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You Need to Hear This

Diese neue Plattform gibt Musikern das Geld, das ihnen zusteht

Songeist lässt die Mittelsmänner außen vor. So bleibt mehr Kohle für die Künstler übrig.

Du bist ein aufstrebender Musiker und möchtest Geld verdienen. Jetzt stellt sich allerdings die Frage, „Wohin mit mir?“ Spotify zahlt Künstlern läppische 0.007 Dollar pro Play, iTunes ist—obowhl du deine Musik hier sogar als Download verkaufst—auch nicht viel besser und fast jeder wird einen großen Bogen um dich machen, wenn du versuchst, deine Mixtapes zu verkaufen, indem du wildfremde Leute auf der Straße mit „Hörst du eigentlich HipHop?“ anquatschst. Wenn du nicht gerade das Glück hast, von einer Plattenfirma unter Vertrag genommen zu werden, einen Sponsorenvertrag ergatterst oder ein Feature bei einem Act in der Größenordnung von Disclosure landest, ist die Einkommenssicherung ein wachsendes Problem aufstrebender Musiker.

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Eine neue Plattform mit dem Namen Songeist hat sich nun daran gemacht, diesen Zustand zu ändern, indem sie Künstlern einen fairen Anteil vom Erlös ihrer Plattenverkäufe zukommen lässt, und so Musikern erlaubt, weiter an ihren Songs zu arbeiten, anstatt sich als Lohnsklaven bei Primark durchschlagen zu müssen, nur weil irgendein Vorstandschef den Großteil der Tantiemen einbehält. Songeist reduziert die eigentlichen Kosten, behält wenig Geld für sich selber ein und lässt den Künstlern so mehr über, als sie mit einem Plattenvertrag bekommen würden.

Ich habe mich ein bisschen mit Paul „Barney“ Barnes, Mitglied der DIY-Band Sonic Boom Six und Community Manager von Songeist, darüber unterhalten, wie genau die Firma vorhat, den einzelnen Musikern ein größeres Stück vom Kuchen abzugeben.

YNTHT: Was hat euch dazu gebracht, Songeist ins Leben zu rufen?
Barney: Die Seite entstand eigentlich aus der Idee heraus, eine Plattform zu schaffen, die genau auf die Bedürfnisse von aufstrebenden Künstlern zugeschnitten ist. Wir alle können die Umstände und Probleme, denen sich ein aufstrebender Musiker ausgesetzt sieht, dank persönlicher Erfahrungen nachvollziehen und wollten helfen.

Wie unterscheidet sich also euer Modell von dem eines traditionellen Major Labels?
Es bietet den Künstlern eine alternative, eigenverantwortliche Art, ihre Musik in Umlauf zu bekommen, ohne dass sie dafür einen großen Teil ihrer Einnahmen mit einer Plattenfirma teilen müssen. Die Benutzung von Songeist ist kostenlos—sowohl für Künstler, als auch für Fans.

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Ja gut, aber vollständig kostenlos ist die Benutzung dann aber doch nicht. Ihr behaltet ja einen kleinen Anteil von jedem Verkauf ein, oder?
Natürlich. Wir nehmen 12 Pence (15 Cent) pro verkauftem Track—egal welcher Preis für den Song angesetzt ist. Außerdem ziehen wir solche Sachen wie die Umsatzsteuer und die PRS-Gebühren (Tantiemenzahlungen an die Künstler) von den Verkäufen ab, da wir diese Abgaben selber bezahlen. Am Ende bleibt den Künstlern also noch immer ein Großteil des Profits. Wenn du mit einem Label zusammenarbeitest, siehst du wesentlich weniger von dem Geld aus deinen Plattenverkäufen, da die Werbung, die das Label dir bietet, als angemessene Gegenleistung angesehen wird. Für viele Künstler funktioniert das auch sehr gut so, aber immer mehr Menschen sind darauf angewiesen, selber in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein und unabhängige PR-Firmen für ihre eigenen DIY-Veröffentlichungen einzusetzen.

Aber die Label machen doch noch viel mehr für die Künstler—sie können ihnen dabei helfen, im Radio gespielt zu werden und Sponsoren- und Werbeverträge an Land zu ziehen. Der eigentliche Verkauf von Platten ist nur ein kleiner Teil von dem, was ein Label für dich machen kann. Bietet Songeist noch andere Leistungen neben dem bloßen Verkauf?
Was wir versuchen, mit Songeist bereitzustellen, ist eine Art Knotenpunkt, der noch weitere Features bietet, als nur den Verkauf von Musik abzuwickeln. Wir hören uns alle unsere Künstler persönlich an und schaffen auf unserem Blog eine Community, in der es dann Tipps und Interviews mit unseren Bands geben wird. Unsere Lieblingskünstler fördern wir dann noch mal besonders und zeigen exklusive Showcase-Sessions auf unserem YouTube-Kanal.

