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You Need to Hear This

Nosaj Thing hat sich zu einem der begehrtesten Produzenten gescratcht

Wer Electrobeats für Kendrick Lamar, Kid Cudi und Trinidad James produziert, der sollte zum Gespräch gebeten werden.

Nosaj Thing alias Jason Chung hat am Schwarzen Brett von D-Styles einen Flyer entdeckt auf dem jeder, der sein eigenes Equipment mitbringt, dazu eingeladen wurde, an diesem Abend für den DJ zu eröffnen. Er lieh sich also die Ausrüstung von einem Freund und fuhr zum Club Shock Value in Los Angeles, dem Vorgänger des heutigen Low End Theory, und eröffnete den Abend vor D-Styles. Nach einigen Jahren, in denen er neben den vielen Acts wie Flying Lotus, Nobody, RazG und D-Styles in den Line-Ups stand, fügten sich die Dinge für Nosaj Thing langsam zusammen: D-Styles war eines der ursprünglichen Crew-Mitglieder von Beat Junkies, deren Musik Jason schon hörte, bevor er überhaupt die Texte verstand. Diese Wurzeln behielt er sich bei: Nosaj Thing produziert heute präzise Electrobeats, über die unter anderem Kid Cudi, Trinidad James und Kendrick Lamar ihre Vocals packten. Jetzt, nach seinem zweiten Release Home, hat er mit Timetable auch sein eigenes Imprint-Label auf Innovative Leisure gegründet.

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Ein Beatmacher, ein Soundentwickler, ein Klangkünstler, wie man ihn sich vorstellt. Grund genug sich mal mit ihm über seine Kunst zu unterhalten.

YNTHT: Wie hast du angefangen in L.A. aufzutreten?
Nosaj Thing: Als ich mit dem Produzieren angefangen habe, wollte ich mich hauptsächlich auf HipHop konzentrieren. Ich habe zu der Zeit sehr viel Neptunes, Dilla, Timbaland und Dre gehört und wer will da nicht auch Produzent werden? Als ich dann älter wurde, bin ich ein bisschen aus dem HipHop-Umfeld herausgewachsen und habe mich mehr auf experimentelleren Kram und Noise konzentriert. Ich bin dann irgendwann in dieses Venue in L.A. gegangen, ins Smell. Das beste an dem Laden war, dass du nie wusstest, was dich dort erwartet. Es konnte sein, dass du da einen Noise-Typen siehst, der mit Loop-Pedalen einen Folk-Artist bearbeitet und danach trat dann noch eine Punk-Band auf. So war das da jede Woche und mich hat diese ganze DIY-Szene dort total inspiriert und dann hab ich angefangen, selbst dort aufzutreten.

Wie ging es dann weiter?
Seit 2006 gibt es das Low End Theory, davon hab ich auf dem Message Board von D-Styles erfahren, der damals einer der Residents war. Er ist ein Scratch-DJ, worauf ich total stand. Ich habe also angefangen, dort hinzugehen und Leute wie Nobody, Flying Lotus, RazG und Take und wir haben uns alle gegenseitig total inspiriert. Mittwochs war immer eine Party, früher waren da so 30 bis 40 Leute, heute sind es 700 und jede Woche mehr, da hältst du es jetzt kaum noch aus, aber so ist es jetzt.

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Wie haben die Rapper dann von dir Wind bekommen?
Ich habe angefangen, meine Musik auf Myspace zu stellen. Der erste MC mit dem ich gearbeitet habe war Kid Cudi, der mich tatsächlich auf Myspace angesprochen hat und meinen Track „Aquarium“ für sein Mixtape benutzen wollte. Am Ende landete der Track dann auf seinem Album. Das ist eine ziemlich verrückte Geschichte, denn er hat seinen Albumtitel nach dem Track ausgewählt. Das Album hieß „Man on the Moon“. Ich konnte es kaum glauben, als er mich angerufen und erzählt hat, mit wem er zusammenarbeitet. Danach hab ich mit ein paar MCs aus L.A. gearbeitet, die ich über Low End Theory getroffen habe. Dabei waren zum Beispiel Nocando und Busdriver. Vor zwei Jahren hat mich Kendrick Lamar’s Management angeschrieben und ich hab dann einen Track mit ihm gemacht. Sein Manager ist der Produzent Dave Free und er arbeitet auch mit Kendrick.

