FYI.

This story is over 5 years old.

You Need to Hear This

Sohn ist kein Sonnenschein

Trotzdem ist er so nett, dass er uns ein paar Geheimnisse verraten hat, z.B. dass er bald mit Jungle zusammenarbeitet.

Foto: Johannes Brugger.

SOHN, der in Wien lebende und aus London stammende Singer-Songwriter/Produzent tritt in der Öffentlichkeit mit Wollmütze UND Kapuze auf. Eigentlich total egal, außer „die Öffentlichkeit“ ist Ferropolis im Juli während des Melt! Festivals: 35 Grad, gleisende Sonne und staubige Luft. Das sollte als Grund reichen, das Interview auf ein abgelegenes Sofa mit Blick auf den See im Schatten zu verlegen. Dort sprechen wir über Teamwork (Elliphant und Jungle), Kritikfähigkeit (Label und Management), Arbeitskleidung (Wollmütze und Kapuze) und sein außergewöhnlich gutes Debütalbum Tremors.

Anzeige

Wäre das Interview ein Bewerbungsgespräch gewesen, er hätte ganz miserabel abgeschnitten. Unterm Strich ist SOHN, außer im Bereich Teamwork, eher unflexibel, und plaudert on top noch Betriebsgeheimnisse aus. SOHN würde niemals einen guten Job in einer Unternehmensberatung bekommen, aber ich vermute, dass ich nicht die einzige bin, die sich darüber freut.

Noisey: Ein anstrengender Tag zum Arbeiten. Eigentlich sollten wir da im See schwimmen.
SOHN: Es ist wirklich unfassbar heiß. Hinzu kommt, dass mein ganzer Schlafrhythmus durcheinander ist. Ich komme gerade aus Moskau und habe kaum geschlafen.

Hast du in Moskau auch auf einem Festival gespielt? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was Festivals in Russland so können.
Ja. Ich hatte auch keine Ahnung, was mich dort erwartet, aber es war ziemlich cool. Die Infrastruktur ist wegen der olympischen Spiele nagelneu. Nur das Line-Up war, ähm… sagen wir Oldschool.

Inwiefern?
Die Headliner waren MGMT, Suede, Jamiroquai und ich. Ein echtes Throwback Festival.

Okay, da sieht’s hier auf dem Melt! schon besser aus.
Ja, ich freue mich wahnsinnig auf Portishead, Jungle und Moderat.

Jungle und Moderat spielen gleichzeitig, da musst du dich entscheiden.
Jungle hab ich neulich erst in Portugal gesehen. Außerdem sieht es so aus, als ob wir uns bald häufiger sehen. Ich darf eigentlich noch nicht darüber sprechen, aber wir werden im Februar ein gemeinsames Projekt starten.

Anzeige

Stimmt, Jungle ist auch bei Beggars.
Ja genau. Ich bin bei 4AD, Jungle ist bei XL. Aber das spielt keine große Rolle, bei Beggars arbeiten alle Labels sehr eng zusammen. Die Teams überschneiden sich und alle arbeiten irgendwie zusammen. Es ist wirklich ein sehr gutes Set-Up.

Ich gehe mal davon aus, dass du sehr glücklich bist, bei 4AD gesignt zu haben?
Oh ja. Es ist großartig. Ich kann dort machen, was ich will. Wenn ich bei Universal oder so wäre, würden ständig Erwartungen seitens des Labels oder des Marketings an mich herangetragen werden. Davon will ich nichts wissen. Es wäre alles anders.

Du kannst ja sowieso machen, was du willst. Das ist der große Vorteil, wenn man Sänger, Songwriter und Produzent in Personalunion ist. Welche Rolle spielt dein Umfeld für deine Musik? Ich meine nicht nur das Label, sondern auch dein Management oder dein privates Umfeld?
Es ist sehr sehr wichtig—vor allem mein Manager. Und das nicht in dem Sinne, als dass er mir als neuen Künstler alle Türen öffnet. Mein Manager ist die einzige Person, der ich wirklich erlaube, mir zu sagen, wie ich meinen Sound verbessern kann. Wir sprechen sehr viel über das, was ich produziere und er ist wahrscheinlich auch der einzige, dessen Meinung ich tatsächlich an mich ranlasse.

