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You Need to Hear This

Rüfüs sind verliebt in Berlin

Rüfüs reisten für ihr neues Album ‚Atlas‘ einmal um die Welt—und landeten in Berlin.

Alle Fotos: © Benedikt Bentler

Seit einiger Zeit könnt ihr euch bereits das Album Atlas der australischen Electro-Popper Rüfüs (oder auch Rüfüs Dü Sol, wie sich die Band in den USA nennt) bei uns anhören, nun haben wir die sympathischen Jungs noch einmal zum Interview getroffen. Sie fühlen sich sichtlich wohl in der deutschen Hauptstadt und kommen schon im nächsten Monat wieder, um hier an ihrem zweiten Album zu arbeiten. Pause? Urlaub? Kennen Tyron Lindqvist, Jon George und James Hunt nicht.

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Noisey: Wie ist das Leben hier in Berlin?
Tyrone: Großartig—viel wärmer als wir dachten und viel wärmer als letztes Mal.
Jon: Jetzt können wir auch mal die Stadt genießen, in Parks abhängen und sowas.

Ihr wart spät dran mit eurem Release in Europa, in Australien ist die Platte ja schon seit letztem Jahr erhältlich. Wie kommt’s?
Jon: Wir haben versucht, es so schnell wie möglich auch überall anders zu releasen, aber es hat einfach nicht früher geklappt. Wir sind aber froh, dass es nun endlich läuft und hoffen, dass wir es beim nächsten Mal auch schneller hinbekommen (lacht).

Ihr hattet ja auch Schwierigkeiten mit dem Namen, richtig?
James: Ja das war in den USA. Da gab es schon eine Band mit dem Namen Rufus und mit Copyright. Das war einer der Gründe für die Verzögerungen. Jetzt heißen wir für die Menschen dort Rüfüs Du Sol, überall anders aber weiterhin Rüfüs.

Warum eigentlich Atlas?
Tyrone: Als wir angefangen haben zu schreiben, hatten wir Projektnamen für jeden Song: Einen Ort für jeden Buchstaben aus dem Alphabet. So hatten wir ein A für eine kleine Stadt in Australien, B für Berlin, C für Caribbean. Wir sind immer unterwegs, haben unser Album an ganz unterschiedlichen Orten auf der Welt geschrieben und auch immer versucht, die Atmosphäre und die Stimmung des jeweiligen Ortes in die Tracks zu überführen—was natürlich auch automatisch passiert. Atlas ist die perfekte Zusammenfassung dessen.

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Eine Reise um die Welt.
Jon: Ja, aber es geht dabei nicht nur um diese Welt. Unsere Musik soll aus die Flucht aus diese Welt ermöglichen—in Welten außerhalb des Erdballs.

Wer ist denn Sarah, ist sie von dieser Welt?
Tyrone: Sarah ist niemand Spezielles. Wir wollten den Song auf keinen Fall nach einer Exfreundin oder so benennen.
James: Wir glauben, dass jeder die Geschichte des Songs schon einmal erlebt hat. Jeder, der schon einmal jemanden verloren hat. Deshalb haben wir auch einen universellen Namen genommen.

Atlas ist als Album sehr vage und unkonkret, man kann es nicht wirklich greifen. Entspricht das eurem Wesen oder ist es eher das Ventil—also genau das, was ihr im Alltag nicht sein könnt oder wollt?
James: Es ist definitiv eine Flucht. Die Musik ist schon eine Möglichkeit, seinen Gefühlen auf ganz andere Art und Weise Ausdruck zu verleihen.
Tyrone: Es geht tatsächlich weniger um die gesprochenen Worte in der Musik, weniger um die Lyrics. Es geht mehr darum, jemanden mit an einen anderen Ort zu nehmen und bestimmte Gefühle zu erzeugen.
Jon: Wir schreiben die Texte auch als Letztes. Damit steht im Grunde schon eine ganze Menge fest, was die Gefühle und was die Stimmung angeht, bevor der Text überhaupt kommt. Mit den Lyrics stoßen wir die Songs nur nochmal in eine Richtung.

Ihr habt aber schon einen starken Kontrast zwischen dieser oftmals doch treibenden Musik und den melancholischen Texten.
Tyrone: Speziell bei diesem Album wussten wir bereits in welche Richtung das Ganze gehen soll: Die Hälfte der Songs sollte eher aufbauend und erhellend sein—wirklich nach vorne gehen, auch in Sachen Stimmung. Die andere Hälfte sollte diesen dunklen, melancholischen Unterton bekommen, aber trotzdem nicht bremsen.

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In der elektronischen Musik ist Wiederholung eines der Basiselemente—egal ob es um den instrumentellen Teil oder den Vocalpart geht. Ihr transportiert diese Loops in ein Rockband-Konzept.
James: Definitiv. Ich glaube, das kommt aber auch automatisch, sobald man versucht elektronische Musik, basierend auf Loops, Samples und hypnotischen Momenten, in ein zugängliches Popformat zu gießen.
Jon: Wir hören eine ganze Menge elektronische Musik, aber auch Musik, die eher narrativ funktioniert. Und auch Ambient. Wenn man versucht, all diese Einflüsse miteinander zu verheiraten, dann kommt genau das dabei heraus.

