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You Need to Hear This

Frauen in Songs: Wer sind eigentlich Ariel und Matilda?

Hinter jedem guten Song steckt eine Geschichte, hinter manchen eine Frau.

Das Prinzip ist so alt wie die Popmusik selbst: Ein Musiker, eine Muse—und ein Song, der ihre Geschichte erzählt. Auf der Suche nach den interessantesten Hintergründen der letzten Zeit fällt auf, dass es sich beim Resultat bei weitem nicht nur um nervige Lovesongs handelt. Ebenso wie die Tatsache, dass die Vornamen mit der Zeit immer ausgefallener werden. Auf jeden Fall eine sinnvolle Entwicklung, wenn es nicht bald den hundertsten Track über „Mary“ geben soll—das ist nach der Plattform Suziko mit circa 47 Songs nämlich der beliebteste Name in der Liga der Frauennamen auf Songtiteln. Gut möglich, denn „Mary“ findet man immerhin auf Tracks von Lady Gaga, Kings of Leon, The Subways oder The Ting Tings genauso wie bei den Beatles und The Who. Außerdem ganz vorne mit dabei sind Caroline, Mona, Maria, Lisa und Jane.

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Der Name „Matilda“ hat da schon einen ganz anderen Klang. Der Song von Alt-J ist eine Liebeserklärung an die 13-jährige Natalie Portman. Die Matilda im Film „Léon – der Profi“ war eine ihrer ersten Rollen. Und von der, waren die Jungs so beeindruckt, dass sie ihr gleich ein ganzes Lied widmeten. „This is from Matilda“ heißt es immer wieder im Song—ein Zitat aus dem Film. Denn als Auftragskiller Léon dem korrupten Polizeibeamten ein paar Granaten überreicht, sagt er eben diesen Satz. „Der Song handelt von genau diesem Moment“, erzählt Sänger Joe Newman in einem Interview mit Bloggerin Isabelle Spray und erklärt, dass er versuchte die Beziehung der beiden in „Matilda“ festzuhalten.

Inspiration durch einen Film, da sind Alt-J nicht die einzigen. Auf dem neuen Album der Arctic Monkeys, AM, gibt es einen Track mit dem Namen „Arabella“. Dass auch Arabella nicht wie ein gewöhnlicher Vorname klingt, ist kein Zufall. Der Titel ist ein ziemlich geschickter Schachzug von Sänger Alex Turner. Jetzt weiß nämlich niemand so ganz genau ob er nun seine Freundin, die Schauspielerin Arielle Vandenberg, meint, oder einfach nur auf Jane Fonda im silbernen Badeanzug abfährt. Die spielte in den 70ern nämlich die „Barbarella“ im gleichnamigen Science-Fiction-Streifen. Aus Arielle und Barbarella mach „Arabella“—ist klar. Die Arabella im Song trägt jedenfalls denselben Badeanzug wie Jane Fonda, außerdem Cowboystiefel und eine 70er Welle. „Arabella’s got some interstellar gator skin boots, and a Helter Skelter ‘round her little finger and I ride it endlessly. She’s got a Barbarella silver swimsuit”, heißt es im Song. Ja, Arabella scheint wirklich ein Knaller zu sein. „Es gibt sie wirklich“, erzählte Turner dem Q Magazin im Interview.

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Seite 2: Casper, Blumentopf und Sidos Hasslied Richtung Sarah