Deine Musik ist sehr persönlich. Ich kann mir vorstellen, dass es deswegen sehr schwierig für dich ist, sie selbst zu kritisieren oder von Außenstehenden kritisiert zu werden.
Bevor ich ihn kennenlernte, habe ich das auch nicht zugelassen. Glücklicherweise weiß er aber, wo ich herkomme und wo ich hin möchte. Er weiß es vielleicht sogar besser als ich (lacht). Aber mal im Ernst—man sollte sorgfältig auswählen, von wem man Feedback annimmt. Das trifft auf fast alle Lebensbereiche zu. Wenn jemand deine Beweggründe oder deine Idee nicht kennt, bringt dich seine Kritik auch nicht weiter.

Anzeige

Lass uns noch über dein Album sprechen. Wie lange hast daran geschrieben?
Drei Songs waren schon fertig, den Rest habe ich innerhalb von fünf Wochen geschrieben, aufgenommen und abgemischt.

Wow, das ist ein sehr kurzer Zeitraum.
Ich glaube, die besten Alben sind immer in kurzen Zeiträumen entstanden. Ich könnte natürlich Monate darauf verwenden ein- und denselben Song immer weiter zu verfeinern, aber wenn ich mich dabei erwische, zwinge ich mich, die Sache zum Abschluss zu bringen. Da bin ich sehr streng mit mir.

Das erklärt aber auch die monolithische Wirkung von Tremors.
Ja, das war mir sehr wichtig. Es ist ein One-Piece. Es gibt zwar Steigerungen innerhalb der Songs, aber da ist auch das große Crescendo des Ganzen. Diese große Steigerung ist für mich der wichtigste Teil eines Albums.

Von der Mainstage hört man die Show von Elliphant die gerade beginnt. SOHN murmelt irgendwas von mad, mental und crazy…

Ihr kennt euch?
Ja, wir sind befreundet. Wir haben auch schon zusammen gearbeitet. Eine absurde Kombination.

Was kam dabei heraus?
Ja, ich teste Kollaborationen gerne vorher aus. Vielleicht wird das, was wir gemacht haben, niemals veröffentlicht, aber wir hatten ein paar tolle Tage in L.A. Am zweiten Tag kam sie total verkatert und stoned ins Studio und meinte zu mir, dass sie jetzt einen Weihnachtssong schreiben will. Stell dir das vor: es war Mitte Juli in Los Angeles und die Sonne hat noch heißer gebrannt als heute. Also haben wir einen Weihnachtssong geschrieben.

Anzeige

Okay, und wie bitte schön hört sich ein Weihnachtssong von Sohn und Elliphant an?
Es ist eine sehr schöne Ballade, herzergreifend gesungen von jemandem der offensichtlich stoned und verkatert ist. Elliphant ist wirklich verrückt, wirklich.

Ist L.A. deine dritte Homebase?
Nein, aber ich bin zurzeit oft da. Es ist cool dort. Nein, stimmt nicht. Es ist sehr heiß, aber nicht so heiß wie hier.

Problematisch für jemanden, der immer in langen schwarzen Sachen rumläuft.
Ja, stimmt. Aber ich arbeite sowieso nachts. Ich bin keine Sonnenschein-Person, nicht mal eine L.A.-Person. Ich habe keine Crocs, nicht mal Gothic-Crocs. Ich habe keine Flip Flops und auch keine Shorts. Ich möchte auch niemanden mit meinen weißen Beinen blenden (lacht).

Das tut mir leid. Auf der Mainstage wird dir gleich die pralle Sonne ins Gesicht scheinen.
Nein, das wird schön. Bei der Hälfte meiner Show heute wird die Sonne untergehen. Mein Tourmanager hat das im Griff. Wenn wir die Wahl haben, auf der Mainstage um acht zu spielen, oder um fünf auf einer Nebenbühne, oder gar um drei im Zelt, dann würden wir immer das Zelt nehmen. Ich muss eine gewisse Atmosphäre aufbauen, damit meine Show funktioniert. Sonnenuntergang ist aber auch toll, das wird cool.

**

Folgt YNTHT bei Facebook und Twitter.


MEHR VON YOU NEED TO HEAR THIS

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: Kwabs

Kwabs’ Stimme ist weich wie Butter, was gleichzeitig bedeutet, dass sie leichter ist als Wasser und weil Fett immer oben schwimmt, konnte er sich mit seinem Talent auch nicht lange versteckt halten.

Phantogram—„Black Out Days“ (Future Islands Remix)

Future Islands streuen etwas Feenstaub über „Black Out Days“ des Electropop-Duos.

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: Fyfe

Vor einem Jahr haben wir schon mal über Fyfe geschrieben, jetzt ist er endlich mit neuem Material zurück.