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You Need to Hear This

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: Iberia

Iberia machen Musik, die auf jeder Menge Gegensätzen beruht und gerade dadurch ihre unbändige Anziehungskraft entwickelt.

Ich habe große Vorurteile gegenüber Bands, die sich nicht googeln lassen und für die ich noch zwanzig Schlagwörter in meine Suchanfrage einbauen muss, um überhaupt auf das gewünschte Ergebnis zu kommen. Im normalen Leben ist das natürlich nicht so wild, aber da ich meinen ganzen Tag damit verbringe, Bands zu googeln, ist das durchaus zeitintensiv. Das bedeutet wiederum, dass mich eine Band sehr beeindrucken muss, damit ich ihnen das mit dem Googeln nicht so übel nehme.

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Die schwedische Band Iberia, bei denen ich auf der Informationssuche nur auf eine spanische Airline mit ziemlich hässlichem Logo stoße, hat eben das geschafft. Spätestens seit Bilderbuch wissen wir ja, dass hinter den beschissensten Namen die besten Bands stecken können und auch Iberia könnten sich Emirates nennen und auf Ryan Air herabblicken, wenn sie denn tatsächlich eine Airline wären.

Als Band gibt es Iberia noch gar nicht lange, 2012 haben sie ihre erste Musik ins Netz geladen, nachdem sie in Berlin zusammengefunden haben. Wenn Alexander Palmestål und Maja Milner aus Göteborg und Berlin zusammenkommen, entstehen kraftvolle Songs, die einerseits sphärisch und ruhig sind, andererseits aber eine Düsterkeit und Coolness transportieren, die im Normalfall nur ein Drogendealer aus einem 80er Jahre-Film ausstrahlen könnte. Ihr erster Upload auf Soundcloud war eine Doppelsingle, bestehend aus „A Finale“ und „An Ending“.

Natürlich war das alles konträr zu den Songtiteln erst der Anfang. Seitdem wurde das Duo bei dem Label Hybris gesignt, hat diverse Shows gespielt und fleißig am ersten Album gearbeitet, das letzten Monat selbstbetitelt erschienen ist. Iberia ist die logische Folgerung aus allen bisherigen Outputs der Band und ebenso ambivalent wie eben der Sound der Band. Während die ersten Titel auf dem Werk mit „ACAB“ und „FCUK“ nicht nur klingen, als würden die beiden ein Fuck geben, zeigen Titel wie „In Love“ oder „Tomorrow Forever“ eine ganz andere Facette von Majas lieblicher Stimme und eine Art, wie man ein Liebeslied auch ohne viel Wirrwarr und verblümte Umschreibungen auf den Punkt bringen kann—und dabei auch noch eine gehörige Portion Coolness zu transportieren. Zugegebenermaßen liegt das hauptsächlich an den harten Beats, die sich perfekt an den Kitsch anschmiegen und zugleich einen natürlich Gegensatz bilden, aber auch die Stimme von Maja hat etwas cheesy-cooles, das dich an vergangene Zeiten erinnert, als Miami Vice im Fernsehen lief und die Welt beinahe unterging.

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Ebenso ist das auch bei dem Höhepunkt des Albums und der Gesamtlaufbahn von Iberia der Fall: „Glide“. Spätestens nachdem ich das Video zu der Single gesehen habe, waren mir alle Airlines und Urlaubsziele dieser Welt egal. „Glide“ ist so heavy und schwebend gleichzeitig, es ist wie der Urlaub vom Urlaub. Das Video zu dem Song fasst außerdem perfekt in Bilder, was in der Akustik passiert, und wenn so etwas gelingt, ist das bekanntermaßen die Königsklasse unter den Musikvideos.

Der Regisseur, der für das Video verantwortlich ist, Rasmus Svensson, hat auch schon vorher ein Video der Band zu „Everyday“ gedreht und den beiden laut eigener Aussage erst gezeigt, welchen Wert Musikvideos haben können.

Iberia haben gerade mal 1000 Likes auf ihrer Facebookseite, die ebenso schwer zu finden ist wie die Band selbst. Für die Suche ihres Twitterkanals oder einer offiziellen Homepage neben ihrem Tumblr reichte die Ausdauer nicht mehr. Iberia scheinen aber auch nicht viel darauf zu geben, google-konform zu sein oder Mechanismen anzuwenden, die ihnen vielleicht zu mehr Bekanntheit im Netz verhelfen würden. Es gibt so gut wie keine Pressefotos und ihr Albumcover sowie ihr Profilbild ist wohl das einfachste, das jemand mit Paint-Kenntnissen rauslassen könnte, aber eben deswegen sind Iberia auch so cool. Eben deswegen sind sie so modern, so ambivalent, so schwebend. Eben deswegen schreiben wir auch über sie und eben deswegen solltest du dir ihr Debütalbum anhören.

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Iberia ist bei Hybris erschienen. Holt es euch bei iTunes.

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