Band hypen. Oft kommt wenig später die Erkenntnis: da war sehr viel Hype und nicht viel dahinter. Im Endeffekt möchte sich keiner mehr daran erinnern, dass er noch vor drei Monaten eine Band in den Himmel gelobt hat, die dann leider doch nur eine einzige gute Single fabriziert hat.

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Wenn man auf London Grammar blickt, kann man den Hype um das Trio aus England kaum übersehen. Für eine Newcomer-Band, die im September ihr erstes Album herausgebracht hat, sind ein Feature auf dem Nr.1-Album des britischen House-Duos Disclosure, das Getuschel um eine Mercury Prize-Nominierung als „Album of the Year“ (wohlgemerkt, als das Album If You Wait noch nicht einmal erschienen war!) und eine abgeschlossene US-Tour, alles andere als normal.

Die Band wurde aber nicht aus dem Boden gestampft, sondern arbeitete über 18 Monate an einem Debütalbum, bevor sie sich im Dezember letzten Jahres dazu entschied, ihre erste Single „Hey Now“ auf Soundcloud zu stellen. Diese ging viral durch die Decke und führte dazu, dass die zugehörige EP in Australien auf Platz 2 der iTunes-Charts einstieg.

Über gemeinsame Uni-Freunde lernten sich Hannah Reid und Dan Rothman in Nottingham kennen und begonnen, zusammen im Studentenwohnheim zu jammen und erste Cover-Gigs bei „Open Mic Nights“ zu spielen. Ihr drittes Bandmitglied, Multi-Instrumentalist Dot Major, fanden sie genauso. Für ihn lässt sich die Geschichte seiner Band in drei Etappen unterteilen: der Anfang, in dem Hannah und Dan in Bars spielten, der Teil, in dem er in die Band kam, sie öfter nach London fuhren, um Songs zu schreiben, gesignt wurden und keine Konzerte mehr spielten, und schließlich die letzte Etappe, etwa ab Februar dieses Jahres, als sie ihre EP Metal + Dust auf Ministry of Sound veröffentlichten und wieder begannen zu touren.

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So klar wie London Grammar die verschiedenen Stufen ihrer Bandgeschichte einteilen, schätzen sie auch ihre eigene Situation als eine Band ein, die gesignt wurde, bevor sie eine große Fanbase oder viel Live-Erfahrung hatte: „Ich glaube, dass es für viele Bands ein Problem ist, dass sie im Radio gespielt werden und sie eine kleine Hype-Blase wegen dieser eine Single umgibt, die einen Eindruck hinterlassen hat. Die Single muss nicht mal in den Charts sein, meinetwegen hat sie eine Million Klicks auf YouTube und schon wird die Band gesignt“, so Gitarrist Dan Rothman. „Das Plattenlabel denkt sich dann 'Ok, macht ein Album' und man hat wie lange Zeit? So circa drei Monate, um ein Album zu machen, bevor man nicht mehr relevant ist."

„Bei uns war es jedoch so, dass wir zwar auch diese Aufmerksamkeit bekommen haben als wir 'Hey Now' herausgebracht haben, viele Klicks und diesen Hype, aber wir hatten die nächsten Songs schon fertig. Songs wie „Metal + Dust“, „Wasting My Young Years“ und „Stronger“ hatten wir bereits geschrieben und sie mussten nur noch abgemischt werden“, fügt Dan noch hinzu.

Die Singles sind Teil eines Debütalbums, das sich problemlos in einem Take durchhören lässt, und an die reduzierten Klänge von The XX erinnert, wäre da nicht Hannah Reids außergewöhnliche Stimme. Doch Hannah ist nicht nur die Stimme der Band, sondern als Texterin auch die Perfektionistin, und ihre eigene größte Kritikerin. Ginge es nach ihr, säßen sie wahrscheinlich noch immer im Studio.

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Auf die Frage, wie die Zusammenarbeit mit Disclosure an deren Track „Help me lose my mind" gewesen sei, antwortet Dot mir: „Du machst dir keine Gedanken darüber, dass du es perfekt machen möchtest, weil es ihr Album ist. Hannah hat die Lyrics mit Howard (Lawrence, Anm. d. Red.) geschrieben. Was die Musik anging, haben wir zwischendurch versucht, sie zu schreiben, aber es war nun einmal ihr Album, deshalb wollten sie es auf ihre Art und Weise machen, was logisch ist, denn bei unserem Album machen wir es genauso. Es war schön, nicht zu viel darüber nachdenken zu müssen. Wenn Leuten der Song gefällt, großartig, wenn nicht, dann nicht.“ Dan fügt hinzu: „Es war eine komplett andere Erfahrung. Es war, als würden wir einen Popsong schreiben.“

Obwohl London Grammar keine klassischen Popstars sind, werden sie in ihrer Heimat bereits so behandelt. Es gibt zum Beispiel eine Debatte um einen Tweet von Radio1, in dem diskutiert wurde, ob Hannah „heiß sei“. Bei ihrem Konzert in London stehen verhältnismäßig viele Jungs in der Mitte, mit gutem Blick auf die hübsche Frontfrau. Zwischendurch wird gekreischt und die Singles textsicher mitgesungen. Der Hype um die drei ist nicht zu übersehen, doch anders als bei den meisten anderen Hypes liefern London Grammar mit ihrem Debütalbum ein Fundament, das dem ganzen Trouble um sie herum Substanz gibt. Und genau das braucht eine Band, um unbescholten aus einem Hype herauszukommen.

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London Grammars If You Wait ist bei Universal erschienen. Kauft es bei Amazon oder iTunes.

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