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You Need to Hear This

Die EMAs waren ein Feuerwerk der Gefühle

Viele Erektionen, fast keine Preise und ein Wiedersehen zwischen Miley Cyrus, Robin Thicke und all den VMA-Skandalnudeln. Nur Eminem hat sich nicht gefreut.

(Anm. d. Red.: Sonntagabend fand wieder eine legendäre MTV-Preisverleihung statt. Die EMAs in Amsterdam sind nicht nur theoretisch sondern auch praktisch und haargenau das europäische Pendant zu den VMAs. Alles war wie immer—aber es ist doch jedes Mal schön. Deswegen hat sich unsere Autorin das ganze Spektakel angeschaut und alles für euch dokumentiert.) Die Spannung und Euphorie sind groß. Bei den EMAs werden exakt dieselben Leute wie bei den VMAs auftreten und warum auch nicht? Never change a winning team und wenn ich ehrlich bin, möchte ich, dass Robin Thicke und Miley Cyrus auch bei meiner Hochzeit zusammen performen. Die Veranstaltung wird vom unehelichen Kind von Joachim Deutschland und einem schwulen Krokodil moderiert, das jetzt schon ankündigt, sich im Laufe des Abends neunmal umzuziehen. Kalte Schauer der Erregung laufen mir über den Rücken. Oder ist es Angst? „IT’S A SHOWER SELFIE!!!“, brüllt dieser sehr aufgeregte junge Mann in die Kamera und ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Bildausschnitt nicht nur aus praktischen Gründen an der Gürtellinie endet. Miley Cyrus hat gerade sehr lange und sehr umständlich erklärt, dass sie einen Song für Ariana Grande geschrieben hat, in dem es irgendwie ums Highsein geht, aber auch um Feuerzeuge und wahre Liebe. All das macht auch noch mehr Sinn als die „The Fox“-Performance, die gerade vor dem roten Teppich stattfindet. Mit einem alten Mann, der glücklicher über eine Ananas ist, als es überhaupt jemand jemals sein sollte.

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Bisher sind 50 Minuten vergangen und die Verleihung hat immer noch nicht angefangen. Derweil trägt Dizzee Rascal eine kugelsichere Weste—nach seinem letzten Album überaus vernünftig. Miley Cyrus eröffnet die Veranstaltung mit einem Auftritt inmitten verkleideter Menschen (?), die allesamt weniger gruselig aussehen als Robin Thicke ohne Verkleidung bei den VMAs. Im Rahmen dessen hat sie sich unter anderem von einer Lack-und-Leder-Kleinwüchsigen auf den Arsch hauen lassen, aber ich war zu langsam, um einen Screenshot zu machen. Es. Tut. Mir. Leid. Renn, Iggy Azalea. Renn, bevor es zu spät ist. Bruno Mars nimmt den Award für den besten Song 2013 entgegen und trägt dabei die rockigste Kunstlederjacke, die es in der H&M-Kinderabteilung gab. Ich würde gerne sagen, dass ich ihm das gönne (beides), aber das wäre gelogen (zumindest bezüglich der Auszeichnung). Katy Perry befindet sich bei ihrem Auftritt in luftigen Höhen und erspäht von da aus, wie Robin Thicke seinen Intimbereich an minderjährigen Putzkräften reibt. Ich frage mich, wann mal wieder ein Award verliehen wird. Das dauert hier doch alles ewig sonst. Eminem hat sich gerade als bester HipHop-Act gegen CGI-Kanye und Schmusi-Drake durchgesetzt und weil ich zu lange darauf gewartet habe, dass sein Gesicht einen anderen Ausdruck als fünf Aspirin auf nüchternen Magen annimmt, muss ich euch jetzt leider einen Screenshot von Ron Burgundy (!) auf einem Boot (!!) zeigen. Eine in diesem Zusammenhang komplett irrelevante Information: Das diesjährige Motto der Verleihung ist Weltraum. Oder „Up in Space“. Oder irgendwas anderes Astronautenmäßiges, zusammengefasst in einem schmissigen englischen Slogan. 30 Seconds to Mars sind die beste alternative Rockgruppe des Jahres und im Gegensatz zu Marshall „The Human Betongesicht“ Mathers freuen sie sich auch. Ich fordere einen Modeblog für Jared Leto und bin auch bereit, eine Online-Petition zu unterzeichnen. Melisandre von Game Of Thrones hängt betrunken im Backstage rum, spricht sich für Nacktheit aus und eigentlich stellt sich gerade nur eine Frage: WO ist Jaime Lannister?

