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You Need to Hear This

Musiker, die ihr gehört haben müsst: Lone

Lone gehört zu dem Typ Musiker, der sich lieber hinter dem Bildschirm versteckt, als große Töne zu spucken. Trotzdem wird er unaufhaltsam bekannter.

„Musik klingt anders im Dunkeln“, antwortet der britische Künstler Lone bei der Frage, ob er die kleinen, dunklen Clubs, großen Festivalbühnen vorzieht. So langsam muss er sich aber auch an die großen Stages gewöhnen, schließlich wurde er vor kurzem für das diesjährige Melt! Festival gebooked, sogar der Festivaltrailer 2014 wurde mit seinem Track „Airglow Fires“ unterlegt : „Da werde ich live spielen, sogar das erste Mal mit richtigen Visuals!“ In der Stimme von Matt Cutler, wie Lone abseits des DJ Pults heißt, schwingt Nervosität mit. Lone gehört zu dem Typ Musiker, der sich lieber hinter dem Bildschirm versteckt, als große Töne über sich selbst zu spucken.

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Dabei hat er sogar ein paar Berühmtheiten unter seinen Fans, die ihm den Rücken stärken, wie Azealia Banks, die schon seit vier Jahren eng mit Lone zusammenarbeitet und seine Songs gern für eigene Tracks weiterverwendet. Auch auf ihrem neuen Album Broke With Expensive Taste, das diesen Frühling erscheinen soll, wird wieder ein gemeinsamer Track mit Lone zu finden sein, verrät Matt.

Matt Cutler kommt aus dem britischen Nottingham und hat schon als kleiner Junge angefangen zu produzieren, die Musik von seiner ersten Spielkonsole hat ihn dazu animiert. Seine musikalische Entwicklung klingt allein an Hand seiner letzten Band-Projekte, z.B. mit Kona Triangle und seinen bisher veröffentlichten fünf Alben nach einer elektronischen Metamorphose: Von Deep House und IDM-Musik, über eine elektronische Hommage an den HipHop, bis hin zu seinem Faible für die 90er-Gamesounds. Erst im Januar hat sich seine Genre-Vielfalt bezahlt gemacht, mit „Airglow Fires“ räumte Lone noch vor Mount Kimbie und James Blake den Gilles Peterson Worldwide Award für den Song des Jahres ab.

Was die Dunkelheit denn mit der Musik anstellt, will ich wissen. Matt schaut hoch an die Decke und denkt einen Moment nach. In zwei Stunden wird ihm diese Decke zu Füßen liegen. Gleich hat er dort im Rahmen von „On The Drop“ seinen ersten Auftritt in München. Noch sitzen wir aber unten im Keller vom Club Kong. „Musik hat im Dunkeln einen anderen Charakter, irgendwie aggressiver“, erklärt er. Vielleicht weil sich der Beat näher anfühlt. Bei Outdoor-Konzerten, stehe vor allem die Melodie im Vordergrund. Außerdem macht Dunkelheit unsicher und verleiht dem Club einen intimeren Flair: „Das Publikum geht da viel mehr ab, was wiederum auch mich ermuntert, mehr auszuprobieren. Das gefällt mir an der Dunkelheit!“.

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Er grinst mich an: „Oft mach ich beim Produzieren das Licht aus, bis die einzige Helligkeit im Zimmer von meinem Laptop-Bildschirm kommt. Dann fühlt sich die Musik noch echter an.“ Dass sich ein NuDiscoProduzent in der Dunkelheit wohler fühlt, überrascht wohl kaum. Wer Lone bei Twitter folgt weiß, dass er sogar regelmäßig über seine nächtlichen Träume twittert.

Had a dream the sphinx suddenly made a sound. Like a weird time stretched scream.. It was on the news and stuff

— Lone (@Lone) 29. Oktober 2013

Als ich Matt auf seinen Tweet mit der sprechenden Sphinx anspreche, fängt er laut an zu lachen. „Das war wirklich ein sehr seltsamer Traum, witzig, dass du dich ausgerechnet daran erinnerst!“ Matt gibt zu, dass er seine Träume oft auf Twitter festhält. Schließlich sei das Handy immer als Erstes griffbereit nach dem Aufwachen und länger als zehn Minuten könne er sich ohnehin nicht an das Geträumte erinnern. „Es ist lustig, dass die Leute so etwas tatsächlich auch lesen, denn sogar für mich macht der Tweet ein paar Stunden später keinen Sinn mehr.“ Ob ihm Träumen denn wichtig sei, hake ich nach. „Ja auf alle Fälle! Ich ziehe eine Menge Inspiration aus meinen Träumen,“ schwärmt Matt. „Manchmal zeigen mir meine Träume Dinge, Unsicherheiten und so, die mir gar nicht richtig bewusst waren“. Matt nimmt kurz einen Schluck Bier und bringt seine Faszination dann auf den Punkt: „Im Traum bekommt man manchmal die richtigen Antworten auf Fragen, die man tief in sich verschlossen hält“.

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Ob diese Träume ihn auch zu neuer Musik inspirieren, frage ich. „Ja das auch. Fast immer höre ich Musik in meinem Kopf, aber wenn ich dann aufwache ist alles weg.“ Aufschreiben hätte er seine nächtlichen Ideen noch nie können. Wer weiß, vielleicht schafft er auch das irgendwann. So wie er auch irgendwann gerne Filmmusik komponieren möchte. „Das wäre eine große Herausforderung!“, meint Matt. Schon jetzt habe er bei jedem seiner Tracks den Anspruch sie so experimentierfreudig klingen zu lassen wie nur irgend möglich. Er sucht nach einem Vergleich, um meinen fragenden Blick beantworten zu können: „So gehaltvoll wie es bei der großartigen Filmmusik von John Williams der Fall ist.“ Aber an diese große Emotionalität der klassischen Filmmusik werde er mit seiner elektronischen Musik wohl nie ganz rankommen, gibt er zu. Damit meint Matt aber nicht, dass elektronische Musik ihren Platz nur im Club hat, mit seinem nächsten Album möchte er tatsächlich versuchen, mehr Richtung Filmscore zu gehen. „Ich wage mich gerade an Tracks ohne Beats heran, so in etwa wie bei Ambient Musik. Ich denke, das könnte sehr gut zur Filmmusik taugen.“ Ob es aber tatsächlich einmal mit eigener Filmmusik klappen wird, bleibe abzuwarten. Bis dahin möchte Matt Cutler aber auf jeden Fall „Blade Runner“ als Musterbeispiel nennen, um zu zeigen, wie gut elektronische Musik auch auf der Kinoleinwand funktionieren kann.

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