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You Need to Hear This

MØ ist eine echte Spice Girls-Expertin

MØ geht es am Arsch vorbei, wenn sie jemand mit einem Pop-Püppchen vergleicht oder hinter ihr ausgefeiltes Girlband-Wissen kommt.

MØ wird zwar mit Lana del Rey verglichen und entpuppte sich in unserem Gespräch als echte Spice-Girls-Expertin, ist aber in keinster Weise eines dieser Mädchen-Mädchen, das du vielleicht gerade im Kopf hast. MØ, deren Namen man im Übrigen wie den Laut der Kuh ausspricht (also: Muuuh), ist eine coole Sau mit Punkrock-Attitüde, der es am Arsch vorbei geht, wenn sie jemand mit einem Pop-Püppchen vergleicht oder hinter ihr ausgefeiltes Girlband-Wissen kommt, mit dem sie sogar eigene Kategorisierungen anstellen kann.

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YNTHT: Ich habe neulich mit When Saints Go Machine gesprochen und Nicolaj, der Sänger, wollte mir ein dreckiges Geheimnis über dich verraten, aber ihm ist nichts eingefallen. Also entweder hast du nichts zu verbergen oder im Gegenteil, du bist sehr gut im Verbergen.
MØ: Es gibt schon einiges, zum Beispiel wissen nicht viele Medien, dass ich lange in einer Punkband gespielt habe. Und wir haben natürlich viele seltsame Sachen gemacht, als wir auf Tour waren. Aber wenn man jung ist, spielen doch alle in einer Punkband.

Das ist schon ein großer Unterschied zu der Musik, die du heute machst.
Ja, die Musik ist sehr unterschiedlich. Aber ich bin schon seit Jahren in dieser Untergrund-Szene und ich war auch lange Zeit Aktivistin. Diese Sache ist also tief in mir verankert, die linke Szene. Dass die Musik jetzt anders ist, war einfach nur eine natürliche Entwicklung. Als ich ein Kind war, waren die Spice Girls und generell Popmusik sehr inspirierend für mich, das ist also auch ein Teil von mir. Das finde ich aber nicht peinlich, das sind alles Teile von mir.

Du hast in deiner Jugend also jede Phase mitgemacht?
Ja, ich denke schon. Ich denke darüber nicht viel nach, aber ich mag eingängige Songs mit Refrain. Wenn ich aber keine Lust darauf habe, dann fühle ich mich auch nicht dazu genötigt, das zu machen. Ich weiß, das klingt jetzt cheesy, aber es geht darum, wie du dich fühlst.

Wird es auch viele verschiedene Facetten auf dem Album geben?
Ich glaube, das ist alles im gleichen Universum. Die vier Songs, die schon veröffentlicht wurden, und die Songs, die wir für das Album schon fertig haben, sind alle sehr unterschiedlich, aber ich denke, sie sind alle im gleichen Universum.

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Hast du ein Konzept für das Album?
Ja, es geht vor allem um Ruhelosigkeit, darum, nicht anzukommen und ständig darauf zu warten, dass etwas passiert.

Magst du diesen Zustand?
Er ist sehr inspirierend. Es ist schön, in einem Zustand zu sein, in dem du nicht weißt, was passieren wird, und du noch suchen musst. Du kannst natürlich auch sagen, ich mache nichts dagegen und warte einfach ab. Es ist natürlich frustrierend, nicht zu wissen, was kommen wird und was du mal machen wirst. Aber du solltest es eben probieren. Das kann zwar gut und schlecht ausgehen, aber wenigstens tut man etwas. Viele haben zu viele Möglichkeiten und drehen dann durch. Sie werden wütend, lassen sich stressen oder bekommen Angst.

Bevor du gemerkt hast, es funktioniert mit der Musik, und du in diesem Zustand warst: Was war Plan B?
Ich bin auf die Kunstakademie gegangen. Aber schon seit ich ein Kind bin, träume ich davon, Musik zu machen. Ich habe mir auch keine Sorgen darum gemacht, was passiert, wenn es nicht klappt. Das ist einfach etwas, das du nie genau weißt. Es kann auch ganz anders laufen. Man sollte immer das machen, worauf man gerade Lust hat, denn du weißt nie was passieren wird. Natürlich musst du einen Plan haben, aber wie die Dinge ablaufen, hängt viel von Zufällen ab, oder vom Glück.

Du bist jetzt viel unterwegs. Nervt dich das schon?
Nein, ich bin auch in einer Familie groß geworden, die viel gereist ist. Wenn ich nicht unterwegs bin, werde ich unruhig. Deswegen ist es für mich super, dass das zum Job gehört, jedenfalls im Moment. Natürlich hast du manchmal Heimweh und vermisst dein Freund, deine Freunde und Familie, aber es ist gut für meine Seele.