Wie war es denn mit Kendrick zu arbeiten?
Wir waren im Studio in Hollywood und ich hatte zwanzig Beats für ihn dabei. Der erste Track, den ich ihm angespielt habe, unterbrach er nach ein paar Sekunden und meinte „Stop it right there, that’s the track I need.“ Ich hatte zwar noch ein paar mehr Tracks, die zu seiner Stimme gepasst hätten, aber ich denke er hatte schon eine genaue Idee von dem, was er haben wollte. Er hat dann angefangen, die Hook zu schreiben und ist dann fünfzehn oder zwanzig Minuten abgehauen und hat den restlichen Text geschrieben. Als er zurück kam, hat er den gesamten Song in etwa eineinhalb Stunden aufgenommen. Kein Stift, kein Papier. Seine Arbeitsweise hat mich total inspiriert und ich habe viel von ihm gelernt. Danach wollte ich unbedingt mit mehr MCs und Sängern arbeiten, weil du so viel lernen kannst, wenn du andere Leute arbeiten siehst.

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Du hast ja total viele Vocals auf deinen Tracks. Wem gehört die Stimme auf deinem Track Eclipse/Blue?
Kazu Makino, sie ist die Sängerin von Blonde Redhead, einer meiner Lieblingsbands, was an sich schon eine verrückte Geschichte ist. Ich hab angefangen, am Instrumental für Eclipse/Blue zu arbeiten und ihre Stimme ist dann plötzlich in meinem Kopf aufgetaucht. Mein Manager hat dann ihr Management kontaktiert und Kazu hat mich am nächsten Tag gleich angerufen und gesagt, dass sie den Song mag und das er zu dem passt, was sie gerade erlebte. Sie hat mir dann einige Vocals dazu geschickt, die sie in einem Stall neben ihrem Pferd aufgenommen hat.

Und wie entstand dann der restliche Track?
Ein paar Monate später hatte ich eine Show in New York und wir hatten die Gelegenheit, den Song im Studio „Electric Lady“ aufzunehmen, das ist Jimi Hendrix’s altes Appartment-Studio. Es hat mich schon umgehauen, nur in dem Studio zu sein. Kazu hat den Track ihrem Freund Drew Brown geschickt, der auch als Soundengineer für Radiohead arbeitet. Er hat die Stimme dann zum Leben gebracht. Als ich in London war, habe ich ihn in dem Studio besucht, in dem Radiohead aufnehmen. Es war verrückt, mit dem Song aus meinem kleinen Studio zu Electric Lady und dann in das große Studio in London zu kommen, das hatte ich nicht erwartet, der Song ist also was ganz Besonderes für mich.

Du hast gerade dein eigenes Label gestartet!
Das Label, bei dem ich gerade unter Vertrag bin, Innovative Leisure, hat mir die Möglichkeit gegeben, mein eigenes Sublabel zu gründen. Das heißt Timetable und ich freu mich total. Mein erster eigener Release The Lie EP erschien gerade. Darauf will ich mich in Zukunft genau so konzentrieren, wie auf mein Soloprojekt und mich von da aus weiterentwickeln.

Worauf achtest du bei deinen eigenen Releases?
Jeder schaut natürlich nach einem einzigartigen Sound, ich versuche einfach zu schauen, was es da draußen so gibt. Wenn mich etwas sofort packt, will ich mehr darüber erfahren. Das ist mir bisher zum Beispiel mit Charles Murdoch aus Brisbane passiert. Er hat mich echt umgehauen: Er ist 21 und jeder einzelne Track auf seinem Soundcloud-Profil hat mich gepackt. Ich will aber nicht nur elektronische Musik rausbringen, sondern auch ein bisschen experimentieren, auch mit Visual Artists.

Arbeitest du mit den Künstlern auch für deine eigenen Shows?
Ich habe mit Daito Manabe gearbeitet, er ist einer der verrücktesten Typen, die ich kenne und ein Genie. Er hat das Video zu Eclipse/Blue gemacht. Ich hab ihm den Song geschickt und er antwortete, dass er eine Idee hat. Drei Wochen später hatte er seine Idee programmiert und animiert. Ich war begeistert und er hatte sogar noch eine zweite Version. Gerade hat er mir ein Test-Video für ein Bühnenvisual geschickt, da entstehen Hologramme ohne einen Bildschirm, keine Ahnung wie er das macht.