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You Need to Hear This

VIMES sind Everybody's Darlings

Sogar Chilly Gonzales und Markus Acher von The Notwist haben ihre Musik schon gefeiert—wir schließen uns an.

Direkt aus der blühenden Elektroszene Kölns haben sich Azhar Syed und Julian Stetter aka Vimes auf den Weg gemacht, die Musikwelt von sich zu überzeugen. Mit Musikwelt meinen wir hier aber nicht irgendeine Fanbase oder einen kleinen Kreis an Musikjournalisten, sondern nichts anderes als den Inner Circle der Musikwelt, also die Creme de la Creme der Musik, die Coolness Itself, in dessen Zentrum Thom Yorke darauf wartet, die beiden in Empfang zu nehmen. Auf ihrem Weg haben sie unter anderem schon Chilly Gonzales und Markus Acher von The Notwist getroffen und von ihnen ein Lob eingeheimst.

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Tatsächlich gibt es so gut wie niemanden, der ein schlechtes Wort für sie übrig hat—außer vielleicht ihre Eltern. Eigentlich ein Grund, ihnen skeptisch gegenüber zu stehen, und das nicht nur, weil wir so viel auf die Meinung von Julians Vater geben. Aber die Jungs sind so liebenswert und so ehrlich, in dem was sie tun, dass auch wir hin und weg sind und uns einfach mit der Tatsache abfinden, dass Vimes Everybody's Darlings sind.

Ihr spielt immer live. Wie sieht das bei euch aus?
Azhar: Eigentlich sind wir zu zweit und auf der Bühne haben wir noch einen Live-Schlagzeuger. Julian bedient die ganzen Elektro-Live-Sachen und ich spiele Synthesizer und Gitarre.

Habt ihr das von Anfang an so gemacht?
Julian: Mehr oder weniger, es wurde natürlich immer ausgefuchster. Es ist tatsächlich nicht so einfach, Musik, die im Studio entsteht, live rüberzubringen und umzusetzen, weil du die Klänge in dem Moment nicht so generieren kannst, wie du sie mal aufgenommen hast. Ich glaube, wir machen uns auch sehr viele Gedanken, weil wir früher beide in Bands gespielt haben und dadurch so einen Band-Anspruch aufgebaut haben. So kommt es, dass es im Laufe der Jahre ein ganz schön kompliziertes Set-Up geworden ist.

Habt ihr in letzter Zeit ein elektronischen Live-Act gesehen, der euch fasziniert hat?
Azhar: Sohn.
Julian: Habe ich noch nicht gesehen. Das ist schwer zu sagen. Eigentlich höre ich richtig viel Techno und nicht das, was wir machen. Ich könnte in die Richtung etwas nennen.

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Mach mal.
Ich bin großer Mano Le Tough-Fan, auch schon vor diesem Album, das so bekannt geworden ist. Ähnlich war das mit Christian Löffler, der auch schon vor Jahren eine Herzensangelegenheit für mich war, als er nur ein paar kleine EPs gemacht hat. Ich fühle mich dann auch immer sehr in meinem Geschmack bestätigt, wenn diese Künstler erfolgreich werden.

Tatsächlich? Tendenziell findet das ja jeder scheiße.
Ja, man fühlt sich so ein bisschen seinem Geheimnis beraubt, aber irgendwie denke ich auch: „Das habe ich doch die ganze Zeit gesagt, ihr Trottel!“

Das ist eine gute Einstellung. Es passiert doch oft, dass dann diese „Früher war der gut, aber jetzt mag ich ihn nicht mehr“-Stimmung herrscht.
Ja, stimmt. Aber so sind wir nicht. Wir mögen ja auch Take That. (lacht) Wir schrecken vor nichts zurück.

Gehört ja auch zur Jugend dazu.
Azhar: Und zum Erwachsenenalter auch. Eigentlich nur zum Erwachsenenalter, früher habe ich das nicht gemocht und jetzt doch. Man lernt, das zu schätzen. Die haben natürlich auch nicht so gute Sachen, aber Garry Barlow ist ein guter Songwriter. Hinter vielen Hits stecken einfach gute Songs und deswegen waren sie ja mitunter auch so erfolgreich.