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Kannst du schon von irgendwelchen Erfolgsgeschichten berichten?
Bislang hatten wir einfach noch nicht ausreichend Zeit, um mitansehen zu können, wie einzelne unserer Künstler groß werden. Das liegt auch einfach in der Natur der Dinge, wenn du mit aufstrebenden Musikern arbeitest, da die Erfolgsgeschichten, von denen du momentan da draußen hörst, einfach jetzt schon zu groß sind, um Songeist benutzt zu haben. Es gibt aber schon Künstler auf unserer Seite, die bei Radio 1 gespielt wurden und über die bei Pitchfork und im NME geschrieben wurde. Wir haben außerdem einen Showcase-Gig beim The Great Escape veranstaltet, wo Künstler wie Swell, Cocoa Futures, Haze und Mas Agua auftraten—alles Künstler, die man sich unbedingt mal anhören sollte.

Wie sehr haben deine persönlichen Erfahrungen als Musiker in Sonic Boom Six deine Einstellung gegenüber Plattenverträgen beeinflusst?
Ich habe dadurch auf jeden Fall viel über die verschiedensten Formen von Plattenverträgen gelernt. Wir haben unsere Sachen selber veröffentlicht und auch ein weltweites Netzwerk kleiner DIY-Plattenfirmen genutzt. Wir haben ein eigenes Label betrieben, darüber andere Künstler veröffentlicht und mit großen Plattenfirmen zusammengearbeitet. Man kann also sagen, dass ich das Ganze schon aus allen möglichen Perspektiven mitbekommen habe. Es ist jetzt wirklich nicht so, dass ich oder Songeist anti-Plattenfirmen wären. Tatsächlich haben wir uns, nachdem wir vier Jahre lang unser eigenes Label betrieben haben, als Band dafür entschieden, uns für das letzte Album mit Xtra Mile Recordings zusammenzutun, damit sie uns bei der Promotion und den Plattenverkäufen unter die Arme greifen. Das war eine überaus bewusste Entscheidung, da ich der Meinung war, dass die Band schon über den Punkt hinaus war, als „Aufsteiger“ zu gelten, ich aber weder über die Zeit noch die Kraft verfügte, um den Aufwand an Promotion zu stemmen, den ich für nötig hielt, um uns in den nächsten Level zu befördern. Unser zweites und unser drittes Album auf unserem eigenen Label zu veröffentlichen, halte ich aber weiterhin für die beste Entscheidung, die wir zu der Zeit hätten treffen können. 2007, als wir unser zweites Album in Eigenregie rausbrachten, war auch wirklich das lukrativste Jahr in der Geschichte von Sonic Boom Six. Erst ein paar Jahre später, als wir begannen auch andere Künstler auf unserem Label zu veröffentlichen, fingen wir an, die Kohle aus dem Fenster zu schmeißen!

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Irgendwelche Ratschläge für Bands?
Ich kann definitiv bestätigen, dass, wenn aufstrebende Künstler selber etwas Zeit und Mühe in eine mehr DIY-orientierte Herangehensweise stecken möchten und ihre Promotion selber erledigen, sie auf jeden Fall mehr von dem Geld sehen werden, das reinkommt—und das ist es, worum es bei Songeist geht.

Was ist, wenn ein Künstler schon groß genug für einen Plattenvertrag ist? Hätte er irgendwelche Vorteile darin, stattdessen Songeist zu benutzen?
Wir haben die Seite What The Artist Got gemacht, um zu zeigen, warum ein Plattenvertrag nicht immer die beste Option ist. Einen Vertrag zu ergattern, heißt nicht unbedingt, auch den besten Deal zu bekommen. Wir wollten den Fans außerdem zeigen, wo ihr Geld landet, und sie so vielleicht dazu zu bringen, ihr Verhalten zu überdenken. Du brauchst nur einen flüchtigen Blick auf die Webseiten im Umfeld der Musikindustrie zu werfen, um zu merken, dass das alte Geschäftsmodell schwächelt. Sie ist jetzt aber nicht als Referenzseite für Menschen in der Musikindustrie gedacht und sie liefert auch keine präzise Analyse der Daten. Sie ist lediglich dazu gedacht, die Debatte ins Rollen zu bringen.

Cool, danke Barney!

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