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Wann hast du angefangen, Texte für deine Songs zu schreiben?
Als ich sieben Jahre alt war. Ich habe sogar damals schon in Englisch geschrieben.

Du konntest mit sieben schon Englisch?
Nein, nein. Ich war letztens bei meinen Eltern zuhause und habe die Texte gesucht, die ich damals geschrieben habe. Ich wusste auch nicht, wie man englische Wörter schreibt. Die Texte gingen eher so „Because I love you“. Es war natürlich schreckliches Englisch. Ich habe die Texte dann gefunden, auf Papier mit meiner Kinderhandschrift. Sie machten absolut keinen Sinn und alles wurde falsch geschrieben, aber ich wollte einfach unbedingt englische Musik machen. Meine größten Idole waren die Spice Girls und die haben auf Englisch gesungen, also wollte ich das auch machen.

Wer war dein Lieblings-Spice Girl?
Das hat gewechselt. Zuerst war ganze lange Zeit Geri mein Idol, dann hat es aber zu Sporty Spice gewechselt. Es war auch mal Scary Spice. Aber mein größtes Idol war Sporty Spice.

Du hast auf jeden Fall die richtige Frisur.
Ja, aber ich habe natürlich nicht daran gedacht. Vielleicht werde ich unterbewusst noch beeinflusst.

Hast du auch Lyrics aus dem Teenageralter wiedergefunden?
Ja, sie waren auch in der Box. Es ist lustig zu sehen, wie sich dein Schreibstil und auch deine Handschrift verändern.

Ist es nicht auch lustig zu lesen, was für Probleme du mit 15 hattest?
Oh ja. Es war sehr lustig. Ich habe auch einen Text über eine Trennung gefunden. Ganz am Ende stand „Fuck you“ und der Name von meinem Exfreund. Ich erinnere mich noch, dass ich das geschrieben habe, als ich betrunken von der Stadt nach Hause gekommen bin und total traurig war. Alles war schrecklich und ich habe diesen Song namens „Indifference“ geschrieben.

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Wow.
Ja, das war ein neues Wort, das ich gelernt habe. (lacht) Ich dachte, alles ist egal, nichts ist wichtig. Naja, das war die Phase.

Was hast du damals mit den Lyrics gemacht?
Ich habe damals viel Gitarre gespielt.

War das die Punkrock-Phase?
Ja, schon. Aber bei diesem Lied war alles anders. Ich habe damals in so vielen seltsamen Bands gespielt. Zu der Zeit habe ich Sonic Youth geliebt, das tue ich auch immer noch. Aber ich stand auf diese seltsamen Noise-Grunge-Sachen. Wir haben auch den Song gespielt, aber nicht aufgenommen.

Hast du ihn mal deinem Exfreund vorgespielt?
Nein, natürlich nicht. Nein, nein, nein. (lacht)

Hast du beim Songwriting ein Idol?
Ja, ich kann viele klassische Beispiele nennen. Aber ein lyrisches Universum, wenn man das so sagen kann, von dem ich inspiriert wurde, ist das von Sonic Youth. All diese Rastlosigkeit der aufmüpfigen Jugendlichen. Es ist sehr zerstörerisch, aber auch ironisch, und das mag ich. Es ist schwer zu erklären, du musst auch zwischen den Zeilen lesen. Ich liebe es einfach. Aber auch Billy Holiday, Nick Cave und all diese inspirieren mich natürlich auch.

Wie läuft es mit dem Album?
Es ist fast fertig, aber es ist noch unscharf. Wir arbeiten ständig daran, aber ich hoffe, es wird gut. Robin und ich folgen unserem Herzen und versuchen uns darauf zu konzentrieren, ein Album zu machen, auf das wir stolz sein können.

Hast du ein paar Gäste?
Wir haben ein paar Produzenten-Gäste, aber keine Vocal-Gäste.

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Hast du schon oft den Lana Del Rey-Vergleich gehört?
Ja, ich habe oft Grimes und Lana del Rey gehört. Wenn ich einen neuen Künstler höre, denke ich auch an andere. Es ist menschlich, zu sagen, das erinnert an das und so weiter. Wenn Leute das denken, kann ich auch nichts machen. Vergleicht mich mit wem ihr wollt. Ich finde, sie hat ein starkes Umfeld. Ich mag die ganze Aura, aber ich finde nicht, dass wir uns ähnlich sind, allein die Einstellung. Aber wenn ich tief singe, klinge ich ein bisschen wie sie. Aber ich will nichts schlechtes über jemanden sagen.

Falls sie von einem Spice Girl inspiriert wurde, war es bestimmt Posh Spice?
Ja, wahrscheinlich. Vor allem Posh Spice, mit einem Hauch Baby Spice und ein wenig Geri.

Du klingst wie ein Spice Girls-Experte.
(lacht) Nein, nein.

MØ spielt am Freitag auf dem von Noisey und YNTHT präsentierten Dockville Festival in Hamburg.

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