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You Need to Hear This

Luca Vasta hatte schon als kleines Mädchen ihr eigenes Home-Studio

Ein Glück ist Lucas Vater damals ganz zufällig an einen Haufen Instrumente gekommen—sonst wäre Luca vielleicht nie Sängerin geworden.

Die Vorstellung, Musiker nicht unter ihrem Künstler- sondern ihrem Familiennamen zu kennen, kann manchmal eigenartig sein. Stellt euch mal vor, Katy Perry würde auf ihrem Albumcover plötzlich Katheryn Hudson heißen, oder Bob Dylan wäre damals als Robert Allen Zimmermann bekannt geworden. Das ist heute unvorstellbar. Andere Musiker verzichten aber auf einen Künstlernamen, weil ihr echter Name schon cool genug klingt. Ihr müsst es nur mal laut aussprechen, um das zu merken: Kendrick Lamar. James Vincent McMorrow. Luca Vasta. Klingt das nicht wie Musik in euren Ohren?

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Zugegeben ist das bei Luca Vasta ein bisschen anders, denn Luca ist eigentlich Nadine Vastas zweiter Vorname. Luca Vasta klingt aber sehr gut, und wir sprechen hier nicht nur vom Namen der Moderatorin, die zur Sängerin wurde (oder andersrum, wie sich in diesem Interview herausstellen wird). Dass Luca nicht nur eine tolle Stimme, sondern auch schon ihr Leben lang ein Faible für Musik hat, muss damit zu tun haben, dass damals ein paar Meter von ihrem Kinderzimmer plötzlich ein Raum voller Instrumente stand. Und das in einem Haushalt, in dem Musik nie viel mehr war als ein Hobby. Nur für Luca war das anders: Sie wusste genau, dass aus der Leidenschaft zur Musik irgendwann mal eine Karriere werden würde. Irgendwann.

Jetzt ist es endlich soweit: Am Freitag erscheint ihr Debüalbum Alba. Besser spät als nie.

Noisey: Vor ein paar Jahren hast du noch alle möglichen Sendungen bei VIVA moderiert, jetzt bist du plötzlich Sängerin.
Luca Vasta: Das war eigentlich gar nicht so plötzlich. Ich habe schon immer gesungen. Ich habe damals einen Pop-Kurs an der Uni in Hamburg gemacht und hatte dort auch meinen ersten kleinen Auftritt als Musikerin. Witzigerweise war eine TV-Produzentin dabei, die mich gefragt hat, ob ich nicht Lust hätte, zu einem Casting zu kommen. Plötzlich hatte ich einen Job beim Fernsehen, obwohl ich eigentlich immer gesungen und vorher noch nie moderiert hatte. Für mich ist Singen also etwas total Normales.

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Also war es eher andersrum: Erst Sängerin, dann Moderatorin.
Genau. Ich habe mit 12 oder 13 Jahren schon angefangen, Songs zu schreiben. Es war immer mein Ziel, eine Platte aufzunehmen.

Du bist in Deutschland geboren und italienischer Herkunft. Woher kommt dein gutes Englisch?
Das frage ich mich manchmal auch. In der Schule war ich wirklich schlecht in Englisch. Ich weiß noch ganz genau, dass ich im Unterricht nichts verstanden habe. Das hat mich echt genervt, vor allem wenn ich meiner Schwester zu Hause die Kassetten geklaut habe, um Musik zu hören, ich aber nicht verstehen konnte, was die da gesungen haben. Ich habe früher viel Michael Jackson, Velvet Underground und natürlich auch Mariah Carey gehört. Da es aber kein Google gab, habe ich die englischen Lyrics auf Papier geschrieben und dann mit einem Wörterbuch ins Deutsche übersetzt. Danach habe ich mir die Keyboard-Akkorde rausgesucht.

Warum hast du nie auf Deutsch gesungen?
Ich habe immer Musik auf Englisch gehört. Bei uns zu Hause wurde außer ein paar Nena Platten nur wenig deutsche Musik gehört. Es stand für mich also nie zur Debatte, auf Deutsch zu singen. Ich habe auch noch nie Songtexte auf Deutsch geschrieben und glaube nicht, dass das jemals passieren wird. Ich könnte mir aber schon vorstellen, einen Song auf Italienisch zu schreiben.