Fanvideo von Jan-Philipp Reuter

Mit Ariel hat Casper einen ähnlich außergewöhnlichen Namen gefunden. Die Geschichte zum Song „Ariel“, den er übrigens selbst zu seinem Lieblingstrack auf Hinterland erkoren hat, ist jedenfalls sehr ernst. Im Interview mit der Juice erzählte er, dass er „Ariel“ seiner Halbschwester gewidmet hat, die während der Aufnahmen zu Hinterland bei einem Autounfall in Amerika ums Leben kam. Vor dem Unfall hat er alle Künstler, die ihre Musik als Ventil benutzen nur belächelt, meint er in einem anderen Interview mit Kulturnews.de. Aber dann, in der Nacht, als ihn die Nachricht vom Tod seiner Schwester erreichte, hatte er niemanden zum Reden, saß alleine in seinem Wg-Zimmer und brauchte ein Ventil. Noch in derselben Nacht entstand „Ariel“. Mit Oscar-Wild-Zitaten, ein paar klaren Bezügen zu Oasis und Textpassagen, die mich ein wenig an Titanic erinnern. „Wenn ich geh, wenn ich geh, wenn ich geh, wenn ich geh. Bin ich doch da, solang die Band noch spielt. Aah.“

Kommen wir zu einem ganz anderen Beweggrund, der einen Mann dazu veranlasst, einen seiner Songs nach einer Frau zu benennen: Sex. Was für eine Überraschung. Wax ist hierfür das Paradebeispiel. Immerhin ist das Video zu „Rosana“ bestimmt nicht wegen den schlauen Lyrics durch die Decke gegangen. Das lag schon eher an Rosana selbst. Ein weiterer Frauenname, der unter Musikern äußerst beliebt scheint und den schon Johnny Cash („Rosanna's going wild") und Toto besungen haben. Wenn man den Erzählungen von Wax glauben kann, ist es kein Wunder, dass das Video so sexy wurde. In einem Interview mit Krone erzählt er: „Ich hatte ein Mädchen gedatet und tüftelte an einem Sonntag zu Hause an Songs. Sie trank Wein und kam immer wieder in mein Zimmer, um mit mir Sex zu haben. Das Ganze hat sich sechs oder sieben Mal wiederholt und war eine ziemliche Herausforderung“. Außerdem erzählt er, dass er oft Erfahrungen aus dem eigenen Leben in seine Texte einfließen lässt. Dank des Videos können wir uns das jetzt alle lebhaft vorstellen.

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Von Arabella zu Ariel. Von Rosanna zu Rosi—und ab in den Münchner Sperrbezirk. Echte Münchner kennen die Telefonnummer von Rosi mindestens so gut wie die der eigenen Freundin oder den Notruf: zwounddreißig - sechzehn - acht. Ich möchte gar nicht wissen wie oft diese Nummer zu den besten Zeiten der Spider Murphy Gang gewählt wurde. Ob das Lied nun eigentlich politisch gemeint war oder nicht, Rosi bewegt auch noch knapp 30 Jahre nach Veröffentlichung die bayrischen Gemüter. Spätestens jedes Jahr auf dem Oktoberfest. Sogar so sehr, dass sich die Jungs von Blumentopf letztes Jahr mit Günter Sigl zusammengetan haben um unter dem Motto „Was macht eigentlich Rosi“ über den Münchner Dorfbesen zu philosophieren. Mittlerweile ist sie alt und verbraucht. Die 80er sind eben einfach vorbei.

Solange wir also von ein paar wenigen Disstracks, wie „Sarah“ von Sido absehen, der 2006 seine Meinung zu Moderatorin Sarah Kuttner öffentlich und ziemlich eindeutig offenbarte oder Joachim Deutschlands „Marie“ außer Acht lassen, meinten es die Männer meistens gut mit ihren besungenen Frauen. Jemandem einen Songtitel zu widmen, ist also generell etwas Schönes und eine große Ehre. Egal ob es sich bei der Frau um die Schwester, die Freundin oder die perfekte Frau handelt—und auch ganz egal was für eine Geschichte Musiker und Muse miteinander verbindet.

Weil es unmöglich gewesen wäre, sich allen guten und interessanten Namensliedern zu widmen, enthält der Artikel natürlich nur eine kleine Auswahl. Ihr könnt euch gerne durch unsere wahllos zusammengewürfelte Spotify-Playlist mit Frauennamen klicken.

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