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Gerade eben wurde Katy Perry zur besten weiblichen Künstlerin gekürt und etwas sehr Seltsames ist passiert. Erst hat sie sehnsüchtig in ihren Suff-Plastikbecher gestarrt, dann mit überbordender Freude und angetäuschten Tränen eine schwarzgekleidete Frau umarmt, anschließend betont genervt ins Leere geblickt und schließlich auf der Bühne wieder ganz tief in die Euphorie-Kiste gegriffen. Ich glaube, sie spielt ein falsches Spiel. Zwischenzeitlich wird immer wieder dieser DJ eingeblendet. Sind wir schon jetzt an dem Punkt, wo nichts mehr Sinn ergibt? Was ihr an dieser Stelle nicht zu sehen bekommt: Bruno Mars, der geradezu Whitney-Houston-esk (Bruno, ich habe dieses Wort nur für dich erfunden) an seinem Mikroständer hängt. Ist das noch Kokain oder schon Krokodil? Die Preise für den besten Rock- und Electro-Act scheinen MTV selbst so am Arsch vorbeizugehen, dass die Gewinner (Green Day und Avicii. Aviici? Avicci?) in 20-Sekunden-Einspielern abgehandelt werden. Weder Band noch Produzent waren vor Ort und wurden per Video dazugeschaltet. Vielleicht waren sie nicht mal eingeladen. Stattdessen bekommt der zunehmend erschöpfte Zuschauer erneut Backstage-Einblicke mit Creepy Guy. Goddammit. Justin Bieber, der nicht in Amsterdam weilt, bekommt den EMA für den besten männlichen Künstler, aber was viel interessanter ist: Tokio Hotel haben irgendeinen Fan-Award gewonnen. Warum wird mir das im Twitterfeed angezeigt, aber zu keinem Zeitpunkt bei der Verleihung erwähnt? Ich meine: Hallo? Gibt es die noch? Ich dachte, die 50 Prozent, deren Namen der Öffentlichkeit überhaupt bekannt waren, huren aktuell in L.A. rum. Meine Welt bricht zusammen. Zweiter Auftritt von Miley Cyrus. Dafür dass mittlerweile jeder eine relativ detaillierte Vorstellung von ihrem Intimbereich haben sollte, ist ihre Performance zu „Wrecking Ball“ geradezu züchtig. An dieser Stelle oute ich mich jetzt auch einfach mal: Ich mag den Song. Wirklich. Manchmal fühle ich mich so schlecht deswegen, dass ich stundenlang in der Dusche sitze, weine und dabei alte Westberlin Maskulin-Tapes höre, aber es ist schon spät, ich bin müde und wir sind hier ja quasi unter uns. Linkin Park sind sehr glücklich darüber, dass sie mit „Best World Stage“ eine Auszeichnung bekommen haben, die so irrelevant ist, dass sie nur im Rahmen der Backstage-Berichterstattung verliehen wird—die wiederum, wenn ich da nicht komplett falsch liege, nur für die Leute sichtbar ist, die das Ganze über den Livestream im Internet verfolgen. Jeder, der vor seinem Fernseher sitzt, sieht stattdessen gerade den Werbeclip zum mobilen Nacktscanner 2013. Der Award für den „Worldwide Act“ geht an Chris Lee für China und während ich anfangs noch dachte, es würde sich um einen männlichen Künstler handeln, bin ich mir nach der Dankesrede nicht mehr ganz so sicher. Andere wichtige Erkenntnis nach dieser Kategorie: Anscheinend gibt es ein Land namens „North Europe“. Eminem bekommt den Ehrenpreis, weil er offenkundig fan-tas-tisch ist und bereits 14 EMAs gewonnen hat—mehr als alle anderen. Während mein Fanherz weint, weil ich