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You Need to Hear This

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: Syron

Syron, wo warst du in der ganzen Zeit, als uns Rita Ora gefoltert hat?

Es gibt wohl kaum ein größeres Glücksgefühl, als in eine Gummibärchentüte zu greifen und nur orangene Gummibärchen (mit Abstand die Leckersten) rauszuziehen. So erging es mir auch als ich in die Soundcloud-Tüte griff und unter den ekligen grünen und weißen Retro-Revival-Vintage-Musikern (warum gibt es von denen immer so viele?), plötzlich Syron rausfischte. Ihr Soundcloud-Kanal ist eine der süßesten Leckereien, die ich in letzter Zeit zu mir nahm.

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Daisy Tullulah Syron Russells Musik zu klassifizieren ist nahezu unmöglich, irgendwas zwischen Garage, Nu Wave, Drum‘n‘Bass und UK Dance. Man möge es uns verzeihen, dass wir gerade nicht die richtige Schublade finden—die 20-jährige Londonerin hat auch erst drei Songs veröffentlicht.

Wir sagen einfach mal Pop, aber ihr wisst schon, der von der guten Sorte…

Als Anfang 2012 das Londoner Kollektiv Rudimental, das damals niemand kannte, mit dem 17-jährigen MNEK und der 19-jährigen Syron, die erst recht kein Schwein kannte, den Song „Spoons“ veröffentlichten, fragte sich auf einmal jeder im UK, wer diese Menschen sind, die einen solchen Song scheinbar aus dem Nichts raushauen können. MNEK hatte zwar bereits für andere Künstler Hits geschrieben, doch Rudimental sollte jetzt erst durchstarten. Und Syron? Die zeigte sich auf ihrem ersten offiziellen Song noch etwas schüchtern.

Davon war bei ihrem ersten offiziellen Release „Breaking“ nichts mehr zu spüren. Man könnte, wenn man wollte, den Song im Retrogarage-Regal abstellen, was aber wenig Sinn macht, da man ihn immer zur Hand haben sollte, so gut ist er. Syrons Stimme führt mit einer Souveränität und Verführung durch den Track, dass man sich fragen muss, wo sie das ganze Jahr über war, in dem uns Rita Ora gefoltert hat.

Spätestens seit ihrem ersten Video „Mainline“ mit Tensnake dürfte klar sein, dass sie es auf die 90er abgesehen hat. Normalerweise bin ich kein Fan davon, alte Musikjahrzehnte nochmal zu recyceln, doch bei Syron und Tensnake macht die Dr. Alban-Romantik wirklich Spaß, weil die kitschigen Synths selbst Denniz Pop stolz gemacht hätten

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Mit „Waterproof“ produziert von Huxley legte sie Anfang des Jahres einen weiteren Kracher auf, der die glorreichen Tage des UK Dance atmet und mit einer sehr Drum‘n‘Bassigen Bassline auch die 2000er bediente. Mittlerweile fragt man sich, wie dieses nostalgische Gemashe so gut funktionieren kann. Damit muss man doch irgendwann mal auf die Schnauze fallen. Oder ist Syron wirklich so gut?

Ich traue es mich kaum zu sagen, aber ich glaube, sie hat es tatsächlich einfach drauf. Mit „Here“ lieferte sie nämlich ihr bisheriges Meisterstück ab. Eine infektiöse Popnummer, die aber immer noch unfassbar fresh klingt und eigentlich schon längst den Mainstream hätte erobern müssen.

Es ist offensichtlich, dass Syron für Großes vorbestimmt ist. Schließlich leben wir in einer Zeit, in der das meiste schon entdeckt wurde und vieles einfach wieder neu aufgewärmt wird. Dass es bei Syron trotzdem so gut schmeckt, liegt an ihrem immensen, musikalischen Talent, das einen, trotz der Handvoll Songs, die sie bisher nur veröffentlicht hat, förmlich anschreit, erkannt zu werden. Sie arbeitet bereits seit einem Jahr an ihrem Debütalbum, das im September über Black Butter Records erscheinen soll.

Wir halten euch bis dahin hier bei You Need To Hear This über jeden Mucks, der sich bei Syron regt, auf dem Laufenden.