Was hört ihr denn?
Booka Shade und Trentemoller als eher melodische Dance-Acts, aber auch David August und Nicolas Jaar. Wenn es um Gitarrenmusik geht, gehört vor allem Rock aus Großbritannien dazu: Kasabian zum Beispiel. Wir beziehen uns in unserer Musik ja auch relativ klar auf typische Indie-Sachen.

Ist in euren Wochen hier in Berlin denn was Neues dazugekommen?
James: Rampue hören wir auch gern. Aber schon länger.
Tyrone: Rampue ist krank.
James: Aber beim Berlin Festival haben wir Moderat gesehen. Das war wirklich unglaublich.
Jon: Wir haben es diesmal wenigstens geschafft, mal richtig feiern zu gehen hier in Berlin. Perkussives Loop-Geballer, was das Zeug hält (lacht). Man muss erstmal in diesen Spirit und in diese Berliner Techno- und Tanzkultur reinkommen.

Was sind denn die Unterschiede zu Australien?
James: Es ist hier irgendwie zwangloser.
Jon: Die Menschen gehen einfach los, um zu feiern. Die Musik zählt. Der Moment zählt. In Australien geht es in der Regel nur darum, irgendwen zu treffen oder Mädchen abzuschleppen.

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Wahrscheinlich sind die Drogen in Australien einfach zu teuer.
Einstimmig: Ja auf jeden Fall (lachen)!

Bald kommt ihr ja auch schon wieder zurück, um das nächste Album in Angriff zu nehmen. Aber den Winter hier kann man sich doch eigentlich sparen.
James: Die Idee nach Übersee zu gehen, schwebt uns schon ewig vor. Letztes Jahr waren wir hier und auch wenn es kitschig klingt: Wir haben uns schon in diese Stadt verliebt.
Tyrone: Der Vibe in dieser Stadt ist einfach besonders: Wir sind in dieses Haus gekommen—über Airbnb gebucht—und es lief Pantha du Prince, als wir reinkamen. Wir dachten wirklich nur: Das ist krank (lacht). Dann waren wir am gleichen Wochenende noch neun oder zehn Stunden im Club, haben jeden verdammten Track geliebt. Und dann sind die Menschen hier auch noch freundlich—völlig egal, um was es geht. Du kaufst irgendeine Kleinigkeit in irgendeinem Laden, zum Beispiel eine Lampe, und der Verkäufer erzählt: Die kommt daher und ist aus der und der Zeit. Und du nur: Ok cool. Die will ich (lacht). Das ist doch großartig. Außerdem ist es bezahlbar, was man auch nicht vergessen darf. Hier kann man sich seine Zeit nehmen und hier sind viele Leute aus ganz unterschiedlichen Gründen. Jeder hat seine Story.

Eine Stadt voller Expats.
Tyrone: Genau (lacht).

Beim Blick auf euren Instagram-Account habe ich festgestellt, dass ihr im Prinzip immer euer Studio dabei habt. Es scheint als würdet ihr immer und überall schreiben und arbeiten. Andere Bands schließen sich wochenlang in einem Haus mitten im Nirgendwo ein. Braucht ihr eher Action um kreativ zu sein?
Jon: Das mit dem Einschließen haben wir auch schon gemacht. Aber es geht vor allem darum, immer die Möglichkeit zu haben, etwas aufnehmen zu können. Wenn man unterwegs schreibt, nimmt man einfach sehr viel mit, von dem was man erlebt.
Tyrone: Wir waren jetzt zwei Wochen hier, da hat man schon die Zeit, sein Setup zu machen, in den Rhythmus zu kommen und zu jammen. Aber in den letzten eineinhalb Jahren sind wir unglaublich viel getourt, waren nonstop unterwegs. In dem Zeitraum bis vor einem Monat haben wir nichts geschrieben. Es ist nicht wirklich möglich, du brauchst ja auch Monitore und so. Aber wir versuchen das so gut es geht einzurichten.
Jon: Hier liegt ja auch der Vorteil des elektronisch-digitalen: Du kannst zwischendurch am Laptop basteln und zumindest schon mal Skizzen anlegen.
Tyrone: Wir haben letztens erst zusammengesessen und uns gefragt: Was soll am Ende es zweiten Albums rauskommen und was begeistert uns zurzeit? Und dann haben wir natürlich auch viel rumprobiert, um diese Fragen für uns selbst beantworten zu können. Letzte Woche sind wir dann an den Punkt gekommen, dass wir tatsächlich eine konsistente Idee des Sounds hatten und nun auch beginnen können, erste Songideen auszuformulieren.

Atlas könnt ihr euch bei Amazon und iTunes bestellen.

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