Du bist aber nicht beim Comeback erst eingestiegen und dachtest, das ist ja ein gutes Album?
Julian: „Greatest Day“, Alter!
Azhar: Die waren doch nie so richtig weg. Ja stimmt, „Greatest Day“.
Julian: Das ist echt 'ne gute Take That-Single, das kann man schon mal sagen. (lacht)

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Um mal wieder zurückzukommen, ihr lasst euch also wenig von anderen Live-Acts beeinflussen?
Ich glaube, wenn man reflektiert ist, dann ist man selbst sein größter Kritiker, und dann ist es schon toll zu sehen, wie andere das machen. Es ist auch hilfreich bei anderen zu merken, was du scheiße findest und siehst, was du selbst anders machen würdest. Das ist glaube ich ein endloser Prozess. Im Sommer gab es so viele Festivals, wir haben so viele Acts gesehen und waren sowohl positiv als auch negativ überrascht. Ich möchte jetzt kein negatives Beispiel nennen, aber ich war zum Beispiel von Rhye fasziniert, obwohl sie ganz andere Musik machen.

Ihr habt in letzter Zeit viel im Ausland gespielt. Wie wurdet ihr als deutscher Act angenommen?
Man hat das Gefühl, als würde man immer bevorzugt behandelt werden, wenn man aus Deutschland kommt. Die Musik hat im Ausland einfach einen guten Ruf, sie hat ein Label, sehr wertvoll zu sein. Wobei auf der anderen Seite alle schockiert sind, wenn man nicht aus Berlin kommt. Dann schrumpft die Wertigkeit schon wieder.
Azhar: Aber Köln hat auch noch einen ganz guten Ruf, allein wegen Kompakt.
Julian: In Köln ist die Szene relativ groß gemessen an der Größe der Stadt und der Größe von anderen Szenen, was aber nichts daran ändert, dass es in Berlin noch umfassender ist. Aber Köln ist eine gute Stadt, Wahlheimat.

Seid ihr Anti-Berlin?
Nee, überhaupt nicht.
Azhar: Aber wir fühlen uns einfach wohl in Köln. Wir haben dort, was wir brauchen und ich denke immer, dass mir Köln viele Vorzüge im Alltag bietet, die ich in Berlin nicht hätte. Und großes Plus: Wir haben in Köln ein gutes Tonstudio.

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Habt ihr eure Videos selbst gedreht?
Julian: Die letzten zwei, ja. Azhar hat auf einer Filmhochschule studiert. Ich habe Kaffee gekocht, das war die Arbeitsteilung. (lacht)
Azhar: Wir haben mit einem Designer zusammengearbeitet, der auch unsere Visuals gemacht hat. Wir haben alles selbst gemacht und geschnitten. Jetzt würden wir das aber auch nicht mehr machen. Wir haben ein paar neue Sachen videotechnisch geplant, wenn wir das alles selbst machen würden, könnte man dem nicht mehr gerecht werden.

Ihr sprecht schon vom neuen Video. Was kommt den in nächster Zeit von euch?
Julian: Video. (lacht) Es ist schwer zu sagen, da wir schon seit ein paar Jahren sehr emsig dabei sind, das zu machen, was wir machen. Wir haben schon viel Material, aber wie und wann das veröffentlicht wird, ist uns, ehrlich gesagt, noch ein bisschen unklar. Frag uns morgen Mittag noch mal. Keine Ahnung, wir haben ein Video gedreht, das wird schon irgendwann kommen.
Azhar: Das haben wir in New York gedreht.

Schön, spielt ihr auch mit?
Ja, auf der Rooftop.

Ich hörte Chilly Gonzales ist ein Fan von euch.
Julain: Das haben wir auch gehört.

Kennt ihr ihn?
Wir haben ihn mal bei so einer Fernsehproduktion kennengelernt, der wohnt auch in Köln. Das ist ganz cool, weil er auch relativ oft auch Konzerte geht und das ist natürlich gut für die Street-Credibility, wenn wir dann sagen: „Hey Chilly, was geht?“.