mir noch unsicher bin, wie ich das neue Album finde, freue ich mich trotzdem über die Möglichkeit, JETZT einen Screenshot von ihm machen zu können. Während er auftritt. Und immer noch aussieht wie vor 15 Jahren. Nein. Immer noch keine Freude. Snoop Dogg scheint wieder zu seiner musikalisch ernstzunehmenden Persönlichkeit zurückgefunden zu haben und performt „Gin And Juice“. Zauberhaft. Nebenbei blendet MTV ein, dass One Direction den Award für die beste Popgruppe gewonnen haben. An irgendeinem Zeitpunkt scheinen sich die Leute in der Regie gedacht zu haben: Fuck it, wir ziehen das jetzt einfach so schnell wie möglich durch und verleihen den restlichen Scheiß auf der Toilette. Anscheinend scheißt man jetzt komplett auf die restlichen Preise und lässt die übriggebliebenen Künstler nur noch ihre guten Songs spielen. Liebe für die Killers und „Mr. Brightside“—alleine schon dafür, dass man die Souveränität besitzt, bei gefühlten tausend Grad Scheinwerferlicht ein dunkelgraues T-Shirt zu tragen. Austin Mahone, der bei den VMAs schon sehr unangenehm war, ist der beste … Newcomer oder so geworden. Sie hatten einen anderen Namen für diese Kategorie, aber ich bin eben auf eine Art Tumblr-Krieg zwischen Make-up-Youtube-Menschen gestoßen und ja, das war jetzt einfach interessanter. Ich habe die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens mit ADHS. „Wrecking Ball“ ist das beste Video des Jahres und ich glaube, Mileys Maxibinde, die sie als Body trägt, ist verrutscht. Sie hat vollkommen zu Recht gewonnen, bedenkt man, dass keiner ihrer Konkurrenten in seinem Clip nackt war. Und Justin Timberlake in „Mirrors“ eigentlich nichts anderes getan hat, als dramatisch und zickig von der Kamera wegzukucken. Robin Thicke werde ich an dieser Stelle einfach totschweigen. Wahrscheinlich ist der gerade damit beschäftigt, seinen Penis in die Backstage-Wasserspender einzuführen, während er schmutzige Dinge keucht und hofft, dass sie sich zumindest ein bisschen wehren. Nachdem Miley ihren Preis entgegengenommen und gleich mal auf dem Boden abgestellt hat, kramt sie einen Joint aus ihrer Chanel-Handtasche und zündet ihn sich auf der Bühne an. Uuuh Skandal. Again. Miley hat es wieder mal geschafft, nur etwas schade, dass außer uns niemand den Scheiß kuckt. Ist doch 'ne astreine Bild-Schlagzeile. Mit Tränen in den Augen fragt sich dieser headbangende Musiker, wann in seinem Leben eigentlich alles aus dem Ruder gelaufen ist. Dabei wirbelt er noch mehr Glitzer auf. Rock’n’Roll. Letzter Auftritt des Abends. Icona Pop performen „I Love It“ und langsam frage ich mich: Gab es nicht mal mehr Awards bei dieser Verleihung? Wie hoch ist die Dunkelziffer der unter der Hand und abseits jeglicher Öffentlichkeit vergebenen Trophäen wirklich? Hatten MTV und Viva einen nicht die letzten Wochen hart damit abgefuckt, dass man für den besten deutschen Künstler voten sollte? Wer ist es denn geworden? Nichts hätte mich mehr gefreut als die traurigen Wurstgesichter der Sportfreunde Stiller, wenn sie nicht gewinnen. SOLL ES DAS ETWA GEWESEN SEIN? Na dann. Tschüs.

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