Woher kommt die Leidenschaft für Musik?
Ich komme zwar aus keiner Musiker-Familie, aber wir hatten damals ein Zimmer bei uns zu Hause, in dem ganz viele Instrumente standen. Irgendwann habe ich angefangen, viel Zeit in diesem Zimmer zu verbringen. Es war eine Art Studio, wo man sich sogar selber aufnehmen konnte. Schule fand ich damals total ätzend. Meine Eltern erzählen mir heute noch, wie ich als kleines Mädchen immer in diesen Raum gehuscht bin, auf Keyboards gespielt und mich selber aufgenommen habe.

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Warum habt ihr denn einen großen Raum voller Instrumente, wenn es in deiner Familie gar keine Musiker gibt?
Musiker gibt es schon, mein Opa ist Opern-Sänger, aber er war damals der einzige Musiker in meiner Familie. Es ging weniger um den musikalischen Aspekt, sondern eher darum, dass ein Bekannter meines Vaters verstorben war und mein Vater den Gedanken ziemlich traurig fand, all diese Instrumente in irgendeinem Keller verrotten zu lassen. Also hat er sie gekauft und bei uns ins Haus gestellt. Man kann sich gar nicht vorstellen, was da alles dabei war.

Was denn zum Beispiel?
Wahnsinnig viele Keyboards, einen Orgel und auch viele Aufnahmegeräte, diese DAT-Recorder, die es damals noch gab. Es war einfach total viel Kram. Am Anfang wusste keiner in meiner Familie so richtig, was wir mit den ganzen Sachen anfangen sollten. Alle waren mit diesen ganzen Instrumenten total überfordert.

Du anscheinend nicht.
Stimmt. Ich weiß noch, dass ich damals Hausarrest bekommen habe, und dann immer viel Zeit in diesem Raum verbracht habe. Die Aufnahmegeräte haben mich total fasziniert. Ich bin da total hängengeblieben und habe seitdem nicht mehr aufgehört, Musik zu machen.

Trotzdem kommt dein Album erst jetzt raus, nachdem du über zwei Jahre daran gearbeitet hast und schon so gut wie dein ganzes Leben Musik machst.
Es ist schwer zu sagen, wie lange ich schon an dem Album arbeite, denn manche Texte gibt es schon seit acht Jahren. Aber ja, es hat auf jeden Fall mehrere Jahre gedauert. Ich empfinde es einfach als eine sehr, sehr schwierige Aufgabe, eine Platte zu machen. Als ich damals konkret angefangen habe, wollte ich meinen eigenen Sound finden und dabei nicht nur mit anderen Leuten produzieren, sondern auch zusammen mit ihnen Songs schreiben. Dinge, die ich davor nie gemacht habe. Es hat einfach lange gedauert, bis ich meinen eigenen Weg und die richtigen Leute dafür gefunden habe.

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Zu der Zeit warst du noch bei einem Major unter Vertrag und deine Platte war so gut wie fertig. Dann hast du dich vom Label getrennt.
Ja. Von dem Album habe ich auch gar keine Songs behalten, ich habe für Alba noch mal von null angefangen. Als ich noch beim Major war, bin ich wahnsinnig viel rumgekommen und habe sehr viel gelernt. Ich habe ganz viele Leute getroffen und konnte mit ein paar etablierten Produzenten arbeiten. Das war eine coole Erfahrung, hat aber nirgendwo hingeführt. Das Endprodukt war eine Platte, die mir nicht nahe und überhaupt nicht authentisch war. Es hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Kurz vor Veröffentlichung der Platte musste ich dem Label sagen, dass ich das Album nicht veröffentlichen will. Das war nicht der beste Moment in meinem Leben, aber dieser krasse Schritt war wirklich nötig.

Wie weißt du denn, dass die Platte jetzt wirklich gut ist?
Ich habe die Songs diesmal selber geschrieben, obwohl ich gar nicht wusste, ob ich überhaupt ein ganzes Album schreiben kann. Während der „neuen“ Album-Phase war ich manchmal komplett verloren und wollte aufgeben. Aber jetzt weiß ich, dass das Album meinen Vorstellungen gerecht geworden ist. Man merkt morgens beim Aufstehen doch auch, ob der Tag gut wird oder nicht—genauso hat sich das mit dem Album angefühlt.