Klar, dass ihr Köln nicht verlasst.
Nee. Ach, er ist ein cooler Typ und sehr beeindruckend in dem, was er macht. Und gerade deswegen ist es ein balsamierendes Gefühl, wenn er sagt, dass er das toll findet, was wir machen.

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Hört ihr viel traurige Musik?
Julian: (lacht) Geile Frage.
Azhar: Wenn es gute Musik ist, also nicht der Trauer wegen, ja.
Julian: Ja, ich würde sagen: Ja. Traurig ist aber vielleicht das falsche Wort. Ich würde sagen romantisch, melancholisch. Nee, romantisch ist auch ein ekliges Wort, nehmen wir melancholisch. Das ist auch so eine Frage, wie sich das im Laufe der Zeit herauskristallisiert. Wenn du Musik machst, ist das irgendwann kein Hobby mehr, weil du so viel Zeit damit verbringst. Ich würde mal sagen, wir finden beide relativ viele unterschiedliche Sachen gut und man stellt sich schon immer die Frage, was du selbst machen willst und was deine eigene musikalische Identität ist. Ich höre auch gern Whitney Houston, aber will ich so eine Musik machen? Und in diesem Kontext habe ich viel überlegt, welche Musik mich am meisten geprägt hat. Und das fiel immer wieder auf melancholische Sachen zurück.

Ich finde es super, welche musikalischen Referenzen ihr hier auf den Tisch legt.
Ja, kann man machen, oder? Bei mir speziell war ja The Notwist immer so ein Knotenpunkt. Und wir hatten vor Kurzem sogar Kontakt zu Markus Acher, dem Notwist-Sänger. Er findet es anscheinend gut, was wir machen, was für uns ein sehr wertvolles Statement ist.

Wie ist er denn auf euch aufmerksam geworden?
Wir haben einen Remix für eine Band von seinem Label gemacht und dann hat man uns den Wortlaut weitergeleitet.

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Ihr bekommt ganz schön viel Lob von bekannten und tollen Musikern. Wer steht noch auf der Liste?
Keine Ahnung, man trifft natürlich viele andere Musiker und manche finden es gut und manche nicht.

Von wem würdet ihr es denn gern noch hören?
Azhar: Garry Barlow. (lacht)
Julian: Da ist eine interessante Frage, von wem man das hören will. Hmm, also wer für mich wie auch für viele andere schon so einen unantastbaren Heldenstatus hat, ist natürlich Thom Yorke. Aber du fühlst dich schon total abgenutzt, das überhaupt zu sagen, dass du Radiohead so geil findest. Dann noch lieber Take That. Aber ich richte jetzt nicht mein Leben danach, eine Bestätigung von Thom Yorke zu bekommen.

Und du?
Azhar: Phil Collins, Bon Jovi. Nee, mir fällt jetzt nichts ein.
Julian: Es ist aber auch schön, sowas von Leuten zu hören, die mit so einer Musik gar nichts zu tun haben. Es ist mitunter schon ganz schön interessant, wie zum Beispiel unsere Eltern darauf reagieren. Mitunter auch überraschend positiv, aber auch negativ, in meinem Fall zumindest.

Deine Eltern sagen dir, dass sie deine Musik scheiße finden, oder wie?
Ja, mein Vater hat genau das mal über einen Remix, den wir gemacht haben, gesagt. Das war eigentlich ganz niedlich. Ich fand das auch nicht schlimm, das war total okay. Das soll der ruhig sagen, wenn er es scheiße fand. Der ist da ehrlich. Ich zeige meinen Eltern auch oft irgendwelche unfertigen Aufnahmen oder Demos, damit sie auch wissen, dass ich nicht den ganzen Tag nur saufe. Und manchmal ist das interessant, ihre Einschätzung zu hören, weil sie das alles auch ganz anders wahrnehmen.

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Vimes spielen am Samstag, den 17. August, auf dem Dockville Festival in Hamburg.

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