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You Need to Hear This

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: MØ

Aus irgendeinem Grund wird MØ ständig mit Lana del Rey verglichen. Das ist allerdings vollkommen unberechtigt.

Wenn ich weibliche Musiker abchecke, ertappe ich mich oft dabei, wie ich sie in zwei verschiedene Kategorien teile: Einmal gibt es diese attraktiven und dennoch belanglosen Mädchen-Mädchen wie Lana Del Rey, die mittelmäßige Musik machen und auf die aus diversen Gründen alle Jungs stehen. Doch diese Jungs wissen auch nicht, dass Lizzy Grant…äh Lana…sich das sexy „Valium-Gangsta-Nancy Sinatra“-Ding nicht selbst ausgedacht hat und ebenso wenig in einem Trailerpark aufgewachsen ist, sondern einen Millionärs-Papa hat, der neben der Kohle für die Lippenvergrößerung auch die richtigen Kontakte ins Business hatte, um Lizzy ordentlich zu promoten. (Sorry, jetzt wisst ihr's, googlet doch einfach mal Lizzys früheren Style.)

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Dann gibt es zum Glück aber auch Mädchen, die cool sind, weil sie „real” sind, und nicht diese hart versexte Schiene fahren. Sie sind dagegen nicht so leicht einzuordnen, weil sie auf typische Mädchen-Konventionen scheißen (Schmollmund, fake lashes, enge Klamotten) und nicht nur ein Mitbestimmungsrecht wollen, sondern tatsächlich selbst bestimmen—so wie Grimes.

Die Dänin Karen Marie Ørsted, kurz MØ, wird oft mit Grimes verglichen, aber eben absurderweise auch mit Lana Del Rey. Passenderweise heißt MØ auf Altnorwegisch „Jungfrau”—das nur so am Rande. Die 24-jährige hat vor einem Jahr ihren ersten Track „Maiden” im Internet veröffentlicht. Als Perfektionist ist mir sofort aufgefallen, dass obwohl das Video dazu nur als „Audio” betitelt wurde, es sich um ein vine-ähnliches Video handelt, welches ebenso viel Understatement und Attitude hat wie der zugehörige Track.

Bereits nach diesem ersten Video hatte ich die Vermutung, dass es sich bei MØ um eine coole Sau handelt. Weitere Recherche ergab dann, dass sie selbst Director ihrer Videos ist und als Studentin der Fine Arts in Kopenhagen verwundert es nicht, dass sie dieses Gefühl von Wut und dem Verlorensein zwischen all den Möglichkeiten perfekt in ihrer Musik—die sich irgendwo zwischen Hip Hop, Folk, Electronica und gutem Pop befindet—UND in ihren Videos ausdrücken kann.

„Pilgrim”, der nächste Track, der noch tougher war als „Maiden”, hat dazu geführt, dass MØ von vielen eine krasse Attitüde unterstellt wurde, was aber durch ihre skandinavische Höflichkeit in Interviews und solchen Sätze wie „If you could make people feel what you feel, then you hit the spot. That's why I'm doing it.” sofort revidiert werden sollte. Von ihrer Höflichkeit waren anscheinend auch MS MR angetan. Denn sie gruppenkuscheln nicht nur mit MØ (wie auf dem Foto), sondern haben vor kurzem auch ihren Track „Pilgrim” geremixt.

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Dazu sollte jetzt angemerkt werden, dass MØ zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht gesigned war, gleichzeitig aber schon mit dem dänischen Produzenten Ronni Vindahl zusammen arbeitete, der mit Robin Hannibal und Björn Nielsen NO WAV. bildet, welche wiederum unter anderem mit Rhye zusammenarbeiten. Da selbst MØs inoffiziellen Videos schon sehr ästhetisch und lässig waren, stellte ich mir die Frage, wie ihre Videos aussehen würden, wenn es sich um richtige Musikvideos handeln würde. Die Antwort auf diese Frage wurde mir dann in Form von „Glass” gegeben, welches Casper Balslev produziert hat.

Die Angst erwachsen zu werden, als Teil der Generation Y, wird hier durch Landschaften und Natur ästhetisiert, die zu entfremdeten Szenen in Spielhallen und 'allein zuhause vor dem Fernseher' entgegengesetzt werden. Damit trifft MØ visuell den Zeitgeist sehr gut. Und mehr auf Mädchen-Mädchen-Konventionen kannst du nicht scheißen, wenn du eine „Boss of the Boys”-Jacke trägst und dich von dem Typen in der Spielo nicht vollquatschen lässt. Es wundert also keinen, dass auch Chess Club MØs Potenzial erkannten und sie jetzt gesigned haben.

Und während ich mir hier also diese ganzen Videos nochmal ansehe, bin ich mehrmals über Kommentare darunter gestolpert, in denen immer wieder dieser Lana Del Rey-Vergleich aufkam. Jetzt mal im Ernst, ich kann allen, die Lana irgendwo in MØ sehen wollen, nur in einer Sache entgegenkommen. Tatsächlich wurden in MØs neuem Audio-Video zu „Waste of Time“ alte Film-Clips mit ihrem eigentlichen Performance-Video zusammengeschnitten, was man vielleicht schon aus „Video Games“ kannte. Aber solange MØ kein Duckface zieht, finde ich alle weiteren Vergliche unberechtigt.

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