Du sagtest gerade, du wolltest oft aufgeben. Was hat dich denn motiviert weiter zu machen?
Ich bin sehr ehrgeizig und jedes Mal, wenn ich zwei, drei Tag in eine Depression verfallen bin, dachte ich nur darüber nach, wie armselig das ist, wenn ich jetzt aufgebe, weil ich ja noch nicht mal etwas veröffentlicht hatte. Momente wie der, in dem „Black Tears White Lies“ entstanden ist, haben mich motiviert. Eigentlich brauche ich immer total lange fürs Schreiben. Von zwei, drei Songs gibt es bestimmt 30 verschiedene Versionen—man kann sich also denken, wie lange das immer dauert. Bei „Black Tears White Lies“ war das anders: Ich habe mich mit meinem Gitarristen Mathias in seinem WG-Zimmer getroffen und der Song war plötzlich einfach da. Das kam ganz natürlich. Über solche Momente freut man sich und das motiviert einen natürlich weiter zu machen.

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Witzig, dass du eben „Depressionen“ angesprochen hast. Das Album hört sich oft sehr traurig an.
Ich empfinde das gar nicht so, trotzdem habe ich das schon öfter gehört. Mir war es wichtig, dass das Album ehrlich ist und ich über Dinge schreibe, die mir wichtig sind und mir etwas bedeuten. Ich finde es leichter, über etwas zu schreiben, was einen tief berührt.

Was sind denn Themen, die dich berühren?
Ich habe viel auf der Platte verarbeitet. Es geht nicht unbedingt um eine Beziehung, einen Mann, oder eine Freundschaft, sondern darum, was ich über die Jahre erlebt habe. Das kann Enttäuschung oder einfach nur Einsamkeit sein. In der Album-Produktion hatte ich oft das Gefühl, alleine zu sein, weil ich nicht wusste, wo das alles hinführen soll. Außer von Freunden oder Familie bekam ich keinen Halt, es gab niemanden, der mir garantieren konnte, dass das alles klappt. Existenzängste halt. Berlin spielt in meinen Texten eine große Rolle. Als ich damals hierhergezogen bin, habe ich zum ersten Mal alleine gewohnt. Ich komme aus einer Großfamilie mit drei Geschwistern, es war immer laut und viel los, und plötzlich war ich ganz alleine in dieser großen Stadt, alleine in dieser Wohnung, mit dem Ziel, ein Album zu machen, ohne eine Ahnung zu haben, wie ich das angehen soll. Es war der schlimmste Winter in Berlin und da habe ich dann angefangen, für das Album zu schreiben. Daher kommt wahrscheinlich die Melancholie auf dem Album.

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Dein Song „Cut My Hair“ ist meiner Meinung nach der am wenigsten melancholisch-klingende Song vom Album. Wie kommt es eigentlich, dass der bereits vor einem Jahr als Teil eines Werbespots im Fernsehen rauf und runter lief, man danach aber nichts mehr von dir gehört hat?
Damals waren nur zwei, drei Songs fertig, darunter auch „Cut My Hair“, den eine Marketing-Agentur in die Hände bekam und für den Spot benutzen wollte. Aber der Weg bis zum fertigen Album war wahnsinnig lang. Ich wusste, dass ich mich weiter auf mein Album konzentrieren musste, denn mit ein, zwei Songs wäre ich nicht weit gekommen. Es hat mich einfach super viel Zeit gekostet, die Songs alle fertigzuschreiben.

Wo wir gerade bei „Cut My Hair“ sind: Wieso willst du eigentlich, dass dir jemand die Haare abschneidet?
Will ich eigentlich gar nicht. Ich habe den Song mit zwei Freunden geschrieben und kam irgendwie auf die Zeile „cut my hair“. Den Satz fanden wir so stark, dass ich meine Story da gleich mit einbauen wollte. Es ist ja bei Mädchen so, dass sie sich nach einer Trennung manchmal fragen, ob sie sich für die Typen verändern müssen und sich zum Beispiel nach einer Trennung die Haare abschneiden sollten. Aber das sollte man auch im übertragenen Sinne verstehen—es geht um Veränderung. Ich versuche aber eigentlich immer so zu bleiben, wie ich bin.

Alba erscheint bei Ferryhouse Productions. Bestell es dir bei iTunes.

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